Die Zahl des Tages

Die heutige Zahl des Tages ist 628 Millionen. Das ist die Summe, welche der DFB für die Übertragungsrechte der Bundesliga herausgeschlagen hat. Ich habe als ich von der Summe gehört habe nur den Kopf geschüttelt. Das erste Mal als ich von den Rechten hörte war so Ende der Achtziger Jahre, damals stieg die „Vergütung“ von vormals 30 auf 150 Millionen – wohlgemerkt DM, nicht Euro. Ursache war, dass SAT1 die Rechte haben wollte und damals gab es erstmals Konkurrenz zur ARD, die vorher praktisch den Samstagsvorabend bestimmte. Es war auch das ende der ausführlichen Berichterstattung der öffentlich rechtlichen, die zu Recht nicht solche Unsummen für Ausschnitte zahlen wollen. Auch wenn es immer wieder mal Auseinandersetzungen gab. Nun sind es 628 Millionen Euro, und der Löwenanteil, über 2/3 zahlt Sky.

Die Summe ist enorm hoch. Es sind ein rechnerisch pro Spiel (34 Spieltage x 9 Begegnungen) 2,05 Millionen Euro. Nehmen wir 50.000 Euro Kosten für die Kamerateams und Übertragung so sind die Einnahmen viel höher als durch die Zuschauer: Nach dieser Meldung gab es in der letzten Saison  13 808 730 Zuschauer. Ein jeder müsste also über 45 Euro Zahlen um die gleichen Einnahmen zu generieren – und das ohne Berücksichtigung der Fixkosten. Schließlich kostet der Unterhalt des Stadiums etwas, ich denke die Sicherheit auch, denn bei Spielen sind gerne mal einige Hundertschaften an Polizisten im Einsatz, während man – ketzerischer Gedanke – wenn man nur von den Übertragungsrechten leben will, auch die Spiele von einem Bolzplatz oder gleich aus Monaco übertragen könnte, das verkürzt wenigstens den Anfahrtsweg für die Millionäre.

So verwundert es nicht, dass Fußballvereine heute so reich sind, dass sie sich ganze Stadien, pardon „Arenen“ bauen können. Früher mussten sie ja öffentliche Stadien nutzen, in denen man auch noch andere Sportarten nachgehen konnte, heute gibt es ja nur noch Fussballarenen.

Sport ist heute in die Diskussion gekommen. Wie realitätsfern die sogenannten Sportler sind, zeigte sich ja beim Formel 1 Rennen in Bahrein. Nicht nur Ecclestone, der sich nur um die Sicherheit seiner Leute sorgte, aber es offensichtlich okay findet die Diktatur dort zu unterstützen. Die Fahrer waren auch nicht besser. „Es ist ja von den Unruhen weit weg“ war noch der beste Kommentar. Hauptsache man darf ein paar Runden im Kreis fahren.

Nicht das Fußballer besser wären. Auch die kümmert nur das Geld. winkt ein Verein mit einigen Millionen mehr, dann wird fleißig gewechselt. Für wen sie spielen oder in welchem Land das ist nebensächlich und so wundert es auch nicht wenn DFB und UEFA betonen, das es bei der EM in der Ukraine nur um Sport geht und – welch ein Wunder – Sport ist völlig unpolitisch. Na klar dem Sport ist es egal ob olympische spiele in einem kommunistischen Regime gibt oder Fußball Weltmeisterschaften in Monarchien.

Man sollte vielleicht noch genauer sagen, es geht auch nicht um den Sport, sondern Geld. Anders kann man es nicht erklären warum Fußballweltmeisterschaften an Länder vergeben haben, die in der FIFA Weltrangliste auf Platz 84 sind, (passenderweise genau zwischen Albanien und Nordkorea), kein Stadion, nicht mal Rasen verfügen, dafür Frauen vom Fußball aussperren und in Öl schwimmen. Weil das Geld so wichtig ist überlegt man dann sogar die WM im Winter durchzuführen, da es im Sommer in der Wüste meistens recht heiß wird.

Meiner Meinung nach: diese Geldmaschine müsste man austrocknen. Da das ganze aber international ist, wird’s wohl nicht gehen. Selbst wenn alle demokratischen Staaten mitziehen (die ja nicht mal einen Konsens bei der Bekämpfung des Klimakollapses und der Finanzmärkte hinbekommen), dann gibt es ja noch andere Länder. Dann spielen Schwinsteiger in Kuweit, Syrien, Nord Korea und China. Hauptsache die Millionen wandern aufs Konto.

5 thoughts on “Die Zahl des Tages

  1. Was hat Fußball überhaupt noch mit Sport zu tun? Fußballvereine sind Wirtschaftsunternehmen, bei denen nur Dividende und Aktienkurse zählen. Wer mehr Geld hat, kann sich bessere Spieler leisten und macht damit noch mehr Geld. Daß man so nebenbei auch noch etwas Fußball spielen muß läßt sich dabei nicht vermeiden. Wie sonst will man den Fans das Geld aus der Tasche ziehen?

  2. Durchschnittlich 45 € pro Ticket schafft Bayern München locker. Und auch die anderen Bundesliga-Mannschaften verlangen auf den besten Plätzen meist mehr als diesen Preis.

    In der Tat ist Fußball oder Formel 1 auch viel Politik. Allein schon, dass z.B. der ganze Formel-1-Tross nach Bahrain fährt und dort dann sagt: „So ganz wohl fühlen wir uns hier aber nicht“, hat politisch viel, viel Gewicht. So werden wir es bald auch mit der Fußball-EM in der Ukraine erleben.

    Ich glaube auch, dass die Entwicklung in Nachkriegs-Deutschland anders verlaufen wäre, wenn es 1954 nicht das „Wunder von Bern“ gegeben hätte: Es geht nicht nur darum, dass Deutschland damals das Dusel hatte, ein 0:2 gegen Ungarn noch drehen zu können. Es geht darum, dass dieser Sieg Deutschlands international respektiert wurde. Und dieses Gefühl: „Ihr könnt etwas erreichen“ erreichte die Leute damals emotional ganz tief drinnen.

    Kai

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