Spare, Spare, Spare!

Die treuen Blogleser unter euch wissen ja, ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Wikipedia. Ich nutze sie wie viele andere auch, gehe aber, weil ich in Themen in denen ich mich auskenne, schon einige Fehler gefunden habe, recht kritisch mit den Artikeln um und nutze sie vor allem als schnelles Sprungbrett zu weiterführenden Quellen, achte also vor allem auf die Referenzen. Alle zwei Jahre sammelt die Wikipedia Geld, das ist man schon gewohnt. Was diesmal allerdings auffällt, ist dass die „Werbung“ für Spenden diesmal nur ein der deutschsprachigen Wikipedia zu sehen ist, nicht in der englischen, auf die ich meist von einem deutschen Artikel wechsle (dort sind in der Regel Artikel ausführlicher und mit mehr Referenzen gekennzeichnet). Kurzzeitig kamen für 1-2 Tage die üblichen „Danke“ Botschaften, dann ging es weiter mit dem Spendensammeln, offensichtlich hat sich jemand verrechnet und zu früh die Kampagne beendet.

Warum das nur auf der deutschsprachigen Wikipedia der Fall ist, weiß ich nicht, aber hier mal meine Vermutung: Wir haben bei uns doch ziemlich ausgeprägt die „Geiz ist geil“ Mentalität. Wenn jemand zu viel für etwas ausgibt ist er je nach Beobachter dumm, zu faul nach was günstigerem zu suchen oder hat zu viel Geld. Also alles irgendwie negativ. Sparsamkeit wird zum Selbstzweck und der ursprüngliche Zweck: ich spare damit ich mir später etwas teureres leisten kann wird vergessen. So ein bisschen färbt das ja auch die Urheberrechtsdiskussion, wo die einen argumentieren, die Künstler und Autoren würden ja schon genug verdienen und wenn es im Internet drin ist sollte es gemeinfrei sein.

Also ich hatte das Thema ja schon mal, da vor allem bezogen auf Lebensmittel, bei denen der Preisunterschied am größten ist zu unseren Nachbarländern. Nicht so hoch ist er bei anderen Dingen wie Elektronik. Vor allem aber das Internet muss wohl gemeinfrei sein. Wie kann man nur für die Wikipedia nur was verlangen? Da arbeiten doch alle für lau dafür! Das Finanzierungsproblem haben auch andere, die Informationen im Internet anbieten, wie Vereine oder Vereinigungen, die aber keine Werbung schalten wollen oder dürfen (mit Werbung ist die Finanzierung kein Problem, die Werbung würde inzwischen auf meiner Website sogar für einen eigenen Server reichen). Andere Einkommensquellen wie die Urheberrechtsvergütung durch die VG-Wort sind bei der Wikipedia auch nicht möglich, da es ja nicht einen Autor gibt. Auf der anderen Seite gibt es im wissenschaftlichen Bereich Systeme, wo man einen Fachartikel wenn man ihn lesen will, bezahlen muss, und das zu Preisen für die man zwei komplette Printausgaben desselben Magazins erhalten würde. Das funktioniert auch, allerdings vor allem deswegen, weil die Kosten meist nicht von Privatpersonen sondern Instituten oder anderen öffentlichen Vereinigungen getragen werden.

Wie mal „Zapp“ berichtete, scheinen auch die Zeitungen dieses Dilemma zu haben: Die Printauflagen sind rückläufig und mit dem Internet wird noch nicht so viel Geld verdient, um dies auszugleichen. In der Tschechei, hat man ein Modell gefunden das funktioniert – für Benutzer und Verleger. Anstatt einer Zeitung kann ein Interessierter Leser ein „Abo“ für die Bezahlinhalte von einem Dutzend kleinerer oder größerer Publikationen abschließen. Das ist attraktiver und es finden sich so genügend Bezahlnutzer (es gibt auch nicht Bezahlinhalte) dass es sich lohnt. Deutsche Verleger haben wohl noch zu viele Ressentiments zusammenzuarbeiten und wie die Einnahmen aufgeteilt werden, als dass dies möglich wäre.

Ein anderer Effekt, des „Geiz ist Geil“ ist das „Kaufe x und bekomme y geschenkt“. Das läuft sehr gut. Also kaufe fünf Tafeln Schokolade und bekomme eine geschenkt. Das funktioniert, weil der Verbraucher dann mehr konsumiert, also die fünf Tafeln auf einmal gekauft werden in kürzerer Zeit gegessen, als wenn er sie nacheinander kauft. Wenn ich meine Bücher direkt vertreiben würde, wäre das sogar eine Verkaufsidee: Wer zehn Bücher von mir hat bekommt eines geschenkt. Doch da ich bei einem Printdienstleister nur bei großen Stückzahlen so viel Erlass bekomme, dass ich die Kosten für Porto/Verpackung wieder reinbekomme ist das nur eine theoretische Idee. Eine nach Abschaffung bestimmter festgeschriebener Verpackungsgrößen und Einführung des Grundpreises eingeführte Masche ist auch folgende: Man verkleinere die normale Portion und biete dann die ursprüngliche oder sogar eine kleinere! als „nur für kurze Zeit: 20% extra“ an.

Hier im schwäbischen haben wir sogar ein Sprichwort für diese Mentalität: „M’r glaubt gar net wia fual d’r Schwob ausgebä dod wenn’r moint, das’r was spara kennt“ (Man glaubt gar nicht, wie viel der Schwabe ausgeben tut, wenn er meint das er was sparen könnte). Traurig, aber war!

2 thoughts on “Spare, Spare, Spare!

  1. Moin,

    zumindest die Englische Wikipedia braucht Dein Kleingeld nicht.

    Diese ist inzwischen ein milliarden $ schwerer Lobbyverein mit 119 Mitarbeitern, der vor allem in USA auch politische Kampagnen führt. Aber auch die Deutsche Wikipedia hat Geld zum totschmeissen, z.b. Euro18.000 für Fotos vom „Festivalsommer 2013“.

    ciao,Michael

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