Werbung die nervt: Die Olivenöl-Gesichtspflege

Wer werktags das Vorabendprogramm von ARD ansieht, muss gegenüber Werbung abgehärtet sein. Es kommen vor allem Spots mit Medikamenten, sei es gegen Schmerzen oder um besser zu schlafen. Aber auch im Rest der Werbung dominieren Dinge für die Gesundheit (im weiteren Umfeld) wie Nahrungsergänzungsmittel oder hier um eine Pflegecreme.

Die Werbung ist mehr oder weniger immer nervig, was auch an dem Wiederholungsfaktor liegt, es kommen nämlich immer die gleichen Spots. Doch der Heutige ist besonders übel. Es ist der für die Olivenöl Gesichtspflege. Das ist eine Creme, die nur nach der Werbung vorwiegend über Apotheken vertrieben wird. Die Recherche im Netz zeigt aber auch das man sie bei Discountern bekommt.

Präsentiert wird sie aber in einer Apotheke. Der Spot nimmt einen Trend auf, der inzwischen en Voge ist (angeblich) gefragte „normale“ Kunden. Fielmann macht das schon lange und da wirkt es auch einigermaßen echt. Man kann davon ausgehen, dass dies natürlich nicht zufällig aufgenommene Kunden sind, sondern entweder gestellt oder man hat Hunderte von Leuten vor die Kamera geholt und nur die besten in den Spot übernommen.

Doch der Spot für die Olivenöl-Creme, die es in verschiedenen Formen gibt, macht nicht mal den Versuch authentisch zu sein. Die „Kundinnen“ (Männer kaufen offensichtlich nicht die Creme) sind perfekt geschminkt, die Szene perfekt ausgeleuchtet. Im Hintergrund ist ein, manchmal mehrere Regal(e) nur mit dieser Creme zu sehen. Wer jemals in einer Apotheke war, weiß, wie unwahrscheinlich das ist. Selbst Renner unter den Medikamenten wie Voltaren oder Aspirin bekommen maximal eine Regalbreite. Bei einigen Spots sieht man dann auch noch vorne eine Reihe dieser Tigel ab und an auch noch ein Werbeplakat im Hintergrund.

Kurzum: Ziel verfehlt. Wenn man den Eindruck vermitteln wollte, dass man zufällige Kunden oder Verkäuferinnen fragt, dann ist das gründlich in die Hose gegangen. Eine Werbeaussage konnte ich bei der Recherche für den Blog schon aufklären: Es soll die meistverkaufte Creme in Apotheken sein. Nun ja Apotheken sind nicht die Hauptstelle, wo man Cremes kauft, sondern eher die Drogerie. Die Auswahl ist so klein und dort gibt es sicher keine No-Name-Produkte. Die Creme ist mit 8,50 bis 10,50 Euro relativ billig und dürfte sich alleine durch den Preis verkaufen.

Wer übrigens meint, dass nur, weil Olivenöl draufsteht, viel Olivenöl drin ist: Es findet sich erst an dritter Stelle im Zutatenverzeichnis nach Wasser und Harnstoff. Es ist also keine Fettcreme, sondern eine mit Wasser als Hauptbestandteil. Das zieht schneller ein, hält aber nicht so lange vor und man braucht auch so mehr der Creme. Harnstoff (in der Modebranche, damit niemand an Harn denkt als „Urea“ deklariert) ist zudem das billigste Mittel, mit dem man heute Feuchtigkeit in die Haut einbringen will. Die Menge ist aber begrenzt, sonst wirkt er hautreizend. Wenn er schon an zweiter Stelle steht, kann man davon ausgehen, dass nicht viel Olivenöl vorhanden ist.

Olivenöl klingt gut, aber für die Haut ist es eigentlich egal, von welcher Pflanze das Öl stammt, außer man ist allergisch gegen bestimmte Pflanzen. Viele, auch teure Marken, verwenden daher lieber Mineralölprodukte, da es dagegen keine Allergien gibt. Für den Hersteller von Vorteil ist, dass weniger essenzielle Fettsäuren vorhanden sind und daher  weniger Zusatzstoffe benötigt werden, um diese vor Oxidation zu schützen. Ob es kaltgepresstes Olivenöl ist, könnte man nur durch eine Analyse nachprüfen. Für die Haut, die ja keine Geschmackssensoren hat, wäre es unerheblich, man könnte sogar das billige Lanpanta-Öl, das ist der Abfall nach Abtrennung des Speiseöls, nehmen. Das wäre mit weniger oxidationsempfindlichen Stoffen und mehr freien Fettsäuren, die den pH-Wert absenken und weniger stark fettlöslich sind, besser geeignet.

One thought on “Werbung die nervt: Die Olivenöl-Gesichtspflege

  1. Dass es ein Trauerspiel ist, wie sich Verbraucher von (fast schon) homöopathischen Inhaltsstoffen, wie hier dem Olivenöl in der Gesichtspflege, beeinflussen lassen, sind wir uns einig. Wo ich widerspreche: Öle, die man auf die Haut aufträgt, sollten schon Nahrungsmitteltauglich sein, eben, weil Teile des Öls in die Haut einziehen. Also besser ein Öl, das tatsächlich aus der Nahrungsmittelproduktion stammt, als eines aus der Raffinerie, wo möglicherweise alle möglichen unerwünschten Rückstände mit drin sind.

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