Weihnachtsrummel

Das heutige Thema ist nicht neu. Ich habe es sicher schon ein oder mehrmals in den letzten Jahren gebracht. Es ist der Rummel vor Weihnachten. Alles geht ja schon Mitte September los, wenn die ersten Süßigkeiten für Weihnachten in den Läden ankommen. Das wird immer früher, in den letzten zehn Jahren ist es beim ALDI zum Beispiel von Ende auf Mitte Dezember also rund zwei Wochen nach vorne gerutscht. Dann habe aber ich keine Lust darauf. Um die Zeit hatten wir noch Spitzentemperaturen von 30 Grad. Da isst man lieber Eis, als Lebkuchen. Nach Weihnachten wird es dann zum halben Preis verkauft. Gut viele der Süßigkeiten haben nichts mit der Jahreszeit an sich zu tun. Fast alles was aus Schokolade ist, ist nur umgeformt oder in Pralinen auch sonst das ganze Jahr über erhältlich wie gefüllte Eier. Lebkuchen und Gewürzspekulatius sind für mich aber Winterartikel. Das Geschmacksempfinden ändert sich eben mit der Temperatur. Im Sommer wird man keine Erbsensuppe essen und im Winter hat man Lust auf intensiver gewürzte Kekse. Warum gibt es diese dann nicht bis Ende Februar, eben als normale Artikel ohne ein eigenes Regal. Ich selbst mache Vanillekipferl erst ab Anfang Dezember aber dann bis Ende Februar. Dafür sollten die Waren später in die Regale, wenn es kalt und dunkel wird, nicht vor dem 1. November, eher Mitte November.

Das ist aber nur ein Aspekt. Besonders nervig finde ich die Berieselung mit Weihnachtsliedern im Radio. Korrekter gesagt: Weihnachtssongs, denn es sind ja keine bekannten deutschen Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“ oder „O Tannenbaum“ (übrigens Hymne in vier US-Bundesstaaten Nationalhymne und die Hymne der britischen Labour Party und Hymne bei etlichen Organisationen und Vereinen). Es sind Pop-Songs, die sich irgenwie um die Zeit um Weihnachten drehen. Obwohl es davon so viele gibt, das mein Haussender SWR1 sogar am vierten Advent eine Hitparade über vier Stunden angekündigt hat, nervt es, weil es immer um das eine Thema geht. Einige populäre Songs mehrmals am Tag gespielt werden wie „Last Christmas“ und es eigentlich auch nur ein Genre ist, nämlich Pop. Würden die Radiosender nur deutsche Lieder spielen, dann würde ihnen das auch selbst auffallen und auch bald auf den Keks gehen. Es gibt Ausnahmen und es gibt einen Geheimtipp, zumindest für Schwaben, da in Mundart. Lasst euch von dem langsamen Anfang nicht täuschen: Krischtbaum. Aber der wird nicht gespielt. Dafür gibt es heute Nachmittag beim „virtuellen Weihnachtsmarkt“ vier Stunden Weihnachtssongs am Stück. Ich wette woanders wird das Programm als psychische Folter zweitverwendet.

Es sind ja nicht nur die Songs. Es sind auch andere Dinge, die sich immer wiederholen. Um Weihnachten gibt es die Aktion „Herzenssache – Helft Kindern“. Hörer spenden und bekommen Wünsche erfüllt. An und für sich eine gute Idee, auch wenn das Musikprogramm nicht wirklich abwechslungsreicher wird. Aber um es zu promoten, gibt es jede halbe Stunde ein Jingle, und das ist seit Jahren das gleiche. Das Gleiche gilt für die Lindt- Fernsehwerbung, die so lange unverändert ist, das ich denke, dass der Opa der als Chocolatier auftritt längst tot ist und die Kinder erwachsen. Leute, leistet euch doch nach ein paar Jahren einen neuen Spot. Das muss bei den Preisen von Lindt-Produkten und der Tatsache, das ihr trotzdem billige Zutaten nehmt, (Butterreinfett anstatt Kakaobutter) drin sein.

Anderes kann ruhig länger bleiben wie der Lichterschmuck. Macht die Städte heller und abwechslungsreicher. Es war ja so, das man Weihnachten extra nahe an die Wintersonnenwende am 21/22 Dezember gelegt hat um die Germanen und andere Völker in Mittel- und Nordeuropa leichter für das Christentum zu gewinnen, die die Sonnenwende immer feierten mit Lichterfesten, rituellen Verbrennungen etc. Also Festen mit Lichter und Feuer, als Kontrast zu der Zeit wo es kalt und am längsten dunkel ist. Schon vorher hatten die Römer den 25.12. unter Aurelian als Feiertag für den Sonnenkult festgelegt.

Ich dachte zumindest dieses Jahr ist es wegen Corona und damit Wegfall der Weihnachtsmärkte und Beschränkung der Kundenzahl beim Einkauf besser. Aber es verlagert sich der Konsumrausch wohl nur auf den Onlinehandel. Ich bestelle im Dezember bewusst nichts. Aber Weihnachtsmuffel wie ich sind wohl in der Minderheit, obwohl die Hälfte der Deutschen nicht mehr einer Kirche angehört und die andere Hälfte wohl kaum so gläubig ist, dass sie Weihnachten primär als christliches Fest sieht – man muss nur mal die Besucher der Gottesdienste am 24 und am 25/26 vergleichen – am 24 gibt es bei uns drei die immer voll sind, da nun die ganzen U-Boot Christen auftauchen und an den beiden anderen Tagen ist die Kirche nicht mal halb voll. Geht es nicht etwas weniger dick aufgetragen, etwas bescheidener – um Ostern als zweites großes Fest macht man ja auch keinen so großen Rummel und ich kenne nicht mal einen Ostersong.

Meiner Ansicht nach hat das ganze nur einen Sinn: das selbst der der den ganzen Rummel um Weihnachten liebt am Vormittag des 24-sten die Nase so voll hat, das er sich nur auf drei Tage ohne den ganzen Rummel freut – an denen laufen übrigens auch im Radio dann keine Weihnachtslieder mehr. Weihnachtsmuffel wie ich haben schon lange vorher ihre Toleranzschwelle erreicht.

Zuletzt noch ein Wort zu den „Corona-Lockerungen“ zu Weihnachten. Überflüssig wie ein Kropf und ein Symptom für eine kopflose Politik, wie auch Diskussionen rund um das Thema wie verführter Schulferienbeginn oder Aufhebung des Beherbungsverbotes über Weihnachten. Was sollen schon die Verordnungen wie Beschränkung der Personenzahl auf 5 und zwei Haushalte? Leute wer soll das kontrollieren, wie viele Leute in privaten Räumen zusammenkommen? Da muss man dann auch nicht temporär das auf 10 erweitern, denn wirklich große Versammlungen gibt es in Privatwohnungen alleine wegen des Platzes nicht und Gaststätten und andere Örtlichkeiten mit Veranstaltungsräumen sind ja zu. Dasselbe gilt für die Hotelübernachtungen. Sorry, aber ich kenne niemanden bei denen an Weihnachten und gerade an Weihnachten dann der Besuch abends in Hotelzimmer geht. Das ist doch nur ein Schlupfloch für einen sonst fast unmöglichen Weihnachtsurlaub. Warum regelt die Politik Dinge, die sie nicht kontrollieren kann oder die überhaupt nichts sinnvoll sind?

Wer noch weg will über Weihnachten und danach – trotz Beherbungsverbots, zumindest die Skilifte arbeiten ja wie normal, sollte mal über einen Urlaub in einem Ferienhaus nachdenken. Da man dort eine Küche hat bzw. Bringdienst-Essen erlaubt ist, juckt einen die geschlossene Gastronomie nicht und Stand heute gibt es dort auch kein Beherberungsverbot. Meines ist über Weihnachten belegt, ab dem 1.1.2021 aber frei.

4 thoughts on “Weihnachtsrummel

  1. Willkommen im Club Bernd. Sag mal hat das bei dir auch nen Grund das du Weihnachtsmuffel bist oder hat sich das ‚einfach so‘ entwickelt bei dir? Nur aus Interesse ich hoffe ich trete dir mit der Frage net zu nahe.
    Liebe Grüsse aus der Hauptstadt

  2. Hat bei mir eigentlich überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun. Ich bin gerne alleine. Auch an Weihnachten. Zusammenkommen mit vielen Menschen ist für mich Stress. Mich wird man daher auch kaum in Stadien oder Konzerten antreffen und bestimmt nicht in überfüllten Einkaufsmeilen.

    Weihnachten in dem Sinne, das die ganze Familie zusammensitzt kenne ich auch nur von meiner Kindheit. Danach hatten meine älteren Geschwister eigene Familien. Festvorbereitung gab es bei uns nie. Der Baum den mein Vater kaufte war meist nicht so toll, da erst kurz vor Schluss gekauft, dann war es jahrelang eine Blautanne im Garten.

    Daher verstehe ich den ganzen Rummel nicht. Selbst wenn es so ein Fest wäre wie woanders mit großem Familienzusammenkommen. Dann würde sich der Rummel wohl auf einige Stunden Vorbereitungszeit beschränken, aber nicht wochenlang über Märkte bummeln oder Shoppen.

    Vor allem: um andere kirchliche Feste macht man ja auch keinen so großen Firlefanz. Ostern hat auch drei Feiertage, aber es gibt keinen Osterrummel.

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