Ach ja der ESC (Eurovision Song Contest)

Gestern war ja wieder Eurovision Song Content, kurz ESC. Ich habe ihn gar nicht erst angeschaut. Zum einen, weil er mir zu lange dauert. Zum anderen, weil ich ihn seit Jahren langweilig finde. Da auf den anderen Sendern auch nichts fand, habe ich mir einen Pastewka-Abend gemacht und die ersten 7 Folgen wieder angeschaut. Aber ich will das Thema trotzdem aufgreifen. Zum einen gibt es ja eine richtige ESC-Fangemeinde. Zum anderen läuft auch einiges bei dem Wettbewerb schief.

Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an, den Darstellungen. Es heißt ja „Song Contest“. Diesmal hat wieder eine Ballade gewonnen. Aber im Allgemeinen dominieren heute aufwendige Shows. Das beliebte Ausziehen eines Kleides in mehreren Teilen, skurrile Kostüme oder Tänzer, die eigentlich nichts mit dem Song zu tun haben. Ich denke dem ESC würde es gut tun sich auf die Wurzeln zu beschränken. Das heißt, man sollte nur noch Gesangsdarbietungen ohne Hilfsmittel zulassen. Okay, man kann dann aufwendige Kostüme wie beim Sieger Lordi 2006 nicht ausschließen, aber es würde dann schon etwas besser werden.

Das zweite ist die Länge. Ich habe heute Abend bevor ich ins Bett ging mal umgeschalten und da begann die Abstimmung gerade erst. Eine Reduktion des Teilnehmerfeldes wäre also wünschenswert. Es gibt ja jetzt schon Halbfinales. Ich finde es sind trotzdem noch zu viele Teilnehmer im Finale. Es sind 42 Länder. Im Finale sind 24. Man sollte die Anzahl der Teilnehmer im Finale auf ein Drittel beschränken indem man bei den Halbfinales nur ein das beste Drittel durchkommt. Das wären dann 14 Teilnehmer im Finale. Und damit es ehrlich ist auch ohne das, wie bisher Deutschland automatisch im Finale ist, weil sie zu den vier Nationen gehören, die am meisten in die EBU (European Broadcasting Union) einzahlen.

Ein Dauerproblem ist, das Länder Sympathien haben. Die skandinavischen Länder stimmen füreinander ab, vor allem aber die zahlreichen ehemaligen russischen Republiken und Balkanstaaten. Auf der anderen Seite wird Deutschland wohl nie Punkte aus Österreich bekommen. Das wird man nicht verhindern können. Aber man wird es eingrenzen können, den bisher ist der Eurovision Song Content nicht demokratisch. Ein kleiner Staat, wie eine der baltischen Republiken, hat genauso viele Stimmen wie Deutschland. Man sollte die Punkte mit der Einwohneranzahl in Millionen multiplizieren. Das ergibt dann zwar höhere Gesamtpunktzahlen, aber es wäre gerechter.

Ein Dauerproblem des ESC sind auch die Teilnehmer. Man sollte ja dann annehmen, das man die besten Sänger hinschickt. Doch das ist die Ausnahme. In einer Zusammenfassung des ESC wurde auch darauf eingegangen. So das missglückte Auftreten von Promis wie Bonnie Tyler, die vor einigen Jahren mit über 60 noch mal auftrat, und zwar mit einem einfachen Schlagersong, in der ihre Reibeisenstimme nicht zum Tragen kam, wie auch positive Beispiele wie Cliff Richards der zweimal dabei war und nie gewann. Die beiden Songs von Richard waren kommerziell sehr erfolgreich, er gewann aber beide Male nicht. Dabei war er schon bei der ersten Teilnahme ein internationaler Star. Seine Argumentation. Ich werde da von 400 Millionen Leuten gesehen, wenn nur jeder 400-ste die Platte kauft, dann sind das 1 Million verkaufte Platten. Und darum geht es ja, schlussendlich will jeder Künstler kommerziellen Erfolg haben. So verstehe ich die Armut an international bekannten Künstlern nicht. Selbst wenn man schlecht abschneidet. Wen juckt‘s? Einige Wochen nach dem ESC ist das vergessen. Ich habe ja schon Schwierigkeiten, die letzten Sieger und deutschen Teilnehmer zu rekapitulieren.

Ein Sieg ist ja nicht gleichbedeutend mit einer Karriere. Nicht nur weil die meisten Sieger keine machten. Sondern, weil auch Nicht-Siegersongs erfolgreich waren. Ich denke an „Nel blu dipento die blu“, die meisten kennen das Lied nur unter „Volare“, das im Refrain vorkommt. Es belegte nur den dritten Platz. Cliff Richard mit „Congratiolations“ und „Power to All your Friends“ auch nur den zweiten und dritten Platz. In Deutschland fallen einem Dschingis Khan und Katja Ebstein mit drei Teilnahmen ein, deren Songs zumindest in Deutschland sehr erfolgreich waren, auch hier hat man nie gewonnen.

Das letzte wäre, das man wieder vorschreibt, dass die Lieder in der Landessprache gesungen werden sollten. Inzwischen ist alles auf Englisch und ich empfinde das als eine Verarmung. Klar, dann haben Englisch und Französisch als Sprachen, die viele Verstehen Vorteile und Französisch klingt auch einfach gut. Aber bei vielen Texten will ich nicht mal den Text verstehen. Das man ein bisschen über den Tellerrand blickt und auch mal etwas von anderen Ländern hört, empfand ich eigentlich immer als eine Besonderheit des alten Grand Prix Eurovision de la Chanson. Aber das wird wohl kaum durchsetzbar sein. Schade drum.

2 thoughts on “Ach ja der ESC (Eurovision Song Contest)

  1. Zum letzten Absatz eine amüsante Anekdote:
    Dass man den Text in den meisten Ländern nicht verstand, hat in der Vergangenheit eventuell auch schon Liedern zum Sieg verholfen. 1965 gewann Luxemburg mit „Poupée de cire, poupée de son“ von France Gall, geschrieben vom notorischen Serge Gainsbourg. Zugegebenermaßen ein sehr eingängiges Lied, der Sieg ist auch musikalisch absolut nachvollziehbar.

    Aber hätte die 18-jährige France Gall verstanden, was sie da (in der Metaebene) singt, hätte sie es nicht getan. Das Problem lag hier natürlich weniger an der Sprache an sich (sie ist ja selbst Französin), als an den eingebauten Zweideutigkeiten, für die sie einfach zu jung und unerfahren war. Für die schmutzigen Details verweise ich auf Wikipedia. In späteren Jahren hat sie sich tatsächlich geweigert, das Lied noch einmal zu singen oder auch nur zu kommentieren.

    Die Franzosen und Monegassen verstanden den Text wahrscheinlich besser, und er war ihnen vielleicht etwas zu explizit, denn von dort hieß es „zero points“. Aber das ist nur eine mögliche Interpretation…

  2. Ich vermute auch die meisten Länder haben bei „WaddeHabbeDuddeDa“ von Raab auch nicht den Text verstanden. Scheint definitiv nicht in dem Wettbewerb so wichtig zu sein. Ein Punkt mehr für die Landessprache.

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