Ein Vorschlag für USAF, NASA und ESA

Der Prozess von SpaceX gegen die Air Force hat ja ein Thema wieder in den Fokus gebracht: die steigenden Startpreise. ULA hat ja schon darauf reagiert, als Elon Musk sich polemisch auf sie eingeschossen hat und verwiesen darauf, dass ihre Träger gar nicht so teuer sind, nur die Starts sind es. Auch SpaceX hat schon die Erfahrungen gemacht: Während man eine Falcon 9 auf der Website für 61,2 Millionen Dollar anbietet, zahlt die NASA für den Start von JASON-3 83 Millionen Dollar (noch abgeschlossen als die Falcon 9 noch 54 Millionen kostete), dieses Jahr kam TESS dazu für 87 Millionen Dollar. Bei der Air Force ist es noch teurer, der Start von DSCOVR kostet 97 Millionen Dollar.

Die Firma hat ja schon angegeben, dass die Bürokratie mit der NASA die Missionen um 20 bis 30 Millionen Dollar verteuert. Das sind bei den Startpreisen der Falcon 30 bis 50%.  Nun war dem nicht immer so. In den sechziger Jahren, als es in dem Sinne noch keine Trägerraketen gab, lief dies so ab (am Beispiel der Thor). Wenn die NASA eine Thor für ihre Thor-Delta brauchte so bekam sie diese von der USAF. Die USAF orderte eine Mittelstreckenrakete von Douglas. Diese Mittelstreckenrakete wurde dann von Douglsas umgebaut zur Trägerrakete für die USAF, die NASA erteilte dann einen weiteren Auftrag zu einer zweiten Umrüstung, so verwendete sie meist ein anderes Lenksystem als die USAF. Da das ziemlich aufwendig war, wurden dann die Träger standardisiert, auch wenn es nach wie vor Air Force und NASA Modifikationen gab, so wurde die Agena Oberstufe z.B. fast nur bei militärischen Missionen eingesetzt.

Noch etwas unterschied sich damals von Heute: Satelliten und auch Raumsonden wurden in der Regel in kleinen Serien oder zumindest in Paaren gestartet. Das ergab eine höhere Startrate als heute. Das ist heute aus vielen Gründen nicht so. So ist die Lebensdauer viel höher, was vor allem bei militärischen Satelliten aber auch Wettersatelliten die Startzahl deutlich reduzierte, Bei ´Forschungsmissionen kam man aufgrund der geringen Verlustrate von Doppelstarts ab, der letzte war der von Voyager 1977.

Nach dem Verlust der Challenger privatisierte man den Trägersektor und das hatte zuerst auch keine Auswirkungen auf die Startpreise. Das hat sich seitdem geändert. Die Atlas 401 stieg von 90 Millionen Dollar pro Start auf 187 Millionen, (für die NASA), noch gravierender waren die Preissteigerung bei der Taurus XL von 24 auf 70 Millionen Dollar. Das ist nicht das einzige, auch einige Projekte liefen aus dem Finanzrahmen. So stellte die NRO ein Nachfolgesystem für die KH-12 Aufklärungssatelliten ein, weil die Kosten aus dem Ruder liefen.

Die Ursachen scheinen vielfältig zu sein. Da scheint der bürokratische Aufwand zu sein. SpaceX verweist darauf dass NASA und USAF so viele „Daten haben wollen“. Das sind nicht einige Daten auf einer DVD, das sind Ingenieure die permanent bei SpaceX sitzen und laufend um Auskunft bitten. Im Prinzip ein externes Qualitätsmanagement zusätzlich im Haus. Man kann annehmen das dies in allen Subunternehmern so ist. Wahrscheinlich würden viele Prüfungen, deren Ergebnisse die Regierungsbehörden haben wollen, sonst nicht durchgeführt werden, sonst könnte man nicht über Zusatzkosten von bis zu 50% des Startpreises reden. Dies wird sicher nicht nur bei den Trägern so sein, sondern überall in der Prozesskette, beginnend von den Einzelteilen über das Gefährt bis zum Management und der Missionsbetreuung. Das sieht man an einem aktuellen Beispiel. Der letzte ATV sollte unter besonders flachem Winkel in die Atmosphäre eintreten, weil man dies für die Station erwartet, die man nicht wie den Transporter mal kurz abbremsen kann. Dafür muss es sich nach dem Ablegen erst mal in die richtige Position manövrieren. Nun fiel vor einigen Tagen eine der vier Stromversorgungsketten aus. Von der Auslegung her sollte das ATV mit dreien noch ohne Problemen arbeiten. („Fail operational“) We sich zeigte war eine Batterie tot, wahrscheinlich durch eine ausgefallende Sicherung. Nun begann die Untersuchung und man erkannte bald beim Durchforsten der Tests, die man lange vor dem ersten Start machte: alles okay, ein Deorbit geht mit drei aktiven Ketten. Doch diesmal war kein normaler Deorbit geplant, anstatt 2-3 Tage würde das letzte ATV 12 Tage in einer Bahn bleiben, 16-mal pro Tag die Nachseite passieren und dabei die Batterien belasten. Das Management hat nun beschlossen, den flachen Eintritt zu streichen und schon am 15 anstatt 24.sten den Transporter verglühen lassen. Nur kein Risiko, das gilt eigentlich immer bei Militär- und wissenschaftlichen Missionen, selbst wenn die Mission eigentlich vorüber ist und es nur ums verglühen geht.

Man hat ja bei der NASA mal das Gegenteil probiert und zwar High-Risk, nur hat man das anders verkauft als „faster, better, cheaper“. Nein das ist kein ALDI-Slogan, das war die Parole des Disocvery Programms. Nachdem man zwei Marssonden und eine Kometensonde verloren hatte, einige andere Sonden just bei den wichtigsten Missionsmomenten ausfielen, hat man das ganze wieder eingestellt. Man hatte zu viel gespart, so kosteten die Marssonden des Jahres 1999 nur noch zwei Drittel der (schon preiswerten) von 1997. Die letzteren beiden waren aber erfolgreich, die ersteren beiden gingen beide beim Mars verloren.

Nun ist es ja nicht so, dass man woanders leichtsinnig ist. Kommunikationssatelliten arbeiten heute auch meist länger als ihre Soll-Lebensdauer (die übrigens höher ist als, die Primärmissionen von Satelliten oder Raumsonden die meist bei 5 Jahren oder darunter liegen) und ich habe bei Trägerraketen bisher nicht gesehen, dass kommerzielle Flüge eher scheitern als nicht kommerzielle.

Warum also nicht einen Gang zurückschalten. Prüfungen, Tests, sicher, aber eben so viel wie bei kommerziellen Projekten. Das eingesparte Geld könnte man nutzen um die Mission zu versichern. Scheitert sie so kann man sie nachbauen. Russland macht das bei allen Satelliten und Raumsonden, nicht nur kommerziellen. Die Versicherungsgebühren liegen heute im einstelligen Prozentbereich. Wenn ich annehme das die 30-50% Zuschlag bei den Startkosten überall gelten, so könnte man viel Geld einsparen und die Budgets entlasten oder mehr Missionen durchführen.

Vielleicht übverlegenswert.

2 thoughts on “Ein Vorschlag für USAF, NASA und ESA

  1. Ein Unterschied zwischen ESA (z.B.) und kommerziellen Projekten ist das Ausmaß des „Micromanagements“ das der Auftraggeber betreibt. Man könnte auch etwas lästerhaft sagen: das Ausmaß in dem sie einem dreinreden.
    Getestet, dokumentiert und geprüft wird bei kommerziellen Projekten nicht um Größenordnungen weniger als bei ESA Aufträgen, das nimmt sich nicht so wahnsinnig viel.
    Der Hauptunterschied ist der, daß ein Kunde wie z.B. SES am Anfang eines Projekts jedes Blatt umdreht, und zur Ablieferung nochmal genau alles anschaut und wissen will. ESA hingegen ist permanent dabei, hat alle paar Wochen neue Ideen und Vorschläge, will bei allen Sachen mitreden und sich alles, angefangen von Grundlagen bis hin zum eigentlichen Produkt, mehrfach erklären lassen.

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