Die Musik macht Stimmung

Bis vor zwei Wochen wiederholte RBB samstags „Praxis Bülowbogen“ von 1987-88. Ich habe das gerne angeschaut. Es war so anders als heutige Sendungen. In den den 50 Minuten ist nicht so viel passiert. Szenen dauerten schon mal einige Minuten, anstatt das nach 10 Sekunden wieder umgeschnitten wurden. Dialoge waren auch länger, obwohl nicht so viel wichtiges gesagt wurde. Vor allem war es ruhig – die Musikuntermahlung war dezent und selten. Das ist etwas was mich heute oft stört. Praktisch permanent läuft heute bei Serien aber auch Dokumentationen eine Musikuntermahlung. Bei vielen Formaten reicht es nicht mal für eine Filmmusik sondern Popmusik wird dafür ausgeschlachtet. Ansonsten wird nach Stimmung ausgewählt. Soll es traurig sein, dann nimmt man meistens Klaviermusik.

Die Musik fiel mir dann auch in einer Reportage von Ranga Yogeshwar über Fukoshima auf. Hier war es eine düstere, bedrohliche Musik. Die macht dann auch Stimmung, obwohl das Filmteam in Sachen „Stimmung“ Glück hatte, denn es war schlechtes Wetter mit einer nieder hängenden dunklen Wolkendecke,. Doch das reichte nicht. Hier ein Originalausschnitt mit einer Erklärung von Yogeshwar am Anfang und Ende was man sieht.

Um zu zeigen wie man mit Musik Stimmung machen kann habe ich dieselbe Szene mit dem Popcorn Song unterlegt. Das Stück kennen die wenigsten mit dem Namen, aber vom Klang. Es war unter anderem auch Titelmelodie für die Telespiele und Telekolleg. Das ganze hat nun eine weitaus weniger düstere Stimmung.

Man kann natürlich Musik auch schwer verhunzen. In meiner persönlichen Negativliste der schlechtesten Covers aller Zeiten hat sich Dolly Parton mit Recht einen der Spitzenplätze erkämpft. Wer mutig ist kann hier hören, was rauskommt wenn man „Stairway to Heaven“ als Country Version rausbringt.

Ich meine auch das Musik tendenziell immer schneller wird. Ich habe mal Experimente gemacht und „Child in Time“ von Deep Purple um 20% schneller gemacht und „Ich will nicht nach Berlin“ von Kraftclub um 20% langsamer – dann haben sie fast dasselbe Tempo. In vier Jahrzehnten ist die Musik also um 40% schneller geworden. Wegen dem Urheberrecht kann ich das leider nicht hier wiedergeben, aber ihr könnt es mit Audiacity ausprobieren: Effekt „Tempo ändern“ und +20 und -20 eingeben.

Zum Abschluss nach längerer Zeit mal wieder einen Musiktipp. Diesmal – wie könnte es anders sein – der Popcornsong, diesmal perförmt vom dänischen (oder schwedischem?) Koch der Muppets:

http://www.youtube.com/watch?v=B7UmUX68KtE

(Ich bin mir relativ sicher das es ein dänischer Koch ist, auch weil er immer rief „Smörebröd, Smörebröd Röm-Pom-Pom Pom“ und mich Wikipedia aufklärt das das eine dänische Spezialität ist. aber im Vorspann wird er als schwedischer koch tituliert.

3 thoughts on “Die Musik macht Stimmung

  1. Moin,

    bei der Musik laufen mir die Zahlen vor den Augen. Popcorn ist ein Klassiker der elektronischen Musik, und wohl der Song von dem es die meisten Variation im ModArchive gibt:

    http://modarchive.org/index.php?request=search&query=popcorn

    Zum Abspielen brauchts eigenrlich einen richtigen Tracker, aber WinAmp kann auch viele MOD Formate abspielen, wenn man auf die Zahlen vor den Augen verzichtet.

    Da MOD heutzutage den meisten, auch selbsternannten elektronik Musik DJs, nichts mehr sagt, mal ne kurze Erklärung. Ein MOD besteht aus WAVs und aus Schnitt und Tracker Informationen. Das MOD Format ist uralt, und geht noch auf den C64 zurück, ist aber immernoch bei professionellen Spieleentwicklern beliebt, weil es zum einen meist kleiner ist als eine MP3, und zum andern vor allem die in Spielen verwendeten MOD Player ein API haben, so dass es möglich ist, bei Scenenwechsel auch die Musik anzupassen, und zwar nicht einfach neuen Song, sondern ein programmierter Übergang.

    Auch zum musizieren üben ist MOD ein perfektes Format, weil die einzelnen Instrumente meist einen (oder gar mehrere) eigene Tracks haben. Wenn ich Bass übe, stelle ich einfach den Bass Track aus, und lass den Rest laufen. Dass die Noten während des Abspielens über den Bildschirm laufen, hilft ungemein insbesondere bei neuen Stücken.

    ciao,Michael

  2. Da fällt mir ein Zitat aus „Miami Vice“ ein:

    Die heutige Musik ist nur von Jimmy Hendricks geklaut, nur doppelt so schnell und halb so gut gespielt.

  3. @Bernd: der Koch ist im englischen Original Schwede, dort gibt es auch den Smørrebrød Song gar nicht. Der wurde erfunden vom deutschen Dialogregisseur Eberhard Storeck (bekannt u.a. durch die Stimme von Willi aus Biene Maja sowie Snorre aus Wickie und die starken Männer), der den Koch dafür kurzerhand zum Dänen gemacht hat.
    @Michael: ein C64 kann keine WAVs abspielen, schon gar nicht als Multitrack. Das MOD-Format kommt meines Wissens vom Amiga, der hardwareunterstützt in 4 Kanälen Audiosamples ausgeben konnte. Das enthaltene Audioformat war da natürlich IFF, das aber weitgehend mit WAV identisch ist (hat Microsoft mehr oder weniger nur abgekupfert). Wenn sich da aber in den letzten 20 Jahren, seit ich was mit MODs gemacht habe, nichts geändert hat, dann kann ein MOD nur dann kleiner sein als ein MP3, wenn es etliche Wiederholungen darin gibt, die Samples also mehrfach verwendet werden. Ansonsten belegt ein MP3 im Durchschnitt nur 1/10 des Speichers eines WAV.

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