Ein Wahlprogramm für die Raumfahrt

Bei den Wahlprogrammen spielt die Raumfahrt meist keine Rolle, das unterscheidet Deutschland nicht sehr von den USA, was uns aber unterscheidet, ist dass es noch schwieriger als in den USA ist verlässliche Zahlen zu bekommen. Für diesen Artikel konnte ich nur die weitschwafeligen PDF zum deutschen Raumfahrtprogramm ansehen, die nur alle zehn Jahre (2001 und 2011) veröffentlicht werden, dagegen ist das NASA Budget öffentlich. Sei es drum Hier meine Idee für die Punkte Raumfahrt in einem Wahlprogramm, einer progressiven, zukunftsgerichteten und vernünftigen Partei (also keiner deren die man derzeit wählen kann).

Ausgangslage. Deutschland gibt im Jahre 2010 1,2 Milliarden Euro für Raumfahrt aus. Das ist eine Steigerung gegenüber 2001 um 25,3%, berücksichtigt man die Inflation, ist die Finanzierung aber nahezu gleich geblieben. Das ist die Gesamtsumme, sie umfasst auch Beiträge an Anwendungsprogrammen und Militärprogrammen. So stammen nur 985 Millionen aus dem Forschungsetat, 96 Millionen entfallen auf Galileo und Eumetsat als Anwendungsprogramme. Größer Einzelposten ist der ESA Beitrag von 637 Millionen Euro. Auf das nationale Programm entfallen nur 240 Millionen Euro. 6.200 Personen sind in dem Sektor beschäftigt, es ist nur zweiter Platz in Europa

  1. Deutschland muss in der Raumfahrt die Position erreichen die uns zusteht. Deutschland hat die größte Wirtschaft in Europa, die meisten Einwohner, rangiert in der Raumfahrt aber nur an zweiter Position hinter Frankreich. Deutschland gibt nur 985 Millionen Euro für die Raumfahrt aus, bei einem Bundeshaushalt von 310 Millionen Euro. Würde Deutschland seine Mittel nur auf das Niveau der NASA (0,6% des Haushalts) anheben, so wäre dies eine Verdopplung des Haushalts. Damit einhergehen würde auch eine stark Steigerung des nationalen Teils, der derzeit nicht einmal die Hälfte des ESA Haushaltes ausmacht. Mittelfristiges Ziel sollte eine Steigerung des ESA Anteils auf 800 Millionen Euro und ein mindestens wenn nicht genauso großer nationales Programm sein (800-1000 Millionen Euro).
  2. In Europa wie national gilt es die Forschung und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dies bedeutet dass bei dem Entwurf und Bau von Satelliten es eine gesunde Mischung von Forschungsmissionen und Anwendungssatelliten (Kommunikation, Erdbeobachtung, Navigation, Umweltbeobachung / Wettervorhersage) geben muss. Insbesondere die astronomische Forschung sollte wiederbelebt werden.
  3. Die traditionelle Fixierung auf die bemannte Raumfahrt hat in den vergangenen Jahren wenig Nutzen und noch weniger Erkenntnisse gebracht. Trotz der hohen Beteiligung am bemannten ESA Programm (40% der Mittel stammen von Deutschland), schlägt sich dies nicht in vielen deutschen Astronauten nieder, sodass auch der Prestigegewinn gering ist. Die Beteiligung am bemannten Programm der ESA sollte auf den Durchschnittswert der ESA Gesamtausgaben (25%) beschränkt werden.
  4. Deutschland muss ich im Trägerbau emanzipieren. Ziel bei der Ariane 6 muss es sein eine eigene Stufe vollständig in Deutschland zu entwickeln, inklusive der kompletten Triebwerksentwicklung. Dazu gehört auch eine stärkere Beteiligung an der Ariane 6 die dem Anteil von Frankreich gleichkommt. Wird die Ariane 6 nicht gebaut, so sollte die EPC mit einem neuen Triebwerk höherer Leistung ganz in Deutschland gebaut werden. Die Trägerentwicklung ist nicht nur die Basis einer jeden Weltraumnation, sondern sie sichert auch Arbeitsplätze durch die erhaltenen Startaufträge
  5. Ziel des Nationalen Programmes sollte es pro Jahr mindestens einen Forschungs- und einen Anwendungssatelliten zu starten. Dazu kommen eigene, nationale Planetenmissionen, die zu den Forschungsmissionen zählen.
  6.  Deutschland sollte stärker wieder binationale Programme angehen, anstatt immer in der ESA nach Kooperationspartnern zu suchen. Dies verlängert Projekte durch die 3-4 Jahres Zeiträume zwischen den Entscheidungen für größere Projekte und macht sie aufwendiger und teurer. Denkbare Kooperationen wären mit Italien und Frankreich im Bereich Erdbeobachtung / Aufklärung oder bei Forschungs- / Planetenmissionen. Bei letzteren käme auch eine Kooperation mit Japan, Russland und dem USA in Frage.
  7. Deutschland sollte auch Planetensonden angehen, wenn es keinen europäischen Konsens dafür gibt. Schon vorgeschlagene Mondmissionen kann Deutschland schon heute alleine durchführen. Raumsonden zu den Planeten erfordern größere Bodenstationen. hier wäre eine Beteiligung am DSN-Netz der ESA eine gute Lösung. Deutschland könnte eine weitere (vierte) Antenne finanzieren, die dann auf Hawaii oder im Indischen Ozean platziert ist und im Gegenzug die anderen drei Antennen für seine Missionen mit nutzen.
  8. Die Raumfahrt muss der Öffentlichkeit adäquat vermittelt werden. Dazu gehört auch, dass die Webseiten des DLR mehr als nur dürftige Basisinformationen über die Missionen beinhalten, aktuell sind und Mitarbeiter auch auf Anfragen antworten. Die Geschichte und frühere Raumfahrtprojekte sind genauso Teil des Auftritts wie die Möglichkeit nach veröffentlichten Bildern zu suchen und eine Freigabe aller als nicht geheim angegeben Dokumente. Ältere Dokumente werden dazu eingescannt, wie dies bei der NASA schon Standard ist (nasaimages.org, NTRS). Für neuere Projekte ist eine Person fest anzustellen, die nur den Webauftritt pflegt und zeitnah Nachrichten und Bilder online stellt. Alle Projekte haben regelmäßig Ergebnisse und / oder wissenschaftliche Aufsätze für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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