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Kosten von Planetensonden

Einleitung

Gerne werden in der Raumfahrt Kosten verglichen. So ist die ISS teurer als das Apollo Mondprogramm. Doch ist dem wirklich so ? Natürlich kann man nicht einfach die Kosten von damals mit denen von heute vergleichen. Man braucht einen Vergleich der Kaufkraft. Das ist recht schwierig zu machen denn es gibt natürlich keinen Index nur für die Raumfahrt.

Vergleichsfaktoren

InflationsrateDie allgemeine Vorgehensweise ist den Wert des Geldes heute mit dem von früher zu vergleichen. Es gibt dafür sicher mehrere Möglichkeiten, wie z.B. der Anstieg des Bruttosozialproduktes oder der Steuereinnahmen. Ich habe mich für den Consumer Price Index (CPI) entschieden, aus dem auch die Inflationsrate bestimmt wird. Anbei sehen Sie den Wertverlust des Dollars. Ein Dollar von 1967 (Höhepunkt der Finanzierung des Apolloprogramms wäre 2006 z.B. 6.03 Dollar Wert. Die Ausgaben für das Apollo Programm entsprechen heute etwa 140-150 Milliarden USD).

Diese Entscheidung habe ich getroffen, da nach dem CPI meistens die Gehälter ansteigen. Den größten Anteil am Raumfahrtprogramm machen aber die Personalkosten aus. Man rechnet bei einer Rakete etwa 80 %. Eine Rakete für 100 Millionen Euro wiegt leer etwa 70 t. Ein Satellit für 100 Millionen Euro wiegt aber unter 1 t. Bei ihm sind die Personalkosten noch höher. Anders ausgedrückt: Bestände ein 1 t schwerer Satellit ganz aus Gold, so würde er bei dem 2006 sehr hohen Goldpreis einen Wert von 14 Millionen Euro haben. Ein Satellit kostet aber etwa das Zehnfache dieser Summe. Der Grund: Das meiste entfällt an Personalkosten. Flapsig sagt man, dass bei einer Raumfahrtprojekt neben der Hardware die gleiche Menge an bedrucktem Papier mit Dokumentationen, Reports u.a. produziert wird.

Vergleichskriterium

Zuerst einmal möchte ich betonen, dass es nicht darum geht Missionen zu vergleichen. Man kann keinen Maßstab anlegen hinsichtlích Kosten/Bild. Es geht mir mehr darum zu zeigen was den USA ein bestimmtes Missionsziel zu einem bestimmten Zeitpunkt wert war. Natürlich ist es so, dass die Ergebnisse im Laufe der Jahre immer besser werden und eine Raumsonde immer mehr Daten übermittelt. Das liegt an der fortschreitenden Technologie.

Beim Vergleich muss man natürlich wissen was man vergleicht. Gerade bei den USA findet man hier sehr unterschiedliche Zahlen. Es gibt folgende Kostenarten:

Bei den USA ist dies etwas diffizil, weil bei den meisten historischen Missionen die Angaben unvollständig sind. Früher gab es keine Zuordnung der Fixkosten für den Startplatz und bei vielen frühen Sonden waren auch die Trägerraketen konkurrenzlos billig, weil es ausgemusterte Interkontinentalraketen waren. Ich habe versucht diese Angaben soweit wie möglich zu trennen.

Das nächste ist der Zeitpunkt an dem die Kosten anfallen. Dieser ist nicht bekannt. Im Normalfall verteilen sich die Kosten ungleichmäßig auf mehrere Jahre. Bei Großprojekten wie Cassini können dies über 20 Jahre sein. Im Laufe der Zeit wird das Geld laufend weniger wert. Ich habe hier eine Vereinfachung vorgenommen: Bei den Missionsdurchführungskosten habe als Bezugsjahr die Hälfte der Missionsdauer genommen. Bei allen anderen Kosten das Startjahr.

Mission Missionskosten Jahr Fertigung Jahr Startkosten Jahr Missionsdurchführung Jahr
Pioneer P     10 1960        
Mariner 1+2 48 1962 28 1962        
Mariner 3+4 120 1965 83.2 1964        
Mariner 6+7 145 1969 125 1969 20 1969    
Mariner 8+9     129 1971     8 1972
Mariner 10     98 1973        
Ranger 1-9 260 1963 170 1963        
Surveyor 1-7 469 1967            
Lunar Orbiter 1-5 200 1967 101 1967        
Pioneer 10+11 350 1983 80 1972     150 1984
Viking 914.5 1976 810.2 1975 70 1975 34.3 1976
Voyager 1+2 865 1983 335 1977 100 1977 430 1983
Pioneer Venus Orbiter 125 1979            
Pioneer Venus Multiprobe 83 1978            
Magellan 680 1990 419 1990 49 1990 134 1992
Galileo 1390 1996 892 1989     462 1996
Cassini 2722   1422 1997 422 1997 754 2002
Mars Observer 980 1994 479 1992 293 1992 150 1994
Mars Global Surveyor 289 2000 155 1997 58 1997 80 2000
Pathfinder 265 1997 175 1996 65 1997 25 1997
Clementine 75 1994 60 1994     15 1994
Mars Polar Lander 165 1998 110 1998 45 1998 10 1998
Mars Climate Orbiter 160.9 1998 83.1 1998 45 1998 32.8 1998
Odyssey 297 2002 165 2001 53 2001 79 2003
Mars Exploration Rovers 850 2004 625 2003 100 2003 75 2004
Deep Space 1 152.3 1999 94.8 1998 43.5 1998 14 1999
Lunar Prospektor 62.8 1997 34 1997 25 1997 3.8 1998
Near 224 1999 124.9 1996 44.6 1996 54.6 2000
Genesis 264 2002 164 2000 50 2000 50 2002
Stardust 212.9 2002 128.4 1999 44.5 1999 40 2003
Contour 159 2002 109 2002 50 2002    
Messenger 333 2004 252 2004 65 2004 15 2004
Dawn 458.4 2007 175 2006 80 2007 199.4 2012
Messenger 427 2010 286 2004 80 2004 83 2010
New Horizons 723 2010 284.1 2006 218 2006 220.9 2011
Mars Reconnaissance Orbiter 720 2008 450 2005 90 2005 180 2008
Phoenix 420 2007 208 2007 79 2007 98.3 2008

Die nächste Tabelle enthält nun diesselben Daten, nur auf das Preisniveau vom 1.1.2006 umgerechnet:

Mission Missionskosten Fertigung Startkosten Missionsdurchführung
Pioneer P   67.7    
Mariner 1+2 317 185    
Mariner 3+4 762 534    
Mariner 6+7 808 696 111  
Mariner 8+9   643   39
Mariner 10   456    
Ranger 1-9 1696 1109    
Surveyor 1-7 2827      
Lunar Orbiter 1-5 1205 609    
Pioneer 10+11 710 386   292
Viking 3261 2889 250 122
Voyager 1+2 1754 1135 339 871
Pioneer Venus Orbiter 363      
Pioneer Venus Multiprobe 241      
Magellan 1061 654 76 192
Galileo 1785 1460   593
Cassini 3046 1772 526 844
Mars Observer 1329 687 420 203
Mars Global Surveyor 340 193 72 94
Pathfinder 330 218 72 31
Clementine 138 110   27
Mars Polar Lander 248 166 55 12
Mars Climate Orbiter 197 102 55 41
Odyssey 324 187 60 86
Mars Exploration Rovers 910 682 109 81
Deep Space 1 184 116 53 17
Lunar Prospector 78 42 31 4.8
Near 270 160 57 64
Genesis 295 192 59 56
Stardust 238 155 54 44
Contour 178 122 56  
Messenger 357 270 70 16
Mars Reconnaissance Orbiter 749 468 94  

Vielleicht entdecken Sie einige Überraschungen: Cassini ist z.B. nicht eine so teure Sonde wie man denkt. Das Surveyor Programm war annähernd genauso teuer. Überhaupt hat man früher zwar weniger Sonden gestartet, aber mehr investiert. Für das Mariner Programm gaben die USA (ohne Trägerraketen) etwa 3400-3500 Millionen USD aus. Das ist deutlich mehr als heute für eine Sonde ausgegeben wird.



© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

Bücher vom Autor über Raumsonden

Lang Zeit gab es von mir nur ein Buch über Raumsonden: die beiden Mars-Raumsonden des Jahres 2011, Phobos Grunt und dem Mars Science Laboratory. Während die russische Raumsonde mittlerweile auf dem Grund des Pazifiks ruht, hat für Curiosity die Mission erst bekommen. Das Buch informiert über die Projektgeschichte, den technischen Aufbau der Sonden und ihrer Experimente, die geplante Mission und Zielsetzungen. Die Mission von Curiosity ist bis nach der Landung (Sol 10) dokumentiert. Einsteiger profitieren von Kapiteln, welche die bisherige Marsforschung skizzieren, die Funktionsweise der Instrumente erklären aber auch die Frage erläutern wie wahrscheinlich Leben auf dem Mars ist.

2018 wurde dies durch zwei Lexika, im Stille der schon existierenden Bücher über Trägerraketen ergänzt. Jedes Raumsonden Programm wird auf durchschnittlich sechs bis acht Seiten vorgestellt, ergänzt durch eine Tabelle mit den wichtigsten zeitlichen und technischen Daten und Fotos der Raumsonde, bzw., Fotos die sie aufgenommen hat. Ich habe weil es in einen band nicht rein geht eine Trennung im Jahr 1990 gemacht. Alle Programme vorher gibt es in Band 1. Die folgenden ab 1990 gestarteten dann in Band 2. In Band 2 ist ein Raumsonden Programm meist eine Einzelsonde (Ausnahme MER). In Band 1 dagegen ein Vorhaben das damals zumeist aus Doppelstarts bestand, oft auch mehr wie z.B. neun Ranger oder sieben Surveyor. Beide Bänder sind etwa 400 Seiten stark. In Band 1 gibt es noch eine gemeinsame Einführung für beide Bände über Himmelsmechanik und Technik der Instrumente. Beide Bände haben einen Anhang mit Startlisten, Kosten von Raumsonden und Erfolgsstatistiken. Band 2 hatte Redaktionsschluss im Januar 2018 und enthält die für 2018 geplanten Missionen über die es genügend Daten gab.

Hier eine Beschreibung des Buchs auf meiner Website für die Bücher, wo es auch ein Probekapitel zum herunterladen gibt. Sie können das Buch direkt beim Verlag kaufen (versandlostenfrei). Dann erhalte ich als Autor eine etwas höhere Marge, aber auch über den normalen Buchhandel, Amazon (obige Links) und alle anderen Portale wie Bücher.de oder Libri.

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