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Was ist drin ... In Chilli con Carne und Chilli sin carne?

Einleitung

Seit einigen Jahren läuft die "Vegetarisch"-Welle. Ich habe schon mehrere Produkte untersucht die ein Schnitzel imitieren oder einen Aufschnitt. Heute geht es um einen direkten Vergleich. Es gibt als Fertiggericht in der Dose den Klassiker Chili Con Carne nun auch als vegetarische Variante: Chili sin Carne. Ich habe für diesen Test beide Produkte probiert und vergleiche sie auch in der Zusammensetzung. damit dies einfacher geht, habe ich die beiden Verpackungsangaben direkt gegenübergestellt

Aufmachung

Beide Dosen sind fast identisch. Man sieht einen Teller, den Produktnamen und auf der Rückseite das Zutatenverzeichnis und die Nährwertkennzeichnung. Der wesentliche Unterscheid ist das die Version mit Hackfleisch rot ist und die vegetarische Variante gelb.

Chili con Carne Chili sin Carne
Mit Hackfleisch und roten Bohnen Mit Tofuzubereitung und roten Bohnen
Zutatenverzeichnis Zutatenverzeichnis:
Rote Bohnen: Wie schon in der Abbildung sichtbar sind Rote Bohnen der Hauptbestandteil. Da sie auf der Verpackung ausgepreist werden müsste eigentlich eine Prozentangabe folgen, doch diese fehlt hier. Rote Bohnen: auch hier die Hauptzutat, ebenfalls ohne Prozentangabe
Wasser: In irgend etwas muss der Rest gelöst und aufgekocht werden Tofuzubereitung (15%) (Tofu frittiert, geräuchert (Tofu, Sojabohnen,  Wasser), Sonnenblumenöl, Wasser, Rauch, Meersalz: Gerstenmalzextrakt:  Tofu ist das Gegenstück zum Schweinefleisch. Die Sojabohnen sind fett gedruckt angegeben, da sie Allergene sind. Schon hier sieht man den ersten Unterschied: Der Tofu kommt an zweiter Stelle des Zutatenverzeichnisses noch vor dem Wasser. es ist also ein "gehaltvolleres" Gericht. Das Meersalz anstatt normalem Salz eingesetzt, wird hat keine ernährungsphysiologische Wirkung. Gerstenmalzextrakt ist eine inzwischen häufige Zutat. Gerstenmalzextrakt ist im Prinzip Braumalz, das gekeimt und gemälzt wurde und dann extrahiert wurde. Es hat zwei Eigenschaften, die für die Lebensmittelindustrie vorteilhaft sind: es ist durch die Röststoffe sehr dunkel und wird so zum Einfärben von Lebensmitteln (wie Brot) eingesetzt und es enthält Röstaromen, weshalb es hier zugesetzt wurde).
Tomaten: geben den charakteristischen Geschmack und die rote Farbe Wasser: Deutlich weniger Wasser als im konventionellen Produkt, es müssen weniger als die 15% des Tofus sein
Schweinefleisch gewürzt (10%) (Schweinefleisch, Salz, Gewürze (enthält Senf): Natürlich wird Chili con Carne mit Hackfleisch hergestellt. Sehr hochwertiges Fleisch ist es nicht, wie man am hohen Fettanteil des Produktes sieht. Der Anteil an Fleisch ist mit 10% auch nicht sehr hoch. Mit einem Pfund Hackfleisch sollte man 5 Dosen zu 800 g, die für 10 Personen ausreichen sollten, herstellen. Die Angabe von Senf ist nötig, weil er unter die Allergenen Lebensmittel fällt. Tomatenmark: gleiche Funktion wie beim Chili con Carne. Einziger Unterschied: hier mehr Tomatenmark als Tomaten
Tomatenmark: Dickt die Soße ein und ist aromatischer als Tomaten selbst. Mais:
Zwiebeln: Eine weitere Standard-zutat eines Chilis Paprika
Mais: gehört ebenfalls ins Chili Zwiebeln
Paprika: Eine weitere Zutat dieses mexikanischen Gerichtes Tomaten
Rapsöl: Wird zum Anbraten des Fleisches benötigt Rapsöl
Salz: Gibt dem Eintopf die richtige Würze modifizierte Stärke
modifizierte Stärke: Bindet die soße. Die Industrie setzt gerne modifizierte Stärken ein, da normale Stärke beim Abkühlen an Bindungsfähigkeit verliert und die Soße so beim erneuten Aufwärmen deutlich flüssiger als nach der Herstellung ist. Gewürze (enthält Sellerie, Senf)
Gewürze (enthält Sellerie, Senf): Nun Gewürze die nicht im Fleisch stecken sondern dem Gericht zum Abschmecken zugegeben werden. Auch hier die Hervorhebung von Sellerie und Senf wegen der allergenen Bedeutung. Salz
Verdickungsmittel Guarkernmehl: bindet noch besser als Stärke, ist aber auch deutlich teurer. Hier erscheint es so weit hinten im Zutatenverzeichnis das nur kleine Mengen vorhanden sein können, eventuell mit in einer der obigen Zutaten als Bindemittel enthalten Magermilchpulver
Magermilchpulver: Als letzte Zutat muss sie in kleinster Menge vorliegen, noch weniger als Gewürze drin sind. Ich vermute Magermilchpulver kam als Trägerstoff für die Gewürze in das Gericht, Zucker: Zur Geschmacksabrundung
  Weizenmehl: Auch in dieser Reihenfolge im Zutatenverzeichnis ohne größere Bedeutung. Wahrscheinlich Trägerstoff für andere Stoffe
  Verdickungsmittel Guarkernmehl
  Hühnereiweiß: Fett gedruckt wegen allergener Wirkung

Die Zutatenverzeichnisse beider Eintöpfe  sind relativ "ehrlich" man findet kaum Zusatzstoffe und die Zutaten entsprechen denen, die man verwenden würde wenn man das Gericht selbst kocht. Was auffällt, ist das der Hersteller bei der Angabe schlampt. Bei beiden Chilis fehlt die Angabe des Anteils der Roten Bohnen sie werden in der Produktaufmachung angegeben und müssen daher in Prozentangabe genannt werden. Ich bin mir durch eine Trennung mit Semikolon auch sicher, dass beim Chili sind Carne das Weizenmehl, Guarkernmehl, und Zucker noch zum Gewürzgehören, ebenso wie die abschließende Klammer bei der Zubereitung des Tofu fehlt.

Nährwertkennzeichnung

Chili con Carne Chili sin Carne
je 100 g !72 Dose (400 g) % (400 g) je 100 g 1/2 dose (400 g) % (400 g)
Brennwert 369 kJ / 88 kcal 1476 kJ / 352 kcal 18 % 510 kJ /122 kcal 2040 kJ / 488 kcal 24 %
Fett 3,9 g 15,6 g 22 % 5,1 g 20,4 g 29 %
- davon gesättigte Fettsäuren 1,1 g 4,4 g 22 % 0,6 g 2,4 g 12 %
Kohlenhydrate 6,8 g 27,6 g 11 % 10,0 g 40 g 15 %
- davon Zucker 1,8 g 7,2 g 8 % 2,3 g 9,2 g 10 %
Eiweiß 4,8 g 19,2 g 38 % 6,9 g 27,6 g 55 %
Salz 1,1 g 4,4 g 73 % 0,88 g 3,5 g 59 %

Die beiden Produkte unterschieden sich doch etwas in der Zusammensetzung. Ohne zugesetztes Wasser ist das Chili sin Carne insgesamt gehaltvoller, also energiereicher und nährstoffreicher. Es enthält mehr Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß. Davon abgesehen ist es ernährungsphysiologisch günstiger. Das Fett enthält kaum gesättigte Fettsäuren, das Schweinefleisch dagegen sehr viele gesättigte Fettsäuren und vom Fettgehalt des Produktes ist das Schweinefleisch sehr fett. Das Rapsöl, das ebenfalls zugesetzt wurde enthält kaum gesättigte Fettsäuren. So deckt es trotz weniger Fettanteil 22% des Tagesbedarfs an gesättigten Fettsäuren (die möglichst in geringer Menge vorkommen sollten). Sojabohnen (und damit Tofu) ist relativ Fettreich, das ist ein Hauptnachteil dieses pflanzlichen Fleischersatzes.

Ebenso minimieren sollte man die Aufnahme von Zucker und Salz. Salz ist im Chili sin Carne in geringerer Menge vorhanden, doch immer noch auf hohem Niveau (dabei gelten die GDA-Werte für Salz und Zucker als "industriefreundlich"). Bei 24% des Brennwertes nimmt man schon 59% des maximal erlaubten Salzes zu sich. Wünschenswert wäre hier eine Minimierung, zumal man Salz durch Gewürze ersetzen kann und davon gibt es in beiden Chilis mehr als genug. Der Zuckergehalt ist bei beiden Dosen niedrig, das liegt aber daran das man natürlich nicht viel Zucker einem deftigen Chili zusetzt. Auch hier wäre noch weniger wünschenswert. Erfreulich hoch ist der Eiweißgehalt. Die biologische Wertigkeit von Sojaeiweiß ist etwas niedriger als die von Fleisch, aber das wird durch die höhere Menge mehr als wettgemacht.

Beurteilung

Öffnet man die Dosen, so kann man die beiden Produkte sofort unterscheiden. Chili con Carne hat eine trübe, rote Soße, Chili sin Carne zumindest beim öffnen eine klare Flüssigkeit. Sie besteht aus Fett. In ihr heben sich Bohnen und Mais viel deutlicher heraus. Wenn das ganze dann im Kochtopf landet wird sie auch etwas trüber aber nicht so wie beim Chili con Carne. Auffällig ist auch, das Chili sin Carne insgesamt "stückiger" ist, also mehr feste Bestandteile enthält. In der klaren Flüssigkeit sind auch die Krümel des Fleischersatzes sichtbar sind. Auf den ersten Blick punktet Chili sin Carne: es sieht definitiv appetitlicher aus.

Wichtiger ist aber der Geschmack. Hier gibt es feine Unterscheide. Zuerst nimmt man bei beiden Produkten nur die Schärfe der Gewürze war. Sie deckt auch ziemlich den Eigengeschmack der Bohnen zu. Dann kommen aber unterschiedliche Geschmacksnoten zur Geltung. Beim Chili con Carne schmeckt man im Nachgeschmack deutlich Tomaten und Paprika heraus. Dafür kommt beim Chili sin Carne ein Räucheraroma zur Geltung. Bei diesem kann man auch den Fleischersatz deutlicher als körnige Zutat auf der Zunge spüren, auch wenn er keinen wahrnehmbaren Eigengeschmack hat.

Da ich persönlich das Aroma von Tomaten und Paprika mag, schmeckt mir Chili con Carne besser, doch das hat nichts mit dem Fleisch zu tun. Es ist nicht geschmacklich wahrnehmbar genauso wenig wie er Tofu in der vegetarischen Alternative. Dazu sind die Gewürze einfach zu stark. Was mir noch negativ auffällt ist das Chili sin Carne für meinen Geschmack zu wenig Soße und zu viele Bohnen, Mais und andere feste Bestandteile hat, wie man auch am höheren Energiegehalt sehen kann. Ich gebe bei diesem Produkt noch etwas Wasser hinzu. darauf kann ich beim Chili con Carne verzichten.

Fazit

Eine vegetarische alternative zu einem Fleischprodukt? Hier funktioniert es. Der wesentliche Trick: Durch das lange Kochen des Gerichts (die Bohnen müssen ja weich werden) und die scharfem Gewürze verliert das Hackfleisch seinen charakteristischen Eigengeschmack, übrig bleibt der der Peptide und Aminosäuren und diesen kann man auch durch Hefeextrakt hinzufügen. So weit muss man wegen der scharfen Gewürze beim Chili con Carne gar nicht gehen. Rein vom Geschmack kann man nicht unterscheiden welches Produkt Heckfleisch enthält und welches nicht. Sie sind geschmacklich unterscheidbar, aber eben nicht an einem vorhandenen oder fehlenden Fleischgeschmack. Welches Produkt man bevorzugt ist so Geschmackssache aber nicht ob man Hackfleisch mag oder nicht, sondern eher ob man Tomaten und Paprika oder einen Räuchergeschmack bevorzugt.

Während ich von normalen Eintöpfen als sportlich aktiver Mensch eine Dose als Hauptmahlzeit konsumieren kann geht das bei beiden Chilis nicht. Da muss ich beim Abendessen noch einen Teller essen. Das Chili sin Carne sättigt trotz höherem Energiegehalt nicht mehr, sodass auch unter diesem Gesichtspunkt es wünschenswert wäre etwas weniger Zutaten und etwas mehr Wasser zuzusetzen sodass sich beide Produkte im Energieggehalt angleichen.



© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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