Was bleibt an Revolution übrig?

So, hier in Nesselwang liegen 10 cm Schnee, mehr als ich im ganzen Winter in Ruit gesehen habe, und so fallen alle Außenarbeiten weg. Zeit die ich für einen Blog nutzen kann.

HansSpace hat etwas angesprochen, was ich immer wieder von SpaceX höre. Sie würden die Raumfahrt revolutionieren, Bewegung bringen. Ich zitiere ihn mal wörtlich:

Ich bin fasziniert von der Entwicklung bei SpaceX, die das Produkt „Trägerrakete“ mit fast jedem Start weiterentwickeln und Dinge ausprobieren, die man zuvor für „irrelevanten Quatsch“ oder „Idee für Science Fiction Roman“ gehalten hat.
Die heutige Technik bei Computern, Simulationen, Leichtbaumaterial, Hitzeschilden, etc. macht Dinge möglich, die vor 30 Jahren völlig unrealistisch waren.
Andererseits haben es sich die bisherigen etablierten Raketenhersteller in ihrer jeweiligen Nische bequem gemacht und über viele Jahre den technischen Fortschritt nur sehr zögerlich berücksichtigt. Die politischen Zwänge und das Oligopol machten es möglich.
Nach der Entwicklung der SpaceShuttles gab es doch kaum nennenswertes Neues.

So was höre ich immer wieder und selbst wenn die Leute dann nicht an die Marspläne glauben, sind sie von dem Fortschritt fasziniert. Zeit sich dem Thema zu widmen.

Fangen wir mal mit dem „ausprobieren“ und „weiterentwickeln“ an. Ich halte das nun weniger eine Frage ob dies irrelevanter Quatsch ist, sondern grundsätzliche Einstellungen einer Industrie. SpaceX entwickelt die Falcon 9 dauernd weiter. Mangels technischer Details kann man dies nur am Schub oder Startmasse erkennen da gab es schon, um mal die Startmasse zu nehmen 334 t, 482 t, 505 t und derzeit 549 t. Dieses Jahr soll dann eine neue fünfte Version kommen. Bis dahin hat die Firma noch keine 50 Starts insgesamt durchgeführt, eher 40, das sind dann 8 bis 10 Starts pro Version.

Im Fachjargon nennt man das inkrementelle Entwicklung. Die ist in anderen Branchen durchaus üblich, vor allem im Informatikbereich. Windows 10 kommt als Service, derzeit läuft der Rollout des Creators update, der vierten Version seit das Betriebssystem 2015 erschien, also eines etwa alle 6 bis 9 Monate. Doch nicht nur bei der Software ist das üblich, auch bei der Hardware. Versuchen sie mal einen Rechner in der gleichen Ausrüstung wie vor 4 Jahren zu bekommen. Das ist fast unmöglich. Zumindest für Endverbraucher. Es ist sicher möglich einen Rechner mit denselben Schnittstellen und derselben Leistung zu bekommen, aber mit genau dem Prozessor und genau dem Mainboard, diesen Service gibt es normalerweise nur für Firmenkunden, die spezielle Modelle kaufen, die deutlich teurer sind, aber für die der Hersteller über Jahre die Ersatzteile garantiert. Klar, wer Tausende von PCs hat, von denen statistisch immer einige ausfallen, will eine verlässliche Situation haben, bei der man nicht Tausende von verschiedenen Ersatzteilen vorrätig halten will. Auch viele Windows Anwender wollen nicht eine Version haben, die sich laufend automatisch aktualisiert.

Die Inkrementelle Entwicklung ist in vielen Branchen die Ausnahme. Bei fast allen Branchen, die ich kenne herrscht ein anderer Zyklus vor: Man entwickelt ein Produkt, produziert es bis die Nachfrage sinkt oder es veraltet ist und ersetzt es durch ein neues. So verfuhr man bisher auch bei Raketen. Nehmen wir die Automobilindustrie. Es gibt ja immer noch den Golf. Die erste Generation kam in den 70-ern heraus. Der heutige Golf VII ist die siebte Generation in 23 Jahren. Mit der ersten Generation hat er nichts gemein. Er sieht anders aus, ist schwerer, hat einen stärkeren Motor und Elektronikfeatures die es damals noch nicht gab. Der Golf I wird eben einfach nicht mehr produziert.

In der Raumfahrt gibt es gute Gründe für die Zurückhaltung. Das grundsätzliche Problem ist das man vieles simulieren kann, aber nicht alles und in der Praxis erproben geht nicht. Wird ein Flugzeug oder Auto neu entwickelt, so durchläuft es zuerst viele Teststände. Das ist auch in der Raumfahrt so. Doch dann schließen sich Erprobungen in der Praxis an, Testfahrten und Testflüge. Zuerst ganz vorsichtig, später endend mit Extremsituationen. Bei Autos Fahrt durch Wüsten oder die Arktis, bei Flugzeugen simulierte Abstürze mit Abfangmanövern, Ausschalten von Triebwerken oder ähnlichem. Das kann man nicht mit Raketen machen, weil man jede nur einmal verwenden kann. Immerhin das wäre ein Vorteil der Wiederverwendung – wenn sie klappen würde, dann könnte SpaceX die zuverlässigsten Raketen entwickeln, weil sie diese vorher ausgiebig testen können. Nur glaube ich daran nicht. (Das sie dann in Tests investieren, das haben sie ja bisher auch nicht getan) Derzeit sieht es eher so aus, als würden sie eher weniger als andere testen. Seit es Trägerraketen gibt, rechnet man mit mehr Fehlstarts in der frühen Phase. Selbst heute noch beginnen die meisten Träger mit Teststarts. SpaceX macht da keine Ausnahme. Die ersten beiden Falcon 9 Starts waren Testflüge und bei der Falcon Heavy wird es auch so sein. Schaut man auf die ersten Jahre der Raumfahrt als man erst Erfahrungen mit Trägerraketen sammelte so ist die Bilanz noch vernichtender. Dabei basierten die meisten Träger ja auf schon existierenden Interkontintalraketen, waren also keine völligen Neuentwicklungen. Bis heute ist es so, das sich selbst trotz modernster Technologie die Fehlstarts bei den ersten Starts häufen. Die Falcon 9 macht hier keine Ausnahme. Trotz den angesprochenen Fortschritten hat sie die zweitschlechteste Zuverlässigkeit nach der Proton. Dabei nehme ich nur die beiden von SpaceX zugegebenen Fehlschläge. Legt man ein Kriterium an, das für alle Starts auch von anderen Trägern gilt und nicht ob eine Firma einen Start selbstherrlich zu 100% erfolgreich deklariert, so sind es sogar noch drei Fehlstarts mehr und wenn man die Abweichungen der Orbits von den vorher publizierten Zahlen und Vergleich mit dem Users Manual nimmt, dann nochmals etliche mehr.

Interessanterweise ist der Teil der Industrie, der den Hauptkundenkreis von SpaceX stellt der konservativste Teil in der Raumfahrtindustrie überhaupt. Hersteller und Betreiber von Kommunikationssatelliten sind extrem vorsichtig bei der Umsetzung von technischen Neuerungen. Noch immer werden die meisten Kommunikationssatelliten mit chemischen Treibstoff angetrieben, und auch später im Orbit an der Position gehalten, obwohl man dafür eine Menge Treibstoff braucht. Mancher Kommunikationssatellit besteht beim Start zu zwei Dritteln aus Treibstoff. Die „All Electric Satelliten“ werden zögerlich gestartet und auch sie gelangen in einen GTO, anstatt sich vom Leo hochzuspiralen, was ihre Startmasse nochmals halbieren könnte.

Dagegen ist die Forschung weiter. Smart-1 gelangte schon 2003 vom Leo zum Mond, Dawn hat seit 2007 alleine mit Ionenantrieb zwei Asteroiden besucht.

Woanders entwickelt man auch inkrementell Raketen weiter, aber eben vorsichtig. Die erste Version der Ariane 5 ECA die 2002 startete hatte eine GTO Nutzlast von 9,2 t. Die derzeitige Version hat bisher maximal 10,73 t in den GTO gebracht. Das ist der Erfolg von inkrementellen Entwicklungen wie verbesserten Verbindungen der Booster, einer neuen Düse in der Zentralstufe und optimierten Bahnen. Das ist auch die Folge der Erfahrungen mit Fehlstarts. Wenn man wenig ändert, ist auch das Risiko kleiner. Wenn man dauernd was ändert, steigert man das Risiko wie man bei der Explosion der Falcon mit Amos 6 sieht. Neues Befüllungsverfahren – neues Risiko.

Es ist eine Entscheidung der Kunden, ob sie das Risiko für günstigere Preise eingehen wollen oder nicht. Mancher Kunde tut das, andere eher nicht. SES gehört zur ersten Kategorie, Eutelsat eher zur anderen. Dabei nimmt gerade eutelsat sonst günstige Startgelegenheiten wahr und bucht gerne Jungfernflüge so gerade bei der New Glenn.

Die ganze Diskussion ist ja nicht neu. Wer sich zurückerinnert: genau das hat man von dem Space Shuttle versprochen. Es sollte die Startpreise halbieren, es sollte bis zu 48-mal starten – einmal pro Woche, jeder Orbiter 12-mal pro Jahr. Ich will gar nicht darauf eingehen, das es deutlich teurer wurde. Doch selbst, als man vor dem Verlust der Challenger konkurrenzfähige Preise hatte, konnte man die Startrate nicht erreichen. Schon vor dem Jungfernflug war klar das es die Nutzlasten für diese Zahl an Starts gar nicht gab. So gab es Flüge zum Aufbau einer Raumstation (keine in Planung) wie auch Starts des Spacelabs (überflüssig wenn es eine Raumstation gäbe) nur um rein rechnerisch auf diese enorme Startzahl zu kommen.

SpaceX kündigt nun schon seit 2011 auch die Produktion von 40 Cores pro Jahr an. Das wären 40 Falcon 9 Starts oder 10 Falcon heavy und 10 Falcon 9 pro Jahr. Ich habe das schon mal durchgerechnet, so viele Nutzlasten gibt es nicht. Dafür muss man nicht Experte sein, man muss nur mal alle US-Starts nehmen und dann noch alle kommerziellen Starts von Proton und Ariane 5 hinzuzählen, dann sieht man das man damit nie auf 40 x 22 t Nutzlast kommt, also dem Äquivalent von 40 Ariane 5 oder Proton Starts pro Jahr. Jetzt ist es mit der Wiederverwendung eher noch schwieriger. Denn man kann annehmen das wenn SpaceX dieses Jahr 20 Starts abwickeln will, das sie auch 12 Raketen fertigen können (+ plus den wiederverendeten Stufen). Wenn nun noch die Wiederverwendung ausgedehnt wird und angeblich soll mal eine Erststufe 10 Mal wiederverwendet werden, dann bräuchte man Nutzlasten für 120 Starts pro Jahr – nicht mal in den Sechzigern als es mehr Raketenstarts gab, hat man weltweit so viel gestartet und damals waren die Raketen kleiner, weshalb es auch mehr Starts gab.

Kurzum: ich sehe diese Zahl an Nutzlasten nicht. Was macht man da? Man prognostiziert neue Geschäftsfelder. Das hat man auch beim Space Shuttle so gemacht. Man könnte mit den billigen Starts dann Energiefarmen im Orbit bauen, Kommunikationssatelliten mit riesigen entfaltbaren Antennen die Telefongespräche mit einem Mobiltelefon überall in den USA ermöglichen würden, und natürlich die Entsorgung von Atommüll per Shuttle. Wo bitte ist das heute?

Kommt mir nicht mit zu hohen Preisen. Die Startpreise von Trägern sind real gesunken. Ein Ariane 5 Start kostet heute etwa 190 Millionen Dollar. Eine Ariane 1 kostete 1983 rund 50 Millionen Dollar. Die Ariane 5 ist zwar viermal teurer, doch ihre Nutzlast ist sechsmal höher und 3 % Inflation über 35 Jahre würden den Kaufwert von Damals auf auf 140 Millionen Dollar treiben. Kurzum: Eine Ariane 5 ist pro Kilogramm über viermal billiger als damals. Mehr als das Space Shuttle an Kostenreduktion versprach. Klar SpaceX kündigt ihr eigenes Programm für eine Satellitenkonstellation an, doch die SpaceX Ankündigungen sind in etwa so zuverlässig wie die Aussagen von Donald Trump oder die Ankündigungen von Nordkorea. 2 Jahre nach Ankündigung hat sich nach Aussagen von Shotwell nichts getan. Das ist auch kein Wunder, den es kommt von Elon Musk, nicht SpaceX und Elon Musk ist ein Märchenonkel. Der hat dauernd Ideen. Ein neues Transportsystem, dauernd Änderungen seiner Marspläne. Man muss nur sehen, was umgesetzt wird. Das einzige, was SpaceX von sich aus seit Jahren entwickelt hat, also nicht im Auftrag wie die Dragon 2 ist die Falcon Heavy und die wurde 2011 für 2013 angekündigt und könnte vielleicht 2017 starten, vielleicht den seit 3 Jahren wurde sie zu Jahresanfang immer zur Jahresmitte angekündigt.

Was mich interessiert ist aber: wie bringt das die Raumfahrt voran, wobei ich Raumfahrt als Forschung sehe. Das ist ihr Ursprung und aus dem Forschungetat wird sie finanziert. Und da sehe ich nur minimale Einflüsse. Die NASA ist vorsichtig mit dem Einsatz. Sie hat nur wenige und dann nur billige Forschungssatelliten geordert. Meist waren es internationale Projekte wie Jason-3 bei denen man nur zum Teil beteiligt ist. Selbst das US-Militär hält sich noch deutlich zurück, obwohl die Falcon 9 inzwischen zertifiziert ist. Das ist logisch. Ihre Starts sind deutlich teurer als Kommunikationssatelliten und sie sind nicht versichert. Geht eine Nutzlast verloren so ist das ein großer Verlust. Es gibt keine Backupkapazität wie bei Kommunikationssatelliten oder ISS-Versorgern und hier ist eben die Falcon 9 der mit Abstand unzuverlässigste US-Träger. Im Manifest dominieren Versorgungsmissionen zur ISS. Das ist schlicht und einfach ein Frachtservice. Hauptprofiteur sind die Hersteller von Kommunikationssatelliten. Doch was bringt dies der Raumfahrt? Große Konzerne verdienen noch mehr. Das ist der Erfolg. Wenn man man also deswegen SpaceX lobt, dann sollte man auch Addidas loben, das ihre um ein mehrfaches teurere Produkte (vergleichen mit gleichwertiger NoName Konkurrenz) trotzdem zur Profitmaximierung in Billiglohnländern in der dritten Welt produzieren lässt.

Die Raumfahrt wird kaum davon profitieren. Das zeigt schon die Bilanz. Bei einem normalen Kommunikationssatelliten machen die Startkosten etwa ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtaufwendungen bis zur Inbetriebnahme aus. Die sinken durch SpaceX etwas ab und damit machen die Firmen etwas mehr Gewinn, aber wenn man von einem Drittel etwa ein Drittel einspart sind es eben insgesamt dann 10% der Gesamtsumme.

Bei wissenschaftlichen Satelliten die teurer sind, ist der Spielraum eher noch geringer. Deswegen wird es nicht mehr NASA Missionen geben. ESA, JAXA und andere Raumfahrtagenturen werden ja sowieso ihre eigenen Träger nutzen. Kurzum: ich kann nicht verstehen wie man sich begeistern kann das einige multinationale Konzerne die ihren Firmensitz in Steuerparadiese legen (wie SES in Luxemburg) noch mehr verdienen. Sind SpaceX Anhänger auch so begeistert von Apple, die ihre teuren Smartphones unter teilweise menschenunwürdigen Zuständen in China fertigen lässt, selbst aber jedes Quartal Milliardengewinne im mehrstelligen Bereich ausweist? Vor allem deutsche Fans kann ich nicht verstehen. Ich finde die europäische Raketenpolitik alles andere als gut, aber bei aller Kritik würde ich nie eine Firma unterstützen die dafür sorgt das bei uns Arbeitsplätze wegfallen. Ich finde es auch sehr schlimm, das das DLR zwei Starts auf der Falcon 9 gebucht hat, anstatt einen europäischen Träger zu wählen. Immer bei ESA Konzilen redet man von europäischer Solidarität, doch gerade in Deutschland merke ich nichts davon.

Klar es gibt nun die Möglichkeit für Superreiche zum Mond zu fliegen. Superreiche können sich viel leisten. John Travolta hat einen ganzen Flugzeugpark. Saudische Scheichs Jachten so groß wie kleine Kreuzfahrtschiffe. Doch was hat davon der Nomalbürger? Nichts, absolut gar nichts. Selbst wenn SpaceX es schafft tatsächlich mal die Raketen um den Faktor 100 zu verbilligen und das auch bei den Raumschiffen schafft, dann würde trotzdem jeder Trip 800.000 $ kosten, was wahrscheinlich auch für die meisten SpaceX Fans nicht erschwinglich wäre. Mal eine Gegenfrage: Was erwartet ihr denn eigentlich wirklich, was SpaceX in mittlerer Zukunft, sagen wir mal 10 Jahre, für die Raumfahrt bringt? Also konkret, wenn es geht, mit Zahlen unterfüttert. Welche Auswirkungen kann das für jeden haben?

37 thoughts on “Was bleibt an Revolution übrig?

  1. Immer wieder „interessant“ deine Meinungen zu SpaceX zu lesen.
    Du hast vor längerer Zeit mal zurecht beklagt das die GTO Angaben zur Nutzlast viel zu hoch lagen (Stand v1.0),
    Das sie es heute aber schaffen zumindest 6000kg auf eine ordentliche GTO Bahn zu bringen schreibst du aber nicht.
    Das hindert dich aber nicht, negative Ergebnisse von ihnen in eine miese Bilanz einzurechnen. Wenn du sowas aber machst, dann wäre es ein Akt der Fairness auch alle alten Ergebnisse der Ariane einzurechnen und nicht nur der A5.
    Du nimmst alles negative um deine Meinung zu stürzen, in meinen Augen machst du dami die Arbeit von Popullisten.
    Damit untergräbst du deine Glaubwürdigkeit. Das ist schon deswegen schade, weil ich einige Fachaufsätze von dir gelesen habe wo ich gesehen habe das du durchaus analytisch denken kannst.
    Deine Bemerkung vom Shuttle ist auch so ein Punkt, das ist zwar faktisch richtig, aber ohne der Darstellung warum das so ein Reinfall wurde, einfache irreführend weil Ursachen die du selber in der Vergangenheit dargestellt hast, diese hier absichtlich nicht berücksichtigt hast.
    Aus dem was du schreibst würde ich schliessen das du auf Musk einen tiefen Hass hast, genau dies raubt dir deine Objektivität, schade 🙁

  2. Soweit ich das verstanden habe, ist das Konzept, auf das sich die Erhöhung der Startrate stützt, dass wenn die Startpreise signifikant sinken, die Betreiber von Satelliten es sich leisten können, billigere Satelliten zu starten, die zwar vielleicht nicht so lange arbeiten, dafür aber wesentlich günstiger zu ersetzen sind. Die höhere Nachfrage nach Satelliten soll dann zu noch niedrigeren Preisen für diese und damit noch höheren Startraten führen, sodass sich dieser Prozess selbst beschleunigt.
    Ob dieses Konzept aufgeht ist natürlich die Frage, ganz zu schweigen von eventuellen Problemen, die damit einhergehen, wie Weltraummüll. Auch wird meiner Meinung nach die Nachfrage nach „sinnvollen/profitablen Starts“ (also Tourismus u.Ä. mal ausgeschlossen) irgendwann gedeckt sein, da die Anwendungen, die den Einsatz von Satelliten erfordern, relativ begrenzt sind. Satelliten werden z.B. wahrscheinlich nie Seekabel ersetzen können. Somit wird diese Entwicklung irgendwann ein Limit erreicht haben. Auf welchem Niveau dies der Fall sein kann, wird sich zeigen.

  3. Gerade wegen der Prognose habe ich ja das Space Shuttle als Beispiel genannt. Genau den Effekt hat man auch damals prognostiziert und daher als mögliche Anwendungen die oben genannten Punkte gebracht die vorher einfach unwirtschaftlich gewesen wären. Wenn man mal das Buch „Der erste Tag der neuen Welt“ nach dem Jungfernflug des shuttles von Jesco von Puttkammer durchliest dann hat man eine Vorstellung was man damals plante.

    Der springende Punkt: heute sind Raketenstarts inflationsbereingt genauso billig wie damals für das space shuttle prognostiziert. Das hat auch Folgen heute kann sich jeder kleinere Staat und viele firmen einen Erdbeobachtungssatelliten leisten. Kommunikationssatelliten sind viel größer geworden und die Kanalgebühren stark gesunken, aber es ist eben kein neues Geschäftsfeld entstanden.

    Wers nicht wahr haben will: Als das Space Shuttle 1972 genehmigt wurde sollte die Miete für den kompletten Nutzlastraum 24 Millionen Dollar betragen. Nach Umrechnung des Dollarkurses von damals über den CPI (https://www.measuringworth.com/uscompare/relativevalue.php) sind das 136 Millionen Dollar heute. Damit ist die Falcon 9 bei nahezu gleicher Nutzlast (22,2 zu 29,8 t) schon heute zweimal billiger als es das Shuttle nur bei Beibehaltung des infaltionskorrigierten Preises wäre.

    Was hat sich aber getan? Wo sind im SpaceX Launchmanifest die neuen innovativen Nutzlasten? Wie ich dargestellt habe: Solange ein Satellit immer noch das mehrfache eines Starts kostet wird eine Reduktion des Starts um 10% oder 30 % je nachdem wie weit SpaceX die Bergung perfektioniert, nicht viel ändern, außer das SES & Co noch mehr Gewinn machen.

  4. @Arktik: „Satelliten werden z.B. wahrscheinlich nie Seekabel ersetzen können.“

    Warum?
    🙂

    @Bernd: „Was hat sich aber getan? Wo sind im SpaceX Launchmanifest die neuen innovativen Nutzlasten?“

    Da muss man dir zum Teil auch recht geben. Komplett neue Nutzlastbereiche sind noch nicht im Launchmanifest gelandet.

    Aber 1. gibt es eine sehr aktive, gradezu brodelnde Szene im Nutzlastbereich (und unter neuen Trägerentwicklern. Aber mal sehen was sich da druchsetzt).

    2. Das braucht auch seine Zeit.
    Die entscheider (der größeren Firmen) sind immer etwas Konservativer und vorsichtiger. Die wollen sehen dass diese günstigeren Preise auch über einige Jahre hinweg angeboten werden können, der/die Startanbieter die Anfangsphase auch überleben. UND sie wollen auch die Möglichkeit haben halbwegs Zeitnah und Verzögerungsfrei (und ohne hohes Risiko) einen Satelliten hoch bekommen.
    Besser wäre es wenn wir noch mehrere derartige Firmen hätten.

    Und da sind wir eben noch nicht wirklich. Mit Betonung auf noch (~50% Preisreduzierung bei Ariane 6 und Vulcan. Blue Origin).

    [selbe Problem gibt es ja bei den Nutzlasten im HVL Bereich von 7 tonnen in den GEO o.ä.]

  5. @Sensei

    Kommunikationsatellitenhaben das Problem der Signallaufzeit, es kann da schon mal zu einem Delay von 0,5 sec kommen allein durch die Signallaufzeit (und das summiert sch mit anderen Einflüssen). Je nach Anwendung ist das störend bis unbrauchbar.

    Seekabeln wird man auch in 100 Jahren noch haben, jedoch mindestens noch so lange bis wir Signale mit Überlichtgeschwindigkeit zwischen den Sats transportieren können 😉

  6. @Bernd:
    Ich hab dich schon verstanden, auch das mit dem Shuttle.
    Wie dir sicher bewust ist, ist dass die Miesserie beim Shuttle einige Ursachen hatte. Zunächst wurden eklatante Konzeptfehler gemacht, Feststoffbooster obwohl diese durch den kontakt mit Salzwasser keine sinnvolle Wiederverwendung zuliesen. Ursache war hier wohl das damit Firmen die sonst Atomraketen bauten mehr Aufträge geben konnten.
    Isolierung des Haupttanks von außen wegen 100.000$.
    Shuttle nicht auf der Spitze.
    Und das schlimmste das man technisch einfach 20 Jahre zufrüh versucht hat so ein system mit 3Millionen Einzelteilen zu bauen.
    Ein scheitern war eigentlich zu der Zeit unvermeindlich.
    Wichtig ist das deswegen weil deine Argumentation mit dem Vergleich zum Shuttle deswegen falsch ist.
    Das dies damals nicht geklappt hat war Folge dieser vielen Fehler.
    Das man heute noch nicht richtig sieht das günstiger Träger, zu viel mehr Aufträgen führt hat damit zu tun das SpaceX erst mit Block 5, mehr Startplätzen und schnellere möglicher Startfolge (range…) erstmal in der Lage sein muss dort hinzukommen.
    Man arbeitet aber daran.
    Wenn du zu dir selbst ganz ehrlich wärst, würdest du zugeben, dass einige deiner früheren Einschätzungen sich auf den Stand heute als fehlerhaft erwiesen haben, z.b. Nutzlast GTO.
    Das du mit dem Menschen Elon Musk und seiner Art, Probleme hast verstehe ich, auch wenn ich selber damit keine habe, aber dass sollte dir nicht den Blick versperren auf eine differenzierte Sichtweise.

  7. @klakow
    Liest Du überhaupt noch die Beiträge oder schaust Du nur noch nach Buzzwords. Nichts von dem was Du schreibst, habe ich angesprochen. Ich habe mich nicht mal mit der Technik beschäftigt. Es geht nur um Prognosen was die shuttle Startpreise möglich machen würden, und was draus geworden ist. Das shuttle wurde übrigens bis 1986 auch zu dem versprochenen Preis vermarktet (nur inflationskorrigiert angepasst. Für 83 Millionen Dollar konnte man den ganzen Frachtraum mieten. Neue Kunden, neue Konzepte? Keine.

    Die erste Antwort war übrigens für Arktik gedacht nicht für Dich.

  8. viva la revolutión

    Hallo Bernd

    Mich schauen die Leute auch immer etwas seltsam an wenn ich die SpaceX Ankündigungen als fast reine PR darstelle. Was sie bis jetzt erreicht haben war eigentlich schon ziemlich beeindruckend. Da haben viele andere, auch nationale Weltraumbehörden, länger gebraucht um soweit zu kommen. Also ich hoffe auf den weiteren Erfolg von SpaceX. Die Mischen den Laden ein wenig auf.

    Wo ich aber die Revolution sehe ist in den Köpfen der Leute. Der Weltraum, der Mars, Kolonien auf anderen Planeten …… das alles war bis 2000 oder so nur noch ein Randthema, aber mit SpaceX kommt eine Begeisterung zurück die man seit Apollo und dem Shuttle nicht mehr gesehen hat. Ich hoffe wer die Köpfe und Herzen gewinnen kann wird es mit dem Geld auch irgendwie hinbringen. Wernher hat ja auch irgendwo seine Milliarden herbekommen.

  9. Ja, aber Wernher hat diese nur bekommen, damit nicht die Russen als Erste auf dem Mond landen. Und sobald klar war, dass die Amerikaner gewinnen, kam sofort der Rotstift.

    Und bei so mancher Begeisterung besteht auch die Gefahr baldiger Ernüchterung, wenn bestimmte Erwartungen sich nicht erfüllen.

    Aber mal eine andere Frage:

    Ist das in einem unterem Kommentar genannte Konzept der „Billigsatelliten“ überhaupt realistisch?

    Der bisherige Trend war afaik, dass die Lebensdauer immer weiter gestiegen ist bis zur heutigen von ca. 15 Jahren.

    Und noch etwas:

    Bernd, du bist ja in den letzten Kommentaren auf die tasächliche Preisentwicklung eingangen.

    Hierzu gab es ja von dir vor ettlichen Jahren auch einen Blogartikel von dir.

    https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2011/09/22/mythos-steigende-startkosten/

    Wäre interessant nochmal genau darauf einzugehen.

  10. @Arktik:
    0.5 sec bei GEO-Sats.

    Im (very) LEO sieht die Sache schon ganz anders aus. Da haben wir auf einmal sogar teilweise kürzere Signallaufzeiten als bei Kabelgebunden Methoden. Gerade DAS ist ja auch der vorteil dieser neuen Konstellationen! Und gerade diese sind ja eine der neuen Anwendungen die, wenn umgesetzt, mal eben 15’000 Satelliten und damit viele viele neue Starts brauchen – eben das wonach Bernd gefragt hat.

    „Ist das in einem unterem Kommentar genannte Konzept der „Billigsatelliten“ überhaupt realistisch?

    Der bisherige Trend war afaik, dass die Lebensdauer immer weiter gestiegen ist bis zur heutigen von ca. 15 Jahren.“

    Ja, von GEO Sats. Bei Tieffliegenden Satelliten sieht die Sache schon anders aus.

  11. Das Leo Lonzept ist nun ja auch nicht so neu. globalstar und Iridium haben das schon vor 20 Jahren gemacht. Beide Firmen hat es an den Rand des Ruins gebracht weil die Nachfrage fehlte.

    Nun kommt man mit Internet anstatt Telefonie. Das Problem bleibt: Wo viele Menschen leben isst das Netz gut ausgebaut wo wenige leben haben sie meist nicht das Geld und ein solches Satellitennetz zu betrieben.

    Und nein Leo Satelliten arbeiten auch länger. Digiglobe betreibt immer noch die ersten gestarteten Erderkundungssatelliten, die wurden schon vor der Jahrtausendwende gestartet. Die NAsa Landsat 7, 1999 gestartet und Iridium Next ersetzt nun das Iridiumsystem aus der Jahrtausendwende.

  12. 15000 neue Satelliten, und wieviel neue Trümmerteile entstehen dadurch? Das dürfte dann das Ende der Raumfahrt bedeuten. Und damit auch das Ende der Wiederverwendbaren Raketen.

  13. Wurde schon mal thematisiert:
    https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2015/06/24/der-megacrash/

    Nordkorea müsste dann auch keine Atombomben mehr bauen. einen der Satelliten abschießen, das würde ausreichen …

    Aber was Sensei wohl nicht mitbekommen ist. Bei SpaceX ist derzeit nix mit dem Satellitenprojekt. Seit 2 Jahren keinen Fortschritt. Und Oneweb bekommt ihre Satelliten auch ohne drastisch reduzierten Preis mit Sojus und LauncherOne ins All. Allerdings haben die gerade angekündigt sie wollen auf 2000 Satelliten ausbauen.

  14. Eine Sache zum Thema Satelliteninternet, welche ich mal in einem Bericht gelesen habe, war die unterschiedliche Sichtweise zum Thema Profitität.

    Bei SpaceX wurde ja immer behauptet, dass Projekt könnte dazu verwendet werden Musks Marspläne zu finanzieren.

    Wyler von Oneweb soll hingegen mal behauptet haben, dass er während des ersten Jahrzehnts keinerlei Gewinne dadurch erwarte.

  15. @Harald

    „Was sie bis jetzt erreicht haben war eigentlich schon ziemlich beeindruckend. Da haben viele andere, auch nationale Weltraumbehörden, länger gebraucht um soweit zu kommen. Also ich hoffe auf den weiteren Erfolg von SpaceX. Die Mischen den Laden ein wenig auf.“

    Was genau meinen sie?

    -Die schlechte Zuverlässigkeit?
    -Das konsequente nicht einhalten von Prognosen?
    -Das unehrliche Verhalten wenn es um Probleme geht?
    -Das nicht erfüllen von Aufträgen?
    -Falsche Orbits ?
    -Den Personenkult um Musk?
    -Dem fast schon unmenschlichen Umgang mit den Mitarbeitern?
    -Das ablenken von aktuellen Problemen indem man einfach 3 neue Firmen und Phantasieprojekte pro Jahr hochzieht?

    Werden sie doch etwas konkreter, denn genau diese hohlen Phrasen sind das was viele hier im Blog an SpaceX fans auszusetzen haben (unabhängig von der tatsächlichen Performance der Firma).

  16. @Bernd:
    Du bringst das Argument mit dem shuttle um deine Meinung zu stürzen das sich Wiederverwendung schon damals nicht gelohnt hat.
    Ich habe gesagt das du damit falsch liegst weil beide Systeme einfach nicht vergleichbar sind, oder um es einfacher zu sagen, du vergleicht Äpfel mit Birnen.
    Die Schlüsse die du ziehst sind natürlich erst dann wiederlegt wenn nach einigen Jahren Wiederverwendung klar ist wie es gelaufen ist.
    Du hast dich in der Vergangenheit schon mehrfach geirrt, aber ich habe nicht gesehen das du dies mal nachher zum Thema gemacht hättest.
    Ich halte deine Argumentation für undifferenziert und wenig wahrscheinlich das es so kommt.

  17. Dann bitte auch die vielen Beispiele anführen, wo Herr L. sich geirrt haben soll.

    Und die tatsächliche Nutzlast von Block 5 heranzuziehen, weil Bernd vor Jahren auf die Diskrepanz zwischen angekündigter und tatsächlicher Nutzlast von Block 1 hingewiesen hat ist wohl kein Irrtum sondern schon eher der Vergleich mit den angesprochenen Äpfeln und Birnen. Es dann als Argumentation zu nutzen ist ein typisches Beispiel dafür wie man mit Fake-News und alternativen Fakten andere Leute diskreditieren will.

    der andere Bernd

  18. @ ABM Sprint

    Nichts an SpaceX is magisch, und alles braucht ewig bis es entlich fertig ist. 2 bis 5 Jahre kann mann eigentlich schon fast blind auf jede Ankündigung draufschlagen. Bei der Performance ist alles über 70% vom versprochenen eigentlich ganz gut. Aber ein paar Punkte gibt doch:

    Eine Rakete in der Falcon-9-Preisklasse innerhalb von ca 10 Jahren flugfähig zu bekommen. (Japaner, Koreaner und die Inder haben dafür länger gebraucht oder sie sind noch nicht da.) Ariane space hat da auch lange rumgedokter bis das alles gut und fehlerfrei gelaufen ist.

    Die Merlins sind eigentlich auch ziemlich beeindruckend schnell fertig geworden. Selbst gezimmert und nicht irgendwo aufgekauft. Ich kenne jetzt nicht soviele die sich ein neues Triebwerk entwickelt habe. Die meisten anderen kaufen die Rußischen Lager leer.

    Ich kenne jetzt auch nicht soviele Firmen die die ISS anfliegen um dort was anzuliefern. (Mir gefällt die Antares und die Cygnus eigentlich auch ganz gut, die Trommel aber leider nicht mit ihren Erfolgen.)

    Wenn man vergleicht was Sealaunch verbrochen hat beeindruckt mich die Firma sogar als Startprovider für Satelliten.

    Gruß Harald

  19. Kleiner Hinweis, weil ich grad den Code für den VG-Wort-Zählpixel am Ende des Texts und die Mixed-Content-Warnung in meiner Browserleiste sehe: Man kann die Zählpixel per https einbinden, indem man die Domain auf https://ssl-vg03.met.vgwort.de ändert. (Es ist egal, ob der Zählpixel eigentlich auf vg05.met.vgwort.de oder vg07.met.vgwort.de oder so lautet; für SSL gibt’s nur diese eine Subdomain.)

  20. Vielen Dank für den Hinweis, aber ich bleibe bei den Urls wie sie die vgwort ausliefert. Deren System ist sowieso nicht besonders transparent und umständlich, es gibt keine online Kontrolle über den Zählerstand und so kann man im Extremfall ein ganzes Jahr verlieren.

    Komisch das du jetzt gerade auf die VG Wort Marken kommst. Ich habe erst vor ein paar Tagen eine Beschwerdemail bekommen in dem Tenor, warum ich mir erlaube damit Geld zu verdienen. Offensichtlich meint der Autor im Web müsse nicht nur alle umsonst sein, sondern die die Inhalte erstellen dürften nicht mal ihre ihnen gesetzlich zustehenden Urheberrechtsgebühren einstreichen.

  21. @AMB: „Werden sie doch etwas konkreter, denn genau diese hohlen Phrasen sind das was viele hier im Blog an SpaceX fans auszusetzen haben (unabhängig von der tatsächlichen Performance der Firma).“

    SpX hat innerhalb recht kurzer Zeit und zu einem sehr geringen Preis (siehe Aussagen der NASA selbst) eine Technisch und Preislich mehr als nur konkurrenzfähige Rakete entwickelt.
    (und daneben noch die Entwicklung für Dragon1 2, Vulcan, Raptor, F9 S1 Wiederverwendung, Ausarbeitung für ITS/BFS/BFR, Hyperloop Draft, Skynet Entwicklung [ja, dem vernehmen nach geht es mit dem Projekt noch voran]).

    Das ist mehr als ULA, Airbus/EADS, BlueOrigin ect seid einer ganzen Weile geschafft hat.
    Man muss das nicht hoch achten. Ich tue dies aber – egal wie sehr mich manche dafür verspotten werden.

  22. @Sensei
    Man kann sogar noch weiter gehen, die Entwicklungen von Boeing, Lockheed, EADS haben jeweils der Steuerzähler gezahlt.
    Für den Space Shuttle hat es Nachfolgeprogramme gegeben, zu nennen ist: SSTO „Single-Stage-to-Orbit“ oder OSP „Orbital Space Plane“. Als der amerikanische Steuerzahler für die Projekte der jeweiligen Firma nicht mehr zahlen wollte, war es vorbei gewesen. Hätten die Firmen auf eigenen Kosten weitergemacht SpaceX gäbe es nicht.

  23. Der schönste Preis nutzt nichts, wenn das Ding schon vorm Start explodiert. Was zählt ist Zuverlässigkeit, und da klemmt es noch gewaltig. Auch beim Einhalten der vereinbarten Starttermine. Was nutzt es, wenn man für weniger Geld jahrelang keinen Start bekommt? Nicht umsonst springen immer wieder Firmen ab und lassen ihren Kram mit teureren Raketen starten.
    Tolle Projekte gibt es wie Sand am Meer, selbst vor Sputnik 1. Projekte für Baikal und Klipper gab es schon vor der Gründung von Spacex, und auch neue Supertriebwerke und Superraketen werden immer wieder angekündigt und dann doch nicht gebaut. Ist es denn so schwer zu verstehen, daß Werbesprüche nicht fliegen?

  24. Man muss schon ehrlich sein: das Entwickeln einer neuen Trägerrakete auf eigene Faust hat bisher nur die OTRAG unternommen. Das ist aber nun nicht so verwunderlich. Rüstungsfirmen entwickeln Panzer und Flugzeuge ja auch nicht ohne Auftrag. Es gibt zwar einen kommerziellen Markt, aber der ist zu klein, selbst für SpaceX (über 70% der Einnahmen stammen immer noch vom Staat) und wenn dann der Staat den Auftrag vergibt dann hat man auch die Garantie das er den Träger später abnimmt.

    Die Beispiele sind insofern irreführend als das sie im frühen Projektstadium aufgegeben wurden. Hätte man schon einen Großteil der Mittel investiert so sähe vielleicht die Sache anders aus. Im übrigen wird auch umgekehrt ein Schuh draus: die Vorgaben von USAF und NASA verteuern die Entwicklung deutlich. Das war schon immer so, ich lese ja gerade Kellys Moon Lander durch und da geht es auch um Zeitprobleme, laufenden Kostensteigerungen und Probleme. Nicht nur durch die Aufgabe, sondern auch durch Vorgaben verursacht.

  25. @sensei
    die Liste is mir einfach zu lang:
    Dragon1 2, Vulcan, Raptor, F9 S1 Wiederverwendung, Ausarbeitung für ITS/BFS/BFR, Hyperloop Draft, Skynet Entwicklung

    Ich rechne nur dazu was ich sehen kann:
    Falcons, Dragon, Merlins, Wiederverwendung.
    Und das ist eigentlich auch schon nicht so schlecht.

    @Ariane 42L

    „Single-Stage-to-Orbit“ oder OSP „Orbital Space Plane“ waren auch nur Ankündigungen. Machen muß man! Ich glaube nur an das was schon fertig ist und ein Start reicht nicht, siehe Buran.
    Das space business ist halt leider 100% Ankünigungen aber Geld ist nur für 5% da.

  26. @Harald
    Für Tests haben die jeweiligen Firmen eXperimentelle Flugkörper entwickelt.
    Lockheed Martin → X-33
    Orbital Sciences → X-34
    Boeing → X-37
    Scaled Composites → X-38
    Boeing → X-40
    Abwandlungen von diesen eXperimentellen Flugkörper kann man schon hin und wieder mal sehen!

  27. Was ist denn nun aus dem einst so hochgepriesenem Raptor geworden (außer sehr ruhig)? Immerhin hat die von Space-X Fans so abschätzig beurteilte EADS / Airbus / wiesiejetztauchgeradeheißen mögen ein Methantriebwerk schon fertig und auf dem Prüfstand getestet. So völlig gar nichts tut die „old school“ offenbar halt auch nicht, nein?

  28. Vielleicht mal weniger gehässig geifern und erstmal erklären welches Methantriebwerk EADS angeblich gebaut hat. Das einzige andere Methantriebwerk ist AFAIK BE-4 und das ist weder von EADS, noch war es bisher auf einem Teststand (geplant für Ende 2017).

  29. Keine neuen Nachrichten vom Raptor, letzter Stand ist nach wie vor das ein 1/3 Modell auf dem Teststand war.

    Beim BE-4 gab es Neuigkeiten. Das erste vollständige Triebwerk ist auf dem Teststand angekommen und die Testkampagne startet bald(tm). Man will viel testen auch wenn was kaputt gehen sollte. Triebwerke 2 und 3 folgen in Kürze, der neue Stand hat 2 Zellen. Volle Größe, „Fluggewicht“ aber kein Triebwerk das je fliegen wird.
    Mitbewerber lancieren derweil in der Politik die Meinung das horizontale Tests nichts aussagen, nur vertikale Tests sind das wahre. Ich sehe das Problem nicht wirklich, das BE-3 wurde auf NASA Testständen getestet nachdem Blue etwas zum zeigen hatte.

    Ein interessantes Gerücht nach den letzten Blue Origin Präsentationen war das die Entwicklung der ursprünglichen 1750kN Version viel weiter fortgeschritten war bzw. fortgeführt wurde als vermutet. Bis hin zu vollständigen Triebwerken. Belege gibt es dafür natürlich nicht.

  30. Chasm, danke für Deine Antwort; ich hatte bislang nur von Komponententests gehört.
    Beim Scotsh hab ich wohl einen wunden Punkt getroffen so wie er sich aufregt 🙂

    Das mit dem Airbus Methantriebwerk auf dem Prüfstand beim DLR kann kein so großes Geheimnis sein, stand Ende letzten Jahres z.B. in den VDI Nachrichten; beim DLR wird sich vermutlich auch was finden lassen.

  31. Es gäbe noch das Mira Triebwerk das schon seit einigen Jahren auf niedrigem Niveau in der Ukraine getestet wird. Zu behaupten das BE-4 wäre das einzige Methantriebwerk ist sehr gewagt, vor allem wenn ich dran denke das man in den USA und Russland in den fünfziger und Sechzigern eine Menge Treibstoffkombinationen getestet hat. Wenn man da gezielt sucht findet man sich einige Triebwerke mehr. Mark Wade listet etwa ein Dutzend Triebwerke die zumindest entwickelt wurden:
    http://www.astronautix.com/l/loxlch4.html

    Zu Anjas Beitrag:
    http://www.vdi-nachrichten.com/Gesellschaft/Flammenfarben
    Bei 110 kg/s und 3450 m/s genannten Impuls hat das immerhin einen Schub von 380 kN

  32. Was Blue angeht sind viele neue Informationen in einem Vortrag von Clayton Mowry (ex Arianespace) auf dem Spring Meeting der International Astronautical Federation Ende März.
    Video: https://www.youtube.com/watch?v=t1pU9hFieGE
    Jemand hat die Folien zusammengefasst: https://imgur.com/a/BeR5H

    Nicht alles ist auf den Folien. Von den aktuell 1000 Mitarbeitern haben 30 % mehr als 20 Jahre und weitere 30 % mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Branche. Einige kommen aus komplett anderen Industrien, einer führenden Spezialisten für Verbundwerkstoffe kommt von einem Hersteller für Motorboote. Über die Kündigungsrate wird auch geredet, ~4% Fluktuation im Jahr.

    Seitdem möchte natürlich jeder wissen wie diese Zahlen bei SpaceX aussehen, bisher waren sie nicht Teil von Shotwells Vorträgen. (Elons sowieso nicht.)

    Was auffiel ist das mehrfach erwähnt wurde das die öffentlichen Leistungsdaten konservativ sind. Die angekündigten 13t GTO für New Glenn sind nicht Ende der Fahnenstange, alle Designelemente enthalten noch Reserven.
    Es wird das verkauft von dem man sicher ist das man es auch liefern kann.

  33. Vielen Dank, Bernd, dass Du nun nüchterner und ruhiger über SpaceX diskutierst! Wir sind uns einig, dass der hohe Entwicklungsdruck bei SpaceX leider Gift für die Zuverlässigkeit ist. Andererseits ist die Proton mindestens genauso unzuverlässig. Arianespace bietet vom Verhältnis aus Preis zu Zuverlässigkeit derzeit den besten Mix, ist aber auf Jahre hinaus ausgebucht. Zudem wird der Startplan von Arianespace derzeit durch Unruhen im Land durcheinandergewirbelt.

    In der Folge gibt es derzeit einen richtigen Rückstau bei Satelliten, die auf den GTO-Start warten. Hinzu kommen möglicherweise in den kommenden Jahren die ganzen großen Internet-Satellitenkonstellationen a la OneWeb & Co in den LEO.

    Klar könnte die Satellitenindustrie auch Starts bei der United Launch Alliance (kurz ULA) buchen. Aber deren Flüge kosten eben erheblich mehr als Proton, Falcon 9 oder Ariane. Und ob die ULA die Startrate mal eben so von einem Dutzend Starts im Jahr auf zwei Dutzend hochschrauben kann, um den Rückstau abzuarbeiten, steht auch in den Sternen.

    Würden die Tk-Satellitenbetreiber aber in erheblichem Umfang Starts bei ULA buchen, weil es SpaceX nicht gibt, wäre die wirtschaftliche Folge, dass auch Arianespace ihre Preise anhebt, und zwar bis (fast) auf das Niveau von ULA. Das wäre gut für die europäische Raumfahrtindustrie (die dann endlich Gewinn mit der Ariane macht), aber schlecht für die Satellitenbetreiber.

    Mit anderen Worten: Ohne SpaceX stünden die Betreiber von GEO-Satelliten heute erheblich schlechter da, weil sie deutlich mehr Geld für Satellitenstarts hätten aufwänden müssen, aber erheblich weniger Satelliten im Orbit hätten. Und da ist der Verlust von AMOS-6 schon mitgezählt.

    Ich persönlich erwarte auch, dass günstigere Startpreise mittelfristig auch die Satellitenpreise senken werden. Grund hierfür sind höhere Stückzahlen und die aufgrund der niedrigeren Kosten höhere Bereitschaft, auch mal ein Risiko einzugehen, sprich, weniger ausführlich getestete Satellitenkomponenten zu verbauen.

    Auch die NASA hätte ohne SpaceX nach der überstürzten Einmottung des Space Shuttle nicht so schnell Ersatz für zumindest die unbemannten Flüge zur ISS gefunden. Sie hätten die Flüge vermutlich deutlich teurer bei der ULA kaufen müssen.

    Klar muss man dann wieder die Frage stellen, ob es nicht eine andere Raketenfirma gegeben hätte, die die Marktlücke nutzt, die sich aus dem Wegfall des Space Shuttle, der teuren ULA, der limitierten Startrate bei Arianespace und der unzuverlässigen Proton ergibt.

    SpaceX ist ein marktwirtschaftliches Unternehmen. Wie alle großen marktwirtschaftlichen Unternehmen wollen sie möglichst viel Geld verdienen. SpaceX wird daher die Startkosten erst dann signifikant unter das derzeitige Niveau senken, wenn sie durch Konkurrenten dazu gezwungen werden. Derzeit gibt es keinen Konkurrenten, der SpaceX wesentlich unterbietet. Künftig könnte Blue Origin diese Rolle übernehmen. Es ist aber unklar, ob es wirklich passieren wird.

    Aber auch derzeit fördert die Verfügbarkeit von SpaceX-Starts schon etwas die Wissenschaft, und sei es nur für so Mini-Missionen wie DSCOVR.

    Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich die Zuverlässigkeit von SpaceX entwickelt. Im best case schaffen sie dieses Jahr ca. 15 fehlerfreie Starts (fünf binnen vier Monaten haben sie schon) und 13 bis 14 Landungen, inklusive zwei erfolgreichen Starts der Falcon Heavy. Dann wird SpaceX nächstes Jahr sogar über 20 Starts und übernächstes Jahr über 30 Starts anpeilen.

    Worst Case explodiert ihnen schon der nächste Start wieder beim Betanken auf der Startrampe, und sie müssen erstmal umfangreich redesignen und reparieren, bevor sie überhaupt wieder starten können.

  34. Bernd – Spacex hat gerade 6,000 KG GTO befoerdert. Wuerde gerne hoeren was du davon haellst. Ausserdem haben die es geschaft im 2 wochen takt satelliten ins all zu befoerdern.

  35. Muss man es bei SpaceX schon kommentieren wenn sie 3/4 der Maximalnutzlast starten können und eine Startrate haben die nötig ist ihr Launchmanifest abzuarbeiten?
    Also gut: das interessante wären die Orbitalparameter. Bei 8200 kg Maximalnutzlast hätte man jede Menge Treibstoff übrig die man nutzen könnte das der Satellit weniger Treibstoff braucht um den GEO zu erreichen z.B. Abbau der Bahnneigung (typisch 28 Grad) oder ein SSGTO. Beim letzten Satellit der zu schwer für eine Bergung war, (angeblich soll das ja nur 15% Nutzlast kosten, doch selbst 6000 kg sind 27% weniger) merkte man davon nichts.
    Zweitens gab es die schell aufeinanderfolgenden Starts schon früher, dann aber immer wieder längere Pausen. Die Startrate muss nicht einmal erreicht werden, die muss konstant gehalten werden. Der letzte NRO Start war ja auch nicht nach 2 Wochen sondern nach 4.

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