Das Sterben und der Tod

Die ARD und die dritten hatten letzte Wochen die Themenwoche Tod und Sterben und das Thema lohnt sich echt, im Gegensatz zu manch anderen Dauerthemen. Das Thema ist ja auch durchaus vielschichtig. Da kam ein Beitrag über ein Ehepaar im Rentenalter auf deren Suche nach einer preiswerten Grabstätte. Davor der Fall einer Frau die Sozialhilfe bezog und der ihr Mann starb. Das Resultat: während sich Sozialamt und Frau um die Übernahme der Kosten Beerdigung stritten wurde der Mann im Kühlhaus „eingelagert“, bis nach einem Monat dem Spuk das Ordnungsamt ein Ende setzte und die Bestattung (natürlich anonym) veranlasste und der Frau die Rechnung zuschickte – von den 3000 Euro entfielen übrigens 900 nur auf die 30 Tage in der Kühlkammer….

Es ist ja nichts neues, dass man sich das Sterben leisten muss. Grabstein, Bestattung, Sarg all das kostet Geld. Was aber zumindest mir neu war, ist, wie teuer alleine der Platz auf dem Friedhof ist. 2.300 Euro für ein Grab über 15 Jahre, das ist pro Quadratmeter teuer als eine Eigentumswohnung und die gehört einem wenigstens und muss nicht nach 15 Jahren geräumt werden. Was ich auch sehr, sehr traurig finde, ist dass wenn jemand „vom Amt“ beerdigt wird, sprich nicht das Geld hat es selbst zu bezahlen, er anonym „bestattet“ (oder sollte man eher „verscharrt“ sagen). Das ist nicht viel anders als früher die Massengräber in den KZ, und genauso wir dort gibt es nicht mal ein Kreuz, dass man weiß, wo die Person liegt. Dabei müsste das eigentlich im Materialwert von einigen Euro liegen. Diese Geringschätzung der Toten oder Menschen (denn unabhängig ob es noch Hinterbliebene gibt die vielleicht einen Platz zum Trauern hätten, steht doch jedes Kreuz für das Gedenken an einen Menschen, wir machen ja selbst bei Kriegsfriedhöfen, wo nicht jeder identifiziert werden kann Grabsteine für „unbekannte Soldaten“) steht im krassen Gegensatz dazu, dass der Staat uns Vorschriften macht wo wir jemanden bestatten dürfen. Okay, man sollte sicher nicht jeden im Garten verscharren dürfen, doch was jemand mit einer Urne macht, die ja nur noch Asche ist, sollte doch Privatsache sein. So aber kosten selbst Plätze in „Friedwäldern“ wo man die Asche nur unter einem Baum verstreut (nur Urnenbestattung) viel Geld. Im Ernst: In Platz unter einem Baum in einem zum Friedhof umfirmierten Wald kostet dann einige Tausend Euro, und das ist ungefähr das Tausendfache des Wertes des Grundstücks wenn es verkauft werden würde. Die Vorschriften jemanden nur auf „ordnungsgemäße“ Weise beizusetzen und die künstliche Verknappung der Plätze machts teuer.

Dabei ist es ja gar nicht so, dass unsere Gesellschaft die Leute so einfach gehen lassen will. Ärzte sind ja vom Standeseid und Gesetz dazu verpflichtet jeden so lange am Leben zu erhalten wie es geht, was dann die Leute dazu veranlasst, eine Patientenverfügung aufzusetzen, die das genaue Gegenteil aussagt. Ich kann das aus Sicht der Ärzte und des Gesetzgebers verstehen, aber es ist nicht human. Es ist bei uns ja auch verboten, jemanden der nur noch kurze Zeit zu leben hat, unheilbar ist und nicht dahinsiechen will selbst auf eigenem Willen durch eine Überdosis Schmerzmittel zu töten. Sicher muss man hier Grenzen setzen, damit nicht geistig verwirrte, unter Depressionen leidendende oder andere mit einer momentanen seelischen Notsituation ins Krankenhaus laufen und sich umbringen lassen wollen, aber nur das Leben aufs Maximum verlängern zu wollen kanns ja auch nicht sein.

Das bringt mich zum letzten Punkt: Wie stirbt man möglichst schmerzfrei, schnell oder fast noch wichtiger, dass man nichts davon mitbekommt? Man sollte ja meinen angesichts einigen Tausend Jahren in denen sich die Menschheit gegenseitig umgebracht wüsste man das. Zumindest Polizisten wissen wo sie beim „finalen Rettungsschuss“ zielen müssen, damit sich nicht doch noch ein Schuss löst. Doch ist der Mensch dann wirklich sofort tot? Immerhin können wir jemanden der einen Herzinfakt hatte noch 15 Minuten lang wiederbeleben, bis der Gehirntod eingetreten ist. Mag sein, dass jemand wenn das Kleinhirn oder die Nervenstränge zerstört sind, nicht mehr reflektiv reagieren kann, was wir dann als Bewegungslosigkeit wahrnehmen und ihn für Tod halten. Aber weiß jemand wie lange das Großgehirn und damit was wir von unserer Umgebung empfinden, wie wir denken noch funktioniert? Hat irgendwann mal jemand bei den vielen Hinrichtungen die es weltweit gibt einen Verurteilten gefragt ob man nicht ein EEG während der Hinrichtung betreiben könnte?

Da komme ich zum letzten Punkt – wie stirbt man so, dass es schmerzlos ist und man nichts mitbekommt. Die Frage hat mal jemand tatsächlich fürs Fernsehen (natürlich US-Fernsehen) untersucht und die deutsche Synchronisation kam mal bei uns. Bei allen Hinrichtungsmethoden in den USA gab es was auszusetzen. Sogar bei der „medizinisch“ abgesicherten der Giftspritze. Die wäre in dieser Form für die Einschläferung von Tieren verboten, weil zu grausam und unsicher. Der Autor kam zu dem Schluss, dass das langsame Erhöhen des Stickstoffgehalts der Luft die Leute erst müde und bewusstlos werden lässt und sie dann sterben, ohne was davon zu merken und setzte sich für den ersten Teil sogar in eine Höhenkammer wo er bis zur Bewusstlosigkeit Stickstoff verabreicht bekam. In der Tendenz, weil man eben nicht weiß wie lange das Gehirn noch nach Aussetzen des Herzes noch „irgendwie“ funktioniert würde ich auch dazu tendieren ein Betäubungsmittel in extrem hoher Dosis einzusetzen. Es gibt ja noch alte die schon bei geringer Überdosierung tödlich sind, so das von Marylin Monroe eingenommene Nembutal (Pentobarbital), dass auch in der Tiermedizin zum Einschläfern benutzt wird.

Ansonsten scheint wie man sich umbringt, wenn man den Gedanken hat ja sehr unterschiedlich gehandhabt zu werden. Waffenbesitzer bevorzugen ihre Waffen, Frauen eher Methoden bei denen der Körper nicht „beschädigt“ wird, wie Gift. Die meisten Chemiker schwören auf Zyankali, auf das man (zumindest zu meinen Zeiten) schon im Anfängerpraktikum in ausreichender Menge Zugriff hatte. Zumindest kenne ich einen Fall einer Assistentin die sich damit umgebracht hatte als ich studierte. Ob Autofahrer lieber mit dem Auto gegen die Wand fahren? Man sollte mal eine Untersuchung machen…

4 thoughts on “Das Sterben und der Tod

  1. Sich bei geschlossenem Garagentor (und dichtgemachten Fenstern und Türen) ins Auto setzen und Motor laufen lassen…
    Das mit den hohen Preisen für Bestattungen finde ich auch erschütternd. Und unethisch!
    Am schönsten finde ich Baumbestattungen, da hat wenigstens ein großartiges Lebewesen noch etwas davon. Oder einen Baum (am besten Eibe, Eiche oder Mammutbaum) aufs Grab pflanzen.
    Weltraumbestattung ist übrigens auch möglich. Die einzige fehlgeschlagene wurde, ratet mal von wem durchgeführt? Richtig! SpaceX!
    Das Thema Tod und Vergänglichkeit ist nach der „Unendlichkeit“ des Weltalls vielleicht das am ehesten den Menschen Demut lehrende. Er muss sich irgendwann der Erkenntnis stellen, dass das, was auch immer er an Großartigem im Leben erreicht hat, irgendwann einfach vorbei ist. Alles und endgültig. Aber wer stellt sich schon dieser Erkenntnis?

  2. Na ja beim Baum auf dem Grab sind wir ja schon wieder an der Regelungswut der Deutschen. Das ist bei den meisten Friedhofssatzungen verboten. Selbst wenn wird der Baum in den 15 Jahren die heute ein Grab oft nur bestehen darf nicht sehr groß.

    Wie ich schon angedeutet habe: ich bin dafür, dass man Urnen so beisetzen darf wie man will, und wenns im eigenen Garten unter einem Mammutbaum ist! Bei normalen Erdbestattungen nichts gegen den Friedhof, schon alleine, das nicht nach einigen Jahrzehnten man versucht einen Mord zu ermitteln…..

    James Doohan kam übrigens erst beim dritten Anlauf mit SpaceX in den Weltraum. Offenbar hat man die Asche geteilt. Für mich wäre das schon deswegen nichts, weil die zweite Stufe mit Asche schon nach einigen Tagen wieder eintratt. Weltraumbestattung verbinde ich mit „Ewigkeit“, also eher auf den Fluchtkrus als in den Erdorbit.

  3. Die Friedhofspreise sind stark unterschiedlich. Es gibt genügend Friedhöfe, bei denen selbst nach Abzug der Baukosten der daneben stehenden Kirche noch gut was über bleiben dürfte. Wo genau dieser Überschuss versickert, dürfte von Ort zu Ort unterschiedlich sein. Korruption gibt es nicht nur in Griechenland.

    Hinzu kommt, dass zwischen Friedhöfen nicht wirklich Konkurrenz herrscht. Bestattet wird i.d.R. in der Nähe zum Sterbeort oder Wohnort der wichtigsten Angehörigen. Zudem muss nach dem Tod der vielen Vorschriften wegen alles schnell gehen. Da wird dann von den Angehörigen das erste Angebot akzeptiert, das halbwegs in den finanziellen Rahmen passt.

    Wer hingegen schon zu Lebzeiten durch die Lande tourt, um sich ein schönes und zugleich preiswertes Plätzchen für die letzte Ruhestätte auszusuchen, und wer anschließend auch beim Steinmetz gleich einen schönen und günstigen Grabstein reserviert, wird bestenfalls als morbider Kauz belächelt, schlimmstenfalls wegen Selbstmordverdacht und Selbstgefährdung in eine geschlossene Anstalt eingewiesen.

    An Philipp: Der Selbstmord via Autoabgasen funktioniert dank Katalysator heutzutage nicht mehr so gut wie früher. Und mit dem Auto gegen einen Baum zu rasen, bewirkt dank „Airbag“ ebenfalls mitnichten einen garantierten Exitus. Schlimmstenfalls wacht man im Krankenhaus wieder auf, in einem Zustand, der Wiederholungsversuche unmöglich macht.

    Ansonsten ist verständlich, dass Leute für den Selbstmord eine Methode wählen, die sie für zuverlässig halten und deren Anwendung sie überblicken können. Nachdem nun Internet-Erfahrungsberichte („Das bringt einen garantiert um“) aus nachvollziehbaren Gründen eher rar sind, und die Medien zur Vermeidung von Nachahmern zunehmend weniger Details von erfolgreichen Selbstmorden berichten, wird halt viel experimentiert. Die Japaner hatten früher hingegen eine richtige „Selbstmordkultur“, die hierzulande meist als „Harakiri“ bekannt ist.

    Kai

  4. Interessant, dass in dem Beitrag, den du im Ferngesehen gesehen hast der finanzielle Aspekt so eine große Rolle speilt. Ich denke selbst darüber nach vielleicht eine Baumbestattung machen zu lassen. Aber ich werde selbst auch dafür sparen müssen.

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