LADEE: Die Trägerrakete und die Diskussion um sie

LADEE ist so „leichtgewichtig“, dass ein Start mit den großen Trägerraketen der USA, beispielsweise der Atlas 401 viel zu teuer wäre. Die letzte Raumsonde mit etwa gleichem Sondengewicht war 1994 Lunar Prospektor. Doch die Athena, die ihn damals startete ist seit über einem Jahrzehnt nicht mehr geflogen, auch wenn sie nach Lockheeds Angaben noch verfügbar ist.

Bei den kleinen Trägerraketen wäre die Taurus 3210 die erforderliche Nutzlast aufweisen, jedoch erreicht sie ohne Oberstufen keine Mondbahn. Eine Taurus 3110 mit einer zusätzlichen Star 37FM Oberstufe könnte allerdings 430 kg auf eine Fluchtbahn befördern. Die NASA entschied sich gegen diese Variante. Eventuell war auch der Fehlstart eines NASA Observatoriums (OCO) 2009 dran schuld. Nach der Auftragsvergabe für die Minotaur V versagte die Taurus erneut.

Die Trägerrakete Minotaur V ist eine Minotaur IV mit einer zusätzlichen Oberstufe. Die Minotaur IV wiederum ist eine ausgemusterte Peacekeeper ICBM mit einer zusätzlichen Star 48 Oberstufe, Es ist der erste Einsatz dieser Variante. Die Minotaur IV hatte ihren Jungfernflug 2010.

Die Entscheidung war nicht unproblematisch. Durch die unteren Stufen, die von einer nach dem START-II ausgemusterten Interkontinentalrakete stammten, gab es ein Problem. Im April 1998 erreichten die Anbieter der damaligen US-Trägerraketen, das der Kongress den Commercial Space Act verabschiedete. Sie befürchteten, dass durch die bei den Abrüstungsverhandlungen freiwerdenden ICBM ihre kleinen Trägerraketen Konkurrenz bekommen würden. Der Commercial Space Act verpflichtet die NASA, sofern möglich kommerzielle verfügbare US-Trägerraketen einzusetzen. Nur wenn es für den Einsatz keinen adäquaten Ersatz gibt, darf die NASA auf eine Rakete mit militärischen Wurzeln zurückgreifen. So starteten die kleinen Minotaur Versionen bisher nur Nutzlasten des US-Militärs, weil es hier die Pegasus als zivile Alternative gab.

Nach Ansicht der NASA gab es keine Alternative zur Minotaur V. Dieser Ansicht war SpaceX nicht. Die Firma meinte der Satellit könnte mit einer Falcon 1e als Einzelnutzlast oder als Sekundärnutzlast mit einer Falcon 9 starten und legte im November 2009 Protest beim GAO ein, (General Audit Office, eine Behörde die Regierungsbehörden und ihre Finanzen überwacht). Argumentiert wurde auch das Orbital nicht als kommerzieller Anbieter gelten könnte, da er Regierungseigentum einsetzt.  Sie untersucht den Fall und stellt fest, das die Falcon 1e LADEE gar nicht bis zum Mond befördern könnte, die Falcon 9 mit zusätzlichen Kosten für die Anpassung und „regierungsspezifische“ Maßnahmen viel zu teuer wäre, genauso wie Atlas 401. Das zeigte sich auch bei der Minotaur V: Zu den 27 Millionen der Trägerrakete kamen noch NASA-Anpassungen in Höhe von 19 Millionen. Folgende Kosten wurden genannt:

Trägerrakete Gesamtkosten
Minotaur IV 46 Millionen Dollar
Falcon 9 111 Millionen Dollar
Atlas 401 206 Millionen Dollar

Einen Start als zweite Nutzlast mit einer Falcon 9 lehnte das GAO wegen des technischen Risikos und der Anforderung an das Startfenster als undurchführbar ab. Wie sich zeigte, sollte die Behörde recht behalten. Die Falcon 1e wurde nie gebaut, die Falcon 9 die damals geplant war, war zum Startzeitpunkt schon wieder ausgemustert und eine leistungsfähigere Version hatte ihren Jungfernflug noch gar nicht absolviert. So wirkt die Argumentation von SpaceX beim Protest wie ein Hohn „SpaceX argues that by the time LADEE is set to launch in 2012, the Falcon 1e and Falcon 9 rockets will have flown multiple times, while the Minotaur 5 will not have conducted any launches.“. Hätte man sich darauf eingelassen, dann wäre LADEE trotz mehr als einem Jahr Startverzögerung seitens SpaceX noch nicht startbar gewesen oder auf einer nicht erprobten Rakete.

Die Minotaur V startet von Wallopos Island aus. Wallops Island, vor der Küste Virginias, ist ein relativ kleiner Raketenstartplatz – zumindest was Träger angeht, die einen Orbit erreichen, denn es finden dort sehr viele Tests von Höhenforschungsraketen statt. Die Minotaur V ist eine der größten Raketen die von Wallops aus starten. Nur die Antares ist noch um einiges größer. Es ist der erste Start einer Raumsonde von Wallops aus.

Der Träger wurde erheblich teurer. Schlussendlich kostete er 67,1 Millionen Dollar. Dies ist nicht verwunderlich, da schon die Minotaur IV 54 Millionen Dollar kostet und hier noch eine weitere Stufe dazu kamen, sowie die NASA bei allen Trägern zusätzliche kosten verursacht.

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