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In der heutigen Rubrik will ich ausnahmsweise einmal zwei Produkte vergleichen. Es handelt sich um etwas was sie sicher kennen: Erdnussflips, also diese wurmförmigen Snacks aus Maismehl, aromatisiert mit Erdnüssen, mit Öl überzogen. Es handelt sich einmal um eine normale Packung (links) und einmal um eine als "light" deklarierte Packung rechts.
(in Blau die Angaben auf der Verpackung)
Erdnussflips classic mit Sonnenblumenöl, natürlich wertvoll |
Erdnussflips knusprig und Lecker Knusprige, fettreduzierte Mais-Snacks mit frisch gemahlenen Erdnüssen 30% weniger Fett als gewöhnliche Erdnussflips |
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Zutatenverzeichnis: Maisgries, Erdnusskerne (32%), Sonnenblumenöl (7%), Salz 200 g |
Zutatenverzeichnis: Maisgries, Erdnusskerne (30%), Salz 150 g |
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Nährwertkennzeichnung:
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Nährwertkennzeichnung
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Schaut man sich die Zutatenverzeichnisse an, dazu reicht es schon beide Packungen nebeneinander zu halten, so sieht man sofort, dass hier nicht so viel "light" ist. Der Energiegehalt ist fast gleich hoch und unterscheidet sich nur um knapp 9%. Das ergibt sich relativ unkompliziert daraus, dass Erdnussflips nur relativ wenig Fett enthalten. Außer den Erdnüssen als Aromakomponente wird alles nach der Extrusion des Maismehls zugegeben,
Das ist auch auf der Packung der normalen Flips ersichtlich, denn dort beträgt der Gehalt an Sonnenblumenöl, nur 7%. Das Problem bei der Herstellung ist nun, dass selbst wenn die Flips ganz ohne Fett hergestellt werden (z.B. im Backofen geröstet werden) es nicht möglich ist, den Fettgehalt um 30% zu reduzieren, da auch Erdnüsse zu etwa 49% aus Fett bestehen.
Die Reduktion um 30% ist aber notwendig, wenn man das Produkt als "Fettreduziert" bewerben möchte oder nur den Begriff "light" verwenden möchte, da dies durch europäische Richtlinien seit einigen Jahren so gesetzlich vorgeschrieben ist. Daher musste der Hersteller auch den Anteil an Erdnüssen reduzieren - von 32 auf 30%. Trotzdem hat es nicht viel gebracht. Die Flips haben nur 9% weniger Energie, das liegt auch daran, dass das fehlende Fett ja durch andere Nährstoffe ersetzt wurde. Da Erdnussflips weitgehend wasserfrei sind, nimmt automatisch der relative Gehalt an Kohlenhydraten und Eiweiß zu, wenn der Fettanteil sinkt. So enthalten die "light" Chips 5 g mehr Kohlenhydrate und 1 g mehr Eiweiß pro 100 g.
Damit überhaupt eine gewisse Reduktion der Energiemenge erkennbar ist, hat der Hersteller zu einem bewährtem Trick gegriffen: Er hat die Portionsgröße reduziert. Die Portionsgröße, die den sogenannten GDA-Angaben zugrunde liegt, kann der Hersteller frei festlegen. Ich habe mir die GDA-Angaben die man auch auf dem Etikett findet geschenkt, weil sie im wesentlichen ja nur eine Wiederholung der anderen Angaben bezogen auf den Tagesbedarf sind. Es handelt sich trotz anderer Aufmachung um zwei Packungen desselben Herstellers. Die Portionsangaben für die GDA-Empfehlungen bei Produkten die nicht einfach zählbare Teile enthalten (wie Kekse oder Bonbons), sind ja generell zu niedrig und orientieren sich nicht nach üblichen Verzehrsmengen. Hier ist der Hersteller aber noch der Meinung, dass jemand von einem fettreduzierten und energieärmeren Produkt weniger ist, als von einem normalen. Das ist natürlich Unsinn. Es schlägt sich aber auch auf die Packungsgrößen durch: die konventionellen Flips kommen in einer 200 g Packung (6,6 Portionen), die "light" Flips dagegen in einer 150 g Packung (6 Portionen). Man zahlt also für weniger Fett und weniger Geschmack mehr. Keine Besonderheit bei "light"-Produkten. Ich erhielt bei der 150 g Packung fünf kleine Portionen. Dies erscheint mir das Minimum und wahrscheinlicher sind eher 3-4 Portionen.
Es ist ein weiterverbreiteter Irrtum, dass Chips, Erdnussflips aber auch andere Snacks sind, sehr fetthaltig sind und daher energiereich. Natürlich nehmen sie auch Fett aus, doch der größte Teil der Energie steckt darin, dass die Zubereitung zum weitgehenden Verlusts des gesamten Wassers führt. Wasser enthält aber keine Energie. Dadurch sind die Nahrungsmittel sehr "konzentriert" - im Fachjargon: sie weisen eine hohe Nährstoffdichte auf. Bei den normalen Chips stammen auch nur 45% der Energie aus dem Fett, der Rest aus den Kohlenhydraten und dem Eiweiß. Zwei Drittel des Fetts enthalten dabei die Erdnüsse. Der Anteil des aufgenommenen Fetts beträgt nur 7% des Gewichts oder 13,5% der Gesamtenergiemenge.
Diese winzige Energieeinsparung von knapp 9% geht allerdings einher mit einem gravierenden Geschmacksverlust. Die Erdnussflips schmecken nicht so richtig nach Erdnüssen (Gehalt wurde reduziert), stattdessen bekommt man ein sandiges Gefühl auf der Zunge, weil das Fett nicht die Teilchen umhüllt und auch der Röstgeschmack ist nicht sehr intensiv. Das ist genauso wie der Geschmacksunterschied von Backofen-Pommes und frittierten Pommes. Letztere schmecken durch eine ganz andere Hitzeeinwirkung einfach viel besser.
Die Einschätzung gilt auch für andere Produkte: Fruchtjogurts die fettreduziert sind , sind nichtwirklich energieärmer, da die meiste
Energie in dem zugesetzten Zucker (typisch 16-20%) steckt. Müsliriegel die zuckerreduziert sind, setzten, weil die Masse ja erhalten
bleiben muss, Zuckeralkohole ein, die genauso viel Energie enthalten wie Zucker. Es gilt also nach wie vor: Studieren sie die Nährwerttabelle
und am besten gleichzeitig die eines normalen Produkts!
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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