Alles Gutti?

Derzeit regen sich alle über die Doktorarbeit von Guttenberg auf, wegen der Plagiatsvorwürfe. Hallo? Wisst Ihr was der gute Mann für einen Doktor hat? Der gute Mann ist Doktor der Juristerei. In diesem Fach wird eine Doktorarbeit nicht erarbeitet. Da forscht nicht einer einige Jahre mehr oder weniger erfolgreich, um die Wissenschaft um eine kleine Erkenntnis zu bereichern oder er tüftelt nicht an einer Maschine einem Mechanismus oder einem Algorithmus um etwas zu verbessern oder zu erfinden.

Juristen schaffen – wie andere Geisteswissenschaften – nichts neues. Sie schreiben nur zusammen, was andere schon geschrieben haben oder kommentieren dies, setzen sich mit einem Thema auseinander oder bestreiten eine These. Das solche Arbeiten voller Zitate sind, sonst würde man ja eigene Meinung kundtun, ist logisch. Eigentlich bestehen solche Arbeiten nur aus Zitatstücken die mit einigen Sätzen verbunden sind um damit die eigenen Argumente zu unterstützen. So soll auch Guttenbergs Doktorarbeit bei 475 Seiten schon jetzt über 1.200 Fußnoten haben.

Ob nun einige Stellen nicht als Fußnote gekennzeichnet ist oder nicht ist völlig belanglos, weil eine solche Arbeit an und für sich nur eine Fleißarbeit und nichts schöpferisches oder eigenständig erarbeitetes ist. Nicht umsonst ist es bei Geisteswissenschaften Gang und gäbe das Berufstätige ihre Doktorarbeit von Studenten höherer Semester schreiben lassen und sie dafür bezahlen – das kommt immer noch billiger als den Arbeitsausfall hinzunehmen. Es gibt sogar Ghostwriter die das zu ihrem Beruf gemacht haben. Mit einem PC, eine Datenbank mit vielen Zitaten die man für die unterschiedlichsten Thesen brauchen kann, kann man die Dinger am Stück schreiben.

Solange eine Doktorarbeit in der Juristerei so wenig Fachkenntnis von diesem Fach erfordert, dass sie jeder schreiben könnte, der gut in Deutsch ist und eine gut sortierte Zitatensammlung hat, solange ist völlig egal ob da einige Zitate nicht als solche gekennzeichnet sind. In anderen Gebieten ist das unmöglich. In der Naturwissenschaft ist die Doktorarbeit der Ergebnisbericht einer Forschung, selbst wenn sie nichts gebracht hat, so weiß man dann wie es nicht geht und es ist ein Protokoll was man untersucht hat. In der Ingenieursarbeit ist es der Bericht einer Konstruktion – entweder in Form von Hardware oder bei Informatik eben Software. In beiden Fällen muss der Doktorand einige Jahre lang an etwas arbeiten und dann kann er darüber schreiben. Da zeigt sich dann schon was einer von diesem Gebiet versteht, was er kann, welche Einfälle er hat – und eine solche Arbeit ist nicht von jemand anderen schreibbar, weil sie ja nicht als Thema hat schon existierendes einfach neu zu betrachten, sondern neues zu schaffen.

Sorgt dafür an die Doktorarbeiten von Geisteswissenschaften vergleichbare Maßstäbe angelegt werden können, dann dürfte ihr euch über Guttis Arbeit aufregen.

8 thoughts on “Alles Gutti?

  1. Wahre Worte.
    Mal gucken, wer sich da noch blamiert.

    Bei den Medizinern gehörte der Dr. Titel ja lange Zeit unabdingbar zum Beruf, so dass er zum Berufssynonym wurde. Erarbeitet wurde die Dissertation bei denen im Grunde so:

    geeignetes Personal sucht für kleines Geld Krankenakten zum Thema raus, sortiert und gewichtet schon mal, der Weißkittel schreibt dazu ein paar verbindende Worte. Meist langte das.

  2. Das ganze Geplänkel dient doch eh nur dazu, von dem Mist abzulenken, den er als Vertidigungsminister gerade baut. Ob die Arbeit was Wert ist oder nicht, ist dabei letztendlich belanglos. Genauso, wie die Doktorarbeit unserer Familienministerin Schröder im wesentlichen belanglos ist. Die taugt im Prinzip auch nur dazu, die CDU in ihren Meinungen zu bestätigen, wie zur Zeit der Publikation von selbiger zu lesen war.

  3. Wenn sich aber bewahrheitet, dass selbst die Einleitung aus einer Zeitung(!) abgeschrieben ist, dann hat das nichts mehr mit versehentlich ungekennzeichneten fachlichen Zitaten zu tun, sondern ist schlicht und einfach Betrug.

  4. Ehrlichkeit, Rückgrat, dass er mitbekommt, was im Internet abläuft (z.B. ein eigenes Projekt, um alle plagiierten Stellen in seiner Doktorarbeit zu finden), Unabhängigkeit insbesondere von der Bildzeitung und besonnene Entscheidungen.
    Kleiner Scherz, er ist ja Politiker. Also nichts von all dem.

  5. Die Juristerei beschäftigt sich ja überwiegend mit Vorschriften und ihrer Einhaltung. Da sollte man doch voraussetztn, daß bei einer Promotion auf diesem Gebiet wenigstens die Vorschriften eingehalten werden. Wer das nicht kann gibt ganz klar zu erkennen daß er noch nicht mal das Grundprinzip dieses Fachs kapiert hat.

  6. Neulich noch gegen Guttenberg „Gleiches Recht für Alle!“ und harte Sanktionen fordern und sich nun darüber mehr oder minder aufregen? Ist ihre Meinung wetterbedingt?

  7. Schon mal auf das Datum geschaut?
    Anfangs hies es ja es wären einige Stellen. Das es über 70% sind und dann das ganze so verharmlost wurde kam ja erst später. Wenn Sie lesen können würden sie auch sehen, dass ich Guttenbergs arbeit als Aufhänger für ein anderes Thema nehme.

    Zu der Kernaussage, das Doktorarbeiten in Geisteswissenschaften aber nicht mit denen von Naturwissenschaften vergleichbar sind, und darum geht es in diesem Artikel ist nach wie vor meine Meinung.

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