Es läuft einiges schief…

… und zwar an vielen Stellen in der Raumfahrt. Wir dürfen uns freuen, dass MAVEN und MOM gut im Marsorbit angekommen sind, so sollte das nicht hinwegtäuschen, das dies auch die letzte US-Mission seit langem ist, und das auch nur, weil man sie schon frühzeitig verschieben musste um für Curiosity Mittel frei zubekommen um deren Mission von 2009 auf 2011 zu verschieben. Indien hat nun aber zumindest beim Mars China und Japan überholt.

In den USA gibt es dank Haushaltsgesetze eingefrorenes NASA-Budget, aber nur das Gesamtbudget ist eingefroren. Beim niedrigsten Budget seit es die NASA gibt (bezogen auf den Gesamthaushalt) leistet man sich nicht ein, nicht zwei, nein drei bemannte Raumschiffe. Space Shuttle, Apollo und Gemini sind ein Dreck dagegen. Da gab es jeweils nur einen Typ. Doch es bleiben Zweifel. Zum einen scheint man irgendwie das Rechnen vergessen zu haben. 2017 soll ja der erste Flug erfolgen, doch bis 2019 gibt es nur knapp die Hälfte der Mittel. „That budget proposal requested $848.3 million for commercial crew in 2015, and a total of nearly $3.42 billion for the program from 2015 through 2019.“  Wohlgemerkt, das ist das was die NASA haben will, nicht das was sie bekommt, denn das war bisher immer weniger als haben wollte und zwar deutlich weniger. Aus dieser Warte ist es unverständlich warum man zwei Anbieter wählte.

Nun ja wir brauchen ja ein Reservesystem, es könnte ja mal das System gegrounded sein. Soweit ist es schon, dass das ernsthaft als Argument vorgebracht wird. Was passiert, wenn das US-System gegrounded ist? Dann gibt es ja noch das dritte System, die Orion, nur darf die ja nicht an die ISS ankoppeln, aber vielleicht in dieser Notsituation wo man einige Astronauten ganz schnell abholen muss. Oder es gibt noch die russische Sojus, die Russen bringen ja noch so was hochkomplexes und selbststabilisierenden Rotationskörper hin. Die Amerikaner scheinen dafür zu dumm, zu vorsichtig oder zu sehr Warmduscher zu sein. Ich bin mal gespannt auf das Backupsystem bei der Marslandung….

Wird es denn danach wenigstens billiger? Nein, denn die NASA hat wieder mal schlau gerechnet. Denn damit das Programm billig wird, zahlt man viel für die Sitzplätze: 70,7 Millionen pro Sitzplatz und Astronaut. Das macht bei 12 Starts von je 4 Astronauten in diesem Zeitraum weitere 3,4 Milliarden, die natürlich in einem anderen Budgetposten auftauchen. Da ist die Sojus recht preiswert, da kostet ein Sitz zwar genauso viel, aber es werden eben weniger Astronauten befördert. Sso kostet ein Jahr nur 424 anstatt 848 Millionen Dollar. So kommt man mit 3,5 Milliarden für CCDev und 3,4 Milliarden für Flüge auf die geforderten 6,9 Millairden.

Aber gegenüber Orion ist es ja noch billig. Das wird zusammen mit der Orion bis 2021 weitere 22 Milliarden kosten. 22 Milliarden für ein Raumfahrtgerät, das nach Boulden so ausgelegt wird, dass es nicht an die ISS ankoppeln kann, damit es kein Backup für die kommerziellen Systeme ist. Das nur 21 Tage im All bleiben kann. Hmm was gibt es für Ziele die man in 21 Tagen erreichen kann, außer der ISS? Der Mond vielleicht, nur landen kann man nicht. Altair wurde ja schon vor Jahren gestrichen. Höhere Erdorbits, aber da gibt es schon genügend Bilder von Wettersatelliten die die ganze Erde zeigen. also irgendwie ziemlich überflüssig.

Das ist ja nicht der einzige Posten. Derzeit läuft die Ausschreibung für CRS Runde 2. Nachdem CRS 1 von 2012 bis 2016 rund 8 t pro Jahr liefert, geht man bei CRS 2, weil nun die ATV wegfallen, von 15,5 bis 21 t Fracht pro Jahraus. Das ist also mindestens doppelt so teuer, CRS 1 kostet schon 3,5 Milliarden, das sind dann mindestens weitere 1,7 Milliarden nur für Transport Services. Bei den Frachtmengen und der Art wie derzeit in der bemannten Raumfahrt das Geld zum Fenster rausgeworfen wird, muss man sich nicht wundern wenn man nächstes Jahr das Shuttle neu baut – mit kleinen Kapseln die 2 t pro Flug transportieren wird der Transport von rund 20 t Fracht sehr aufwendig. 2 Shuttleflüge könnten das auch leisten…

Addiert man alle Zahlen zusammen, schlägt noch die 3,2 Milliarden für die ISS selbst drauf, dann bleibt vom NASA Budget nicht mehr viel für unbemannte Raumfahrt übrig. Die hat ja schon zu leiden gehabt. Unter G.W. Bush wurde sie zugunsten des Constellation Programms zusammengestrichen, das gibt es bei Obama immer noch nur kommen nun auch noch die kommerziellen Services hinzu. Inzwischen kann man sich nicht mal mehr die Marsmissionen oder internationale Projekte leisten, außer vielleicht dem Vorzeigeprojekt Webb Space Teleskope.

In Europa sieht es auch nicht besser aus. Derzeit wird gerade ein Konsens bei der Ariane 5/6 gesucht. Die Positionen sind eigentlich seit Jahren unverändert: Deutschland will die Ariane 5 ME und Frankreich die Ariane 6. Wie die aussieht weiß keiner, denn die Ausschreibung der ESA ist eigentlich nur Makulatur. Sie wurde sie verändert, weil Satellitenbetreiber sie für zu klein halten. und man braucht ja auch für Deutschland eine Aufgabe, denn bei der vorherigen Konzeption waren das nur noch einige Strukturen in der Oberstufe und Stufenadapter. Nun soll es eine Zentralstufe mit Vulcain, eine Oberstufe mit Vinci und zwei oder vier Booster mit 120 t Treibstoff werden. Die letztere transportiert dann 11 t in den GTO.

Ich hab da nur eins nicht verstanden also vier Booster mit je 120 t Treibstoff ersetzen dann zwei Booster mit 241 t Treibstoff, dann gibt es eine Zentralstufe mit Vulcain, also so was wie die EPC und eine Oberstufe mit Vinci, also so was wie die ESC-B. Bin ich blöd oder hat man da nur zwei Booster gegen vier kleinere ausgetauscht? Die Nutzlast der Version mit vier Boostern liegt ja dann auch fast gleichauf mit der Ariane 5 ME. Das soll Milliarden kosten und noch merkwürdiger dann viel im Betrieb billiger als die heutige Ariane 5 sein? Ich dachte immer die Booster wären das billigste an der Rakete. Und als Krönung kann man die neue (alte) Ariane 5 die nun Ariane 6 heißt nicht mehr von ELA 3 starten, sondern braucht ein neues Launchpad. Dafür soll sie schneller zur Verfügung stehen und man braucht nach Frankreichs Ansicht keine Ariane 5 ME mehr.

Was sich auch schon angedeutet hat, ist das Frankreich, Italien und Spanien nach der Kürzung der Mittel beim letzten ESA Konzil nun ganz aus der ISS aussteigen. Deutschland hat damals zugelegt will nun aber auch nicht mehr bezahlen. Ein Schelm wer diese Entscheidung davon abhängig macht, das der einzige deutsche Astronaut im ESA Korps seinen Flug ja nun hinter sich hat und da ein Aufenthalt nur alle 2 Jahre möglich ist, müsste man sonst 10 Jahre warten und finanzieren. Damit fehlt ab 2020 ein Partner bei der ISS. Die rund 1-1,2 Milliarden, die die ISS pro Dreijahreszeitraum für die ESA kostete kann man nun besser verwenden. Nach Frankreichs Vorstellungen für die Ariane 6, ich würde eher so was wie Rosetta sehen, die nicht mal diese Summe gekostet hat, aber Wissenschaft hat in der ESA genauso wenig Gewicht wie bei de NASA.

Es läuft eben einiges schief….

6 thoughts on “Es läuft einiges schief…

  1. Wenn Europa nicht mehr mitmacht, besteht ja die große Chance dass der Geldfresser ISS endlich eingestellt wird (hoffentlich kommt dann wirklich Wissenschaft und nicht das nächste bemannte Programm). Insofern ist die Europäische Uneinigkeit auch eine gute Nachricht.

  2. Das Hauptargument für die Ariane 6 ist die Kostensenkung. Nun soll die aber die gleichen Triebwerke wie die Ariane 5 einsetzen – und das sind die teuersten Teile einer Rakete. Wenn man statt einem Doppelstart zwei EInzelstarts durchführt, braucht man aber doppelt soviel Triebwerke, das heißt doppelt so viel von den teuersten Teilen. Wie das System dadurch preiswerter werden soll ist mir schleierhaft.

  3. Sinnvoller wäre es, wenn sich die Europäer für die Ariane 6 an den EELVs der ULA orientieren. Ein skalierbarer Träger, der sowohl Einzel- wie auch Doppelstarts absolvieren kann, wäre in meinen Augen die beste Wahl. Feststoffbooster würde ich nur verwenden, um die Nutzlast anzupassen, besonders wenn die Nutzlast für die Heavy-Version mit drei Grundstufen zu schwer ist. Einen kompletten Wechsel auf Feststoff halte ich nicht für Sinnvoll. Auch SpaceX verwendet Flüssigkeitstriebwerke. Und egal welche Treibstoffe Ariane verwenden soll, 1 – 3 Triebwerke dürften in jedem Fall billiger sein als 9 – 27 Triebwerke, wie sie SpaceX verwendet. Es bringt auch überhaupt nichts, sich jetzt von SpaceX unter Druck setzen zu lassen. Aktuell weiß noch keiner, wie sich die Startpreise in Zukunft bei SpaceX entwickeln werden. Die Preise, die man für NASA- und DoD-Nutzlasten jetzt schon verlangt, deuten schon mal die Richtung an. Ich bin mir ziemlich sicher, das man in Zukunft für die einfache Falcon 9 nicht unter 100 Mio und für die Falcon Heavy nicht unter 250 Mio einplanen muss. Denn irgendwann muss auch SpaceX kostendeckende Preise verlangen, sonst sind sie irgendwann Pleite.

  4. > Denn irgendwann muss auch SpaceX kostendeckende Preise verlangen, sonst sind sie irgendwann Pleite.

    Um ihre hochfliegenden Pläne auch nur ansatzweise bezahlen zu können, muß sich Spacex an den Preisen der Konkurrenz orientieren und die höchstens knapp unterbieten. Selbst wenn die wirklich deutlich billiger produzieren können, können sie sich auf Dauer einfach keine Dumpingpreise leisten. Irgendwoher muß das Geld schließlich kommen, und die NASA hat selber keins.

    Dazu kommt die katastrophale „Firmenkultur“. Nach eigenen Angaben arbeiten ihre Leute 12 bis 16 Stunden pro Tag. Ein LKW-Fahrer ist eine Gefahr wenn er das macht und wird dafür bestraft. Die sind auch noch stolz drauf. Außerdem entlassen sie jedes Jahr die „weniger produktiven“ und stellen neue ein. Prima Idee, erfahrene Leute durch Anfänger zu ersetzen, die erst eingearbeitet werden müssen. Qualität durch Lohndrückerei? Denkste. So ist eine Pannenserie wie bei der Proton vorprogrammiert.

  5. Das man die schlechtesten Leute entlässt ist anscheinend in den USA gang und gäbe. Ich bin da drauf gekommen, als ich mal für mein Computerbuch über Microsoft und Apple recherchiert habe und dort ist so was auch Praxis. Selbst in Regierungsorganisationen sitzen die Leute meist nur auf Kurzzeitverträgen. So konnten sie nach Ende des apolloprogrammes innerhalb von Monaten Zehntausende freisetzen. Erholt hat sich ie NASA davon aber nie.

    Das dies bei SpassX nun durch die Presse geht liegt nur daran, dass die Firma vergass die ab einer bestimmten Größe vorgeschriebene Warnung vorher zu machen.

    Zu den Preisen: SpaceX hat dieses Jahr zwei Startaufträge erhalten, Arianespace, alleine im August 6. Preise sind nicht alles.

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