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Die Cray 1 - Architektur eines Supercomputers

Einleitung

Der Begriff "Supercomputer" ist eng mit Seymour Cray verbunden. Er leitete die Entwicklung der CDC 6600, die als erster Supercomputer gilt. Später machte er sich selbstständig und schuf die Cray 1 und 2. Ich möchte mich in diesem Artikel mit der Architektur der Cray X-MP näher befassen.

Die Cray 1

1972 gründete Seymour Cray seine eigen Firma "Cray Research". Ziel war es einen eigenen Supercomputer zu entwickeln und das gelang. Die Cray 1. Sie steht heute nicht nur synonym mit dem Begriff des Vektorrechners, sondern ihre Architektur war so gut, das in der Folge basierend auf ihr zahlreiche Nachfolgemodelle entstanden, die zum einen die Produktpalette nach unten abrundeten, aber auch nach oben (Cray X-MP, Y-MP). Noch 1995 erschien die Cray T90, die auf der Architektur der Cray 1 aufbaute. Wie bei vorherigen Modellen hatte Seymour Cray sich vorgenommen, dass die Geschwindigkeit um den Faktor 10 gesteigert werden sollte. Er erreichte dies nicht (eigentlich bei keinem seiner Rechner), aber er meinte, wenn man sich zu wenig vornimmt macht man zu viele Kompromisse und versucht zu wenig neues.

Die Cray 1 hatte die Form von zwei Kreissegmenten, die jeweils ein „C“ formten. (Jeweils ein 270 Grad Kreis). Nur in der Mitte gab es einen Zugang zu den Platinen, sodass die Mechaniker wenig Platz hatten. Das äußere, niedrigere, Kreissegment konnte als Sitzbank genutzt werden.

Die Abmessungen waren relativ kompakt. Der Rechner hatte einen Durchmesser von etwas über 2,6 m. Allerdings galt dies nur für den Rechner selbst. Dazu kam noch ein Computer (MCU) zum Hochfahren und Übermittlung von Aufgaben sowie die Plattenlaufwerke in kühlschrankgroßen Schränken. Mindestens genauso groß war die Gleichstromversorgung für die 115-kW-Leistung und die Klimaanlage, die genauso viel Abwärme loswerden musste. Die relativ kleinen Abmessungen (verglichen mit anderen Großrechnern) sollten nicht über das Gewicht von über 5 t hinwegtäuschen. In Garching stützte man den Platz, wo die Cray 1 sich befand, mit zusätzlichen Pfosten ab, damit die Decke nicht nachgab. 30 Personen waren mit den Aufbau des Rechners, der in zwei Lastwagen ausgeliefert wurde, beschäftigt.

Die 1976 erschienene Cray 1 war ein großer Verkaufserfolg. Er wurde zu einem Synonym wenn man vom Wort "Supercomputer" redete. 1980 gab Seymour Cray den Firmenvorsitz ab um sich ganz der Entwicklung der Cray 2 zu widmen. Doch dessen Entwicklung verzögerte sich. So entschloss sich die Firmenleitung die Cray 1 zu verbessern und ein Zwischenmodell auf den Markt zu bringen, dass den immer weiter steigenden Bedarf nach Rechenleistung nachkam. zudem begannen auch andere Unternehmen Rechner in dieser Leistungsklasse zu fertigen. Drei japanische Unternehmen: NEC, Fujitsu und Hitachi hatten Vektorrechner für die Mitte der Achtziger Jahre angekündigt die alle die Cray 1 in der Leistung übertreffen würden.

Die Cray X-MP

Die Cray X-MP entstand unter der Leitung von Steven Chen. Die Cray X-MP veränderte die grundlegende Architektur der Cray 1 nicht, nur hatte sie anfangs zwei, später vier Vektorprozessoren. Sie wurde von 1982 bis 1988 produziert. Sie war ein sehr großer wirtschaftlicher Erfolg und wurde viel häufiger als der Vorgänger Cray 1 wie auch der "Nachfolger" Cray 2 verkauft: 1985 hatte Cray Research den 100 Computer überhaupt verkauft (den ersten 1976), 1987, also nur zwei Jahre später schon den 200-sten und schon im nächsten Jahr den dreihundersten, d.h. von 1987-88 hat die Firma genauso viele System verkauft wie von 1976 bis 1985! Im Januar 1987 wurde Cray Research eine "Fortune 500" Firma, gehörte also zu den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt.

Sie profitierte im wesentlichen von dem technischen Fortschritt in den sechs Jahren zwischen der Cray 1 und der Cray X-MP. Für eine genaue Beschreibung der Architektur verweise ich daher auf den Artikel zur Cray 1, da die Cray X-MP keine prinzipiell neue Architektur  einführte. Auch war sie softwarekompatibel zur Cray 1, konnte also deren Software ausführen. Der Befehlsvorrat wurde nur erweitert.

Die größere Integrationsdichte ließ nun 16 Gatter (anstatt 4-5 bis 7) pro Chip zu und so passten zwei Prozessoren in den gleichen Raum wie bei der Cray 1 ein Prozessor. 1982 erschien das erste Modell mit zwei Prozessoren (Cray X-MP/2), 1984 lies eine höhere Integrationsdichte dann den Einbau von vier Prozessoren in 12 Säulen zu. Da es auch noch verschiedene Speichergrößen gab wurde ein Namensschema eingeführt: Die erste Ziffer nach der Bezeichnung stand für die Anzahl der Prozessoren, die zweite für den Hauptspeicher in Megaworten.

Das größte Modell war die Cray X-MP/4 mit ECL-Speicher vier Vektorprozessoren. Sie war fünfmal schneller als eine Cray 1A. Sie erschien 1986. Bedingt durch den technischen Fortschritt, konnte die Taktzykluszeit von 12,5 ns bei der Cray 1 auf 9,5 ns, ab 1986 auf 8,5 ns gesenkt werden. Der Speicher bestand anfangs aus ECL-Chips, nun mit 4 KBit Größe (Cray 1: 1 kbit) und 38 ns Zugriffszeit. (Cray 1: 50 ns) Später gab es auch die Cray X-MP mit MOS RAM von bis zu 16 MWorten Größe und 76 ns Zugriffszeit. MOD-Speicher waren statische RAMs in MOSFET Technologie, das ist auch die Technologie in der Mikroprozessoren und speicherbausteine für PCs (bis heute) gefertigt werden (nur setzen diese den langsameren, aber billigeren dynamischen Speicher ein).

Dafür musste die Adressierung aber erweitert werden, da zwar 24 Bit für die Adresse zur Verfügung standen und auch die Adressregister 24 Bit breit waren, aber bisher nur 22 Bits verarbeitet wurden. Der Cray X-MP/2 brauchte nur die Hälfte der elektrischen Leistung einer Cray X/MP/4 und war mit zwei Prozessoren trotzdem 2,5-mal schneller als eine Cray 1A. Als Einstiegsmodel folgte dann die Cray X-MP/1 mit nur einem Vektorprozessor und ebenfalls MOS-RAM. Sie war nur 25% schneller als eine Cray 1. Das Flagschiff Cray X-MP/48 verfügte sogar über 8 Megaworte ECL Speicher. Es schlug im Stromverbrauch von 128 kW die Cray 1.

Die Cray X-MP war sowohl Objektcode kompatibel zur Cray 1S wie auch von den Anschlüssen kompatibel, es konnten also alle Peripheriegeräte angeschlossen werden. Analog alt dies für Verbindungen zu anderen Rechnern. Das erklärt sich aus der beibehaltenen grundlegenden Hardwarearchitektur.

Verbesserungen

Bei der Cray 1 hatte man drei Nachteile im Design ausgemacht:

Das Ein/Ausgabesystem war für den Rechner inadäquat. Es gab nur einfache Kanäle, in die CPU 16 Bit Datenworte schrieb oder las, dazu drei Steuerleitungen für die Übergabe. 12 dieser Kanale gab es jeweils für die Eingabe, weitere 12 für die Ausgabe. Das bedeutete, dass zum einen man einen anderen Rechner an diese Kommunikationsmethode anpassen musste, vor allem aber verbrauchte es sehr viel Rechenzeit, denn eine Cray 1 konnte einen 16 Bit wert in 50 ns einlesen. Diese Datenrate konnte kein Peripheriegerät liefern und selbst Großrechner hatten meist eine Zykluszeit die höher als 50 ns lag, konnten die Datenrate also auch nicht liefern. Als Folge musste die Cray 1 bei Ein/Ausgabeoperationen warten.

Die Cray 1S, eine verbesserte Version der Cray 1, führte daher 1979 ein eigenes I/O Subsystem ein, das eigene Ein/Ausgabe Prozessoren hatte. Zwei oder vier gab es mit einem lokalen Speicher von 512 oder 1024 KByte um Daten zwischenzuspeichern. Sie konnten die CPU per Interrupt unterbrechen und Daten direkt in den Arbeitsspeicher mit einer Datenrate von 850 MBit/s schreiben. Das entlastete nicht nur die CPU von der Ein-/Ausgabe und erhöhte den Anteil der verfügbaren CPU-Zeit. Weiterhin war das System flexibler und erlaubte den Anschluss von viel mehr anderen Rechnern als das alte. Ein Supercomputer ist typischerweise nur mit der Berechnung beschäftigt. Die Auswertung der Daten z.B. die Visualisierung, die Berechnung von Trends etc. führten angeschlossene Minicomputer oder Großrechner aus. Sie übernahmen auch die Benutzerprogramme und luden sie in den Speicher der Cray. Anders als bei den letzten Modellen der Cray 1 waren bei der Cray X-MP nun die I/O Prozessoren nun Bestandteil der Architektur und fest miteingebunden. Es gab nun auch Standardanschlussmöglichkeiten nicht nur für die hauseigene Peripherie sondern gängige Großrechner von IBM und den sehr weit verbreiteten Minicomputer VAX 11/780.

Die zweite Einschränkung war, dass es bei der Cray 1 nur einen "Port" zum Speicher gab. Dieser Port konnte einem Taktzyklus ein 64 Bit Wort lesen oder speichern. Das erwies sich nicht als ausreichend. Bei mehreren funktionellen Einheiten, die sowohl Vektorzahlen wie auch Skalarzahlen gleichzeitig verarbeiten konnten, war es sehr oft so, das mehrere Worte pro Taktzyklus verarbeitet wurden, es wurde aber nur eines nachgeliefert.

Die Cray X-MP hatte nun vier Ports pro Prozessor zum Speichersystem:

Der Speicherdurchsatz hatte sich also um den Faktor 4 gesteigert und diese zweite Bremse war ausgeräumt worden. Weiterhin konnten die drei Ports für das Laden und speichern mit unterschiedlichen Maschinenbefehlen angesprochen werden, damit hatte das Programm volle Kontrolle über die bestmögliche Ausnützung der Ports.

Das dritte war das der Instruktionssatz keinen Befehl zur indirekten Adressierung enthielt, Gather/Scatter genannt. Darunter versteht man einen Befehl, der Daten aus dem Speicher holt oder dort ablegt, wobei die Quelle (beim holen) oder das Ziel (beim schreiben), eine Adresse ist, die in einer anderen Speicherstelle steckt. Ein Register enthält die Adresse dieser referenzierenden Speicherstelle. Damit kann man z.b. Sprungtabellen aufbauen und berechnende Sprünge durchführen indem man einfach einen Offset zu dem Registerwert addiert und über indirekten Zugriff diese Adresse an den Programmzähler übermittelt, oder man kann elegant Daten neusortieren wenn man nur die Referenzen sortiert, also die Adressen wo sie sich befinden. In einer höheren Programmiersprache wären indirekte Zugriffe solche Konstrukte:

for i:=1 to n do

y[i]:=x[Index[i]]

for i:=1 to n do

y[Index[i]]:=x[i] 

Der Zugriff über ein anderes Array (hier Index genannt) entspricht dem indirekten Zugriff.

Das 4-Prozessormodell der Cray X-MP hatte zwei neue Befehle für diese indirekte Adressierung erhalten und eine Hardware Gather/Scatter Schaltung eingebaut.

Veränderungen

Für die Kommunikation zwischen den Prozessoren gab es drei Registerblöcke:

Auf diese Register konnte alle Prozessoren zugreifen, über die ST und SR Register konnten Werte getauscht werden. (SB: Entsprachen den Adressregistern B, ST Skalarregistern T).Die Semaphoren waren nur 1 Bit breit. Sie signalisierten ob ein Zugriff auf die SB und ST Register möglich war. Sie konnten mit einer Maschineninstruktion gesetzte, gelöscht oder getestet werden.

Sollte ein Programm von einem anderen Prozessor ausgeführt werden, so konnte ein Exchange Package im Speicher abgelegt werden. Es enthielt 16 x  64 Bit Worte, die unetr anderem sie SB,ST und A-Register enthielten aber auch andere Statusregister wie Programmzähler, Flagregister, Modusregister etc. Über dieses Exchange Package konnten auch Interrupts abgeweickelt werden und es war wichtig für das Debuggen von Anwendungen.

Das einzige Register der Cray 1 Architektur das nur einmal in allen vier Prozessoren gab war das Real-Time cCock Register, das bei jedem Takt um 1 hochgezählt wurde. Damit wurde gewährleistet das alle Prozessoren synchron arbeiteten.

Speicher

Durch den Einsatz von 4 kbit ECL-Speicherchips konnte man den Speicher gegenüber der Cray 1 verdoppeln. Es gab in der Folge sehr viele Speicherkonfigurationen. Die kleinste hatte nur 1 MWort Speicher, die größte mit ECL Speicher 8 MWorte (1 MWort = 8 MByte). Für die 1 Prozessormaschinen gab es auch Versionen mit MOS Speicher. Die Zykluszeit des Speichers betrug 4 Takte bei den Modellen mit 4 Prozessoren, sonst 8 Takte. Die Anzahl der Speicherbänke betrug 16, 32 oder 64.

Ab 1985 war die Extended Architecture (EA) Serie verfügbar. Sie basierte nun auf Microarrays und Gate-Array ICs. Neben dem höheren Takt (Zykluszeit 8,5 anstatt 9,5 ns) war die wichtigste Neuerung die Erweiterung der A und B Register von 24 auf 32 Bit. Damit waren anstatt maximal 16 MWorte nun 2 Gigaworte adressierbar. Integer Berechnungen erfolgten nun auch mit 32 Bit. Zur Komptabilität von Cray 1 Software war auch ein 24 Bit Modus implementiert. Damit war eine Erweiterung des Speichers beim Nachfolgende Y-MP vorbereitet.

Die größte Version die ausgeliefert wurde, hatte 64 MWorte MOS Speicher. MOS (Metalloxid on Semiconductor) ist die Standard Technologie in der PC-Technik damals wie heute entsteht. 1986 gab es schon 256 Kbit Bausteine in MOS-Technologie, dagegen wirkten die 4 kbit in ECL Technologie richtig "klein". Damit war ein viel größerer Speicher möglich. Als Nachteil war die Zugriffszeit viel länger (typisch: 200 ns anstatt 38 ns) und man musste diesen Nachteil durch mehr Bänke ausgleichen. Die letzten Exemplare wurden zum größten Teil mit MOS Speicher ausgeliefert. Dennis Ritchie, Schöpfer von "C" reklamiert das die X-MP Seriennummer 127 der Bell Labs die letzte mit ECL Bausteinen war. Bei dem hauseigenen Konkurrenten, der Cray 2, entpuppte sich der langsame MOS Speicher aber als Flaschenhals. Daher wurde ECL weiterhin angeboten auch beim Nachfolgemodell. Die MOS Speicher verbilligten die Rechner und es gab auch Kunden die nicht die höchste Geschwindigkeit benötigten aber sehr viele Daten verarbeiteten.

Da nun bis zu vier Prozessoren auf den Speicher zugriffen hatte man sich als Lösung ausgedacht, dass jede CPU nur während eines bestimmten Zeitschlitzes auf eine Bank zugerefen konnte, Beim nächsten Takt kam die nächste CPU dran, da die Banks interleved angeordnet waren (fortlaufende Adressen landeten auf unterschiedlichen Bänken) griff so jede CPU nacheinander auf jede Bank zu. Um zu vermeiden, dass die Bank noch beschäftigt war (ihre Zykluszeit war viermal oder acht mal länger als die der CPU) enthielt Modelle mit mehr CPU mehr Speicherbänke - ein CPU Modell typisch 16, zwei CPU 32 und vier CPU 64.

SSD

Zusätzlich wurde eine SSD-Erweiterung (Solid-state Storage Device), eine Art RAM Disk aus MOS RAM von 256, 512, 1024 und 2048 MByte Größe hinzugenommen werden. Sie sahen aus wie ein Cray 1 Segment (4 Säulen) und konnten mit einer bis zu 20 m langen Leitung an eine Cray X-MP angeschlossen werden. Die Bandbreite betrug 1000 bzw. 1250 MByte/s, abhängig von der Zykluszeit. Jeder Prozessor hatte eine eigene Leitung zur SSD, ein 4 Prozessorsystem mit einer Zykluszeit von 8,5 ns also eine Bandbreite von 5000 MByte/s.

Der Zusatzspeicher wurde zum schnellen Zugriff in bis zu 64 Bänken organisiert. Es betrug die Zugriffszeit in der SSD auf Datenblöcke lediglich 25 Mikrosekunden. Das war zwar tausendmal langsamer als der interne ECL Speicher, aber immer noch tausendmal schneller als das Lesen von Plattenstapeln. Letztere hatten nun auf 1.200 MByte pro Drive zugelegt. 48 Drives konnten angeschlossen werden. Diese SSD wog rund 1,5 t und brauchte 1,4 m² Fläche.

Verglichen mit dem internen Speicher war die SSD sehr preiswert. die Lösung ist nicht neu. Schon bei der CDC 6600 hatte Cray einen solchen Zusatzspeicher eingeführt.

Die SSD wurde als RAM-Disk eingesetzt, von einer heutigen SSD, die aus Flash-Speicher besteht unterscheidet sie dass der Speicher nicht permanent war. In ihr wurde das Betriebssystem ausgelagert sowie große Datenmengen auf die häufig zugegriffen wurden. Mit 5000 MByte/s für ein 4-Prozessorsystem ist sie immer noch achtmal schneller als die schnellsten SSD aus dem Jahre 2014.

An dem enormen Kapazitätsunterschied zwischen internem Speicher und SSD zeigt sich auch wie weit die MOS Technologie die ECL-Technologie hinsichtlich Kapazität abgehängt hatte.

Multiprozessorbetrieb

Das Wesentliche war aber, dass nun mehr Vektorprozessoren parallel arbeiten konnten. Sie griffen gemeinsam auf den Speicher zu, der global für alle Prozessoren zur Verfügung stand. Sie kommunizierten aber nicht miteinander. Eine Logik erkannte gleichzeitige Zugriffe auf denselben Speicherbereich. Das Verteilen der Aufgaben auf die Prozessoren war Sache der Software.

Das Betriebssystem erlaubte zwar Multitasking. Doch dieses Feature wurde selten genutzt. Vielmehr war es so, dass es immer Andrang an den Supercomputern gab, selbst bei Zentren wie den NCAR wo man davon einige Rechner hatte. Daher lies man auf unterschiedlichen Prozessoren unterschiedliche Programme laufen. So vermied man Reibungsverluste, die entstehen, wenn die Programme untereinander kommunizieren müssen, um sich zu synchronisieren oder Ergebnisse auszutauschen.

Nach Untersuchung von Cray Reserarch waren die Reibungsverluste durch Interprozessorkommunikation klein. Ein Modell mit zwei Prozessoren war 1,8-1,9 mal schneller als ein Einprozessormodell. Bei vier Prozessoren war es die 3,5 bis 3,8 fache Leistung. Voraussetzung war aber, dass die Programme nicht auf denselben Speicherbereich zugriffen.

Eine Cray X-MP beim NCAR hatte eine nutzbare Betriebszeit von 500 Stunden pro Monat (rund 17 pro Tag) und leiste im Durchschnitt 55 MFLOP/s pro Prozessor, gemittelt über alle Anwendungen.

Modelle und Preise

Die Cray X-MP wurde zu einem sehr erfolgreichen Produkt: 189 Stück wurden verkauft. Mehr als doppelt so viel wie bei der Cray 1. Kunden waren nun zunehmend nicht nur Großforschungszentren wie die Atomschmieden der USA Livermore und Los Alamos sondern zunehmend auch Firmen. Zahlreiche Automobilfirmen kaufen sich Supercomputer um Crashsimulationen durchzuführen. Ölgesellschaften nutzten sie um seismische Daten auszuwerten.

Das kleinste Modell, die "Entry Version" war die Cray X-MP 1. Sie erschien erst nach dem Modell mit zwei Prozessoren. Dieses Modell gab es mit ECL Speicher wie auch MOS Speicher. dabei waren die Versionen mit MOS Speicher deutlich preiswerter und mit mehr Speicher verfügbar. Es gab hier noch ein besonders billiges Modell, das 14SE, bei dem die Zahl der Speicherbänke, Ein/Ausgabekanäle nochmals halbiert waren und an das keine SSD angeschlossen werden konnten. Seine Taktrate war auch geringer und es erreichte nur 80% der Geschwindigkeit eines anderen Modells mit einem Prozessor.

Die anderen Modelle mit zwei oder vier Prozessoren (ab 1984, dann auch mit niedriger Zykluszeit von 8,5 anstatt 9,5 ns) gab es nur mit ECL Speicher. Die Zahl der Ausgabe Kanäle hing dagegen von der Prozessorzahl ab.,

Die Preise waren natürlich zeitlich variabel und wurden wie im Computerbereich üblich gesenkt, bzw. einfachere Modelle wurden nicht mehr herstellt. Ende 1987 galt z.B. folgende Preisliste:

Modell Speicher Speichertechnologie Preis
Cray X-MP/14se 4 MW MOS 2,5 Millionen Dollar
Cray X-MP/14 4 MW ECL 5,5 Millionen Dollar
Cray X-MP/16 16 MW MOS 8,5 Millionen Dollar
Cray X-MP/22 2 MW ECL 6 Millionen Dollar
Cray X-MP/24 4 MW ECL 7 Millionen Dollar
Cray 2 (4 Prozessoren) 256 MW MOS 17 Millionen Dollar
Cray 2/128 (4 Prozessoren) 128 MW MOS 14,5 Millionen Dollar
Cray 2/128 (2 Prozessoren) 128 MW MOS 12 Millionen Dollar

Hier einige belegte Verkaufspreise: Im März 1985 kostete eine an das Bell Labor gelieferte Cray X-MP 24 10,5 Millionen Dollar + 120.000 Dollar für den Diskkontroller. Jede DD-19 Wechselplatte addierte weitere 1,2 Millionen Dollar.  1988 kostete eine Cray X-MP/4 nach Preisliste 12 Millionen Dollar. Eine im Oktober 1986 an das NCAR ausgelieferte Cray X-MP48 kostete 14,6 Millionen Dollar, dazu kamen 3,5 Millionen für den 256 MWort "Solid state Disk" und 2 Millionen für die Festplattenlaufwerke.

Die Cray X-MP war so erfolgreich, dass Cray Research das Prinzip beibehielt. Die folgenden Modelle Cray Y-MP, C90 und T90 unterschieden sich primär durch mehr Prozessoren 8 bei der YM-MP, bis zu 32 bei der T90. Beibehalten wurde aber der gemeinsame Speicher und die Architektur der Cray X-MP. Die Parallelentwicklung der Cray 2 die auf mehr Speicher, einen höheren Takt und einen dezidierten Vordergrundprozessor als Steuerung setzte fand nicht so viele Käufer. Seymour Cray machte mit Unterstützung von Cray Research eine eigene Firma auf, die Cray Computer Corporation (CCC) wo er auf dieser Architektur aufbauend die Cray 3 entwickelte. Cray Research entwickelte dagegen die X-MP Architektur weiter.

Zeitlinie Cray 1 Abkömmlinge mit Vektorprozessoren:

Typ

Erscheinung

Zykluszeit

Takt

Speicherausbau

Prozessoren

Speichertechnologie

MFLOPS pro Prozessor

MFLOPS gesamt

Kosten

Cray 1

1976

12,5 ns

80 MHz

1 MW

1

ECL

160

160

8,86 Mill. $

Cray X-MP

1982

9,5 ns

105 MHz

1,2,4 MW

1-2

ECL

200

200

10,5 Mill. $

Cray X-MP EA

1986

8.5 ns

117 MHz

4,8,16 MW

2-4

ECL/MOS

234

468

2,5 - 14,6 Mill $

Cray Y-MP/8

1988

6 ns

166 MHz

32 MW

8

SRAM

333

2.300

30 Mill. $

Cray C90

1991

4,1 ns

240 MHz

32 MW

16

SRAM

1.000

16.000

30 Mill. $

Cray T90

1995

2,2 ns

450 MHz

1.024 MW

32

SRAM

1.760

50.000

 

Links

Cray 1 Manual

Cray 1S Manual

Cray 1 Reliabilty Report Los Alamo

Cray Museum Guided Tour

The Cray 1 Supercomputer

SCD Supercomputer gallery

Cray X-MP Broschüre

Cray Timeline

Bell bestellung einer Cray X-mp

Knowing Machines: Essays on Technical Change  von Donald A. MacKenzie

Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.

Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.

Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.

Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.

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© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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