Aufwand für die Landung des Starships

Anstatt der Novembernachlese für SpaceX habe ich mangels Neuigkeiten mir heute wieder ein technisches Thema ausgesucht, das mich auch selbst interessiert. Trotzdem noch eine kleine Nachbemerkung. Bei meiner Wette steht es derzeit so das SpaceX 14 Starlink Starts durchgeführt, ich hatte auf maximal 17 getippt. Wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischen gekommen, so hätten sie es schaffen können. Allerdings ging ich auch davon aus, das SpaceX auch noch andere Starts für die Regierung und kommerziell durchführt, wenn auch der Nutzlaststau abgearbeitet ist, aber das der Einbruch so riesig ist – nur sieben andere Starts dieses Jahr, habe ich nicht geahnt. Für alle die so gerne über europäische Träger lamentieren, empfehle ich auch mal einen Blick auf den Start von Sentinel 6 zu werfen. Das ist der dritte Start eines Satelliten, der vor allem in Europa gebaut wurde mit einer Falcon 9, nimmt man noch den Start von Solar Orbiter hinzu, dann fand in den letzten Jahren im Schnitt jedes Jahr ein Start eines europäischen Satelliten mit einer US-Rakete statt. Alles waren Gemeinschaftsprojekte, nur ist die ESA bzw. bei Grace Follow On das DLR nicht so fokussiert wie die USA darauf, das man die eigene Trägerindustrie unterstützt.

Heute geht es um die Landung des Starships – ich vermute die erste Stufe wird wie die erste Stufe der Falcon 9 landen. Doch beim Starship wird das nicht so möglich sein. Dafür muss sie zu viel Geschwindigkeit abbauen. Die erste Stufe der Falcon 9 hat bei der Landung zwei Brennperioden. Die Erste bremst die Stufe stark ab, bei diesem Manöver brennen drei Triebwerke. Das zweite Manöver ist dann für die direkte Landung und vernichtet die Restgeschwindigkeit, die die Stufe hat. Nun benötigt man nur ein Triebwerk. Das erste Manöver dauert zwischen 20 und 30 s, das Zweite eher um 20 s. Beim letzten Starlink Start waren es (nach Stoppen der Kommentaraussagen) 26 und 23 s. Daraus kann man den Treibstoffverbrauch abschätzen. Es gibt natürlich Unsicherheiten. So sind die Zeiten bei jedem Start etwas anders und die Triebwerke sind im Schub auch regelbar, wobei das Herunterregeln außer vor dem Aufsetzen eigentlich keinen Sinn macht, da es nur einen Mehrverbrauch an Treibstoff bedeutet. Addiert man aber beide Zeiten, so hat man 26 x 3 + 23 x 1 Triebwerkssekunden zusammen also 101 Sekunden. Ein Merlin verbraucht, wenn man die offiziellen Angaben für Vakuumschub und spezifischen Impuls nimmt (845 kN, 3050 m/s, besser wären die Bodenwerte doch die bleit SpaceX beim Schub schuldig), 277 kg Treibstoff pro Sekunde, in 101 Sekunden Betriebszeit verbrennen also fast 28 t. Das ist erheblich mehr als die erste Stufe wiegen dürfte – glaubt man Musks Angaben eines Voll-/Leermasseverhältnisses so wöge sie nur 15 t, was aber außer ihm niemand glaubt, doch selbst bei realistischen 22 t ist das mehr als die Stufe selbst wiegt.

Beim Starship das bei 120 t Zielleermasse nur 100 t Nutzlast hat, dürfte das ausgeschlossen sein. Da wäre der Treibstoff für die Landung schon beim gleichen Vorgehen wie bei der Falcon 8 größer als die Nutzlast.

Wie die Mission abläuft darüber schweigt sich auch Musk aus. Es gibt ein Fanvideo, das „nahe an der Wirklichkeit“ nach Musks Angaben sein soll. In dem gleitet die Stufe und dreht erst direkt über der Landestelle in die Horizontale. Dieser Landungstyp, wie beim Space Shuttle macht Sinn. Gegen ihn sprechen auch nicht die relativ kleinen Flügel, denn auch moderne Shuttle Entwürfe wie das X-37B oder Sierra Nevadas Gleiter haben kleine Flügel. Die großen Flügel des Space Shuttle waren nur nötig wegen der USAF-Forderung nach einer großen Querreichweite (die übrigens nie benötigt wurde). Daneben wirkt der ganze Tank von rund 50 m Länge und 9 m Querschnittt natürlich auch als Fläche, die bremst.

Ich denke aber man wird in größerer Höhe in die Senkrechte drehen. In welcher Höhe ist offen. Vielleicht wissen wir mehr, wenn der Aufstieg auf 15 km Höhe bald stattfindet, denn sinnvoll sist es ja dann eine Landung zu erproben. Aber man kann eine Abschätzung machen und mit der Falcon 9 Landung vergleichen. Zuerst Mal eine Abschätzung für den Geschwindigkeitsbedarf. Eine Falcon 9 Erststufe wird auf 22 t geschätzt bei 3,7 m Durchmesser. Wenn sie den gleichen Luftwiderstand hat wie ein Starship, dann entspräche dies bei 120 t Masse einem Durchmesser von 8,4 m. Nun hat das Starship 9 m Durchmesser, das heißt, die Endgeschwindigkeit beim freien Fall sollte vergleichbar sein. So müsste auch die zweite Abbremsphase in etwa gleich viel Geschwindigkeit abbauen.

Wie hoch sie ist, hängt davon ab, mit welcher Geschwindigkeit der Fall startet und in welcher Höhe. Würde SpaceX bei dem Test z.B. in 15 km Höhe aufsteigen und dann die Stufe einfach fallen lassen, um sie erst vor der Landung abzubremsen, so wären es rund 530 m/s. Ich nehme an, das bei der Landung drei Raptors arbeiten, weil die zweite Stufe drei Triebwerke mit und drei ohne Vakuumdüsen hat. Das würde bei 2.500 kN Schub dann 7.500 kN Schub ergeben, was bei einer leeren Stufe einer Abbremsung um 62,5 m/s entspricht, zieht man 1 g ab, um die die Rakete durch die Erdgravitation beschleunigt, wird so sind es noch 52 m/s, erheblich mehr als bei der Falcon 9, wo die Erststufe ein Sechstel wiegt, das Triebwerk aber nur ein Neuntel des Schubs hat. Damit fällt diese Brennperiode kürzer aus und das spart Treibstoff. Ich würde bei sonst gleichen Ausgangsvoraussetzungen auf 17 Sekunden tippen. 17 Sekunden entsprechen aber bei 2.500 kN Schub pro Triebwerk und 3.240 m/s spezifischem Impuls fast 40 t Treibstoff. Das ist immerhin 40 % der Nutzlastmasse. Zu Vermuten ist daher das man anders landet, wie im Video erst in niedriger Höhe in die Vertikale dreht, wenn auch nicht direkt über dem Startplatz, sondern in sicherer Höhe. Ich denke für das Drehen um 90 Grad müsste das Starship aber mindestens unterschallschnell sein, weil ich mir sonst kaum vorstellen, kann das es die Scherkräfte sonst aushält. Ariane 5 zerbrach beim Jungfernflug, als die Booster die Rakete in 3,7 km Höhe abrupt drehten. Ein Drehen reduziert die abzubauende Geschwindigkeit gegenüber einer Falcon 9 deutlich. Da man so keine große Vertikalgeschwindigkeit aufbaut. Um, wie viel hängt von der horizontalen Restgeschwindigkeit (die vernichtet werden muss) und der Höhe ab. Ich würde eine Halbierung, mithin auch eine Halbierung des Treibstoffs von 40 auf 20 t für möglich halten.

Doch das ist nicht das Einzige. Das Starship braucht auch Treibstoff um den Orbit zu verlassen. Wie viel das ist, hängt von Orbithöhe und niedrigstem Bahnpunkt ab. Die Space Shuttles hatten etwa 100 m/s für dieses Manöver reserviert. Nimmt man 140 t Masse nach Verlassen des Orbits an (120 t Leermasse und 20 t Treibstoff zum Landen), so entspricht dies bei einem reklamierten spezifischen Impuls von 3.719 im Vakuum weiteren 3,3 t Treibstoff. Zusammen kommt man so auf etwa 23 t Treibstoff, mithin ein Fünftel der maximalen Nutzlast. Die 100 m/s sind allerdings stark von der Bahn abhängig, je höher die Kreisbahn, desto höher der Geschwindigkeitsbedarf. Hier eine kleine Tabelle:

Kreisbahnhöhe Aufwand Absenkung Perigäum auf Meereshöhe Aufwand Absenkung Perigäum auf 70 km Höhe
200 61 m/s 39 m/s
300 90 m/s 68 m/s
400 118 m/s 97 m/s
500 145 m/s 124 m/s
600 172 m/s 151 m/s

Die 70 km habe ich gewählt, weil zwischen 60 und 80 km Höhe bei normalen Satelliten das Auseinanderbrechen durch die Luftreibung beginnt. Das heißt, in dieser Höhe würde ein Raumschiff so stark abgebremst werden, dass es den Orbit verlässt.

Bei elliptischen Bahnen wird es komplizierter. Zum einen haben sie eine Überschussgeschwindigkeit. Bei jeder Bahn sinkt durch Abbremsung zuerst das Apogäum ab, bei einer niedrigen Kreisbahn sind dazu in etwa die obigen Werte für eine Perigäumsabsenkung auch für eine Apogäumsabsenkung nötig und damit verlässt das Raumschiff den Orbit. Bei einer elliptischen Bahn kann eine geringe Abbremsung aber bedeuten, dass das Apogäum noch in einer Höhe liegt, in der die Atmosphäre kaum abbremst und dann verlässt das Gefährt nach Durchlaufen des Perigäums wieder die Zone der Abbremsung und verbleibt im Orbit. Daneben ist die Zeit, in der es in dieser Zone bleibt, erheblich kürzer als bei einer kreisförmigen Bahn. Man wird hier also kaum die Abbremsung auf eine Zone von 60 bis 80 km Höhe nehmen können sondern wird tiefer gehen müssen. Als Nebeneffekt ist auch die abzubauende Energie größer. Zum Kühlen der Außenhaut will ja SpaceX Treibstoff einsetzen und davon wird man dann mehr benötigen. In der Summe denke ich wird man bei elliptischen Bahnen wie z.B. eine GTO-Bahn mehr Treibstoff zum Verlassen des Orbits benötigen als bei niedrigen kreisfömigen Umlaufbahnen.

SpaceX rechnet übrigens mit vielen Tests, bei der FAA haben sie 15 beantragt. Elon Musk rechnet nur zu einem Drittel mit einem erfolgreichen Test beim ersten Flug. Inzwischen haben sie die FAA auch ersucht eine zweite Testplattform zu bauen für den Fall „in the case of an anomaly on the primary test pad“. Erheblich problematischer sehe ich aber die Phase des Wiedereintritts. Schlussendlich ist das System für die Abführung der Energie eine neue Technologie, das dürfte ähnlich spannend sein wie beim ersten Testflug des Space Shuttles.

[Edit 10.12.2020]

Da nun bekannt ist wie der ablauf des Tests ist (nach Spacenews) kann man eine Berechnung machen: Das Starship wird raketenantrieben in 12,5 km Höhe gebracht und fällt dann frei, mit der Seite nach unten. Bei einem Cw-Wert von 0,82 (für eine längs angeströmte Walze mit Länge/Durchmesser von 10) 450 m² Fläche (9 x 50 m – das starship wird vorne schmaler, hat aber Flügel die den Flächenverlust ausgleichen) erhält man eine ungebremste Landegeschwindigkeit von 118m/s bei 140 t Masse (120 t Leermasse + 20 t Treibstoff). Die Geschwindigkeit ist so gering, das theoretisch bei vollen Schub das Zünden in rund 200 m Höhe bei nur wenigen Sekunden Betrieb ausreicht. Dazu käme dann aber noch der Aufwand das Gefährt um 90 Grad zu drehen, was genauso viel Energie verbraucht. Bei insgesamt rund 250 m/s Abbremsung benötigt man nur rund 10 t Treibstoff.,

Inzwischen fand der Testflug statt. 10 Sekunden lang brannten die Triebwerke, was 23 t Treibstoff bei vollem Schub entspricht, bei eher wahrscheinlichen 2.000 kN Schub sind es 18,5 t. Ausgreicht hat es nicht, der Prototyp landete zu schnell und explodierte. Je nach Sichtweise kann man das unterschiedlich als Schlagzeile nutzen:

Starship prototype makes first high-altitude flight, explodes upon landing

oder

SpaceX’s Starship achieves most objectives in mesmerizing test flight

 

32 thoughts on “Aufwand für die Landung des Starships

  1. Um das Perigäum von 200km auf bspw. 70km abzusenken benötige ich bei elliptischen Orbits weniger delta-V, siehe Hermann Oberth

    PS: die Wette hab ich wohl verloren

    1. Bei elliptischen Orbits dachte ich auch an welche mit einer beträchtlichen Apogäumshöhe. Klar ist das das dV bei einem GTO nur von 200 km -> 0 km noch 22 m/s beträgt. Das dV ist nicht so entscheidend sondern vielmehr wie besprochen die Kühlung und vor allem muss man nun einen genauen Korridor treffen, damit die Spitzenbelastung nicht zu hoch ist. Manch einer kennt das noch vom Film um Apollo 13. Auch die mussten einen engen Korridor treffen wo die Abbremsung nicht zu stark ist (übersteigt die Fähigkeit des Hitzeschutzschildes) und nicht zu flach (sonst wird zu wenig Geschwindigkeit verloren und es reicht nicht zur Landung sondern Apollo verbleibt in einer Erdumlaufbahn).

      Zur Wette: es ist vorbei wenn es vorbei ist. Wenn sie diesen Monat noch vier Starlink Starts machen, dann hast Du und SpaceX gewonnen und auf die Startrate brauchen sie auch wenn sie mal 42.000 Satelliten im Orbit haben wollen. In einem März Interview sagte Musk dass sie sogar an einem 24 Stunden Zyklus von zwei Starts mit derselben Erststufe arbeiten ….

      1. lass uns mal rechnen…

        mein Stand ist, das der Elektroschrott von Starlink 5 Jahre halten soll…
        42.000 in 5 Jahren sind somit 8.400 pro Jahr oder 700 pro Monat
        700 pro Monat entsprechen bei 60 Satelliten pro Start dann grob 11,7 Starts pro Monat…. also das, was SpaceX bislang etwa im Jahr schafft….

      2. Wenn der „Korridor“ beim Wiedereintritt nicht richtig getroffen wird verbleibt idR* das Objekt nicht im Erdorbit, sondern tritt nach einem Orbit wieder in die Atmosphäre ein, allerdings woanders.

  2. Eine sehr schöne Darstellung der Landemechanik, unterlegt mit nachrechenbaren Werten. Bei aller Euphorie, v.a. bei amerikanischen YouTubern zu dem Thema, vermisse ich häufig echte Kritik und eine neutrale Berichterstattung (auch weil es oft mehr Meinung als Fakten enthält). Der Ton in diesem Bericht ist angenehm neutral – diesen vermisse ich ab und an in anderen Artiklen zu dem Thema SpaceX auf dieser Website.
    Eine Frage habe ich dann doch: Hält SpaceX tatsächlich noch an der Transprationskühlung fest? Ich dachte alleinig die Kacheln an einer Seite vom Starship sollen helfen. In Kombination mit dem hohen Schmelzpunkt von Stahl klang das zumindest einleuchtend.
    Ein sehr spannendes Thema – immerhin weiß Herr Musk wie man Dinge in Szene setzt. Das respektiere ich.

  3. Die Schwitzkühlung mit Treibstoff seit einem Jahr vom Tisch. Man ist wieder bei Kacheln angekommen. Diese sind in geringer Menge bereits bei den letzten Tests am SS angebracht gewesen und wurdebn bei den Tests auch beschädigt bzw sind weggeflogen.

    1. So so, ist ja interessant.

      Das macht das Ganze natürlich deutlich schwieriger. Wir wissen ja welche Probleme Kacheln beim Shuttle verursacht haben.

      1. Aufgrund der symetrischen Form sind die Kachen für einen Großteil der Oberfläche vom gleichen Typ. Schwieriger wird es bei den Flügeln. Hier wird man Puzzeln müssen wie es die NASA gemacht hat.
        Das Sie den Großen Stahltank in den Orbit bekommen glaube ich sogar. Aber die unversehrte Rückkehr sehe ich als sehr schwierig an.
        So wie ich das sehe klammert man diese Problematik erst mal aus.
        Wie sich Kacheln wohl verhalten, wen die Rakete auf Regolit landet der dann durch die geged flieg?

  4. Kleines Offtopic, Bernd:

    https://www.derstandard.at/story/2000122335131/selbstgefaellig-tesla-chef-elon-musk-verlaesst-kalifornien
    https://archive.vn/8bBE6#selection-2347.0-2347.161

    Musk ist anscheinend mit seiner Stiftung nach Texas gezogen. Laut eigenen Angaben, weil ihm Kalifornien zu „selbstgefällig“ geworden ist. In Wahrheit waren es eher die Covid-Massnahmen (ers ist ja immer noch im Verharmloserlager) und (wen überraschts..) Steuern…

    1. Und noch etwas.

      https://www.thetechee.com/2020/12/spacex-nabs-885m-starlink-aid-from-fcc.html

      SpaceX hat für Starlink von der FCC fast 885 Mio an Förderungen bekommen um Breitbandinternet für ländliche Gegenden bereitzustellen. (andere Frimen auch, insgesamt war der Fördertopf 9,2 Mrd schwer.) Die Aufsicht darüber ist allerdings ziemlich lax und es ist laut diesem Kommentar leider nicht unüblich, dass Gelder eingeheimst und eher wenig getan wird. Man wird erst in 5 Jahren mehr wissen.

      https://buzzchronicles.com/Alex1Powell/b/society/2589/

  5. Nach der Farbe des Abgasstrahls zu schließen, hat sich da wohl ein Triebwerk selbst verdaut. Naiv wie ich bin, dachte ich immer, dass das bei einem Triebwerk mit Seriennummer >40 nicht mehr vorkommen sollte…

    Aber was ich mich jedesmal bei den Bildern vom Starship frage: Wo soll da die Nutzlast rein? 100 Menschen dichtgepackt auf dem Weg zum Mars? Na servus.

    1. Das Ding ist größer als es auf den Videos aussieht, nur so zum Vergleich zum 9m Rumpf des Starships: A380 hat einen elliptischen Rumpfquerschnitt von 7,15 m Breite und 8,40 m Höhe ….
      Das ist nur 1m weniger als die Saturn 5 – wer die mal in Echt gesehen hat, wird auch beeindruckt gewesen sein!
      Insgesamt verteilt in vermuteten 16m (anhand der Angabe 1000m³ Druckraumvolumen) nutzbarer Höhe, ca. 4-5 Stockwerke. Geschätzt.

      Ich bin ein SpaceX Fan, ich feier den Flug tatsächlich trotz Explosion als Erfolg: der „Belly Flop“ und Lageregelung mit den Klappen hat funktioniert, das Triebwerk hat halt wegen Sauerstoffmangel den Schub nicht gehabt.

      Jahrensend-Wette: die nächste Landung nach einem 10km+ sitzt, keine Explosion. Der Flug findet aber erst Ende Januar statt. Nächste „RUD“ ist erst bei Geschwindigkeiten näher am echten Wiedereintritt zu erwarten.

      1. Dann nehme ich mal Deine 1000m3 an. Selbst wenn man ignoriert, dass man noch Bevorratung, Energieversorgung, Lebenserhaltungssysteme, Isolierung etc etc braucht, würden dann bei den so oft proklamierten 100 Leuten zum Mars jedem Passagier ein Raum von vielleicht 2,2*2,2*2 Meter zur Verfügung stehen. Wie lange dauert nochmal ein Flug zum Mars? Na dann viel Spass dabei. Hoffentlich hat man genug body bags eingepackt. Rückkehr ist eh nicht möglich.

        Ich meine, das Starship sieht ja tatsächlich sehr hübsch aus, so richtig wie man es aus Sci-Fi Romanen kennt, und der Bauchgleiter war auch sehr nett anzusehen. Nur: die ganzen Angaben wie 1000-mal wiederverwendbar, ein Start für 2 Millionen USD (oder wars eine?), 100 Personen damit zum Mars sind doch wirklich SciFi und reihen sich in die ganzen anderen SpaceX Parolen ein wie 1000 Starts im Jahr, man schafft sich seinen Markt selber weil die Startpreise auf ein weniger als ein Zehntel sinken.

        Ein bißchen mehr Realismus und dafür weniger Angeberei und Großspurigkeit (the most reliable launch provider) und dann gäbe es vielleicht auch weniger Skepsis.

      2. Nach dieser Explosion muss erstmal ein völlig neues Exemplar gebaut werden. Ob das bis ende Januar möglich ist?

        Wiederverwendung bei Marsflügen? Bei einem Startfenster aller 26 Monate braucht man bei 100-facher Wiederverwendung über 200 Jahre. Das wäre zurückgerechnet ein Gerät aus Napoleons Zeiten das bis heute fliegt. Realistischer wäre allerdings ein Start bei jedem zweiten Startfenster. Dann wären wir schon bei Francis Drake angekommen. Erscheint mir doch recht unglaubhaft.

        1. > Nach dieser Explosion muss erstmal ein völlig neues Exemplar gebaut werden. Ob das bis ende Januar möglich ist?

          Das ist schon fertig. Tatsächlich bauen die im Moment schon an SN15.

        2. Die Wiederverwendung wird notwendig sein, um u.a. den Kraftstoff in der benötigten Menge in den Orbit zu bringen. Dafür werden mehrere Flüge nötig sein.

          Die 100-Fache Wiederverwendung soll nicht die Marsflüge sondern Orbitalflüge betreffen. Es ist natürlich alles andere als sicher, dass die ersten Versionen des Raumschiffs tatsächlich 100-fach wiederverwendet werden. Bei der Falcon 9 hat es auch lange gedauert, bis die Erststufe siebenfach verwendet wurde.

    2. > Nach der Farbe des Abgasstrahls zu schließen, hat sich da wohl ein Triebwerk selbst verdaut. Naiv wie ich bin, dachte ich immer, dass das bei einem Triebwerk mit Seriennummer >40 nicht mehr vorkommen sollte…

      Problem war, dass das Methan ausgegangen ist. Damit war in der Brennkammer zu viel Sauerstoff und bei den Bedingungen dort brennt dann alles, auch das Kupfer (grüne Flamme). Ja, ein Problem, aber anscheinend nicht der Triebwerke.

      1. Du willst uns jetzt aber nicht sagen, dass da keinerlei Überwachung stattfindet, ob sich das Triebwerk innerhalb des erlaubten Envelopes befindet und bei Überschreitung einer redline eine Abschaltung erfolgt. Das wird sonst sehr amüsant, wenn bei den 27 (oder wieviele sollen es werden?) Triebwerken in der 1. Stufe eines durchgeht und den Rest dann mit sich reißt. Das nennt man dann N-1 reloaded?

        1. Vielleicht kann man die Überwachung der Triebwerke noch optimieren. Falls vor der Landung der Kraftstoff ausgeht, kann man allerdings nicht viel machen, die Rakete ist verloren, egal welche Seriennummer ein Triebwerk hat. Es is aber sicherlich besser wenn solche Probleme bei dem ersten Flug eines Prototyps auftreten, als wenn es bei dem fertigen Raumschiff passieren sollte.
          Was ich weniger verstehe, warum würdest Du es amüsant finden, wenn ein Triebwerk ausfallen und dann die anderen 27 mit sich reißen sollte? Amüsiert Dich das Scheitern einer Rakete? Dann wurdest Du neulich vielleicht amüsiert, als eine Rakete auf dem Weg Richtung Orbit scheiterte? Ich persönlich finde es immer traurig, wenn wertvolle Raketen mit einer wertvollen Nutzlast verloren gehen, so etwas wünsche ich niemandem. Vielleicht schaffst Du Anja es zu überdenken, was du wirklich amüsant findest.

          1. @Simon: Ironie ist wohl nicht so Deine Stärke oder?

            Solche Probleme wie Betrieb des Triebwerks ausserhalb der Envelopes sortiert man i.d.R. am Prüfstand aus, dito die Definition der Redlines. Genau dazu ist ein Prüfstand da.

        2. Das letzte Triebwerk 1s vor der Landung/Aufschlag abschalten? Das bringt dann auch nichts mehr.

          Raptor SN42 hat über 4min durchgehalten. Die beiden Raptoren die bei der Landung aktiv waren, hatten deutlich weniger zu tun.

          In ein paar Wochen fliegt SN9. Wir werden sehen, ob es besser klappt.

          1. „In ein paar Wochen fliegt SN9. Wir werden sehen, ob es besser klappt.“
            Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man jedoch nicht das selbe Flugprofil fliegen, z.B. flog SN8 nicht in den Überschallbereich.
            So gibt es bis zum ersten Orbitalflug (und darüber hinaus) immer neue Herausforderungen und was Neues zu testen, was schief gehen kann.
            Das war und wird nicht der letzte Kabumm eines Starship-Prototypen gewesen sein 😮

          2. Auch wenn es am Ende einen Crash gab, sah ich den Flug auch überwiegend als Erfolg. Der Belly-Flop war aus meiner Sicht die kritischste Komponente von dem Flug. Wäre dabei oder davor was schiefgegangen, hätte ich das auch als Fehlschlag gesehen. Aber das lief gut.
            Dass die Treibstoffversorgung nicht wie geplant geklappt hat ist bedauerlich, aber ich denke nicht kritisch für das Programm. Das kriegen die hin. Und schließlich war die SN9 schon fast fertig.

            Und dann kam das Missgeschick in der High Bay.
            Das alleine schien mir schon schlimm zu sein. Alle bisherigen Meldungen (großteils Spekulation) wie es dazu kommen konnte, macht die Sache nicht besser. Alles deutet auf peinliche Amateurfehler und/oder grobe Fahrlässigkeit hin.
            Ich finde das traurig. Da hat SpaceX mal was abgeliefert, was mich eher optimistisch stimmt und dann das!

  6. Nun ja, wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.
    Angesichts der Herausforderungen bei diesem TESTFLUG sehe ich das Pendel schon mehr im Bereich eines Erfolges ausschlagen. Ich denke das die das Dingen schon gelandet bekommen.
    Jedenfalls hatten Sie wohl alles richtig verkabelt. Das ist ja nicht selbstverständlich.

  7. Der Sauerstoffdruck aus dem Tank in der Spitze war in den letzten Sekunden nicht ausreichend, daher war die Verbrennung nicht mehr optimal. Durch die reduzierte Kühlung der Triebwerksgloke wurde das Kupfer angegriffen.

  8. Erstmal Dankeschön für die (mal wieder) schöne Zusammenstellung der Rechnungen! Eine Anmerkung: In das Update vom 10.12. haben sich glaube ich ein paar gravierende Fehler eingeschlichen: Die Berechnung 23t (bzw. 18,5t, je nach Schub) würde das Feuern aller drei Triebwerke voraussetzen. Tatsächlich feuerte ein Triebwerk bei der Landung gar nicht, eins für ca. 7s, und eins für ca. 10s. Allein damit wäre die obige Berechnung schon dramatisch daneben. Nimmt man jetzt noch hinzu, dass offenbar viel zu wenig Methan aus dem Header-Tank für den Brennvorgang geliefert wurde (das zweite Triebwerk schaltete sich deshalb ab, das verbliebene versuchte verzweifelt, mit zu wenig Methan zu feuern und hat sich dabei fast selbst zerstört), kann man davon ausgehen, dass sogar weniger Treibstoff als normalerweise mit der akkumulierten Laufzeit von 17s bei der Landung verbraucht wurde. Damit ergäbe sich für den Treibstoffverbrauch (nach obiger Rechnung) korrigiert nur maximal 17 / 30 * 23t = 13t, selbst wenn man maximalen Schub ohne Drosselung (wohl unwahrscheinlich) voraussetzt und die verminderte Methan-Verfügbarkeit ignoriert. Dass die Geschwindigkeit nicht korrekt abgebaut wurde dürfte völlig unabhängig von der tatsächlich verbrauchten Treibstoffmenge allein durch die gravierende Fehlfunktion des Systems eine logische Konsequenz sein und ist damit für diese Betrachtung weitgehend irrelevant.

    1. Also ich sehe im Video drei Triebwerke kurz arbeiten, dann gehen zwei wieder aus. Man kann aber davon ausgehen, dass das System davon ausging in 10 Sekunden mit drei Triebwerken abzubremsen und die Triebwerke entsprechend in der passenden Höhe zündete, nur das es eben nicht reichte. Ich habe mir überlegt ob ich einen Artikel zu dem versuch schreiben soll, doch da es nur das Video ohne Geschwindigkeits- und Höhenangaben gibt ist das ziemlich spekulativ. Würden die Triebwerke z.B. mit vollem Schub arbeiten, so würde man eine viel höhere Höhe erreichen als 12,5 km. Im Video sieht es so aus als würde das Vehikel zuletzt gar keine Höhe mehr gewinnen wofür auch das sofortige Umkippen nach Abschalten des letzten Triebwerks spricht. Kurz das Video gibt zu wenig für fundierte Schlüsse her. Nebenbei scheinen die Triebwerke auch die Struktur in Brand zu setzen (passierte beim Abschalten von Triebwerk 1). Wurde auch von Musk verschwiegen.

      Nebenbei: Da der Treibstoffbedarf nur vom Geschwindigkeitsabbau und der Masse abhängt wird bei zwei oder einem Triebwerk er sogar noch ansteigen, da deises länger brennen muss und so weitere Gravitationsverluste hinzukommen´.

  9. Ich gehe mal davon aus, dass in ca. 2 Jahren der erste unbemannte Raumflug eines Starships stattfinden wird. Als unbemanntes System halte ich es auch nicht unbedingt für so schlecht, aber beim Lesen des Artikels ist mir ein Gedanke gekommen, der mich an der bemannten Verwendung etwas zweifeln lässt.

    Eine bemannte Landung würde ja dann auch auf diese höchst riskante Art und Weise stattfinden und an der Stelle habe ich so meine Probleme. Eine klassische Kapsel ist ja eigentlich relativ sicher, sobald die Fallschirme offen sind, bei diesem Ding müsste man ein riskantes Manöver ganz am Schluss durchführen.

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