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Was ist drin... in Nuss-Nougat-Creme?

Einleitung

Immer wieder gab es Anfragen, für neue Aufsätze in dieser Rubrik. Ich verzichte, weil mein Studium nun schon etwas länger zurückliegt, auf eine rechtliche Beurteilung, denn die ändert sich. durch Veränderungen der Gesetzgebung laufend. Von Dauer ist dagegen die Chemie und Technologie, die wird auch in 100 Jahren noch gelten. Auf diese werde ich mich bei diesem Produkt weitgehend beschränken.

Heute handelt es sich um eine Nuss-Nougat Creme. Nicht die bekannte Marke, die gerne mit der Fußball Nationalmannschaft beworben wird, aber um das preiswertere Konkurrenzprodukt von ALDI. Alle Angaben auf der Packung finden sie in dunkelblauer Schrift.

Verkehrsbezeichnung

Die Verkehrsbezeichnung muss eine Umschreibung des Produktes sein, außer die Zusammensetzung ist festgelegt, oder es ist ein bekanntes Lebensmittel. Die Creme selbst nennt sich "Choco nussa", was nichts sagt. Zwar erkennt man durch das klare Glas und die Abbildung auf dem Deckel um was es sich handelt. Aber das reicht nicht aus. Also findet man vor dem Zutatenverzeichnis noch die Ergänzung "Nuss-Nougat Creme"

Zutatenverzeichnis

Zucker: Was der Verbraucher nicht weiß: Fast die Hälfte der Gesamtmasse ist Zucker.

Pflanzliches Öl: Damit ist es gut streichfähig.

Haselnüsse (13 %): Da Nüsse besonders hervorgehoben wurden (in der Verkehrsbezeichnung) müssen sie nach der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung in der Menge angegeben werden.

fettarmes Kakaopulver (7.5 %): Das gleiche gilt für den Kakao. Wegen des besonderen Werts der Kakaobutter (teures Fett für Cremes) findet man in fast allen Kakaoprodukten nur fettarmes Kakaopulver. Bei dem Preis pro Glas wird man auch nichts anderes erwarten.

Magermilchpulver: Hellt das Produkt etwas auf, und gibt den Anschein von verwendeter Milchschokolade.

Emulgator Sonnenblumenlecithine: Woraus die Lecithine sind ist eventuell wichtig für Vegetarier, da sie auch aus Eidottern gewonnen werden können. Die Hauptquelle für Lecithine sind normalerweise Sojabohnen. Emulgatoren sind nötig, damit sich das zugesetzte Öl mit dem Kakaopulver und dem Zucker zu einer homogenen Maße verbindet. Sojaproteine sind allerdings starke Allergene, deswegen weicht die Lebensmittelindustrie gerne auf andere Lecithinquellen aus.

Aroma Vanillin: Das klassische Aroma bei Schokolade.

kann Spuren von Soja enthalten: Allergikerhinweis. Offensichtlich werden die Emulgatoren nicht nur aus Sonnenblumen gewonnen,.

Nährwertangaben

wie immer alle Angaben pro 100 g Produkt

Brennwert 2307 kJ /  553 kcal
Eiweiß 5,9 g
Kohlenhydrate 52,1 g
davon Zucker 49 g
Fett 35,7 g
davon gesättigte Fettsäuren 11 g
Ballaststoffe 3,3 g
Natrium 0,1 g

Die GDA Kennzeichnung umfasst noch folgende Angaben:

20 g
111 kcal
6 %

Bewertung

Sicherlich erwartet der Verbraucher nicht ein energiearmes Produkt. Der Energiegehalt dieser "Nuss-Nougat Creme" ist auch nicht höher als bei Schokolade, die auch etwa 2400 kJ/100 g aufweist. Was das Produkt allerdings von Schokolade unterscheidet, ist die Zusammensetzung. Als Vergleichsmaßstab sollte man Nussschokolade nehmen. Diese muss nach gesetzlichen Bestimmungen mindestens 40 % Kakao enthalten (32 % fettfreie Trockenmasse, entsprechend hier dem Kakaopulver, und 8 % Kakaobutter). Der Nussanteil muss bei 20-40 % liegen (die meisten käuflichen Sorten liegen zwischen 26 und 34 %). Im Vergleich dazu enthält das Produkt also 4 mal weniger Kakaopulver und weniger als die Hälfte der Nüsse.

Dafür gibt es zugesetztes Fett. Genauer gesagt: zirka 30 % zugesetztes Fett und was noch schlimmer ist: Zucker. Das Fett ist nötig, damit die Creme streichbar ist. Es ist technologisch notwendig. Der Fettanteil ist nicht einmal so viel höher als bei Schokolade (Milchschokolade: 31.7 %, es hat nur eine andere Zusammensetzung als die Kakaobutter die erst bei 28°C schmilzt.  Den Zucker erwarten Sie dagegen sicher nicht in dieser Menge. Ich persönlich esse Nuss-Nougatcreme fast nur im Winter, wenn ich Lust auf etwas Süßes habe. Den Rest der Jahreszeit ist sie mir einfach zu süß, das ist auch kein Wunder, denn sie besteht zur Hälfte nur aus Zucker! Die Frage ist: Muss es so süß sein? Natürlich lieben Kinder süße Brotaufstriche und je älter man wird, desto eher mag man bittere Schokoladennoten. Aber selbst Vollmilchschokolade als Vergleich enthält weniger Zucker und mehr bitteres Kakaopulver.

Ich sehe hier durchaus eine Marktlücke, die aber offensichtlich von keinem Hersteller bedient wird: Nuss-Nougat Creme für Erwachsene, mit einem höheren Kakaoanteil und einem geringeren Zuckeranteil. Die Frage ist auch ob diese Vorliebe von Kindern für Süßes so ausgenutzt werden muss. Schlussendlich werden so auch Geschmacksvorlieben schon im Kindealter eingeprägt.

Zuletzt noch die GDA Angaben. Diese sollten einer durchschnittlichen Portion entsprechen. Der Hersteller setzt als durchschnittliche Portion 20 g an. Das entspricht, wenn es Schokoladenstückchen wären, 4 Stück einer 20 Stück Tafel. Wer sich täglich das Frühstücksbrot beschmiert sollte mit einem 400 g Glas also 20 Tage auskommen. Das ist meiner Ansicht nach zu niedrig angesetzt, außer man isst nur eine Scheibe Brot oder nur ein Brötchen pro Frühstück. Alternativ könnte man auch eine der dünnen Milchschokolade Tafeln nehmen - die sind auch 20 g schwer. Reicht eine davon für das ganze Frühstück?

Somit bestätigt sich die bisherige Erfahrung des Autors bei GDA Angaben: Die Portionsgrößen sind unrealistisch klein.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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