Die im Altertum bekannten Elemente

Ich habe mir mal wieder einen Chemieblog vorgenommen, und zwar einen grundlegenden. Wie bekannt gibt es ja rund 100 Elemente. Davon kommen 91 auch in der Natur vor. Sie wurden zu unterschiedlichen Zeiten entdeckt. Schaut man sich die Zeiten an, so gibt es zum einen Elemente für die kann man kein Datum oder Entdecker nennen. Dann einige wenige, die im Mittelalter und der Renaissance entdeckt wurden. Richtig viele wurden erst im 19 Jahrhundert entdeckt. Das ebbte dann im 20-sten langsam ab und dann gab es noch eine Welle nach Entdeckung der Kernspaltung, als man in Kernreaktoren neue Elemente erzeugte.

Ich will mal auf die schon im Altertum bekannten Elemente eingehen, also die ohne Datum. Das sind die Elemente Blei, Eisen, Gold, Kohlenstoff, Kupfer, Quecksilber, Schwefel, Silber und Zinn.

Die meisten Elemente haben eine Gemeinsamkeit: Sie kommen als Element in der Natur vor. Bei Gold ist das klar. Das Element ist so edel, das es fast keine Verbindungen eingeht. Das gleiche gilt für Silber, auch wenn der größte Teil des Silbers in Erzen vorkommt. Auch Kupfer ist noch ein edles Metall, das gediegen in der Natur vorkommt. Erstaunlicherweise gilt das auch für den Schwefel, der an sich sehr reaktionsfähig ist. Man findet ihn aber in der unmittelbaren Umgebung von Vulkanen, wo er freigesetzt wird. Daneben auch in Form von Lagerstätten, wo er durch bakterielle Reduktion entstand.

Eisen ist zu unedel als das es in der Erdkruste als Element vorkommt, obwohl es um Größenordnungen häufiger als Kupfer, Silber und Gold ist: die braune Farbe von Lehm oder Ton beruht auf dem Eisengehalt. Es gibt fast keinen Boden ohne Eisen. Es gibt aber Eisen-Nickelmeteoriten, das sind relativ seltene Meteoriten, die zum Großteil aus Eisen bestehen und die hat man schon im Altertum gesammelt. Eisen ist so lang bekannt gewesen, war aber lange Zeit nur Schmuckmetall, aufgrund des seltenen Vorkommens. Erst mit der Reduktion von Eisenerz mit Kohle in der Eisenzeit wurde es ein weitverbreitetes Metall, denn Eisen ist relativ häufig in der Erdkruste, viel häufiger als Kupfer und Zinn die vorher für Metallgegenstände genutzt wurden.

Kohlenstoff kommt in der Natur an und für sich auch nicht elementar vor, wenn man von Diamanten absieht. Doch durch Reduktion von Pflanzenstoffen über Jahrmillionen werden diese zu Kohlenstoff, den man als Kohle schon im Altertum abbaute. Daneben kann man Kohlenstoff leicht erzeugen, wenn man organisches Material unter Luftabschluss verbrennt. Dann wird der Sauerstoff vordringlich mit dem Wasserstoff, mit dem es die größere Elektronegativitätsdifferenz gibt, eine Verbindung eingehen. Übrig bleibt der Kohlenstoff.

Auch Blei tritt elementar vor, aber relativ selten. Es ist auch nicht wie Eisen ein sehr häufiges Element, sondern kommt in etwa so oft wie Zinn vor, aber lange nicht so häufig wie Kupfer. Trotzdem wurde es schon im Altertum breit verwendet. Die Römer machten Abwasserrohre aus Blei, weil das Metall sehr leicht verformbar ist, und brauchten dazu enorme Mengen. Das ist insofern erstaunlich, weil man für die Herstellung von Blei zwei Schritte benötigt: Zuerst muss man die sulfidischen Erze in Bleioxid umwandeln. Dazu erhitzt man die Erze („Rösten“). Dann wie Eisen mit Kohle reduzieren. Ich vermute man hat, nachdem man die Eisenherstellung entdeckt hatte, einfach den Prozess der Reduktion mit Kohlenstoff auf andere Mineralien übertragen. Erstaunlicherweise hat man das bei Zinn wesentlich früher durchgeführt. Wahrscheinlich, weil es technisch einfacher ist – die Temperaturen sind viel niedriger.

Es wundert nicht, das die meisten ersten so entdeckten Elemente Metalle waren – sie waren schlicht und einfach die einzigen nützlichen für die sich eine aufwendige Aufarbeitung von Erz überhaupt lohnte. Selbst heute kommen die meisten von uns mit reinen Elementen nur in Berührung, wenn es Metalle sind. Zugegeben, das sind auch die meisten Elemente.

Was ich vielmehr interessant finde, ist das viele Elemente der Entdeckung lange Zeit entgingen. Ich will nicht von Elementen reden, die man nicht leicht gewinnen kann, für die man forschen muss – der Antrieb für die Metalle war ja das man sie praktisch nutzen konnte. So besteht die Luft aus einigen Elementen. Man muss nur einige davon abtrennen und hat eines in fast reiner Form. Mir fiel beim Durchsehen der Entdeckungstabelle auf, das die Gruppe der Platinmetalle erst sehr spät entdeckt wurden. Die Platinmetalle, das sind die Elemente Platin, Iridium, Osmium, Rhodium, Ruthenium und Palladium. Sei haben viele Eigenschaften, die auch Gold hat (das kein Platinmetall ist sondern zur Kupfergruppe gehört): Sie sind chemisch weitestgehend inert und kommen daher elementar vor. Wie Gold hätte man sie also einfach aufsammeln können. Zumindest Platin als erstes entdecktes Element ist auch in etwa so häufig wie Gold. Palladium und Osmium kommen sogar noch häufiger vor. Ich vermute es liegt einfach an der Farbe. Die Platinmetalle sind von silber bis silbergrauer Farbe. Es fehlt der warme Farbton des Goldes. Die dazu geführt hat, dass man es schon im Altertum gesammelt und zu Schmuck verarbeitet hat. Man hat das auch mit Platin gemacht, wie man inzwischen weiß. Es gibt ägyptische und südamerikanische Schmuckstücke mit Platin. Aber wahrscheinlich haben es die Leute nur für Silber gehalten und das ist viel häufiger und damit weniger wertvoll als Gold. Zeitweise hat man sogar Tonnen von Platin im Meer versenkt, nachdem es üblich wurde, mit dem Metall Gold zu strecken – anders als bei Silber kann man das nämlich nur schwer feststellen. Silber hat eine niedrigere Dichte als Gold. Man kann durch Volumenbestimmung eines Schmuckstücks leicht bestimmen, ob es mit Silber gestreckt wurde, wie schon Archimedes 200 v. Chr. feststellte. Platin hat aber nahezu die gleiche Dichte wie Gold.

Das die Nachfrage den Wert ausmacht sieht man auch an Fördermengen und Preis. Auch wenn alle Platinmetalle nicht billig sind, ist ihr Preis doch niedriger als der Goldpreis und die Fördermenge ebenfalls, obwohl einige bis zu fünfmal seltener als Gold sind. Das man die anderen Platinmetalle nicht früher entdeckt hat wundert mich eher weniger, sie gibt es selten in Form von Nuggets, sondern eher in erzen und sie kommen meist gemeinschaftlich vor, also nicht in Reinform. Gewonnen werden sie heute meist nicht sondern fallen beim Abbau von anderen Erzen, vor allem Silber und Kupfer mit an.

Falls ihr die Platinmetalle nicht kennt. Keine Bange, die werden auch selten eingesetzt. Platin hat noch eine gewisse Bedeutung im Alltag früher war es das Material für Schmuck für Leute, die Understatement betrieben: es sieht aus wie Silber, kostete aber lange fast genauso viel wie Gold (bevor der Goldpreis so in die Höhe schoss) und läuft auch nicht an. Daneben wird es als Katalysator genutzt. In unserem Praktikum wurden Elektrolysen mit Platinelektroden durchgeführt. Übrigens das einzige Laborgerät, das vor und nach dem Abgeben jeweils penibel aufs Milligramm gewogen wurde. Auch die anderen Platinelemente werden oft als Katalysator also um Reaktionen leichter durchführen zu können eingesetzt.

Palladium wird für katalytische Legierungen in der organischen Chemie genutzt. Osmium ist wichtig für die Herstellung von Stereoisomeren, ich glaube für eine Methode, bei der man Osmium einsetzte, gab vor einigen Jahren einen Nobelpreis. Rhodium wurde mal in der Anfangszeit in Autokatalysatoren eingesetzt, ist inzwischen aber glaube ich durch Billigeres ersetzt. Iridium kenne ich nur vom Urmeter und als auffälliges Element in der Kreide-Tertiärgrenze. Und Ruthenium? Ohne Nachschlagen wüsste ich nicht, wozu man es braucht. Ein Kommolitone wusste das damals in einem Kolloquium auch nicht und ist deswegen aus dem Labor geflogen. Ich hatte mehr Glück und wurde nur über „normale“ Nebengruppenelemente wie Chrom und Vanadium befragt.

Das leitet mich zu anderen „übersehenen“ Elementen über. Es gibt ja noch viele andere Metalle. Selbst wenn man die seltenen oder mit den damaligen Mitteln nicht aus ihren Verbindungen isolierbaren ausklammert, (wie Aluminium und Titan) bleiben etliche übrig. Die man wohl übersehen hat – nun ja nicht ganz. Wolframerz, Nickelerz und Cobalterz kannte man schon im Mittelalter. Den Namen erhielten die Elemente nach den Erzen, die von den Berggeistern „Nickel“ oder Kobolden verhext wurden oder die man als „Wolfschaum“ ansah – die Erze sehen aus wie Silbererze, enthalten aber kein Silber. Darüber ärgerten sich die Bergleute nicht wenig.

Die meisten Elemente hat man erst entdeckt, als in der Neuzeit die Menschen Wissenschaft betrieben. Für mich ein echtes Rätsel: Während Kunst, Himmelsbeobachtung oder Mathematik sich bis in die Antike zurückverfolgen lassen, kann man das erforschen, untersuchen erst ab die Zeit ab 1600 festmachen. Die Griechen kamen zwar auch zu einigen Erkenntnissen, aber nur durch nachdenken, was auch zu ziemlich falschen Theorien führte (das Gehirn ist eine Klimaanlage des Körpers, die Sonne dreht sich um die Erde). Die meisten Elemente hat man im 18 und 19 Jahrhundert entdeckt. Zuerst die, die man durch chemische Reduktion aus ihren Elementen befreien konnte, dann als es Elektrizität gab auch die, die man nur durch Elektrolyse oder ähnlichen Verfahren isolieren kann. So wurde Aluminium das dritthäufigste Element der Erdkruste (7,6%) erst 1827 entdeckt. Napoleon der III hatte Geschirr aus Aluminium, das war damals wertvoller als Gold.

Soviel für heute. Ich habe, nachdem mich Elendsoft informiert hat, das er gut mit dem Korrekturlesen des ersten Bandes vorankommt an den zweiten Band gemacht. Eigentlich wollte ich ja ein bisschen Pause machen und wieder was programmieren. Derzeit bin ich bei 1998 (Cassini) und komme mit 1-2 Missionen pro Tag vorwärts, sodass es mit etwas Glück bis Ende Dezember an die Korrekturleser gehen kann, aber sicherlich Mitte Januar. Mir auch recht, wenn ein Projekt mal schnell abgeschlossen ist und sich nicht über Jahre hinzieht.

12 thoughts on “Die im Altertum bekannten Elemente

  1. Warum viele Metalle nicht „entdeckt“ wurden, obwohl sie schon da waren?

    Vielleicht deshalb weil das ganze mit schmutzigen Händen verbunden ist, und deshalb den Sklaven und Handwerkern vorbehalten ist.
    Soll jedenfalls bei den alten Griechen und Römern so gewesen sein, vielleicht auch noch im Mittelalter…

    Die hohen Herren waren nur am Philosophieren und ähnlichem interessiert und nicht an dem händischen Erkentnisgewinn..

    rätselt Ralf mit Z

  2. Es gab mal das Gerücht, dass man mit Rutheniumkatalysatoren Wasser ohne Elektrolyse mittels Licht spalten könnte, und so ohne grossen Aufwand Wasser- und Sauerstoff gewinnen könnte.
    Allerdings gehört dies bis jetzt in der selben Kategorie wie kalte Fusion.

  3. Zink wurde in Indien schon Jahrhunderte genutzt, bevor es in Europa überhaupt zur Kenntnis genommen wurde.
    Auch Aluminium soll schon in der Antike bekannt gewesen sein. Inzwischen ist auch ein Verfahren entwickelt worden, mit dem es beim Stand der damaligen Technik zu erzeugen war. Allerdings mit recht hohem Aufwand, so daß sich die Herstellung einfach nicht gelohnt hätte. Deshalb ist es wohl für längere Zeit vergessen worden.

  4. Osmium spielte eine wichtige Rolle in der Lichttechnik.
    Anfang des 20. Jahrhunderts ermöglichte eine Osmium-Wolfram Legierung eine deutliche Erhöhung der Lebensdauer von Glühbirnen gegenüber den bis dahin verwendeten Kohlefäden.
    Diese Erfindung war Namensgeber der Firma OSRAM OS(mium-wolf)RAM und begründete deren Erfolg.

  5. Du bist auf einen Mythos reingefallen, nämlich den das es natürliche und künstliche Elemente gibt. Es gibt nur natürliche Elemente, aber die, die manche als künstlich bezeichnen haben nur Isotope mit so kurzen Halbwertszeiten das man sie selbst mit moderner Analytik nicht nachweisen kann, weil die meisten Atome inzwischen zerfallen sind.
    Deine frage kann man also auf zweierlei Weise beantworten. Entweder willst Du wissen welches Element das zumindest ein Nicht-Radioaktives Isotop hat zuletzt entdeckt wurde oder welches Element man als letztes durch Extraktion aus der Natur entdeckte und nicht als Folgeprodukt einer Kernfission.

  6. Ich vermute mal, Gairon meint mit „natürlich“ alle Elemente, von denen jemals etwas in der freien Natur nachgewiesen wurde, was meines Wissens nach aktuellem Stand alle Elemente bis einschließlich Plutonium umfasst. In dem Fall wäre mein Tipp Astat, obwohl ich mich zu erinnern glaube (Nachschlagen gilt bei solchen Rätseln nicht), dass es zuerst durch künstliche Erzeugung entdeckt wurde und erst später in der Natur nachgewiesen wurde.

  7. Ich meine in diesem Fall mit natürlichen Elementen alle Elemente die auf der Erde vorkommen sei es das sie stabil sind, eine ausreichend lange Halbwertszeit besitzenoder sie als Produkte von Zerfallsreihen existieren. Das Element was ich meine wurde tatsächlich zuerst in der Natur entdeckt.

  8. Also das letzte in der Natur vorkommende Element (Gehalt etwa 10^-19 %) war das Promethium. Indizien für es gab es schon 1926, doch nachgewiesen wurde es erst 1945 in aufgearbeiteten Brennstäben. Arne liegt auch dicht dran Astat wurde 1940 entdeckt, jünger ist nur noch Plutonium (1941) und gleich alt Neptunium. Da müsste man dann auf das genaue Datum der Veröffentlichung schauen. Alle folgenden Elemente haben zu kurze Halbwertszeiten um noch in der Natur vorzukommen. Alle Elemente stammen aus dem Urnebel, bei Pu liegt durch höchste Halbwertszeit bei 375.000 Jahren, was bei 4,57 Milliarden Jahren die man für das Sonnensystem angibt heißt das 12.187 Zerfallsperioden vergangen sind. Das bleibt kein Atom mehr übrig. Das Pu das man heute findet, entstand durch einen seltenen Neutonen Einfang aus Uran. Es ist trotzdem noch zweimal häufiger als Promethium in der Natur zu finden.

  9. Du hast mit deinen Angaben natürlich wie immer vollkommen recht Bernd, allerdings sind diese Elemente nicht zuerst in der Natur nachgewiesen worden.
    Vielleicht hilft dies: es wurde von einer Frau entdeckt

  10. Der Kandidat hat 100 Gummipunkte. Gesucht wurde francium richtig das letzte Element In seinen natürlichen Vorkommen entdeckt wurde alle darauffolgenden wurden erst künstlich durch Kernreaktion hergestellt und nachgewiesen ehe sie auch in der Natur gefunden wurden.

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