Atommüllentsorgung im All – zum zweiten

Kürzlich habe ich ein Interview gegeben. Nicht der Presse, Radio und Fernsehen, da bekomme ich zwar regelmäßig alle paar Wochen Anfragen, aber ich lehne die immer ab. Zum einen weil ich die Angst habe da kommen dann lauter „ähs“ und „öhs“ oder ich sage was falsches oder habe gerade keine Ahnung, vor allem aber weil man nicht weis, wie gekürzt oder zusammengeschnitten wird. Aber diesmal ging es um eine studentische Arbeit. Auch wenn mir nicht ganz wohl bei dem Thema war: Atommüllentsorgung im All, vor allem weil mich die Studentin als „Experte“ titulierte. Dabei habe ich mich mit dem Thema nur wenig beschäftigt. Sie war glaub ich ganz zufrieden und hält mich immer noch für einen Experten, ich bin mal gespannt was rauskommt.

Es ist nicht das erste Mal, das ich mit dem Thema in Berührung komme. Vor vier Jahren traten zwei Geschäftsmänner an mich heran weil sie die Idee hatten den Atommüll in die Sonne zu schießen. Es gab sogar schon einen Namen dafür „Sun Shuttle“. Es fehlte leider jegliche technische Vorbildung, denn der Sturz in die Sonne ist die energieaufwendigste Möglichkeit die es gibt und mit chemischen Antrieb heute nicht zu machen. zumindest bei einem der beiden hatte ich auch das Gefühl, das es nur um den Erhalt von EU-Förderngeldern geht und nicht um ein verwirklichbares Konzept. Ich glaube auch die EU wird keine Entsorgung mit Sealaunch finanzieren, dieser LSP schwebte den beiden vor. Da ich seit mehr ls drei Jahren nix mehr davon gehört habe, wirds wohl nicht angegangen werden.

Aber ich dachte mir, das nutze ich doch mal mein Konzept zu entwickeln und habe mich übers Wochenende hingesetzt. Eigentlich hatte ich vor den Aufsatz in drei Teilen hier im Blog zu veröffentlichen, das schindet Zeit, aber ich lasse es mal und gebe ein Resümee. Ich habe zuerst mal überlegt welche Möglichkeiten es zur Entsorgung gibt (bahnmechanisch), dann das für mich interessanteste: wie man eine Rakete sicher macht. Üblicherweise durch Redundanzen. Die grundlegende Idee ist die der engine-out capability, aber richtig: von T=0 an und mit den entsprechenden Treibstoffreserven für höhere Gravitationsverluste. Natürlich muss dann auch eine Oberstufe zwei Triebwerke haben, auch wenn eines genügt. Als Folge sinkt die Nutzlast um etwa ein Drittel, der Träger ist um 50% teurer als eine Ariane 5 bei etwas kleinerer Nutzlast, aber wenn der Rest des Weges mit einem Ionenantrieb zurückgelegt wird, dann kann man relativ viel radioaktiven Müll transportieren. Netto etwa 25% der Startmasse in einen LEO-Orbit. Das ist nur weniger unter dem Nutzlastanteil eines ATV von rund 35%.

Noch erstaunlicher ist, das dies sogar zu finanzierbar ist. 1 ct/kWh von Preis des Atomstroms würde ausreichen bei 4,5 t hochradioaktivem Müll 420 Millionen Euro für die Entsorgung bereitzustellen. So viel kostet ein ATV, warum sollte also ein viel einfacherer Mülltransport nicht für diesen Preis möglich sein (zumal wir nicht von einem Flug pro Jahr reden, sondern wenn die deutschen AKW noch laufen würden mindestens 4 pro Jahr, dazu käme noch das Abtragen des schon aufgelaufenen Müllbergs).

Ich versuchte dann auch festzustellen was die konventionelle Endlagerung kostet. Außer dem dass man für Asse und Gorleben zusammen schon 3,6 Milliarden ausgegeben hat ohne einen Nutzen kam ich leider auf keine Zahlen. Mehr noch: ich stieß auf die Kernbrennstoffsteuer, Also besser kann man die Verflechtung der Atomwirtschaft mit der Politik nicht charakterisieren. Da wird jahrzehntelang Atomstrom billig produziert und teuer verkauft, und anstatt dass die Konzerne Rücklagen bilden, prozessieren sie wenn sie für die Entsorgung zahlen sollen.

Ich denke dass die Atommüllentsorgung im All nicht mal so teuer wird. Und es wären auch nicht Tausende von Flügen notwendig. In der Wikipedia steht ja wie üblich eine falsche Rechnung, da werden ausgebrannte Brennstäbe als Atommüll betrachtet, doch das sind sie nicht. Von 1000 kg sind gerade mal 46 kg neu entstandene Nuklide, der Rest kann wiederaufgearbeitet werden und wird auch wiederaufgearbeitet. Das reduziert die Startzahl um den Faktor 20 bis 25, man könnte noch weiter gehen. Von den 46 kg sind 35 kg Spaltprodukte (Kernmasse deutlich kleiner als 235 Da) die haben Halbwertszeiten von Stunden bis Jahren. Nach einigen Jahrhunderten ist deren Radioaktivität auf sichere Level gefallen und über Jahrhunderte sollte man sie heute lagern können. Übrig bleiben nur 8-10 kg Transurane mit langen Halbwertszeiten. Ich habe meine Rechnung nur mit 46 kg gemacht, würde man 8-10 kg ansetzen, dann dürfte ein Mülltransport (4,5 t netto) sogar 1,6 bis 2 Milliarden Euro kosten und 20 Flüge würden ausreichen den gesamten Atommüll Deutschlands zu entsorgen (den gesamten seit 1956 produzierten Müll an Transuranen!).

Die Crux an der Endlagerung zeigt sich schon im Wort „Endlagerung“. Irgendwie versuchen zumindest wir Deutsche das Perfekt zu machen. Für die Ewigkeit. Daher sucht man seit über zwanzig Jahren nach einem Endlager und wird auch noch lange suchen. Meiner Ansicht nach wäre es besser nicht ein Konzept für die Ewigkeit zu entwickeln bei dem man einmal lagert und dann den Müll vergisst, sondern eines das auf Dauer tragfähig ist und Überwachung erfordert. Warum also nicht eine gut geschützte Halle bauen oder einen Stollen nutzen (wie beim Langzeitarchiv des Bundes) und die Fässer dort lagern in äußeren Schutzmanteln die man regelmäßig auswechselt (alle paar Jahrzehnte) unabhängig ob sie korrodiert sind oder nicht. Der Müll wird überwacht und bewacht. Das erfordert zwar laufende Kosten, aber ist vielleicht auf Dauer nicht mal teurer als einen Salzstock sicher für die Ewigkeit zu machen. Alleine für Gorleben wurden schon 1,6 Milliarden Euro ausgegeben ohne das was eingelagert wurde. Würde man das Geld anlegen und nur 1% Zinsen für den laufenden Betrieb des „Endlager“ d. h. Löhne, neue Umhüllungen etc. ausgeben, man hätte 16 Millionen Euro pro Jahr dafür, damit kann man einiges bewegen, das ist mehr als der Etat der Fachhochschule an der ich arbeitete mit einigen Hundert angestellten.

Zuletzt noch die kurioseste Frage aus dem Interview. Angeregt durch einen Fil fragte mich die Studentin ob ich mir vorstellen könnte das jemand illegal Atommüll im All entsorgt, das fand ich doch seltsam und ich meinte das man wohl eher befürchten müsste, das jemand den Müll als schmutzige Bombe einsetzt. Aber wer weis … Wenn man schon den Müll im Wald abkippt, warum dann nicht den Atommüll im All. Ich sehe schon die Filmszene vor mir: Un-Inspektoren durchkämmen den Iran nach Atomwaffen, finden aber nicht mal Atommüll, der wurde illegal im All entsorgt….

17 thoughts on “Atommüllentsorgung im All – zum zweiten

  1. Hi
    Das Konzept der Lagerung im All hat natürlich einige klitzekleine Probleme.
    1. Es wird dafür eine Aufbereitungsanlage benötigt. Ist derzeit wohl politisch nicht durchsetzbar. Ausserdem entlässt eine AA signifikante Radioaktivität in die Umwelt, insbesondere radioaktive Edelgasisotope.
    2. Wie sicher kann man einen Raketenstart wirklich machen. Die Atlas hat ja angeblich ein Loss of Mission von 1 : 1000… Ein bissle dürftig, wenn man auf einen Sitz den radioaktiven Abfall von ein paar AKW-Betriebsjahren auf einmal entsorgen will. Ein Katastrophales Versagen der Umhüllung bei einer „Anomaly“ wäre absolut fatal. Ein derartiger Start wäre auch aus naheliegenden Gründen nicht versicherbar.
    3. Konzentriert man die radioaktiven Isotope auf, erhält man eine stark strahlende und glühend heisse Suppe, die nicht trivial handhabbar ist.

    Zur Lagerung über mehrere 100 jahre:
    Dies hat ähnliche prinzipiellen Probleme wie die Lagerung über mehrere Mio jahre. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit des Wasserzutritts geringer, aber es bleibt die Frage nach der Langzeitsicherheit. Egal ob man das material Rückholbar oder nicht Rückholbar einlagert, man muss in Betracht ziehen, dass auch dies eine sehr lange Zeit ist. (Vor 400 Jahren sah es hier noch ganz ganz anders aus). Ein Endlager für derartiges Zeugs muss eigentlich zwingend inhärent sicher und nicht auf permanente Wartung angewiesen sein.

    LG
    Mike

  2. Moin Bernd,

    in den LEO heist aber, dass der Scheiß wieder runter kommt, in der Erdatmosphäre verglüht, und sich dann über den Regen verteilt.

    Dann kann man es auch gleich wie die Franzosen machen. Seitdem es illegal ist, Atommüll von Schiffen aus zu verklappen, haben die einfach eine Pipeline von La Hague in die Nordsee gebaut.

    Und da kommen wir zum zweiten Problem. Der Anreicherung und Wiederaufbereitung. Dabei entsteht mehr Müll als nötig, und wird viel Strahlung frei.

    Der einzige Sinn für Atomtechnik ist es die Bombe zu bauen!

    Leichtwasserreaktoren wie in Deutschland und Iran sind dafür aber nicht geeignet, sondern erfordern Anreicherung. graphitmoderierte Reaktoren sind zu gefährlich, daher bin ich ein Fan von Schwerwasser Reaktoren. Diese laufen mit Natururan bei nur 80⁰C, sind sicher weil sie ausgehen, wenn das Wasser verdampft, und produzieren keinen Atommüll, sondern nur den Wertstoff der zum Bombenbau gebraucht wird.

    Also Abschaffung der zivilen Atomkraft und „Frieden schaffen mit Strahlenwaffen“ wäre die richtige Konsequenz 😉

    ciao,Michael

  3. Alte Brennstäbe werden ja in Abklingbecken gelagert, dass heißt dass sie offentsichtlich noch eine nicht zu kleine Restwärme produzieren. Könnte man sie somit nicht in eine Radioisotopenbatterie integrieren? Wenn man den Müll ganz frisch aus dem Kraftwerk in die Rakete steckt, könnte er sich mit seiner eigenen Energie mithilfe eines Ionenantriebs aus der Erdumlaufbahn schießen oder zum nötigen Strom zumindest etwas beitragen.
    „in den LEO heist aber, dass der Scheiß wieder runter kommt, in der Erdatmosphäre verglüht, und sich dann über den Regen verteilt.“ In dem Aufsatz auf der Seite wird aber gerade eine mögliche Mission für das verlassen der Erdumlaufbahn skizziert.
    Viele Grüße
    Niels

  4. Außer Niels scheint sich keiner den Aufsatz, die Philosophie und die abschirmmaßnahmen durchgelesen zu haben ….

    Die Verwendung der Brennstäbe als RTG macht wohl auch eine Aufarbeitung notwendig- Direkt nach dem Abschalten so wurde bei Fukoshima bekannt emittiert ein Reaktor noch 10 MW, also etwa ein Hundertstel der ausgangsleistung. Leider weiß ich nicht wie schnell das abnimmt, aber ich tippe drauf das die meiste Radioaktivität von sehr kurzlebigen Produkten mit Halbwertszeiten unter 1 Jahr stammt.

  5. Moin Niels,

    > In dem Aufsatz auf der Seite wird aber gerade eine mögliche Mission für das verlassen der Erdumlaufbahn skizziert.

    Der Aufsatz verlinkt auf file:///C:/atommuellentsorgung.shtml ;-( hast Du bei Bernd einen Trojaner installiert, um das lesen zu können 😉

    Hier im Blog steht nur, dass „Sun Shuttle“ den Müll in die Sonne entsorgen wollte, und „der Sturz in die Sonne … mit chemischen Antrieb heute nicht zu machen“. Bernd erwähnt nur das seine Abschirmung und Sicherheitsmaßnamen die LEO Nutzlast um 75% reduzieren. Und alles was im LEO ist kommt irgendwann wieder runter.

    ciao,Michael

  6. PS: Der Absatz mit der Nutzlast ist sehr verwirrend:

    „Netto etwa 25% der Startmasse in einen LEO-Orbit.“ Die Rakete die 25% ihrer Startmasse in einen LEO bringt möchte ich sehen. Das klingt schon fast nach Antigravitation+Fusionstriebwerk.

  7. „Der Aufsatz verlinkt auf file:///C:/atommuellentsorgung.shtml ;-( hast Du bei Bernd einen Trojaner installiert, um das lesen zu können“
    Aber sicher. Ich habe zwar nur minimalste Ahnung von Programmierung, bekomme aber bei Bernd ein Spähprogramm auf den Rechner.
    Statt dem Link zu folgen, kann man auch einfach auf die Rubrik „Neues“ gehen ( http://www.bernd-leitenberger.de/neues.shtml ) und dann dem dortigen Link zum Aufsatz folgen.
    An Bernd: Du solltes die Links vorsichtiger setzen, es gab schon einige, die nur auf deine Festplatte verwiesen haben.
    “Netto etwa 25% der Startmasse in einen LEO-Orbit.” Die Rakete die 25% ihrer Startmasse in einen LEO bringt möchte ich sehen. Das klingt schon fast nach Antigravitation Fusionstriebwerk.“
    Ich denke, damit ist der Anteil der effektiven Nutzlast an der Gesamtnutzlast gemeint, abzüglich anderer Teile wie des Ionenantriebs.
    Zu den Interviews: „oder ich sage was falsches oder habe gerade keine Ahnung“. Eigentlich müsstest du es mit einem ESA/DLR-Vertreter aufnehmen können. Sicher haben dort einige mehr Spezialwissen, aber dafür hast du durch deine Recherchetätigkeit von mehr unterschiedlichen Bereichen Ahnung. Ich denke nicht, dass irgendein wahrscheinlich weitgehend ahnungsloser Interview-Leiter allzu stark nachfragen wird.
    Viele Grüße
    Niels

  8. Moin Niels,

    > Aber sicher. Ich habe zwar nur minimalste Ahnung von Programmierung, bekomme aber bei Bernd ein Spähprogramm auf den Rechner.

    dafür bräuchtest Du ihn nur besuchen, und mal kurz wenn er weg guckt, nen USB Stick einlegen. Hatte vor einiger Zeit mal nen Rechner entwanzen müssen, bei dem der ex-Freund so was gemacht hat. Alternative ist Bernd einfach ein Word oder Excel Datei zu schicken, am besten als .EXE gepackt, das geht immer, oder aktuell ein TIFF.

    ciao,Michael

  9. Ich hab den Beitrag gelesen und mir den Aufsatz für später am Tage aufgehoben, dann aber vergessenn…
    Aber ich werde dazu sicher auch noch was anmerken, denn das Konzept klingt interessant. Und ich bin ja auch einer von denen, die den Weltraum bzw. die Sonne für das beste Endlager von Atommüll halten…
    Bei der Sonne hab ich aber auch die Befürchtung, das ein Teil davon gleich wieder zurück kommen wird, wenn er an einer Stelle in die Sonne stürzt, die der Erde direkt zugewand ist. Ich meine deshalb, das man ihn an den solaren Polen in die Sonne schicken sollte.

  10. > Bei der Sonne hab ich aber auch die Befürchtung, das ein Teil davon gleich wieder zurück kommen wird, wenn er an einer Stelle in die Sonne stürzt, die der Erde direkt zugewand ist. Ich meine deshalb, das man ihn an den solaren Polen in die Sonne schicken sollte.

    Da die Sonne keine feste Oberfläche hat, ist es egal wohin man den Kram schickt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich alles über die ganze Oberfläche verteilt hat. Außerdem ist weniger Energie nötig, um das Sonnensystem für immer zu verlassen, warum also in die Sonne?

  11. Wenn ich das richtig verstehe bedeutet: “Netto etwa 25% der Startmasse in einen LEO-Orbit.” das das Ding eben mit Ionenantrieb weiterfliegt (aus dem LEO raus) und dabei eben 25% der Masse die es in den LEO hat eben weiterbefördern kann. Wohin bleibt allerdings weiterhin im Dunkeln, das stimmt. Zur Sonne scheint unmöglich zu sein, aber wohin dann?

    Das mit dem Endlager sehe ich ähnlich wie du Bernd, man sollte auf jeden Fall irgendwie wieder an das Zeug rankommen, vielleicht gibt es in 50 Jahren eine neue Technik (möglicherweise sowas: http://de.wikipedia.org/wiki/Laufwellen-Reaktor oder möglicherweise etwas ganz anderes) mit der man das Zeug ungefährlich abbauen kann und dann wäre es extrem nervig wenn man dann das Zeug mit Beton, Salz, etc (keine Ahnung wie da die Pläne aussehen) ummantelt und eingeschlossen hat.

  12. Sowohl Niels als auch Michael sollten als Autoren eigentlich den Fehler (Copy und Paste von Expression web) korrigieren können (Reduktion des Links auf /atom…. das Backslash muss sein, da der Blog in einem Unterverzeichnis ist). Ob Michael wegen einem Trojaner den ganzen Weg von Bremen bis hierher zurücklegt? Ich habe meine Zweifel.

    Trojaner bekommt man leicht wenn man leichtgläubig, vertrauensseelig oder leichtsinnig ist. Der Rechner meines Bruders ist regelmäßig verwanzt. Alle 6 Monate kann ich ihn neu aufsetzen, Virenscanner nützt dann meistens nichts mehr weil er immer erst kommt wenn er gar nicht mehr geht )an Beschwerden über chronisch langsame Netzwerkverbindungen lese ich ab, das es schon vorher Probleme gab). Beim letzten Mal hatte er 14 Stück auf dem Rechner. Wie er das macht ist mir ein Rätsel, aber er meldet sich auch mit nur einer Mailaadresse überall an und bekommt jeden tag so an die Hundert Spam Mails.

    Zur Sonne: Hans meint wohl eher das beim Aufprall Teile wieder die solare Fluchtgeschwindigkeit erreichen. Das muss man nicht befürchten. Zum einen weil man nicht wie beim Sturz auf die Oberfläche etwas absprengen kann, zum anderen weil die Geschwindigkeit dafür sehr hoch ist. Bei Mars und dem Mond können Einschläge durchaus Material über die relativ kleine fluchtgeschwindigkeit beschleunigen und das kommt dann bei uns als Meteorit an.

  13. Die für Menschen gefährlichen atomaren Spaltprodukte sind vor allem Cäsium-134 und -137, Strontium-89 und -90, sowie Jod-131, weil sie als Beta- oder Gamma-Strahler schon außerhalb des Körpers gefährlich sind, und diese Stoffe zudem ausreichend mobil sind (Wasserlöslichkeit, Dampfdruck etc.), um auch in weiterer Entfernung von einem Störfall noch erhebliche Verstrahlungen zu bewirken. Schließlich reichern sich die genannten Nuklide über die Nahrungskette hinweg an.

    Zum Glück hat Jod-131 eine so kurze Halbwertszeit, dass es praktisch nur in den Wochen nach einem Unfall von Relevanz ist. Cäsium-137 hat hingegen eine sehr relevante Halbwertszeit, dass in bestimmten Teilen Bayerns heute immer noch vom Genuss bestimmter Pilzsorten und von Wild (das sich wiederum von diesen Pilzen ernährt) abgeraten wird.

    Andere Spaltprodukte entstehen im Reaktor mit vielfach höherer Strahlungsleistung, sind bei einem Unfall aber dennoch nur am Ort des Reaktors selber relevant. Gab es eine Kernschmelze und ist das Reaktordruckgefäß undicht geworden, machen insbesondere Xenon-133 und Xenon-135 in den ersten Tagen das Arbeiten vor Ort so gut wie unmöglich. 20 Kilometer weiter haben sich diese aber bereits so verdünnt, dass die aus diesen resultierenden Gesamtdosen für die (dorthin evakuierte) Bevölkerung gering bleibt.

    Andere Elemente mit höherer Halbwertszeit und höherem Fission Yield als Jod-131 (8 Tage, ca. 3%), aber ausreichend kurzer Halbwertszeit, dass diese während des Betriebs des Reaktors zumindest in die Nähe des Gleichgewichts zwischen (neutroneninduzierter) Erzeugung und (natürlichem) Zerfall kommen, also entsprechend höherem Gefahrenpotenzial als Jod, sind z.B. Barium-140 (12,8 Tage, ca. 6%), Cer-141 (32,5 Tage, 5,5%), Präseodym-143 (13,5 Tage, ca. 5%) und Cer-144 (285 Tage, 5%). Letzteres dürfte das bestimmende Nuklid sein, wenn es darum geht, ob abgebrannte Brennelemente schon ausreichend abgeklungen sind, um transportfähig zu sein. Sprich: Zwei bis drei Monate nach dem Abschalten eines Reaktors bis zwei bis drei Jahre nach dem Abschalten strahlt Cer-144 am stärksten.

    Nur hört man nie etwas von diesen anderen Nukliden. Der Grund dürfte sein, dass beispielsweise Ceroxid unlöslich in Wasser ist und erst bei über 2000 °C schmilzt. Cäsiumoxid reagiert hingegen heftig mit Wasser und schmilzt schon bei 490 °C. Entweicht nach einer Kernschmelze Cäsium-haltiges heißes Kühlwasser aus einem Leck (oder durch gezieltes „Druck-Ablassen“), dann verdampft das Wasser schlagartig und das Cäsium fällt als Aerosol aus. So kann es hunderte oder tausende Kilometer weit getragen werden, bis es abregnet.

    Zur Endlagerung: Ich glaube, dass die von Bernd genannten Transurane mit langen Halbwertszeiten NICHT das Problem der Endlagerung sind, weil sie überwiegend Alpha-Strahler und immobil sind. Wir sind alle natürlicherweise von erheblichen Mengen Uran, Thorium, Radium usw. umgeben, doch weil Pflanzen diese nicht aus dem Boden aufnehmen (von einzelnen Ausnahmen wie Paranüssen abgesehen!), landen sie nicht in der Nahrungskette. Durch Atombombentests wurden erhebliche Mengen an Plutonium in der Biosphäre verteilt, auch diese tauchen praktisch nie in relevanten Messungen auf.

    Dass im Moment diese Transurane verstärkt in der Diskussion um die Endlagerung auftauchen, hängt m.E. damit zusammen, dass etliche Wissenschaftler versuchen, Forschungsgelder für Kernenergie lockerzumachen, und dazu die Gefährlichkeit dieser Transurane hochspielen. Denn moderne Reaktoren könnten diese als Brennstoff verwenden. Freilich müsste man, damit der immer wieder behauptete „Transmutationsreaktor“ Realität wird, also ein Reaktor, der mehr Transurane verbrennt als neu erzeugt, extrem hochkonzentrierte Transurane mit vergleichsweise kurzer HWZ zwischen WAA und Reaktor hin- und hertransportieren, dass einem Angst und Bange werden kann. Schon „normale“ Reaktorplutonium, das in MOX-Brennelementen wiederverwendet wird, enthält erhebliche Anteile Plutonium-241. Diese steigen mit jedem Zyklus natürlich weiter an.

    Fazit: Um die Gefahren bei Lagerungsunfällen zu reduzieren, sollte man sich m.E. vor allem darum bemühen, das Cäsium abzuseparieren und in eine nicht wasserlösliche Verbindung zu überführen. Und man sollte nicht den Unfug wiederholen, Metallfässer in Salzstöcken zu verklappen.

    Kai

  14. Hans meint wohl eher das beim Aufprall Teile wieder die solare Fluchtgeschwindigkeit erreichen.

    Fast richtig. Was ich meine ist, das ein Körper, wenn er der Sonne nahe kommt, irgendwann anfängt zu schmilzen und wenn er noch näher kommt, zu verdampfen. Da dies mit dem Transporter und dem darin befindlichen Atommüll zwangsläufig auch passieren wird, besteht meiner Vermutung nach die Gefahr, das der hoch strahlende Müll, der mit grossem Aufwand zur Sonne hin geschickt wurde, dann in atomisierter oder ionisierter Form zurück kommt. Damit diese Wolke nicht auf die Erde trift, sondern sich sonstwo in den weiten des Sonnensystems verliert, will ich den Müll in einem möglichst grossen Winkel zur Erdbahnebene auf die Sonne treffen lassen.

  15. @Hans: Dagegen kann man sich mit einem Hitzeschutzschild schützen. Anders als bei einem Erdeinritt ist es ja Strahlungsenergie die ihn weit weniger schnell aufheizt als Plasma. Die NASA hat mal eine Raumsonde „solar Probe“ geplant die auf der Sonne aufschlagen würde.

    Zur Bahnebene: das geht und spart sogar Energie, man muss nur den Umweg über den Jupiter gehen der die Bahnebene drehen kann, dann schlägt es bei den Polen ein. Allerdings könnte man es dann gleich beim Jupiter versenken und man kann anders als bei allen anderen Möglichkeiten nicht jederzeit starten sondern nur alle 13 Monate.

  16. OK, habe den Aufsatz in der Zwischenzeit gefunden.

    Das Problem durch eine „Anomaly“ beim Start bleibt bestehen, selbst wenn diese Rechnerisch sehr unwahrscheinlich ist. Rein Rechnerisch waren auch die bisherigen Kernschmelzunfälle recht unwahrscheinlich, und diese wurden eigentlich alle (!) nicht durch ein inhärent technisches Versagen verursacht, sondern durch Schusseligkeit, bewusstes oder unbewusstes Übersehen von Risiken und blanke Schlamperei (bzw eine Kombination dieser Faktoren)
    Und wenn so ein Nuklearmülltransport so gründlich schiefgeht wie ein spezieller Protonstart, dann haben wir ein echtes Problem!

    Ein weiteres Problem an dem Konzept ist, dass dieses eine Aufbereitungsanlage zwingend voraussetzt. Eine derartige Anlage ist hierzulande politisch nicht durchsetzbar. Man hat es versucht, und wenn das selbst in der Oberpfalz nicht klappt, dann klappt das nirgends in Deutschland. Im übrigen sind die Umweltbelastungen bei anderen, operativen AA keineswegs zu vernachlässigen.

    Zu einem geogenen Endlager/Langzeitlager:
    Das Problem bei der Sache liegt darin, dass die Entscheidungen für Asse (als Versuchsendlager) und Gorleben eben NICHT auf wissenschaftlicher Expertise basierten, sondern rein politische Gründe hatten. Asse war billig zu haben, weil Wintershall die Grube wegen Unrentabilität sowie existierender Wassereinbrüche eh aufgeben wollte. Und Gorleben wurde gewählt, weil es in einem (damals) erzkonservativen Wahlkreis, im Zonenrandgebiet und in einer strukturschwachen Region lag. Die geologischen Gründe, die gegen Gorleben sprechen, wurden wegignoriert.
    Es bleibt das Rätsel, wie für Gorleben jemals eine Atomrechtliche Genehmigung zu bekommen sein soll, die ganze Exploration lief und läuft ja gemäß Bergrecht, bei dem die Prüfungs- und Einspruchrechte Aussenstehender praktisch nicht existent sind.
    Sprich: man hat Milliarden in ein Loch versenkt, wo überhaupt nicht klar ist, ob eine Atomrechtliche Genehmigung zu bekommen ist, wenn bei dem Verfahren dann wirklich alle Daten auf den Tisch müssen! Das unsere Obersten Gerichte nicht zimperlich sind, wenn es um derartige Genehmigungen geht, zeigte der Fall des AKW Mühlheim-Kärlich (Mühsam-Kläglich) wo trotz Milliardeninvestitionen die Betriebsgenehmigung letztendlich aufgehoben wurde, als die gesammelten Tricksereien ans Tageslicht kamen.

    Naturgemäß gibt es keines Königsweg für die Entsorgung, daher empfinde ich Bernds Artikel auch erfrischend in seiner Sachlichkeit.

    LG
    Mike

  17. Das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist so eine Sache.
    Das GAU-Risiko in Reaktoren lig in Russland häher als in Deutschland. Im Durchschnitt 1:10.000 Jahre.
    Das hört sich doch gut an. Es gibt aber 400 Reaktoren. statistisch gesehen also 1:25 Jahre.
    Und nun ratet mal wieviel Jahre nach Tschernobyl Fukushima kam. Ihr seht wir liegen voll im Plan. Der nächste Zwischenfall ist dann bis 2036 wahrscheinlich.

    Zu der Menge des Atommülls:
    Dieser ist etwa 5% des Brennstabes.
    Es gibt aber Verfahren, diese weiter zu reduzieren. Hierzu müssten die 5% Müll wieder Zurück in einen Reaktor, vorzugsweise einen schnellen Brüter. Durch weiteren Beschuss wandelt sich ein Teil des Materials in Stabile Elemente, ein anderer in sehr Kurzlebige. Diese müssten dann wieder in einer Aufbereitungsanlage herausgeholt werden. Der Rest könnte dann wieder in einen Reaktor wandeln. Theoretisch wäre der hochktive Restmüll hierdurch auf eine sehr kleinen Rest zu reduzieren. Der Prozess benötigt aber Platz in den Reaktoren, und viel Arbeit in Aufarbeitungsanlagen. Das ist derzeit sehr teuer.

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