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Web Log Teil 425: 24.5.2015 - 28.5.2015

24.5.2015: Die Sache mit den Sonnensegeln.

Nun startete an Bord einer Atlas wieder einmal ein Solar-Segler als Sekundärnutzlast mit einem X-37B. Die Technologie ist nicht neu und ihr wird wie UNIX seit 30 Jahren eine goldene Zukunft versprochen "UNIX ist das Betriebssystem der Zukunft und das schon seit 30 Jahren" :-)

Warum es bis heute nicht dazu gekommen ist? Sicher eine Verschwörung der Triebwerksmafia um ULA, EADS, Energomasch und Co. Denn deren Produkte wären dann ja überflüssig. So einfach kann man es sich machen. Für alle denen das genügt, bitte nun weitersurfen.

Für alle anderen gehen wir mal in die Physikalischen Grundlagen. Sonnensegel funktionieren in gewisser Weise wie Segel auf Segelschiffen. Nicht vollständig aber ähnlich. Bei einem Segel prallt Luft auf das Segel und überträgt Energie. Bei einem Sonnensegel sind es die Photonen, also Lichtteilchen die Energie übertragen. Der auch von der Sonne ausgehende Sonnenwind ist keine große Energiequelle, das liegt daran, dass es zu wenige Protonen gibt. Jede Kernreaktion erzeugt etliche Photonen, aber die Sonne emittiert nur wenige Protonen, sonst würde sie rasch an Masse verlieren.

Jedes Photon hat eine Energie die wir als Summe als Solarstrahlung beziffern. Sie beträgt im Weltraum in der Entfernung der Erde rund 1350 W/m² Fläche. Über die Berechnung der kinetischen Energie können wir den Photonen eine Äquivalentmasse nach

E = ½ m*v²

zuweisen. Die Energie ist bekannt, die Geschwindigkeit v ebenso - es ist die Lichtgeschwindigkeit c = 299.792.458 m/s. Es ist eine Äquivalente Masse, denn die Photonen sind masselos (nur masselose Teilchen können Lichtgeschwindigkeit erreichen). Da nun Geschwindigkeit und Äquivalentmasse bekannt sind kann man den Impuls berechnen der von den Photonen auf ein Segel übertragen wird:

P = m*v

Wer genau aufpasst, bemerkt das sich die beiden Ausrücke um den Faktor ½ v unterscheiden. v ist die Lichtgeschwindigkeit, also ist die Hälfte davon rund 150.000.000 m/s.

Der Schub den das Licht auf einen Quadratmeter Fläche ausübt ist daher gering, in 1 AE Entfernung etwa 9 Millionstel Newton. Das ist wenig, die kleinsten Ionentriebwerke sind rund 1000-mal schubstärker, gängige Lageregelungstriebwerke für Satelliten 1 Million mal schubstärker und ein Oberstufentriebwerk wie das RL-10, HM-7 oder Merlin rund 10-100 Milliarden mal schubstärker.

Ein Sonnensegel fängt also die Sonnenstrahlung auf und wandelt sie in Beschleunigung des Segels und damit des Körpers um. Jede Oberfläche hat einen Reflexionsgrad. Besser als die Absorption ist aber eine vollständige Reflexion, denn dann wird der Impuls der Lichtteilchen umgedreht, das bedeutet man verdoppelt den übertragenen Impuls. Verspiegelte Oberflächen erreichen Reflexionsgrade von 90+%.

Physikalisch bedingt nimmt der Schub zu wenn man sich der Sonne nähert und nimmt ab, wenn man sich von der Sonne entfernt. Die Abnahme ist quadratisch mit der Entfernung, analog wie die Leistung von Solarzellen quadratisch mit der Entfernung abnimmt.

Das Problem des geringen Schubs ist, dass man eine sehr große Fläche benötigt um nur einen kleinen Schub zu erreichen. Ionenantriebe für den Antrieb von Satelliten haben einen Schub von 0,1 bis 0,2 N. Dawn z.B. drei Triebwerke mit einem maximalen Schub von 0,276 N. Um diesen Schub durch ein Sonnensegel zu erreichen braucht man eine Fläche von über 30.000 m².

Das ist nun das Hauptproblem: Selbst wenn das Segel eine sehr leichte Folie wiegt wenn es 30.000 m³ sind doch recht viel. Des Weiteren greift die solare UV-Strahlung Kunststoff an und zerstört ihn, wodurch die Trägerfolie nicht beliebig dünn sein kann. Noch gar nicht untersucht ist, wie man ein Segel mit einer großen Fläche aufspannt. Bisherige Prototypen haben maximal einige Quadratmeter Fläche, ein Segel das z.B. bei der Raumsonde Dawn die Ionentriebwerke ersetzt hätte als quadratisches Segel eine Seitenlänge von rund 175 m. Anders bei einem Segel auf einem Segelschiff wird ein Sonnensegel von der Sonne nicht von alleine aufgespannt. Ist es nur teilweise entfaltet, sind Teile auch nur verkrumpelt, so hat man Probleme. Es ist weniger der fehlende Schub. Es ist die dadurch erzeugte Asymmetrie die eine Lenkung schwer macht.

Bisher fehlen auch noch die leichtgewichtigen Stützstrukturen um das Segel aufzuspannen. Bei Ikaros, dem letzten Projekt und dem bisher größten Segel wog ein Segel von 14 x 14 m Größe 15 kg. Es besteht aus einer 7,5 µm dicken Folie. Bei diesem Flächengewicht würde das Segel alleine doppelt so viel wie Dawn wiegen. Für die Steuerung erscheint es heute am sinnvollsten Ionentriebwerke einzusetzen. Sie würden mit kleinen Solarzellen an den Enden der Segel sitzen. Ikarus belegte sogar einen Teil des Segels mit Dünnfilmsolarzellen. Ionentriebwerke haben den Vorteil dass man für ihre Stromversorgung wenig Fläche braucht. Eigene kleine Sonnensegel für die Lenkung wären viel größer. Daneben kann man sie einschalten und ausschalten, kleine Solarzellen sind immer aktiv. Sie können auch so ausgerichtet werden wie man es braucht um den Kurs zu ändern. Kleine Sonnensegel als Steuersegel sind dagegen von der Richtung des Lichtstroms der Sonne abhängig.

Sonnsegel können such gegen sie Sonne kreuzen, d.h. sich nach innen ins Sonnensystem bewegen.

Vergleicht man sie mit Ionentriebwerken, die im Prinzip auch die Sonnenstrahlung nutzen, nur eben indirekt indem sie die Energie gewinnen und mit ihr ein Arbeitsgas beschleunigen so ergibt sich als primärer Vorteil, das man viel kleinere Flächen hat. Anstatt 30.000 m² braucht man nur rund 30 m² für den oben erwähnten Maximalschub von Dawn. Damit liegt man in dem Bereich den heutige Solargeneratoren haben. Das Flächengewicht um einen Schub einer bestimmten Größe zu erreichen ist heute bei Solarzellen zur Stromversorgung der Ionentriebwerke ebenso niedriger - theoretisch könnten Segel bei denen man erst Aluminium, auf eine Polymerfolie aufdampft und dann diese wegätzt, sodass nur die hauchdünne Verspiegelungsschicht übrig bleibt erheblich leichter sein, nur bisher weiß man nicht wie man diese in großer Fläche erzeugen, transportieren und entfalten kann. Derzeit eingesetzte Segel von Iakrus und Lightsail 1 haben 7,5 und 4,5 mm Dicke. Die Aluminiumschicht würde dagegen nur 0,1 µ dick sein.

Wo mag ein Einsatzort sein?

Wenn man weg geht von großen Raumsonden, die riesige Flächen erfordern, zu kleinen Sonden oder Satelliten die dann mit Seglern im Bereich von 10+ m arbeiten dann ist man bei einer Größe die man heute technisch beherrscht. Solange man genügend Zeit hat, kann man mit diesen kleinen Segeln dann auch jedes Ziel erreichen. Das wäre eine Alternative für Miniraumsonden von wenigen Kilogramm Gewicht. Bei diesen wären die Subsysteme für ein Ionentriebwerk aber auch chemische Antriebe im Verhältnis zur Raumsonde sehr schwer und sie würden sie auch deutlich verteuern. Für preiswerte Miniraumsonden die man als Sekundärnutzlasten startet und die eine überschaubare, einfache Mission haben (z.B. Vorbeiflüge an erdnahen Asteroiden) wären Sonnensegel geeignet.

Für größere Missionen, aber auch Missionen bei denen es auf die Flugzeit ankommt, sind sie heute noch nicht geeignet. Konkrete Projekte jenseits von Demonstratoren gibt es keine. Gerade die Raumfahrtagenturen haben ihre Projekte nach einiger Forschungsarbeit wieder eingestellt so die DLR und die ESA und auch das NASA Projekt Sunjammer meldet seit 2 Jahren keine Fortschritte. Derzeit am aktivsten ist die Planetary Society die gerade einen Cubesat zur Erprobung des Entfaltungsmechnaismus gestartet hat, 2016 soll dann der eigentliche Segler Lighsail B folgen der das Segeln erproben soll.

25.5.2015: Noch ein Schlag gegen den Desktop

Ich habe in der ct' einen Artikel über eine neue Speichertechnik gelesen. Das neue ist daran nicht eine völlig neue Technologie sondern eine Erhöhung der Transferrrate. Das erfolgt wie bei Grafikkarten durch mehr Signalleitungen. Die HBM genannte Technik setzt auf viele Signal Leitungen (bis zu 1024 pro Baustein - DDR4 RAM hat 64). Das gibt es in zwei Varianten. Das eine gedacht für Grafikkarten wo GPU und Speicher dann auf einem Die sitzen, allerdings gestapelt mit einer Silizumschicht nur als Leitungsschicht dazwischen. Durch die Nähe und die dreidimensionale Packung kann man viel mehr Leitungen (bis zu 5000) zwischen den Speicherchips und der GPU ziehen. Es ist aber dann ein einziger Chip der vom GPU-Hersteller mit dem Speicher integriert wird. Dies lehnt sich an die Fertigung von Smartphones SoC (System on a Chip an), wo auch Speicher und CPU übereinandergestapelt werden.

Eine zweite Variante von Intel verwendet auch gestapelte Chips, aber nicht bei der Herstellung verbunden sondern später (aber bevor das Gehäuse Drumherum kommt). Dann geht dies mit den vielen Leitungen nicht. Intel setzt dafür auf schneller serielle Verbindungen, die weniger Leitungen braucht und konventionell verbunden werden. Sie müssen wegen des Takts aber trotzdem nah beieinander liegen. Man kann dann aber Speicher und CPU separat beziehen während sie bei der zweiten Technologie vom selben Hersteller sind, da sie bei der Chipherstellung miteinander verbunden werden und nicht bei dem Anbringen des Gehäuses. (Eine Parallele bei Intels Prozessoren wäre die integrierte Grafikeinheit Iris mit eDRAM, das sind zwei Chips die beider Herstellung zu einer CPU verbunden werden und dem festlöten der billigen Prozessoren auf dem Mainboard. In beiden Fällen kommt der Anwender nicht mehr an die Einzelteile ran ohne etwas zu zerstören, aber im einen Fall wurde das Gehäuse erst nach der Herstellung makroskopisch ins Board gelötet, im anderen die Verbindungen zwischen den Chips schon bei der Herstellung gemacht.

Ich denke die Technologie die intel zuerst in der nächsten Xeon Phi Version "Knights Landing" einsetzen will, wird früher oder später auch in PCs einsetzen. Für Systeme die abgeschlossen sind wie Smartphones oder Tabletts bietet es sich heute schon an. Es ist ein weiterer Grund warum wahrscheinlich das heute übliche PC Gehäuse bald aussterben wird, Es ist auch Zeit es zu ersetzen.

IBM PC MotaherbaordDazu eine kleine Geschichte des Mainboards bei IBM-Kompatiblen PCs: Es begann mit dem Mainboard des IBM PC, das hier abgebildet ist. Wenn man eine heutige Hauptplatine ansieht so fallen drei Dinge auf:

Die damaligen Computer mussten über die Steckkarten aufgerüstet werden. In der Basisausführung waren sie nicht vollständig. Ein IBM für den Büroeinsatz brauchte mindestens folgende Karten:

Wer eine Festplatte einsetzen wollte oder einen Farbmonitor, brauchte nochmals je eine weitere Karte. Die vielen Steckplätze brauchte man also. Im Laufe der Zeit änderte sich einiges. Zum einen brachte die Erfindung des Chipsatzes Ende der Achtziger eine drastische Reduktion der Bauteile, heute sind neben der CPU meist nur noch zwei Chips auf einem Board. Durch die höhere Integrationsdichte anderen zogen auch Funktionen der Karten auf die Boards. Zuerst parallele und serielle Schnittstellen, dann Festplattenkontroller und zuletzt Grafikkarten. In den meisten PCs steckt heute keine einzige Karte mehr. Meine letzten habe ich 2006 gekauft (WLAN Karte und USB 2.0 Aufrüstung für einen Rechner mit nur USB 1.1 Ports, beides ist heute auch schon in Rechnern integriert). Das bedeutet, man könnte schon heute das Boards kleiner machen und hat es auch getan. Auf das AT-Format als größtes Format einer Platine des IBM AT (305 x 279+ mm) folgte ATX (305 x 244) und heute ist Stand mini ITX (170 x 170) und kleinere Formate wie Pico ITX (104 x 90 mm) gibt es auch schon. Mit dem kleineren Format kann die "Kiste" kleiner werden.Dann ist eben nur noch ein Slot oder bei ganz kleinen Gehäusen gar keiner an Bord.

Die Steckplätze sind aber nur ein Aspekt die das Gehäuse groß machen. Meistens haben die Mini-Tower in denen heute die PCs ausgeliefert werden auch viele Käfige für Medien. Die sind in der Regel 5,25 Zoll breit, so breit waren mal Diskettenlaufwerke und heute haben DVD-Brenner das Format. Dazu kommen dann noch einige 3,5 Zoll Einschübe für Festplatten. Selbst ein billiges Gehäuse hat Platz für 5 Laufwerke. So viel braucht keiner außer er betreibt einen Server. Selbst ich, der noch zwei alte Festplatten in den neuen Rechner übernommen habe, habe nur 4 Laufwerke verbaut (und noch Platz für drei weitere).

Das zweite sind die Lüfter die bei heutigen Prozessoren den Großteil der Oberfläche und vor allem viel Höhe einnehmen. Doch auch hier ist Besserung in Sicht: Intel hat die maximale thermische Leistung seit dem Pentium 4 laufend abgesenkt, von 130 auf 65 Watt. Der Verbrauch bei niedriger Rechenleistung sank noch stärker, verzichtet man auf hohen Takt und Turbo-Modus so bringt Intel schon heute in ein Intel NUC -Gehäuse eine iCore CPU unter. Der niedrige Energieverbrauch lässt das Kühlsystem schrumpfen. Natürlich gibt es auch Gründe für die großen Gehäuse: Karten in voller Höhe passen nur in die derzeitigen Gehäuse (außer man dreht sie und das Motherbaord um 90 Grad) und manche Gamer kommen nicht mit einer Karte aus, zudem blockieren diese breiten Karten auch zwei Slots.

Entsprechend gibt es viele neue Rechner in kleineren Gehäusen. Zwischen Intel NUC als handtellergroßem Miniformat und Big Tower gibt es etliche Zwischenstufen. Derzeit sind die noch relativ teuer und selten verbreitet, doch ich denke über kurz oder lang wird das klassische Minitowergehäuse aussterben, wie schon das Big Tower Gehäuse. Ein kleines Gehäuse z.B. in Abmessungen eines DIN-A5 oder A4 Blatts kann auf den Schreibtisch wandern und als Monitorfuß dienen - weniger Bücken und mehr Platz neben dem Schreibtisch sind ganz angenehm. Vor allem kann man es dann auch eher in eine wohnzimmerwand integrieren. noch kleinere Gehäuse können auf die Rückseite des Monitors geschraubt werden, die Halterung nach VESA Standard ist genormt.

Gganz kleine Gehäuse sind meistens nicht gedacht für Rechner die man selbst aufrüsten kann, denn man kommt dann kaum noch an die Komponenten ran. Doch ein mittleres Format hat meistens genug Raum für ein weiteres Medium, Speicherregel und einen Steckplatz - mehr brauchen die meisten Anwender nicht. Es gibt inzwischen von Intel sogar einen Rechner auf einem USB-Stick, den Intel Compute Stick. Allerdings ist dessen Performance doch sehr bescheiden.

Technisch möglich, aber irgendwie ausgestorben ist das frühere Heimcomputerkonzept: der PC mit der Tastatur in einem Gehäuse, das geht auch mit Speichermedium wie die Atari ST und CPC-Rechner beweisen., Eigentlich schade, denn ich denke man kann durchaus auch in eine ergonomische Tastatur einen Rechner einbauen. Für Speicherbausteine, viele Ports und Mainboard reicht die normale Höhe aus, für ein Medium und einen Steckplatz könnte man hinten die Tastatur etwas in der Höhe erhöhen, das betrifft das Tastenfeld das vorne niedrig sein soll dann nicht.

Wahrscheinlich ist diesem Konzept das Notebook im Weg - das ist ja im Prinzip das gleiche, nur eben noch mit Monitor - für ergonomisch denkende Leute ist eine Notebook Tastatur aber keine Alternative zu einer normalen Tastatur. Das gesamte Verhalten beim Tippen und die Rückmeldung ist aufgrund des geringen Hubs anders.

^Dann muss man aber noch ein anderes Problem angehen: den Drahtverhau. Einige Lösungen gibt es ja schon, Drucker und Scanner kann man per WLAN ansprechen, zudem gibt es sie auch noch als Kombigeräte. Das spart auch ein Kabel. Monitore haben Lautsprecher, allerdings mit bescheidener Qualität und über HDMI kann man auch Audio übertragen und drahtlose Mäuse und Tastaturen gibt es auch schon lange. Trotzdem könnte man mehr machen, wobei das auch eher ein Problem von den Leuten ist die viele Geräte haben so wie ich. Bei den meisten hängt ja nur eine Tastatur und eine Maus am Rechner. Mit einem Hub im Monitor kämen die schon gut aus. Vielleicht geht aber auch der Trend zum "Ich erweitere gar nichts" Gerät. Smartphones und Notebooks kann man ja auch gar nicht oder nur wenig erweitern. Die Schnittstellenzahl ist schon durch die Größe limitiert.

Eventuell ersetzen die Geräte auch den PC komplett - totgesagt wurde er seit langem. Bislang sind die Verkaufszahlen stabil, steigen aber nicht mehr in den letzten Jahren an. Dagegen boomen Mobilgeräte vor allem Smartphones und Tablett-PCs. Ich glaube nicht das er komplett verschwinden wird, denn er ist immer noch billiger als jedes Notebook, vielseitiger und zuletzt würden dann ja alle Hersteller von Karten auch dicht machen, was ich kaum glaube.

28.5.2015: Wenn schon die FDP dafür ist ...

... dann ist ein Thema so wichtig, dass sich die Partei erhofft damit auf Stimmenfang gehen zu können, ohne an anderer Seite Stimmen zu verlieren. Die Rede ist von dem beim letzten FDP-Parteitag das wohl am meisten in den Nachrichten aufgegriffenen Beschluss, für die Legalisierung von Cannabis einzutreten. Das haben zwar schon die Grünen beschlossen, aber bei denen erwartet man das ja fast nachdem man im letzten Jahr Özedmir neben einer Hanfpflanze aufgenommen hat.

Das Thema kommt, seit man in einigen US-Bundesstaaten Cannabis legalisiert hat ja bei uns immer mehr in den Medien. Colorado hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Anbau wird streng kontrolliert, so erhält jede Pflanze einen RFID-Chip mit dem sie bis zur Ernte verfolgbar ist, jeder Züchter darf nur die Zahl an Pflanzen anbauen die er vorher beantragt und genehmigt bekommen hat und es gibt Verbotszonen z.B. vor Schulen. Colorado hat Steuereinnahmen und nach fast eineinhalb Jahren zeigt sich auch keine Zunahme der Abhängigen. Stattdessen ist die Kriminialitätsrate insgesamt gesunken. Allerdings ist es für eine richtige Bilanz noch etwas früh auch weil nicht überall Cannabis verkauft werden darf und es seitdem eine neue Art von Tourismus in den US-Bundesstaat gibt.

Spricht man Politiker der Regierung, besonders die Bundesbeauftragte für Drogen(missbrauch) an, so scheinen die aber uneinsichtig zu sein. Es fallen immer die gleichen Argumente. Es gäbe keine gesellschaftliche Mehrheit für eine Legalisierung. Cannabis wäre eine Einstiegsdroge und würde zu härteren Drogen führen und es gäbe die psychische Abhängigkeit, also wäre Cannabis nicht harmlos. Richtig skurril wird es dann wenn man Polirtiker auf Alkohol anspricht, der ja legal ist. Das sei kulturell so gewachsen und könne deswegen nicht verboten werden. Mancher bayrische Politiker lässt sich zu Äußerungen hinreißen, ein zwei Weißbier wären ja unschädlich.

Neu für mich war, das auch zahlreiche Professoren die an deutschen Universitäten Strafrecht lehren gegen das heutige Betäubungsmittelgesetz sind und dieses für Verfassungswidrig halten. Der grundlegende Gedanke ist dabei weniger, das man nach 40 Jahren mit diesem Gesetz nicht die Verbreitung von "weichen" oder "harten" Drogen verhindern oder nur eindämmen konnte, sondern es das Persönlichkeitsrecht massiv einschränkt. Es steht nämlich auch der Eigenkonsum unter Strafe. Damit ist das Betäubungsmittelgesetz das einzige deutsche Gesetz das eine Selbstverletzung unter Strafe stellt und das widerspricht dem Grundgesetz, wonach jeder mit seinem Körper tun darf was er will, auch wenn das nicht gesund ist.

Also genügend Punkte für einen Blog. Ich fange mal an mit dem Verbot und ob es was nützt. Man muss dazu nur in andere Länder schauen. Es gibt außer Colorado zahlreiche Staaten in denen Cannabis mehr oder weniger legalisiert ist. In vielen Ländern ist der Konsum legal, so in Holland. In anderen Ländern ist die Strafverfolgung noch strenger als bei uns, so in Frankreich. Vergleicht man nur diese drei Länder, so gibt es in Holland weder mehr Cannabiskonsumenten, noch mehr Fälle von Abhängigkeit, bezogen auf die Bevölkerung. Im Gegenteil: beide Zahlen sind in Deutschland und Frankreich höher. Dafür gibt es weniger Leute in den Gefängnissen, in Deutschland sitzen 15% der Gefangenen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ein.

Dabei gibt selbst die Polizei zu, dass sie zwar ziemlich viel mit dem Ausheben illegaler Plantagen oder Homegrower zu tun hat, aber nicht wirklich wirkungsvoll die Droge bekämpfen kann. Das zeigt sich schon an der Menge beschlagnahmten Cannabis und dem geschätzten Verbrauch in Deutschland. Auch die Zahl der Konsumenten ist seit Jahrzehnten stetig gesteigen. Wenn ich eine aussage aus zwei Fernsehsendungen nehme, nämlich von "Exakt" das man 2014 in Mac-Pom 10.900 Pflanzen beschlagnahmt hat und ZDF Zoom, das 1 g Marihuana bei mäßigem Konsum für eine Woche reicht und eine Pflanze indoor etwa 25 g einbringt, dann ist das die Marihuanamenge die 5248 Personen brauchen. In Mac-Pom leben nach Wikipedia 1,6 Millionen Einwohner und nach dem deutschen Drogenbericht konsumieren 3 Millionen in der BRD regelmäßig Cannabis, also 3,65% der Bevölkerung. Damit hätte Mac-Pom rund 58.500 Konsumenten, man hat also weniger als 10% des Grasses aus dem Verkehr gezogen. Wirksame Bekämpfung sieht bei mir anders aus,

Für die Verfolgung von Cannabis und die Prozesse / Gefängnisaufenthalt gibt Deutschland jährlich 2 Milliarden Euro aus. Würde man die Droge legalisieren so würde man mit Steuereinnahmen rechnen können. Wie viel darüber wird gestritten das hängt dann auch von dem Steuersalz ab und ob Eigenanbau legal ist, aber 1 bis 2 Milliarden Euro werden oft genannt. Aus gesellschaftlicher Sicht spricht also nichts gegen eine Legalisierung: man würde nicht mehr Konsumenten haben, man würde stattdessen weniger Kriminelle und Steuereinnahmen haben.

Der zweite Aspekt, der ja unserem Betäubungsgesetz zugrunde liegt ist der Schutz. Der Gedanke ist etwas befremdlich, aber man meint wenn man eine Substanz verbietet, so kann man den Einzelnen davor schützen sie zu nehmen. Das Individuum soll vor Rausch, aber auch Drogenmissbrauch und Abhängigkeit sowie den Sekundärfolgen für die Gesellschaft (Beschaffungskriminalität, Behandlungskosten) geschützt werden. An und für sich ja ein toller Gedanke. Nur wie die Strafrechtler schon argumentieren, es ist die Freiheit jedes einzelnen Dinge zu tun die auch für ihn selbst schädlich sein können (nicht jeder der eine Droge nimmt wird abhängig). Wenn man diesen Rechtsgrundsatz wirklich konsequent anwenden würde, dann müsste man viel mehr Gesetze erhalten. Drogen die unter dem Betäubungsmittelgesetz stehen, also auch Heroin, Kokain, Amphetamine etc. machen im Drogenbericht der Bundesregierung insgesamt nur ein Kapitel aus. Folgt man den Zahlen die dort publiziert werden so sind als Sucht Alkohol, Tabak, Glückspiel und Computersucht viel bedeutender. Also verbieten wir das doch alles auch. Und Gesundheitsgefahren gibt es ja nicht nur durch Drogen. Verbieten wir doch dann auch noch ungesundes Essen, Schokolade gibt es nur noch rationiert und wer bei einer gefährlichen Betätigung erwischt wird wie Bungee-Springen, Fallschirmspringen, Skifahren, Rollerblades Fahren etc. erwischt wird, der muss dann ja auch angeklagt werden. Man mag sich nicht ausdenken was auf Leute zukommt die einen gescheiterten Suizid hinter sich haben.

In jedem Falle ist es rational betrachtet unverständlich, warum man 23,2% der Bevölkerung kriminalisiert (so viele haben mindestens einmal Cannabis konsumiert) und das wegen des Konsums einer Droge die von allen bekannten die mit der geringsten Abhängigkeitsquote und für Erwachsene ohne physische Gesundheitsgefahren ist, insbesondere wenn Alkohol mit viel größeren Gesundheitsgefahren toleriert wird. Die Politik hat etwas entgegengesteuert indem man die "geringe Menge" im Gesetz einführte. Danach ist der Besitz einer Menge die für den Konsum ausreicht "nur" eine Ordnungswidrigkeit. Sonst droht Gefängnis. Das ist mehr ein Zugeständnis an die Justiz die sonst mit den verfahren nicht hinterher käme und für rund 3 Millionen Menschen Gefängnisplätze braucht als eine Einsicht in die tatsächliche Gefährlichkeit.

Das eigentliche Kernargument, nachdem viele frühere Argumente sich bei näherer Untersuchung als falsch erwiesen haben (so die Behauptung es wäre eine Einstiegsdroge oder es gäbe physische Gesundheitsgefahren auch bei Erwachsenen) ist ja das es keinen gesellschaftlichen Konsens für eine Legalisierung gibt. Nehme ich die Zahlen aus dem offiziellen Drogenbericht, so haben aber 23,2% der 18-64 Jährigen schon mal Cannabis konsumiert. Da man nicht davon ausgehen kann, das diese 23,2% sich selbst als kriminell einstufen würden, wären zumindest diese für eine Legalisierung. In Umfragen sind 30 bis 40% für die Legalisierung. Das ist nicht die Mehrheit, aber es ist ein so großer Teil der Bevölkerung, dass man diese nicht ignorieren und kriminalisieren kann. Wenn wir unser Wahlrecht oder Mindestkriteria für Volksbefragungen ansieht, dann sind 5% ein Anteil wo unser Recht sagt: "Dieser Prozentsatz der Bevölkerung muss mit ihrer Meinung berücksichtigt werden". Ich würde dieses Argument der gesellschaftlichen Akzeptanz auch nicht überstrapazieren. Denn 24,5% der Bevölkerung sind Raucher. Würde man also dieses "Gesellschaftlicher Konsens = über 50% sind dafür" Argument ausdehnen, so müsste man auch Tabak verbieten. Immerhin sterben an Tabkkonsum 110.000 Personen in Deutschland pro Jahr, an Cannabis gibt es weltweit in rund 50 Jahren genau 2 Todesfälle.

Dieses kulturelle Argument "Saufen gehört zur Kultur" zieht bei mir überhaupt nicht. Es gibt ja in skandinavischen Ländern, wo Alkohol genauso "Kulturgut" ist wesentlich restriktivere Alkoholgesetze. In den USA ist Trinken in der Öffentlichkeit verboten, trotz kulturellem Aspekt. Das völlige Verbieten würde sicherlich scheitern, das zeigt zum einen die Erfahrung mit der Prohibitionen in den USA wie auch das man ja die anderen Drogen durch Verbot nicht wirksam bekämpfen konnte. Wenn ich die Politiker ernst nehmen würde die ja alle vor dem bösen Cannabis schützen wollen, dann würde ich wesentlich strengere Alkoholgesetze erwarten. Also z.B. sehr hohe Steuern um den Stoff zu verteuern, Abgabe nur in bestimmten Läden, Kontrolle der Konsummenge z.B. über Erfassung der personenbezogenen Daten beim Kauf - dank Chip im Personalausweis kann man ja in einer Datenbank dann summieren, wie viel jemand kauft und dann z.b. wenn man die empfohlene Alkoholmenge im Jahr (10-20 g pro Tag) überschritten hat gibt es nichts mehr. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Also so weit geht es mit dem Gesundheitsschutz in Deutschland nicht. Dabei sterben 64.700 Personen 2014 an Alkoholsucht und die Folgekosten betragen jährlich 60 Milliarden Euro. Angesichts dieser faulen Argumente verwundert es nicht wenn die Sendung ZDF Zoom vergeblich versuchte, ein Interview mit dem Gesundheitsministerium und der Drogenbeauftragten zu bekommen - sie befragten letztere trotzdem nach einer normalen Pressekonferenz wo sie nicht abhauen konnte. Im Interview zeigt sich eine völlige Weltfremdheit. Konfrontiert mit der Tatsache das Jugendliche leichter an Grass kommen als an Alkohol dessen Verkauf für Jugendliche wirksam unterbunden ist und dessen Qualität und Unbedenklichkeit (Strecken mit giftigen Stoffen) nicht kontrollierbar ist, antwortete sie "Warum sollen die Jugendlichen denn zu illegalen Drogen greifen?". Ach ja, nur weil was verboten ist ist es klar, da gehe ich nicht dran.

Bleibt noch die Reform des Betäubungsmittelgesetzes. Ich glaube nicht das sich da was tut. Das Gesetz gibt es seit 40 Jahren - nun erst merkt man dass es verfassungswidrig ist? Warum hat bisher niemand dagegen Beschwerde in Karlsruhe einlegt? Vielleicht weil er dann morgen Besuch von der Polizei bekommt, denn ohne Eigeninteresse wird man ja nicht vors Bundesverfassungsgericht ziehen... Selbst wenn das Bundesverfassungsgericht es kassiert, so würde wohl nur der Konsum legal sein. Man wird einfach den Ordnungswidrigkeitstatbestand der "geringen Menge" streichen. Nach wir vor kann der Staat aber Anbau und Handel verbieten, sodass die Beschaffung dann immer noch kriminell ist. Schlussendlich also keine Lösung. Dabei ist das heutige Gesetz schon skurril. In den Sendungen sieht man keine Gesichter der Interviewten - selbst wer konsumiert macht sich ja schon strafbar. Cem Özdemir bekam als er bei einem Video neben einer Hanfpflanze stand eine Verfahren an den Hals - es reicht offenbar schon neben der Pflanze zu stehen, denn er hat weder geraucht noch gesagt das er Cannabis konsumiert.

Würde eine Legalisierung zu einer Explosion der Kiffer führen? - wohl kaum. In Colorado hat man dies nicht beobachtet, wobei dort auch Rauchen in Öffentlichkeit verboten ist und jede Stadt selbst festlegt ob in ihr Verkaufsstellen gibt, in zwei Dritteln der Städte gibt es keinen Verkauf. Darüber hinaus ist der Preis pro Gamm kaum gesunken, er liegt derzeit bei 7 Euro/Gramm. Neben den Steuern von 22% ist daran der teure Anbau "Indorr" und die relativ aufwendige Ernte von Hand (nur bei billigen Sorten halbmaschinell) schuld. Bei uns wäre die Situation etwas besser. klimatisch bedingt könnte man Hanf in Gewächshäusern ziehen und wenn man nur den reinen Wirkstoff gewinnen will (Haschisch) so entfällt auch das langandauernde Zupfen der Blüten von Hand. (Bemerkung am Rande: wegen der einfacheren Verarbeitung von Hanf zu Haschisch war Haschisch bis Ende der sechziger Jahre das Rauchen von Grass bei Hippies Mode wurde die Haupthandelsform von Cannabis. dazu muss man nur die Blütenteile zerkleinern, mit einem unpolaren Lösungsmittel (Öl, Butter) aufkochen und dieses kann dann für Speisen eingesetzt werden, das reine Harz gewinnt man klassisch durch Abstreifen der Blüten oder modern durch Gefrieren und dann Schütteln, das es abfällt).

Sucht man im Netz nach echten Positionen der Parteien zu Cannabis so wird die Luft dünn. Die FDP ist für die Legalisierung aber es gibt kein Konzept. Wie wir von den weltweit eingesetzten Modellen wissen, ist da die Spannweite breit, von 100 Pflanzen pro Bauer in Guatemala bis hin zum Tolerieren des Konsums, aber Verfolgung des Handels und Anbaus in vielen Staaten. Nur die Grünen haben einen konkreten Entwurf, sogar einen Gesetzesentrwurf. Er ist mir zwar sympathisch (so ist privater Anbau von bis zu 3 weiblichen Pflanzen und Aufbewahrung der Jahresernte dieser erlaubt) aber irgendwie wiederspricht dies der Präambel wonach die gesamte Erzeugungskette kontrolliert werden soll. Das geht eigentlich nur, wenn man es wie in Colorado macht, also Lizenz zum Anbau nötig ist, nur so viel wie beantragt und Verfolgung jeder Pflanze durch elektronische Maßnahmen und Kontrollen der Betriebe. Wie will man Millionen von Privatpersonen kontrollieren, ob sie nun 3 Pflanzen haben oder ob jemand dann auch noch Pflanzen bei der Oma oder anderen Nicht-Kiffern anbaut und den Überschuss verkauft?

Ich denke das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen. Angesichts aber immer mehr Leuten die Cannabis konsumieren, immer höheren Kosten für die Bekämpfung und immer mehr Meldungen über positive Einsetzgebiete in der Medizin und weiter bröckelnden Argumenten gegen Cannabis werden wohl auch noch andere Politiker und Parteien umdenken. Wer weiß, vielleicht ist in 10 Jahren Alkohol in Deutschland reglementiert wie heute Tabakkonsum und Cannabis legal? Außer vielleicht in Bayern, da ticken ja die Uhren immer anders. Nirgendwo sonst dürfen auch Politiker besoffen Autounfälle mit Todesfolge produzieren und ihre politische Karriere geht weiter. Vielleicht kann man in Bayern nur besoffen eine Spitzenposition erreichen, das würde viele Gesetzesvorlagen der CSU (Maut, Herdprämie etc.) erklären.


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