Buchkritik: Herrmann-Michael Hahn: Unser Sonnensystem. Sonne und Planeten im Fokus der Forschung

Das heutige Buch ist von einem in Deutschland recht bekannten Astronomieautor: Herrmann Michael Hahn ist seit 30 Jahren Autor diverser Bücher, jährlich erscheinender Astronomie-Kalender und auch aktiv als Coautor. Amazon listet (mit Dubletten) 104 Bücher. Zwanzig Jahre vor diesem Buch erschien vom selben Autor „Sonne, Erde und Planeten“ und dieses Buch könnte man als aktualisierte Auflage dieses Buches ansehen.

Ich suchte für meinen Urlaub in Nesselwang etwas Gutes zu Lesen und das erste Buch das ich dafür auswählte (Kritik siehe hier) eignete sich so recht dafür. Immerhin gibt es bei Hin- und Rückfahrt rund 6 Stunden Zugfahrt. Und da ich bekennender Schwabe bin, kaufe ich Bücher, vor allem wenn sie nicht mehr ganz taufrisch sind, dafür billig zu haben.

Fangen wir mal an warum es bei dem Buch geht: es ist unser Sonnensystem. Nicht nur, wie bei vielen anderen, die Planeten, sondern auch die Sonne, die Asteroiden, die Kometen und es gibt auch ein Kapitel über die Entstehung des Sonnensystems und Exoplaneten. Das Buch ist im Farbdruck, gebunden und gut gestaltet. So gibt es zahlreiche Kästen, die einige Dinge erklären, z.B. das die Temperatur von Gasen so hoch sein kann und Millionen Grad betragen kann – da es ein Fast-Vakuum ist verbrennt trotzdem darin nichts. Ich schätze am Autor, dass er gut erklärt und dabei nicht an der Oberfläche bleibt sondern auch aktuelle Forschungsergebnisse mit einarbeitet und gut erklärt.

Stand des Buchs ist 2004, genauer gesagt kann man es recht präzise datieren: Das Buch muss zwischen dem Vorbeiflug Cassinis an Phoebe und dem Einschwenken in den Orbit entstanden sein, denn dass sind die letzten Bilder die aktuell sind. Liest man es nun, acht Jahre später, so wünscht man sich eine Aktualisierung. Um Merkur kreist seit einem Jahr Messenger und schon die Vorbeiflüge dieser Sonde haben neue Erkenntnisse gebracht. Venus Express durchleuchtet seit 2005 die Venus Atmosphäre. Lunar Prospektor, Kaguya, Chandrayaan haben neue Erkenntnisse über den Mond geliefert, einige neue Marssonden gab es. Auch bei den Exoplaneten gab es Neuigkeiten und zwei Satelliten untersuchen sie nun.

Was leider nicht ganz mit dem hervorragenden Inhalt korrespondiert, ist das Layout. Der Textteil nimmt zwei Drittel der Seitenbreite ein, Kästen zur Erklärung sind manchmal im äußeren Drittel, sehr oft aber auch Abbildungen und die haben dann die Größe einer Sonderbriefmarke. Wenn das dann ein Querschnitt eines Planeten zurv Erklärung seines inneren Aufbaus ist, so ist da fast nichts zu erkennen. Insbesondere bei Voyager hat man uralte Bilder aus den Achtzigern genommen. Da findet man heute selbst bei der NASA bessere, man muss nur eben ein bisschen suchen und nicht gleich die aus dem  planetary Photojournal nehmen.

Etwas ungewohnt fand ich die Aufteilung des Buchs. Zwischen Mars und Jupiter findet sich das Kapitel über Kometen und Asteroiden, dann gibt es aber noch eines über den Kuipergürtel und die Entstehung des Sonnensystems folgt am Schluss. Dieses Kapitel hätte ich vorgezogen und die kleinen Himmelskörper in einem gemeinsamen Kapitel zusammengezogen.

Mir fielen dann noch ein paar Fehler auf, vor allem bei Raumsonden, was aber primär damit zusammenhängt, dass ich mich da gut auskenne. Seinen Aussagen nach sollte Clementine in der Südpolregion des Mondes aufschlagen (tat sie nicht, sie befindet sich nach der Passage des Asteroiden Geographos auf einer interplanetaren Umlaufbahn) oder 2001 alle Marssonden gestrichen worden sein (nur eine, Odyss 2001 startete). Es gab noch einige mehr und zumindest einen Fehler bei der Astronomie, wo er einen Transit eines Exoplaneten mit dem Schattenwurf verwechselte. Das verwundert mich ein wenig, weil ich mal von ihm eine Mail bekam als er auf meiner Website den genauen Zeitpunkt der Pioneer 10 Passage von Jupiter (auf die Minute genau) fand und sich bedankte.

Das kann aber den Gesamteindruck des Buchs nur wenig trüben. Ich finde es nur zu kurz: ich hatte es in 6 Stunden durch. Das ist bedingt durch nur 2/3 Fließtext pro Seite, viele Bilder und rund 215 Seiten eigentlichen Text ohne Vorwort und Index Umfang. De Faktor wäre es besser gewesen ein doppelt so dickes Buch zu schreiben, dann kann man auch mehr als einen Absatz über jeden der größeren Jupiter und Saturnmonde schreiben.

Da es heute gebraucht für wenige Euro zu haben ist, ist es aber trotzdem ein echter Kauftipp.

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