Walhalla und die Sache mit der Hymne

Nun kommen gerade die beiden nächsten Teile der „Deutschland-Saga“. Ich hatte mich mal schon damit beschäftigt insbesondere damit, dass die Sendung ein australischer Professor moderiert, der in England arbeitet. aber so langsam sehe ich den Vorteil des „Blicks von Außen“. Man lernt immer was hinzu. In der letzten Sendung z.B. das Deutschland das „most popular Country of the World“ ist, zumindest nach einer BBC-Internetumfrage. Nun ja woanders möchte ich auch nicht leben, nur das Wetter im Winter ist nicht so toll.

Diesmal ging es um das Volk der „Dichter und Denker“ – nein, das haben wir uns nicht selbst zugeschrieben, sondern nach der Sendung eine Madame de Stael, nach Wikipedia scheint der Begriff mehrere Väter zu haben. Besonders dreist scheint sich Thüringen als Land der Dichter und Denker zu bezeichnen – wohl verkennend, dass die meisten der „Dichter und Denker“ woanders geboren sind wie Schiller oder Gothe. Wenn ich so nachdenke könnte man das sicher auch von Schwaben behaupten – Schiller, Hegel, Mörike, Kerner, Hauff, Hegel, Hölderlin, Hesse, Jünger  ..

Am Schluss kam der Professor noch auf die Walhalla. Nein, das ist nicht das germanische Himmelreich, das ist ein neoklassizistischer Tempel bei Regensburg. In dem stehen Büsten der bedeutendsten Deutschen. Der Professor wies auf einige Tatbestände hin, die schon seltsam sind. So kam Heinrich Heine erst 2010 dazu. Er hat mal ein Spotgedicht über die Walhalla verfasst:

Bei Regensburg läßt er erbaun
Eine marmorne Schädelstätte,
Und er hat höchstselbst für jeden Kopf
Verfertigt die Etikette.

»Walhallagenossen«, ein Meisterwerk,
Worin er jedweden Mannes
Verdienste, Charakter und Taten gerühmt,
Von Teut bis Schinderhannes.

Nur Luther, der Dickkopf, fehlt in Wallhall,
Und es feiert Ihn nicht der Walhall-Wisch;
In Naturaliensammlungen fehlt
Oft unter den Fischen der Walfisch.

Das hat man ihm wohl über 150 Jahre lang nachgetragen. Es beschließt der bayrische Landtag wer reinkommt. Das scheint auch ein Grund zu sein. Die wählen ja auch sonst korrupte Minister, Aigner und Seehofer. Ich habe mir dann mal die Liste angesehen und da fällt schon einiges auf. Am meisten natürlich was fehlt. Es gibt praktisch keine Politiker aus dem 20-sten Jahrhundert, es gibt kaum Wissenschaftler und es gibt ziemlich viele Generäle. Einige kenne ich noch mit Namen wie Blücher, Gneisenau oder Scharnhorst, andere sind mir völlig unbekannt. Das gilt auch für eine Reihe von Nichtmilitärs.

Also ich sehe da Nachholbedarf. Bei den Politikern fehlt ein Vertreter der Weimar Republik wie Friedrich Ebert, auch von der Bundesrepublik. Ich denke Adenauer hätte einen Platz verdient. Er hat nach dem Krieg Deutschland im Westen verankert, die begründeten Ressentiments gegenüber Deutschland abgebaut, mit die EU gegründet und sogar mit Russland eine Aussöhnung errreicht. Das zwanzigste Jahrhundert ist auch so schlecht vertreten. Kein Vertreter der Literatur aus dieser Zeit. Bei den Wissenschaftlern fehlen Namen wie Haber, Heisenberg, Schrödinger, Pauli, Hahn, Albert Schweizer. Was das Ganze wohl schwierig macht ist das es nur noch sechs frei Plätze für Büsten gibt. Dafür gäbe es eine Reihe von Lösungen. Die offensichtliste – Umbauten damit man mehr aufstellen kann. Platz gäbe es genug: Innen ist die Walhalla 48,5 m lang, 14 m breit und 15,5 m hoch. Das zweite wäre ausmisten. Also einige Personen entfernen die man heute vergessen hat oder deren Leumund doch zweifelhaft ist, das betrifft vor allem Militärs.

Dann ist mir beim Sehen einer anderen Sendung noch was aufgefallen: Wir Deutsche haben ein Hymnenproblem. Bei uns wird ja die dritte Strophe des Deutschlandliedes gesungen. Ich war lange Zeit der Meinung die erste wäre verboten, aber man hat einfach beschlossen nur die dritte zu singen. Seit 1991 ist sie auch Nationalhymne. Die DDR hat aber auch Probleme mit ihrer Nationalhymne gehabt und dort hat man einfach (obwohl diese ja nach dem Krieg neu komponiert und getextet wurde) den Text ganz weggelassen weil dort „Deutschland einig Vaterland“ vorkam und man ja nicht einig sein wollte und der andere Teil der Feind war. Also vom Text her ist die dritte des „Lied der Deutschen“ die schönste. Die erste macht Sinn, wenn man den geschichtlichen Hintergrund der Entstehung kennt. Die geographischen Grenzen gelten heute nicht mehr und wahrscheinlich ist man nach dem Krieg über die Zeile „Deutschland über alles“ gestolpert. Schaut man sich die Texte anderer Nationalhymnen wie der amerikanischen an wird man so etwas auch finden und jeder national gesinnte wird sein Land wohl als das beste empfinden (man kann den Text natürlich auch so interpretieren „Deutschland soll über die Welt regieren“, doch das gibt er nicht her. Heute hat man ja eher das Problem das man es zu gut meint. Wir sind wohl das einzige Land auf der Welt bei dem „Gutmensch“ ein Schimpfwort ist.

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