Die Energiewende – jenseits des Stroms Teil 2

So, nun geht es weiter mit Teil zwei. Nun bezogen auf die Heizung und die Gesamtproblematik des viel zu hohen Energieverbrauchs.

Bei der Heizung gibt es schon heute Alternativen – neben den Gaskraftwerken, die man neben der Stromerzeugung auch nur zur Beheizung nutzen kann ist es natürlich die Wärmeverluste zu begrenzen – ein langfristiges Ziel, man kann ja schlecht alle Besitzer von alten oder schlecht gedämmten Häusern zur Aufrüstung (nur bedingt wirksam) oder Neubau (kaum finanzierbar) bringen. Wärmepumpen sind, wo man den Platz hat (nicht in Hochhauswüsten wo viele Leute wohnen) eine Alternative, aber es ist sehr teuer damit zu heizen: Typisch bekommt man aus 1 kWh Strom für die Pumpe 2,5 kWh an Wärme – klingt zuerst toll, allerdings nur so lange bis man weiß, das 1 l Heizöl rund 8,6 kWh Wärmeenergie entsprechen – der Strom kostet heute, wenn man ihn nicht selbst produziert dann für 1 l Heizöl rund 97 ct. Selbst produzieren scheidet aber bei den meisten aus, denn Heizen muss man im Winter und da liefert eine PV-Anlage (ein Windrad kann man sich ja nicht in den Garten stellen) zu wenig Strom. An meinem Wohnort liefert eine 10 kwP PV-Anlage unter optimaler Ausrichtung (Süden) im Dezember 11,2 kWh/Tag durchschnittlich. Das würde dann beim Faktor 2,5 für 28 kWh Wärme bedeuten, entsprechend 3,25 l Heizöl. Wenn ich von einer Kernheizperiode (an der die Heizung dauernd laufen muss) von 120 Tagen ausgehe, dann sind dies lediglich 390 l Heizöl – und das ist wenig, vor allem wenn man weiß das man für eine 10 kWp Anlage rund 50 m² unbeschattete Dachfläche braucht und bei Ausrichtung nach Osten oder Westen der Ertrag abnimmt. Auch Solarkollektoren, die Wasser erhitzen, können nur eine Ergänzung sein. Sie haben das gleiche Problem: sie liefern warmes Wasser im Überfluss, wenn man es nicht braucht – im Sommer und im Winter, wenn der Himmel meist bedeckt ist, sind liefern sie kaum Warmwasser. Immerhin sind sie preiswerter als Solarzellen und nutzen die Wärme direkt.

Auch sie können daher nur eine Ergänzung sein.

Bei der Heizung wird wirklich die wichtigste Möglichkeit sein, energetisch optimierte Häuser zu bauen. Und auch hier ist der Staat gefragt. Bauen ist immer teurer geworden. Nicht nur wegen der Nachfrage, steigende Grundstückspreisen. Sondern auch, weil es immer mehr Bauvorschriften gibt, die man einhalten muss. Mein Haus ist von 1948, 1982 durch einen Anbau ergänzt. Ich halte es nicht für wesentlich unsicherer als einen Neubau. Der kommt durch zahlreiche Vorschriften aber um einiges teurer. Mein Vorschlag: volkswirtschaftlichen Kosten/Nutzen abwägen. In der Schweiz hat man sich gegen eine Verpflichtung für den Einbau von Rauchmeldern entschieden. Dort hat man untersucht wie viele Personen mehr durch Brände dann sterben und was es kostet. Auch wenn es makaber gibt: man kann ein Menschenleben in Geld fassen, dahingehend, wie viel der Volkswirtschaft verlorengeht. Es kam raus, das Rauchmelder dreimal so viel kosten wie der Schaden durch mehr Tote. Ich habe das Beispiel aus Quarks und Co und ich fand auch wichtig, das Yogeshwar dazu gesagt hat – würde man dieselbe Summe, die man in Deutschland in Rauchmelder investiert hat, in die Hygiene in Krankenhäuser investieren, dann würde man nicht 250 sondern 2.000 Tote pro Jahr verhindern. Entsprechend sollte man alle Vorschriften abklopfen auf volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit.

Dazu gehört auch ein Wechsel bei den Leuten. Bei uns wird dauerhaft gebaut, aus Stein und Beton. Das ist teuer. Würde man wie es in anderen Ländern der Fall ist, mit Holz und Lehm bauen, da kann man auch leicht eine Dämmschicht aus Stroh zwischen die Wände einbringen. Holz alleine isoliert ja schon. Dann wären Häuser viel billiger und würden energetisch gut dastehen. Sie würden vielleicht nicht Jahrhunderte überdauern, aber sich ein Menschenleben – und wer weiß schon, wo seine Kinder ihre Arbeit finden?

Dazu gehört auch eine neue Politik. Wir beklagen, dass es zu wenig Wohnungen gibt. Komisch. Seit ich denken kann werden bei uns immer neue Neubaugebiete ausgewiesen, die Bevölkerung ist seit Jahrzehnten konstant, trotzdem ist Wohnraum knapp. Er ist auch nicht knapp. Er ist nur ungleichmäßig verteilt. Es ist an der Politik das Land attraktiver zu machen, auch dort Industrie anzusiedeln und damit die Landflucht zu stoppen. Das kommt nicht in die Gänge, weil dafür die Bundesländer und Kommunen zuständig sind, es aber ein bundesdeutsches Problem ist: wer aus Görlitz wegzieht, tut das ja in der Regel nicht nach Dresden, sondern in ein (süd)westliches Bundesland.

Wenn wir wirklich die Energiewende auch bei der Wärmerzeugung/Vermeidung und Verkehr haben wollen, dann ist der Staat gefragt. Er setzt die Rahmenbedingungen. Derzeit eher zum Nachteil. Eine Komplettumstellung auf regenerative Energien halte ich mit dem Stand von heute kaum für möglich. Die Angabe „Tonne CO2“ pro Person ist so abstrakt, das man damit nichts anfangen kann. Aber man kann es umrechnen. Ein Festmeter Holz speichert 1 t CO2. Eine 100-Jährige Buche hat der Atmosphäre gerade mal 1 bis 1,8 t CO2 entzogen. Jede Person in Deutschland müsste also um ihren Energiebedarf zu decken (Mittel: 11,76 t CO2/Jahr) rund 10 Bäume pro Jahr fällen bzw. neu pflanzen. In Bayern gibt es 980 Millionen Festmeter Holz. Das reicht für die 13 Millionen Bayern nicht mal für sieben Jahre aus, und es wächst erst in Jahrzehnten nach – der Zuwachs liegt bei 33 Millionen Festmeter pro Jahr, das reicht also nur für 3 Millionen Einwohner.

Die Lösung? Man muss wie bisher Energie von außen beziehen, nur anders als heute regenerativ. Man könnte wie schon vorgeschlagen in Wüstengebieten riesige Anlagen zu bauen, die die Sonne nutzen. Entweder indirekt als Photovoltaikanlage oder direkt als Wärme. Ich würde aber damit keinen Strom erzeugen – die Stromerzeugung aus regenerativen Energien bekommen wir hin, schon heute hat dieser Sektor den höchsten Anteil an regenerativer Energie. Nein ich würde die Energie nutzen, um Biotreibstoffe zu gewinnen. Mit dem Strom kann man Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff trennen. (Wirkungsgrad 70 %) Die Kraftwerke, die durch Spiegel hohe Temperaturen in einem Brennpunkt erzeugen nutzen dann diese Prozesswärme um aus Kohlendioxid und Wasserstoff Methan und Wasser zu gewinnen (Wirkungsgrad 60 %). Das Methan kann man durch Pipielines transportieren, verflüssigen oder direkt vor Ort zu höheren Kohlenwasserstoffen als Erdölersatz zu verarbeiten. Die Prozesse wie die Fischer-Tropsch Synthese sind bekannt. Es gibt nur ein Problem: sie gehen von weitestgehend reinem Kohlendioxid und Kohlenmonoxid aus, das man z. B. durch Verbrennung von Kohle erzeugt hat. Man müsste, da man das Biogas ja direkt nutzen kann und Kohlekraftwerke dann nicht mehr existieren es erst aus der Luft gewinnen. Klar ist, das diese Prozesse, da sie hintereinander geschaltet sind einen niedrigen Wirkungsgrad haben und man entsprechend viel investieren muss und Anlagen riesig sind. Biogas so erzeugt wird nicht billig sein.

Das zweite ist ein Ausgleich. Wenn wir mehr Kohlendioxid emittieren als wir wollen oder dürfen, dann müssen wir woanders ausgleichen. Zum Beispiel, indem wir in Aufforstung investieren, oder für mich viel sinnvoller: indem wir Regenwald, bevor er abgeholzt wird, aufkaufen und vor der Abholzung schützen. Aber das geht auch nur bedingt. Die Sahara und Wüste Gobi kann man nicht aufforsten und überall auf der Welt braucht man immer mehr landwirtschaftliche Fläche.

Das leitet über zum globalen Kernproblem: wir sind einfach zu viele. Wenn wir jedes Jahr die Ressourcen von 1,7 Erden verbrauchen, dann müssen wir die Bevölkerung um den Faktor 1,7 reduzieren. Wenn wir der Natur noch 50 % der Oberfläche zugestehen, sogar um den Faktor 3,4.

Die Erkenntnis ist nicht neu. Aber eine andere Erkenntnis ist es auch: Nur in Staaten in denen die Leute in guten oder sehr guten wirtschaftlichen Verhältnissen leben, stagniert die Geburtenrate oder geht sogar zurück. Wenn aber alle Menschen der Erde – und die meisten leben eben in Entwicklungsländern – den Standard haben wollen den wir heute haben, dann reichen aber auch 1,7 Erden nicht. Es sind für die Industrieländer schon 2,5 Erden.

Zuletzt noch eine Bemerkung zum Zertifikathandel. Der wird ja von der FDP als ihre Position zur Klimapolitik angepriesen. Sie bestätigt in meinen Augen damit ihre Position als reine Wirtschaftspartei. Andere bezeichnen es als „Partei der sozialen Kälte“, da sich das gesamte Parteiprogramm nur darum dreht möglichst wenig Abgaben und Steuern zu haben, was vor allem Reichen nützt, denn die Armen bekommen ja Sozailleistungen und müssen kaum Steuern zahlen. Ich bezeichne sie als „Onkel Scrooge“ oder „Onkel Dagobert“-Partei, das passt wie die Faust aufs Auge. Auf CO2-emissionszertifikate bin ich durch den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes gekommen, da taucht eine Eingabe dafür auf. Und in der Tat man kann die als Privatperson handeln, wie z. B. das Zertifkat DR1WBM der Commerzbank. Aber was ist das? Wie kann man eine fehlende Tonne Kohlendioxid handeln? Nun man kann sie nicht handeln. Es ist ein typisches Instrument der Wirtschaft, die schon lange vor der Computertechnik mit „virtuellen“ Dingen handelt. Jeder Staat hat nach den Klimaabkommen eine Vorgabe, wie viel Kohlendioxid er emittieren soll. Liegt ein Staat darunter, so kann er diese Emission verkaufen. Doch ist es das, was wir wollen? Wie wollen ja Kohlendioxid vermeiden. Das tun auch PV-Anlagen und Windkraftanlagen. Sie ersetzen Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen. Ebenso Biogas das man aus Abfall erzeugt, das Kohleendoxid würde auch bei der Verrottung frei werden. Immerhin Klimaneutral wäre das Verbrennen von Holz, sofern man in gleichem Maße aufforstet (allerdings nur über einen Vegetationszyklus eines Baums, also 80 bis 100 Jahre, nicht kurzfristig). So wird mit Zertifikaten kein Kohlendioxid vermieden, man verschiebt nur den Emitter. Für das Klima nutzt es also nichts. Das gerade die FDP dafür ist, wundert mich nicht. Hat es doch mit Wirtschaft zu tun und vor allem ist es billig und Reiche können sich so kostengünstig „freikaufen“. Auch wenn das obige Zertifikat in drei Jahren seinen Wert von 5 Euro vervierfacht hat, kostet es derzeit um die 20 Euro. Für die knapp 12 t CO2 eines Bundesbürgers müsste man also nur 240 Euro pro Jahr zahlen. Zum Vergleich: Meine 6,9 kwP Anlage (nach Planungsberechnung bei 5.833 kWh/Jahr) vermeidet nach dem CO2-Rechner 2,69 t CO2 pro Jahr. Das sind in 20 Jahren (EEG-Abschreibung) bei 90 % mittlerer Leistung 48,42 t CO2. Das würde als Zertifikat 969 Euro kosten, die Anlage war 11.305 € teuer. Zertifikate sind also derzeit noch um den Faktor 11 billiger, das wird sich ändern, doch es wird immer billiger sein. Aber es ist keine Lösung, es ist ein Buchmachertrick. Typisch FDP. Wie sagte Lindner doch: Das mit der Klimapolitik sollte man den Profis überlassen. Richtig FDP, dann haltet mal am besten die Klappe. Ich glaube die Schüler die bei FridayforFuture demonstrieren verstehen davon mehr als die FDP, die ja auch der Meinung ist, es wäre besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren. Mensch was wäre uns erspart geblieben, wäre die FDP der Regierung ferngeblieben: keine Partei war so lange in der Regierung wie die FDP, 48 von 70 Jahren der BRD war sie in der Regierung.

7 thoughts on “Die Energiewende – jenseits des Stroms Teil 2

  1. Hallo Bernd,
    Du hast die mögliche Energiewende im privaten Bereich und teilweise geschäftlichen Bereich sehr gut beschrieben.

    Aber den Energieverbrauch (genauer Co2-Ausstoß) der Industrie kann man meiner Meinung nach damit nur begrenzt reduzieren.
    Ich greife dabei nur zwei Punkte heraus:
    Die Verhüttung von Eisenerz und die Weiterverarbeitung zu Stahl.
    Dazu braucht man im Moment auf jeden Fall Steinkohle um das Eisenerz zu Eisen zu reduzieren!
    Also eine endliche fossile Energiequelle.
    Um Eisen flüssig/glühend zu halten ist auch eine Menge Energie notwendig, bei der ich keine Möglichkeit sehe diese überwiegend mit regenerativen Quellen zu speisen.

    Der zweite Punkt ist die Erdölchemie bzw. früher Kohlechemie.
    Um all die Produkte des modernen Lebens zu erzeugen sind fossile Rohstoffe notwendig, die nicht oder nur teilweise recycled werden können.
    Plastik kann zum Beispiel nur durch schreddern und neu aufschmelzen wiederverwendet werden. Ganz am Schluß stehen dann Dinge wie Blumenkübel, Gartenbänke und Straßenbelag.

    Deshalb bin ich der Meinung, daß auch die sparsamste Menschheit die alle Möglichkeiten ausnutzt, früher oder später an Ihre Grenzen des Wachstums kommtsei es durch Rohstoffmangel oder Umweltprobleme durch Abfälle aller Art.

    1. Das es nicht gehen wird, alleine wegen des Ressourcenverbauchs habe ich ja am Schluss beschrieben. Eisen kann man recyceln. Kohle kann man auch durch Pyrolyse von Biomaterial gewinnen, so wurde das übrigens jahrhundertelang gemacht.

      Die Fischer-Tropschsynthese kann die niedrigen Alkane direkt liefern und die kann die Petrochemie wie Erdöl nutzen und auch daraus Kunststoffe machen. Deutschland deckte so im zweiten Weltkrieg seinen gesamten Bedarf an Erdöl und stellte daraus Diesel, Benzin und Kerosin her, also sehr unterschiedliche Erdölfraktionen.

      Zum Recycling. Es ist möglich Kunststoffe sehr gut über ihr IR-Spektrum sortenrein zu trennen, wenn die Industrie anfängt auch sortenrein zu produzieren und Schwarz als Farbe weitestgehend vermeidet. Wir haben hier mehr ein Hindernis in der Bürokratie: Durch das Duale System darf man einen Keramiktopf in dem mal Schmalz war in die gelbe Tonne schmeißen (nicht recycelbar, kein Kunststoff) aber Gebrauchsgegenstände aus Kunststoff (voll recycelbar) nicht.

  2. Riesenbeitrag, wow. Da kann ich gar nicht auf alles eingehen. Viele gute Ansätze aber leider auch einiges nicht zu Ende gedacht.

    Sorry, aber die Aufstellung über die Gesamtenergie bzw. Energiequellen ist etwas murksig, da dort alles vermengt ist und dadurch keinen Sinn mehr ergibt. Heizöl ist Kraftstoff, Erdgas aber auch, Braun- und Steinkohle ebenfalls. Stoffe mit denen Raketen angetrieben werden, sind auch Kraftstoffe. Fernwärme und Strom sind m. E. keine Energiequellen. Wie wird der Kraftstoff berücksichtigt, der zu Strom und Fernwärme umgewandelt wurde?

    Zitat: „Gemessen an absoluter Energie ist Strom aber nur ein Teil der Gesamteinenergie. Aufgeteilt nach Energiequellen sieht es 2017 so aus:

    Kraftstoff: 29,3 %
    Gas: 26 %
    Strom: 20,1 %
    Heizöl: 7,5 %
    sonstige Energieträger: 7,6 %
    Fernwärme: 4,4 %
    Steinkohle: 4,1 %
    Braunkohle: 1 %“

    Laut Bundesumweltamt wurde 2018 (Stand 12/2018) in Deutschland Primärenergie in einer Größenordnung von rund 12.900 PJ (PetaJoule) erzeugt bzw. verbraucht. Im Vergleich dazu 1990 14.905 PJ. Da 1 PJ 277,778 GWh entspricht, entsprechen 12.900 PJ 3.583 TWh. 4.395 PJ stammten aus Mineralöl (1990: 5.228 PJ), 3.034 PJ aus Gasen (z.B. Erdgas; 1990 2.304 PJ), 1.808 PJ aus Erneuerbaren Energien (1990: 199 PJ aber die Position enthielt da noch Müllverbrennung, Import-Export-Saldo etc., diese betragen 2018 53 PJ), 1.479 PJ aus Braunkohle (1990: 3.201 PJ), 1.301 PJ aus Steinkohle (1990: 2.304 PJ) und 830 PJ aus Atomenergie (1990: 1668 PJ).

    1990 als Vergleichsjahr ist für Deutschland wegen der „Wiedervereinigung“ und der anschließenden Deindustriealisierung besonders praktisch, da wir dann so sparsam aussehen.

    Zu den KFZ: ein Durchschnitts-PKW verbrauchte lt. Bundesumweltamt pro 100 km (Jahr 2016) 7,2 l bei 47,1 Mio PKW (1.1.19, Durchschnittsalter 9,5 Jahre) und einer durchschnittlichen jährliche Fahrstrecke von 13.257 KM (2017, Angaben vom KBA, Fahrstrecke anhand HU-Auswertungen aus 2017). Leider sind diese Angaben nicht nach Diesel und Benzin aufgeschlüsselt. Das Verhältnis der zugelassenen KFZ liegt bei 65,9% Benzin- und 32,2% Dieselmotoren. Elektro-KFZ liegen gerade bei 83.175. Unter der Annahme, dass alle Fahrzeuge Diesel oder Benziner sind und die Schätzungen des KBA grob passen, kommen alle deutschen PKW auf einen Verbrauch von 44,957 Mrd. Liter Diesel und Benzin. Dieses entspricht bei 9,1 kWh/l (Benzin 8,4 kWh, Diesel 9,8 kWh) grob 409,11 TWh oder 1.473 PJ. 11,4% des aktuellen Verbrauchs an Primärenergie in Deutschland wird aktuell durch die PKW-Nutzung verbraucht. Es ist anzumerken, dass für Förderung, Transport, Raffinierung, Lagerung und Transport je Liter Benzin/Diesel ca. 20-25% der am Ende enthaltenen Energie aufgewendet werden müssen, also weitere ca. 90 TWh oder 324 PJ.

    Die Tesla Model S scheinen durchschnittlich mit 22-25 kWh je 100 km auszukommen. Für die meisten Menschen in Deutschland würden 350 km Reichweite die meiste Zeit des Jahres ausreichen. Bei 13.257 km und 210 Arbeitstagen liegt die durchschnittliche Tagesstrecke der meisten PKW-Fahrer unter 63 km täglich. 47,1 Millionen Elektro-PKW würden bei 13.257 km und 25 kWh Verbrauch je 100 km auf einen Gesamtbedarf von 156 TWh kommen. Dazu kämen noch Verluste von Leitung, Laden, Selbstentladung und Kälte von geraten 60 %, also gesamt grob 250 TWh oder 900 PJ. Lange Batterielebenszeiten vorausgesetzt, könnte Elektromobilität den Primärenergiebedarf des PKW-Verkehrs in Deutschland von 1.779 PJ auf 900 PJ um rund 879 PJ oder 6,8 % des Gesamtbedarfs reduzieren, also fast halbieren. Entscheidend ist aber die Erzeugung des Stroms. Ist der aus z.B. Braunkohle kommt der Wirkungsgradverlust zu dem Stromverbrauch dazu, nur an anderer Stelle. Wenn Elektro-PKW, dann mit Solar- und Windkraft, am besten vor Ort produziert. Außerdem wird eine 95-98%-Umstellung bei dem aktuellen durchschnittlichen Fahrzeugalter von 9,5 Jahren sicherlich bis zu 20 Jahre dauern. Alleine mehr kleinere und damit eventuell auch sparsamere Elektro-KFZ und eine bessere Akkutechnik und damit z.B. leichtere Akkus können den benötigten Energiebedarf der Elektro-PKW sogar noch weiter reduzieren. Bei 15 kWh pro 100 km, statt der oben angesetzten 25 kWh und geringeren Verlusten rund um die Akkus (z.B. auf 40%), könnte der Gesamtbedarf z.B. nur 135 TWh oder 486 PJ betragen, also nur 27,3% des heutigen Primärenergiebedarfs der PKW-Flotte oder nur an dieser Stelle 10% weniger des gesamten Primärenergiebedarfs 2018. Mehr als 50 % der Braunkohle und 50 % der Kernenergie. Zusätzlich müssten z.B. etwa weitere 37,6 GWp Solarzellen installiert werden. Analog der Daten des Jahres 2018 haben in Deutschland Solarzellen mit einer Leistung von 45,9 GWp rund 165,6 PJ Strom erzeugt.

    Dieses Szenario ist immer noch ohne Verhaltensveränderungen und es gibt auch keinen Komfortverlust. Verhaltenänderungen wären dann z.B. näher an der Arbeitsstelle zu wohnen und nicht jeden Tag Wegezeiten von 2h und mehr zu haben, effizient einkaufen, Tempolimit, Straßenmaut, Kinder nicht mit dem PKW zur Schule fahren, (Elektro)-Rad anstelle PKW etc…

    Falls wir (Güter-)Verkehr auf die Schiene verlagern wollen, muss die Bahn erst mal fit werden. z.B. mit 5G. Damit bekannt ist, welcher Container, Waggon und welche Lok wo mit welcher Geschwindigkeit unterwegs ist. Gleichzeitig müsste die alte Signaltechnik abgelöst werden und die Steuerung der Züge anhand der Ortung der einzelnen Züge/Waggons erfolgen. Ebenso müssten Personen und Güterverkehr getrennt werden oder Durchfahrtgleise für die Güterzüge eingeführt werden. Damit sollte die Bahn das Schienennetz wesentlich besser auslasten können als bisher, wo jeder Zug eine geschätzte Länge der Gleise von 10-15 km voll beansprucht. Wobei ich grundsätzlich auch Elektro-LKW nicht ausschließen würde. Manchmal reicht es eingefahrene Konzepte zu durchdenken und neu zu gestalten. LKW-Fahrer müssen Pausen machen. Sattelzugmaschinen müssten nicht die komplette Strecke fahren. Es könnte Oberleitungen geben. Auf der letzten Meile wird per Elektro-LKW ausgeliefert. Regionale Erzeugung. 3D-Druck vor Ort. usw

    mehr dann ein anderes Mal

    1. Was Du mir sagen willst verstehe ich nicht ganz.

      Man bekommt die Zahlen auch von anderen Seiten her und auch wie viel Strom Solarzellen produziert haben. Anstatt so viel zu rechnen, hättest Du wie ich nach offiziellen Zahlen suchen können. Dann würdest Du auch nicht die Gesamterzeugung aus Wind und Solarzellen nur den Solarzellen zurechnen und vergessen das bei Kraftstoffen auch Diesel für LKW, Dieselloks und Kraftstoffe für Flugzeuge und Schiffe dabei sind.

      1. Sorry, aber die von Dir beigefügten Zahlen sagen gar nichts. Die sind wie Kartoffeleispralinen als Aperitif. Selbstverständlich habe ich auch nur den Treibstoff für PKW berechnet und nicht den für alle Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Schiffe usw. 2016 wurden nach Deutschland 91 Mio Tonnen Rohöl importiert und 2,4 Mio. Tonnen in Deutschland gefördert, zusammen 93,4 Mio Tonnen Rohöl. Rund 45 Mio. Tonnen davon in aufbereiteter Form benötigen davon die PKW. Das habe ich berechnet. Nicht mehr und nicht weniger. Selbstverständlich sollte man Zahlen nachrechnen, sonst glaubt man noch an die Märchen von SpaceX und Co. Plausibilitätsprüfung. Nebenbei verbrauchen auch Heizungen usw. mineralölbasierte Kraftstoffe. Erneuerbare Energien werden aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse gewonnen. Das ist mir schon klar. Und aus Geothermie usw… Manchmal auch aus Müllverbrennung, manchmal nicht. Definitionssache. Aber darum geht es gar nicht… Auf die Diskussion, bestehend aus unendlicher Haarspalterei, die jetzt ausgeweitet würde, genauso wie solche falschen Unterstellungen, dass ich eine Gesamterzeugung nur einem einzelnen Träger zurechne (In meinem Text finden sich folgende Angaben: Gesamt EE 2018: 1.808 PJ, davon knapp 166 PJ Solar), habe ich keinen Nerv, daher halte ich ab jetzt hier lieber die Klappe. Sehr Schade…

  3. ….man kann ja schlecht alle Besitzer von alten oder schlecht gedämmten Häusern zur Aufrüstung (nur bedingt wirksam)….

    Die durchschnittliche Lebensdauer von Gebäuden liegt in Deutschland bei rund 100 Jahren.
    Der jährliche Neubau liegt folglich bei nur ca. 1% des Bestandes. Das größte Einsparpotenzial liegt also im ungedämmten Bestand.

    Ein „bedingte“ Wirksamkeit nachträglicher Dämmung kann ich nicht nachvollziehen.
    Ich hatte an anderer Stelle glaube ich schon mal auf das eigene Haus hingewiesen:
    – Ungedämmte, nahezu baugleiche Einfamilienhäuser in der Umgebung ca. 4000 Liter Heizöl bzw. Heizöläquivalent pro Jahr.
    – Unser Haus 1998 saniert (10 cm mineral Aussendämmung, Dachgeschoss 20 cm, Kellerdecke 6cm) ca 800 Liter Heizöläquivalent (bei uns Erdgas).

    Ich habe die Verbräuche für die letzten 20 Jahre als Tabelle.
    Einsparung der letzten 20 Jahre insgesamt größer 60.000 Liter Heizöl = 2 TANKLASTZÜGE !!!.

    Die Fassade hat damals ca. 20.000 DM gekostet abzüglich Direktzuschuss der Stadt München 5.000 DM = 15.000 DM
    unsere Erdgasabschlagszahlung beträgt 37 EUR monatlich und das bei 2 Erwachsenen und 2 Kindern.

    Die KfW Förderung ist heute sogar noch besser: Zins nahezu Null + Tilgungserlass.

    Trotzdem: seit 20 Jahren, kein einziges Haus in der Strasse energetisch saniert.

    Geld wird bei der gentrifizierten Nachbarschaft für im Schnitt 2 SUV´s pro Haus ausgegeben und gejammert, dass es auf´s Geld keine Zinsen gibt.
    In Form von Wärmedämmung angelegt liegt die Verzinsung bei über 5%.

    So wird dat nix mit der Energiewende.

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