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Militärische bemannte US-Raumfahrt

Schon frühzeitig entdeckte das Militär die Möglichkeiten der Raumfahrt. Am 28.2.1959 startete der erste militärische Satellit "Discoverer 1". Schon 1958 scheiterte das Proekjekt Pilot, bei dem ein Minisatellit von einer von einem Flugzeug abgeworfenen Trägerrakete in den Orbit gebracht werden sollte. Schon 1960 überflügelten in den USA die militärischen Starts die zivilen und dies ist bis heute so geblieben.

So verwundert es nicht, das das Militär bald auch ein eigenes bemanntes Programm haben wollte. In den USA kam es nie dazu, jedoch in der Sowjetunion. So waren von den Raumstationen Saljut 1-5 drei militärischer Natur (ALMAZ 1-3). Mit Saljut 6 wurde das zivile mit dem militärischen Programm verschmolzen. Soweit kam es in den USA nicht, jedoch gab es viele Versuche des Militärs ein eigenes Programm zu etablieren. Dieser Artikel behandelt die wichtigsten Projekte die über das Planungsstadium hinaus kamen sowie die Einflüsse auf das Shuttleprogramm.

Dyna Soar

Wenige Tage nach dem Start von Sputnik 1 wurde am 24.10.1957 Dyna Soar aus der Taufe gehoben. Ein Programm das enorm vielseitig angelegt war. In einer ersten Phase war ein Forschungsgerät (Dyna Soar I) geplant, gefolgt von einem Aufklärungsgerät und einem strategischen Bomber. Weitere zukünftige Aufgaben waren die Reparatur von Satelliten und die Inspektion feindlicher Satelliten.

Dyna Soar war anders als als die damaligen Raumkapseln ein Raumgleiter, mehr vergleichbar mit dem Space Shuttle oder der X-37B. Er hatte durch die Flügel die Fähigkeit in der Atmosphäre zu navigieren und konnte die enorme kinetische Energie in Auftrieb umsetzen um auf einem Flugplatz zu landen, auch wenn dieser nicht direkt auf dem Flugpfad landete. Das war ein Kriterium für die Air Force, da nur so Geheimhaltung gewährleistet war und so auch die Zeit bis der Gleiter mit seiner Fracht in einem sicheren Hangar war verkürzt war, vergleichen mit der klassischen Bergung einer Raumkapsel.

Die ersten Flüge des Forschungsgeräts das noch nicht Orbitalgeschwindigkeit erreichen sollte, sollten mit Titan I Trägerraketen erfolgen. Der operationelle Gleiter wäre für sie zu schwer gewesen. Die Air Force hielt jedoch an dieser Trägerrakete fest, anstatt auf die leistungsstärkere und von der NASA entwickelte Atlas Centaur zu wechseln. Es wurden verschiedene Oberstufen und Trägerraketenkombinationen sowie die Möglichkeit eines eigenen Antriebs in Dyna Soar untersucht. schließlich führte dies zur Entwicklung der Titan IIIC die mit über 11 t Nutzlast ohne Problem den 5,165 t schweren Gleiter hätte transportieren können.

Das Projekt wurde jedoch sehr teuer, schlussendlich war es für die damalige Zeit sehr ambitioniert. Am 19.1.1963 fragte US-Verteidigungsminister McNamara nach ob Dyna Soar oder Gemini sich besser für ein weltraumbasiertes Waffensystem eignen würde. Als er die Untersuchung bekam, befand er dass die Air Force sich zu viel Hoffnung auf die Möglichkeiten eines kontrollierten Wiedereintritts gemacht hätte, aber sich zu wenig Gedanken über den wirklichen Nutzen des Systems gemacht hätte. Das führte zum Einstellen des Projektes am 10.12.1963 eingestellt, nachdem bis dahin 660 Millionen Dollar (über 5 Milliarden Dollar im heutigen Wert) ausgegeben wurde.

Bis dahin waren 7 Piloten rekrutiert worden. Neil Armstrong hatte schon 1962 das Programm verlassen und zur NASA gewechselt. Er war der einzige der später in den Orbit gelangte.

Dyna Soar
Länge: 10,77 m
Spannweite: 6,84 m
Höhe: 2,59 m
Startmasse: 5.165 kg
Trockenmasse: 4.715 kg
Flügelfläche: 32 m²
Besatzung: 1 Pilot

Blue Gemini und MOL

Schon frühzeitig bemühte sich das US-Verteidigungsministerium um ein eigenes bemanntes militärisches Programm. Ziel war vor allem die Aufklärung. In den sechziger Jahren war die Aufklärung mittels Satelliten noch aufwendig und teuer. Die USA starteten zeitweise jede Woche einen Satelliten, der große Teile der Sowjetunion und andere Krisengebiete auf Film ablichtete. Dieser musste dann geborgen, entwickelt und ausgewertet werden. Trotz des Aufwands war es nur ein Schnappschuss und zwischen Aufnahme und Auswertung lagen Wochen. So wurde auf den Aufnahmen z.B. der bevorstehende Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten im Jahre 1967 nicht erkannt. Als 1968 der Prager Frühling niedergeschlagen wurde, kamen die Aufnahmen, die einen Aufmarsch zeigten, gerade erst aus dem Labor.

Von Menschen im Orbit erhoffte sich die Air Force mehr Selektivität. Diese konnten auch über Funk über ihre Beobachtungen berichten. Die Aufklärungssatelliten waren ein Ersatz für die U-2 Flüge, wobei Letztere nach dem Abschuss einer U-2 am 1.5.1960 eingestellt wurden. Doch Satelliten waren anfangs nur ein schlechter Ersatz und nicht selektiv.

Der erste Versuch eines eigenen Programmes, der Raumgleiter X-20 „Dyna Soar“, wurde von 1961-1963 entwickelt und dann eingestellt, weil er mit Investitionen von mindestens 1 Milliarde Dollar zu teuer war. Danach entdeckte das US-Verteidigungsministerium Gemini und fand, dass zahlreiche Ziele von Gemini, wie Kopplungsmanöver und Langzeitmissionen, auch Ziele von Dyna Soar waren und so Gemini dieses Projekt ersetzen könnte. Der erste Vorschlag für ein militärisches Gemini Programm vom Dezember 1963 sah vor, dass die NASA sich bei den letzten Gemini Flügen zurückziehen sollte und zu Apollo übergehen sollte. Stattdessen würde die USAF das Programm übernehmen. Diesen Versuch konnte die NASA abwehren. Zwar könne die USAF gerne die Hardware von Gemini nutzen, nur müsse sie dann eben eigene Verträge mit McDonnell abschließen.

So entwickelte die USAF zuerst einmal das Pflichtenheft für eine militärische Gemini Mission. Eine solche Mission hätte in einen Orbit von 230-280 km Höhe geführt bei einer Inklination von 43-61 Grad (entsprechend der geographischen Breite des „Zielgebietes“ – dies deckt unter anderem die Sowjetunion, Osteuropa und große Teile Chinas ab). Anpassungen der Bahnhöhe bis hinab zu 170 km waren vorgesehen. Der erste Umlauf hätte über das Zielgebiet geführt, um dieses fotografisch zu erkunden. Die Folgenden fünf waren für die Bahnvermessung und Kommunikation vorgesehen. Die Gemini Kapsel hätte mindestens 90 kg zusätzliche Ausrüstung mitführen können müssen, wünschenswert wären gar 680 kg gewesen. Dies war die Geburtsstunde von Blue Gemini. Zuerst bekam die USAF, nachdem sie zusammen mit der NASA eine Studie für Blue Gemini gemacht hatte, das Okay für zwei bis sechs zusätzliche militärische „Blue Gemini“ Missionen, da es in vielen Punkten gemeinsame Interessen gab:

Es zeigte sich, dass sich im Prinzip die wesentlichsten Ziele des DoD sich im NASA-Programm fanden, und so wurde übereingekommen, dass die NASA ihre Erfahrungen mit der USAF teilen würde und Gemini zusätzliche militärische Experimente testen sollten, welche für die NASA nicht primäre Missionsziele waren. So wurde die AMU bei Gemini 9 getestet.

Gemäß dem Wunsch des DoD sollten dem Gemini Programm zwei Erkundungsmissionen folgen. Eine sollte in den Flugplan der NASA eingebunden werden, die andere direkt danach folgen. Diese Missionen sollten nur zwei Tage dauern. Ein Pilot würde seinen Platz in der Kabine mit rund 450 kg Ausrüstung auf dem Copilotensitz teilen. Dieses Mehrgewicht limitierte den Einsatz auf einen niedrigen Orbit, maximal zwei Tage Missionsdauer und keine Kopplungsmanöver. Eine Punktlandung war aufgrund des beschränkten Treibstoffvorrats auch nicht vorgesehen.

Die NASA war mit dem Zeitplan nicht einverstanden, vor allem weil es bedeutet hätte, das Flugpersonal für weitere sechs Monate an Gemini binden – ursprünglich waren die Apollo-Flüge direkt nach der Beendigung von Gemini geplant.

Diesen ersten Erkundungsmissionen sollten dann weitere Missionen unter der Leitung der Air Force folgen. Es zeigten sich die Grenzen des Gemini Raumschiffs, insbesondere was die Zuladung betraf. Selbst wenn die Schleudersitze ausgebaut worden wären und nur eine Person mitflog, bliebe die Nutzlastkapazität beschränkt. So wechselte die Air Force mit den Planungen auf die Titan 3C als Trägerrakete. Sie hatte die dreifache Nutzlast der Titan 2. Dies erlaubte es, das benötigte Equipment mitzuführen. Zuerst wurde an ein verlängertes Ausrüstungssegment gedacht. Einerseits sollte es mehr Treibstoff mitführen, um größere Bahnänderungen durchführen zu können. Andererseits konnte dort auch die Ausrüstung untergebracht werden, die dann von der Kapsel aus oder einer EVA bedient wurde. Aus diesem verlängerten Ausrüstungssegment wurde dann ein „Verbindungszylinder“ zwischen Raumschiff und Titan. Die Studie schloss, dass es auch möglich wäre, anstatt dem Verbindungszylinder eine kleine Raumstation mit einer Titan 3C zu befördern, und dass es sich lohne, dieses Konzept weiter zu verfolgen.

Blue Gemini

So begann die Air Force mit ihrem Blue Gemini Programm. Die NASA sagte unter der Bedingung zu, das Gemini nach Plan verläuft. Auf diese Weise könnten USAF-Astronautenkandidaten ab Gemini 8 in den Flugplan eingeflochten werden. Früher als Gemini 8 wäre keine Option gewesen, weil für Apollo genügend Astronauten mit EVA und Docking Training im Weltraum verfügbar sein mussten. Ursprünglich wollte die Air Force die erste Gruppe bis zum September 1964 auslesen, damit sie noch bei Gemini mitfliegen konnten. Doch im Laufe des Jahres 1964 hatte die Air Force ihre Planungen geändert: Die US Luftwaffe plante jetzt eine kleine Raumstation mit einer Titan 3C zu starten. Diese wäre von Gemini Kapseln versorgt worden. Zwei Typen von modifizierten Gemini Raumschiffen wurden zuerst untersucht. Zum einen ein reines Versorgungsraumschiff, bei dem McDonnell alle Systeme entfernt hatte, welche nur für die Besatzung notwendig waren. Dieses Raumschiff hätte die Bahn der Raumstation periodisch angehoben und Verbrauchsgüter wie Gase und Wasser transportiert. Es wäre ein amerikanisches Gegenstück zu den Progress Raumkapseln gewesen. Diese Idee eines reinen Versorgungsraumschiffs wurde später wieder verworfen. Ein zweites Gemini Raumschiff hätte die Besatzung zur Raumstation gebracht.

Damit war eine Beteiligung am zivilen Programm hinfällig. Auch die Beziehungen zwischen NASA und DoD hatten sich verschlechtert, als das DoD forderte, Gemini sollte vom DoD durchgeführt werden und die NASA sollte sich auf Missionen beschränken, die einen Erdorbit verließen. Die erste Astronautengruppe für das Projekt wurde im November 1965 rekrutiert. Die Raumstation selbst sollte nach sechs Testflügen der Titan 3C starten. Zu diesem Zeitpunkt war dies für das Jahresende 1966 vorgesehen. Es folgten zwei weitere Gruppen im Juni 1967 und Juni 1968. Insgesamt 17 Astronauten wurden für das Programm rekrutiert, darunter Robert Lawrence, der erste Astronaut afroamerikanischer Herkunft. Er starb bei einem Flugzeugabsturz im Dezember 1967.

Die modifizierte Gemini für militärische Zwecke wurde „Gemini B“ („B“ für Blue) genannt. Die ersten Planungen sahen ein Fahrwerk für Landungen auf festem Boden und einen Rettungsturm vor. Dafür entfielen die Schleudersitze, um mehr Platz in der Kapsel zu haben.

Da die Besatzung bei den Gemini Kapseln durch Luken ein- und ausstieg, und dies bei einer Raumstation nicht sinnvoll war, machte dies den Einbau eines Verbindungstunnels durch das Servicemodul notwendig. Dadurch war auch der Hitzeschutzschild nicht mehr aus einem Stück. Es gab eine 0,635 m durchmessende Luke im Schild, durch die die Astronauten in die Station wechseln konnten. Anfangs war ein aufblasbarer Verbindungstunnel geplant. Doch diese Idee wurde verworfen.

Die Gemini B Kapsel wurde mit der Station in einen Orbit gebracht. Sie musste also nicht an diese ankoppeln und benötigte nur Reserven für die Zeit nach dem Abkoppeln, dem dann sehr bald die Landung folgte. Die Kapsel wurde daher für Kurzzeitmissionen umgerüstet. So war es beispielsweise die Energieversorgung mittels Batterien geplant und Druckgas ersetzte das Flüssiggas. Andererseits mussten alle Systeme für eine Missionsdauer von 30-40 Tage ausgelegt werden. Die Kapsel wurde strukturell verstärkt, um die Integrität im Falle eines Einsatzes des Rettungsturmes gewährleisten zu können. Der Hitzeschutzschild wurde dicker, um auch steilere Wiedereintrittstrajektorien durchfliegen zu können.

Diese Kapsel und die Luke im Hitzeschutzschild wurden bei einem unbemannten Start erprobt, als am 3.11.1966 die dafür umgebaute Gemini 2 Kapsel beim Jungfernflug der Titan 3C erprobt wurde. Dabei wurde ein Profil geflogen, das den Hitzeschutzschild stärker belastete als bei einem normalen Gemini Flug. Anstatt der Raumstation wurde bei diesem Testflug ein leerer Titan 2 Treibstofftank genommen und dieser mit Ballast gefüllt. Das System erfüllte die Kriterien und wurde als tauglich befunden.

Nach dem Flug von Gemini 6 wurde die Kapsel für Trainingszwecke dem MOL-Programm zugeordnet.

Gemini B Kapsel

Startgewicht (mit Rettungsturm)

3.851 kg

Gewicht im Orbit:

2.767 kg

Länge:

4,91 m

Durchmesser Kapsel:

2,32 m

Durchmesser Ausrüstungseinheit:

3,05 m

Betriebsdauer:

14 Stunden

Orbit Verweildauer:

Maximal 40 Tage

Wiedereintrittseinheit

1.983 kg


Davon Struktur

638 kg


Davon Hitzschutzschild

144 kg


Davon Lageregelungssysteme

163 kg


Davon Rückkehrsystem, Fallschirme, Bergungsausrüstung

98 kg


Davon Navigationsausrüstung

62 kg


Davon Steuerungssystem

51 kg


Davon Stromversorgungssystem

126 kg


Davon Kommunikationssystem

26 kg


Davon Besatzung und ihre Ausrüstung

426 kg


Verschiedenes und Reserven

100 kg

Adaptermodul

738 kg


Davon Struktur

131 kg


Davon Transfertunnel

82 kg


Davon Bremstriebwerke

231 kg


Davon Stromversorgung

92 kg


Davon Umweltkontrollsystem

117 kg


Davon Fernsteuerungssysteme

40 kg


Verschiedenes und Reserven

50 kg

Rettungsturm

1.134 kg


Davon Restmasse nach Abtrennung

90 kg

MOL

Das eigentliche Kernstück war die zusammen mit der Gemini B Kapsel gestartete militärische Raumstation MOL (Manned Orbital Laboratory). Im USAF-System der Aufklärungssatelliten des Keyhole Programmes erhielt sie das Kürzel „KH-10“. Das MOL hätte einen Durchmesser von 3.05 m und eine Länge von 11.24 m gehabt. Ein Teleskop in der Raumstation hätte Aufnahmen von hoher Auflösung ermöglicht. Die manuelle Bedienung durch die Besatzung sollte eine höhere Ausbeute an brauchbaren Aufnahmen ergeben. Der Film wäre in vier Rückkehrkapseln während einer Mission zur Erde zurückgebracht worden, bevor die Besatzung das MOL verlassen hätte. Mindestens fünf Raumstationen waren geplant. MOL sollte modular aufgebaut sein; bestehend aus einem austauschbaren Experimentalteil, der bis zu 2.700 kg an Instrumenten aufnehmen sollte, einer zweiteiligen Mannschaftskabine und einem Versorgungsteil. Ursprünglich bestand MOL aus je einem Drittel Mannschaftskabine, Überwachungs- und Kontrollraum mit dem Teleskop sowie einem Ausrüstungsteil mit den Gasen, Treibstoffen und den Triebwerken. Das erste Konzept hatte in dem Ausrüstungsteil noch einen zweiten Einstiegstunnel. Ob er für ein Rettungsraumschiff oder den Besatzungsaustausch vorgesehen war, ist offen.

Im Laufe der Zeit wurde MOL immer komplexer und schwerer. Der Tunnel entfiel und die Mannschaftskabine wurde deutlich größer. Die dritte Stufe der Titan 3C sollte mit der Station verbunden bleiben und die Bahn bei Bedarf korrigieren. Auf den veröffentlichten Bildern war die Gemini Kapsel beim Start schon an MOL angebracht gewesen. Wahrscheinlich wäre jede Station von nur einer Besatzung benutzt worden. Die Startmasse stieg von 11,34 auf 14,47 t, wodurch MOL eine größere Trägerrakete gebraucht hätte, genannt „Titan 3M“. Dabei hätte es sich um eine Titan 3C mit verlängerten Boostern gehandelt, welche aus sieben anstatt fünf Segmenten bestanden. Das Konzept der Titan 3M wurde bei der Titan 4 erneut aufgegriffen.

Die Kosten des Programms steigen stetig von 1,5 bis auf 3 Milliarden Dollar. Der sich ausweitende Vietnamkrieg machte den Träumen von einer militärisch genutzten Raumstation ein Ende. Im Juni 1969 wurden die Arbeiten an der Raumstation eingestellt. Wesentliche Details des Projektes unterliegen heute noch der Geheimhaltung. Die Sowjetunion baute dagegen eine militärische genutzte Raumstation unter der Bezeichnung „Almaz“ und startete diese zusammen mit zivilen Modellen im Saljut Programm. Almaz hatte eine Gemeinsamkeit mit MOL: Die frühen Stationen waren nicht für eine Versorgung ausgelegt. Sie waren nach Verbrauch der Treibstoffe, der Nahrung und Gasvorräte nutzlos. Auch dieser Aspekt führte wahrscheinlich zur Einstellung des Programmes: Es war schlicht und einfach unökonomisch. Die Kamera DORIAN von MOL war enorm groß.  Das Teleskop hatte einen Durchmesser von 50-60 Zoll (127-152 cm). 1965 schlug der Hersteller Perkin-Elmer vor, sogar einen Primärspiegel von 70-72 Zoll Größe zu verwenden. Ein solches Teleskop kann aus einer typischen Flughöhe von 220 bis 310 km Details von 10 cm Größe auflösen (je nach Spiegel). Limitierend war vielmehr das Filmmaterial, was die praktisch erreichbare Auflösung deutlich reduzierte. Die Satelliten des Corona-Programmes erreichten mit Teleskopen von 61 cm Objektivgröße eine Bodenauflösung von 1,8 m. Hexagons Auflösung betrug 60 cm und dieser Satellit war in etwas genauso schwer und groß wie MOL.

Gedacht war an eine Arbeitsteilung: HEXAGON, der nach MOL genehmigt wurde, sollte wie CORONA und GAMBIT größere Gebiete aufnehmen, daher wurde die Auflösung begrenzt um trotz der über 90 km Film große Gebiete ablichten zu können. Die Astronauten an Bord von MOL sollten dann nur von den Zielen detaillierte Aufnahmen machen. Doch um diese zu entdecken brauchte man eben HEXAGON.

Der KH-9 Satellit bot die wesentlichen Vorteile von MOL, ohne eine bemannte und teure Raumstation zu bauen. Er arbeitete auch mit Film in vier, später sechs, Rückkehrkapseln. Die Lebensdauer war bedeutend höher als bei MOL und betrug im Durchschnitt 138 Tage, das letzte Exemplar war zwei Jahre lang aktiv. Der einzige Vorteil von MOL gegenüber dem KH-9 war, dass die Besatzung entscheiden konnte, ob es sich lohnte, ein Ziel zu fotografieren und daher die Auflösung höher war. Später wurden Fernsehkameras in die Satelliten eingebaut auf denen Beobachter in der Missionskontrolle entscheiden konnten, ob es Veränderungen am Boden gab oder Wolken gute Bilder verhinderten. Das Akronym „KH-10“ für MOL wurde niemals neu vergeben. Auf den KH-9 Satelliten folgte das Modell KH-11. Dieser hatte dann auch die Fähigkeit von MOL übernommen, sehr hochauflösende Bilder anzufertigen.

Die US Luftwaffe hatte zum Zeitpunkt der Einstellung der MOL-Entwicklung schon eigene Astronautengruppen für diese militärischen Missionen rekrutiert. Die 17 Astronauten wechselten dann teilweise zur NASA. Robert Crippen wurde erster Copilot einer Shuttle-Mission und flog dreimal ins All. Karol J. Bobko flog auf drei Shuttle Missionen ins All. Gordon C. Fullerton und Robert F. Ovenmeyer absolvierten zwei Shuttle Missionen. Don H. Peterson startete einmal auf der sechsten Space Shuttle Mission ins All. Am höchsten stieg Richard H. Truly auf. Nachdem er Copilot von STS-2 und Kommandant von STS-8 war, wurde er 1986 Direktor der Abteilung bemannte Raumfahrt und von 1989-1992 Leiter (Administrator) der NASA.

Wenige Jahre nach dem Ende des MOL Programmes machte die Erfindung des CCD die Benutzung von fotografischem Film zu einer veralteten Technik. Damit wurde eine bemannte Raumstation zu Aufklärungszwecken überflüssig.

Kurz nach der Einstellung von MOL veröffentlichte McDonnell das Ergebnis der „Big-G“ oder „Big Gemini“ Studie. Dies war das zivile Gegenstück zu MOL. Eine verlängerte und auf 3,98 m Durchmesser verbreiterte Kapsel hätte bis zu neun Astronauten zu einer Raumstation gebracht. Die Astronauten saßen in vier Reihen (2,3,2,2 Astronauten) in der Kapsel, es folgte ein Antriebsmodul und ein begehbares Frachtmodul. Ein Fluchtturm, übernommen von Apollo, war als Rettungsmöglichkeit vorgesehen. Die Landung sollte an einem Paraglider erfolgen. Dieses Raumschiff hätte eine Raumstation mit astronomisch genutzten Teleskopen versorgt. Ein zylindrisches Modul dieser Raumstation sollte 8,54 m lang und 6,58 m durchmessend sein. Die Startmasse wurde auf 18.600 kg geschätzt. Als Trägerraketen wurden die Saturn 1B, Saturn V und Titan 3M untersucht, die Saturn 1B aber verworfen. Das Konzept war somit eine Minimalanpassung des MOL Konzepts für eine große Raumstation. Modernere Systeme sollten später sogar eine Besatzung von 12 Astronauten zulassen.

MOL
Länge: 11,24 m (anfangs), später 21,90 m mit Gemini-B Kapsel
Maximaler Durchmesser: 3,05 m
Startgewicht: 11.340 kg anfangs, später 14.470 kg
Kamera DORIAN 1,52 m Durchmesser anfangs, später auf 1,78 m vergrößert
Orbit: mindestens 160 km Höhe, sonnensynchrone Umlaufbahn
Missionsdauer: 40 Tage
Nutzlast: 2.700 kg
Druckvolumen: 11,3 m³

Space Shuttle

Kurz nach dem Einstellen des MOL Projektes setzte die NASA die Space Task Group ein, die unter der Leitung des Vizepräsidenten Agnew die Richtlinien für die bemannte Raumfahrt nach Apollo erarbeiten sollte. Doch von ihren anspruchsvollen Projekten (einer Mission zum Mars, erweiterte Mondmissionen oder dem Aufbau einer Raumstation im erdnahen Orbit) fand keines richtig Zuspruch. alle waren zu teuer. Am ehesten wäre noch die Raumstation umsetzbar, für die ein Raumgleiter als Versorgungsgefährt vorgesehen war.

Die NASA suchte nach politischer Unterstützung und so begann eine Zusammenarbeit mit der Air Force. Wenn das Space Shuttle militärische Bedeutung hat, dann wäre es leichter durchzusetzen.

Dies rettete das Space Shuttle Programm doch für einen hohen Preis, denn die Air Force forderte Dinge, die das Shuttle Projekt gravierend änderten.

Der Orbiter war bisher ausgelegt gewesen für die Versorgung einer Raumstation, eventuell auch für deren Aufbau. Es war ein kleiner Gleiter in der Form mehr vergleichbar mit Dyna Soar und dem X-37B, also Stummelflügeln. Sie sollten Kontrolle in der Atmosphäre erlauben, doch es gab nicht die Forderung überall landen zu können. Einmal pro Tag würde der Gleiter in jedem Falle einen der US-Landeplätze überfliegen. Für ein ziviles Gefährt ist dies völlig ausreichend. Die Air Force verlangte eine sehr hohe Querreichweite von 1100 nmi (2000 km). Das bedeutet, der Gleiter könnte bei der Landung noch auf einem Flugplatz landen, der 2500 km östlich oder westlich des Flugpfads liegt. Diese Forderung ergab sich aus den Plänen die man schon bei Gemini B hatte: Man startet von Vandenberg in einen Orbit überfliegt die Sowjetunion, macht Aufnahmen und landet weniger als eine Erdumrundung wieder bevor die Russen auch nur die Flugbahn bestimmen können. Da sich die Erde während eines Umlaufs weiter dreht muss der Gleiter diese hohe Querreichweite haben. Der NASA Entwurf hatte nur eine von 230 nmi (426 km), Das Bild

Das ergab die erste Änderung: Die Flügel wurden sehr viel größer und schwerer.

Die bisherigen Entwürfe gingen von der Versorgung einer Raumstation aus, aber auch dem Aussetzen von Satelliten - zumindest denen die bei der NASA üblich waren. Der Nutzlastraum war je nach Entwurf daher 22 bis 30 Fuß lang (6,71 bis 9,14 m). Das war schon deutlich größer als das Volumen der Nutzlastspitze der leistungsstärksten NASA Trägerrakete der Atlas Centaur.

Doch die Air Force hatte schon die KH-9 Satelliten in der Entwicklung die einen Durchmesser von 13 m hatten und bis zu 18 m lang waren. Selbst die aktuelle Generation der GAMBIT KH-8 Satelliten war länger als die 22 Fuß die geplant waren.

Die Air Force verlangte einen größeren Nutzlastraum von 15 Fuß Durchmesser und 60 Fuß Länge. Diesmal gab es starke Widerstände seitens der NASA, denn der Gleiter würde dadurch erheblich größer, erheblich schwerer und das schlägt natürlich voll auf die Größe der unteren Stufen durch. Die NASA offerierte als Kompromiss einen Nutzlastraum von 12 Fuß Durchmesser und 40 Fuß Länge (3,66 / 12,20 m). Die Air Force argumentierte dagegen, dass dann 71 von 149 Nutzlasten zwischen 1981 und 1990 und 129 von 232 Nutzlasten zwischen 1991 und 2000 dann den Einsatz von Titan Trägerraketen nötig machen würden.

Und natürlich waren auch die Nutzlasten schwerer. Die KH-9 Satelliten wogen schon 30.000 Pfund und gelangten in einen sonnensynchronen Orbit. Die NASA plante das Shuttle zur Versorgung einer Raumstation in einer 55 Grad zum Äquator geneigten Bahn. Die Nutzlast für diesen Orbit betrug etwa 25.000 Pfund (11.340 kg), was etwa 30.000 Pfund Maximalnutzlast entsprach.

Da nun schon die Nutzlasten der Air Force 30.000 Pfund wogen und zukünftige noch größer werden würden, verlangte sie eine Nutzlast von 40.000 Pfund in den polaren Orbit (18.144 kg), das entspricht 65.000 Pfund Maximalnutzlast (29.484 kg). kurzum: Die Air Force wollte in etwa eine doppelt so große Nutzlast. Dadurch wurde die Struktur noch schwerer und die neue Nutzlast würde erheblich höhere Anforderungen an das Trägersystem stellen.

Die Air Force bekam am Schluss alles was sie wollte. Die NASA brauchte die politische Unterstützung, denn während die Planungen liefen, wurde die Raumstation gestrichen. Sie würde erst nach dem Space Shuttle entstehen. Da nun auch das Shuttleprojekt in Gefahr ist, schlussendlich war es für die Versorgung der Station ausgelegt worden, war die Unterstützung des Militärs wichtig, damit war das Projekt von nationaler Dringlichkeit.

Dies rettete den Shuttle, so bekam das Projekt als es in den Siebzigern den Kostenrahmen durch Probleme massiv sprengte Finanzspritzen, während überall sonst im NASA Haushalt gespart wurde. Die Air Force beteiligte sich aber nicht an den Kosten. Auf das System hatte es enormen Einfluss, denn die bisherigen Entwürfe basierten auf ersten Stufen mit flüssigem Treibstoff. Die F-1 und J-1 Triebwerke wurden als Antriebe erwogen. Nun war ein Space Shuttle basierend auf dieser Technologie zu teuer. Der schwere Shuttle machte riesige Stufen nötig, was schlussendlich dazu führte, dass die NASA auf das heutige Konzept mit Feststoffboostern und externem Tank und Hochdrucktriebwerken wechselte.

Die Bilder hier von frühen Shuttlekonzepten zeigen wie sehr diese Einflussnahme den Orbiter veränderte.

Das Militär und der Shuttle Einsatz

Wie immer in den USA ging die Trennung der Aufgaben weiter. So konnte der Shuttle nur niedrige Erdbahnen erreichen. Für höhere Bahnen wie der geostationäre Orbit benötigte er eine Stufe. Die NASA entwickelte die Centaur G Prime und die Air Force eine Variante davon, die Centaur G. Zusätzlich entwickelte sie noch die IUS.

Die NASA Startanlagen (39A und 39B am Cape Canaveral) ließen keine höheren Bahnneigungen als 57 Grad zu. Für die Aufklärungssatelliten der Air Force die in sonnensynchrone Umlaufbahnen führten war ein Start vom Cape aus keine Option. Die Bahnneigung war zu gering. So baute die Air Force in der Vandenberg Air Force Base, von der aus auch militärische Starts ihrer Satelliten stattfanden eine eigene Startrampe (SLC-6), dazu einen eigenen Hangar, vergleichbar dem VAB am Cape und verlängerte die Landebahn von 1.700 um 3,000 m. Die Investitionen erreichten eine Summe von 3,2 Milliarden Dollar. Die erste Mission wäre STS-62A am 19.10.1986 gewesen, als die Explosion der Challenger das komplette Konzept in Frage stellte.

Schon vorher war die US-AF nicht mit dem Space Shuttle zufrieden. Was sie wollte waren ursprünglich zwei eigene Space Shuttles, genannt Blue Shuttles, wie Blue Gemini. Sie sollten exklusiv von Vandenberg aus starten. Doch die NASA bekam nicht ihre gewünschten fünf Orbiter genehmigt und musste sich so mit der gemeinsamen Nutzung der Flotte abgeben. Am 24.1.1985 fand der erste rein militärische STS-51C Mission statt, schon vorher wurden (z.B. bei STS-4) militärische Nutzlasten mitgeführt.

Da das Shuttle sich im Einsatz verzögerte orderte die Air Force eine neue Generation der Titan, die Titan 34D, da neue Satelliten schon auf den Space Shuttle ausgelegt waren, reichte die Nutzlast der alten Titan nicht mehr. Die Atlas und Delta wurden länger in der Produktion gelassen. Vor allem aber war das Militär sehr unzufrieden mit dem öffentlichen Interesse an den Starts. Zwar galt hier dasselbe wie bei militärischen Starts: Der Starts selbst wurde bekannt gegeben, und ob er erfolgreich war, die Nutzlast blieb jedoch geheim, doch während ein Start einer Titan II kaum jemanden interessierte war eine geheime militärische Shuttle Mission Gegenstand der Hauptnachrichtensendung.

Nach dem Verlust der Challenger stieg das Militär aus dem Shuttle Programm aus. Alle Arbeiten am SLC 6 wurden eingestellt. Zusammen mit den Kosten für die Auflösung von Verträgen hatte die Luftwaffe annähernd 4 Milliarden Dollar in die Infrastruktur investiert. Eine neue Version der Titan, die Titan 4 wurde in Auftrag gegeben um die schweren Nutzlasten zu transportieren. Es erfolgten nur die Flüge, für die es keine Alternative mehr zum Space Shuttle gab. Insgesamt fanden nur neun rein militärische Missionen statt, die letzte war STS-44 am 24.11.1991. (Bild rechts: Aussetzen eines DSP Satelliten bei der letzten militärischen Mission)

Eine Folge hatte das Interesse am NASA Projekt aber: Die Bedrohung die von dem Shuttle ausging wurde von Russland als gravierend empfunden. Schließlich gab es Abbildungen die zeigten wie ein Shuttle eine Saljut Raumstation in den Nutzlastbucht hievt. Das Shuttle könnte in einem Orbit einen Satelliten einfangen, bergen und zur erde zurückkehren ohne das man davon etwas mitbekäme. Man könnte mit ihm, was noch viel wichtiger erschien sehr große und schwere Weltraumwaffen entwickeln und aussetzen.- Das führte zur Entwicklung eines russischen Systems, das dasselbe konnte - Energija und Buran.

Russland

Bisher befasste sich der Artikel nur mit den USA über die relativ viel bekannt ist, auch weil geheime Programme irgendwann einmal veröffentlicht werden. So wurden 2015 die Daten über MOL (KH-10) freigegeben. Noch relativ wenig weiß man über die Bedeutung der militärischen Raumfahrt in Russlands bemannten Programm. Was relativ sicher ist, ist das es im Saljut-Programm drei bemannte Raumstationen gab nämlich Saljut 2,3 und 5. Sie wurden als ALMAZ (Diamant) konzipiert und damit die militärische Natur nicht auffiel in der Saljut-Serie gestartet.

Unter diesem Namen wurden zwei Typen gestartet, eine zivile Variante genannt DOS (ДОС, Долговременная орбитальная станция, Dolgovremennaja orbitalnaja stancija für „Langzeit-Orbital-Station“) und eine militärische Station, genannt Almaz. Almaz war die ältere Entwicklung. Die Astronauten sollten in Almaz hochauflösende Aufnahmen der Erde anfertigen. In dieser Disziplin war Russland den USA unterlegen. Ihre Zenit Aufklärungssatelliten waren aus den Wostokkpaseln entwickelt worden. Deren Fenster limitierten die Größe des Teleskops und es war nicht möglich wie beim US-System belichteten Film in Rückkehrkapseln zur Erde zu senden, sodass Russland sehr viele Missionen startete, um die USA und ihre Verbündeten zu überwachen. Die USA hatten ein ähnliches Projekt namens MOL, stellten diese Pläne für eine bemannte Raumstation wegen der ausufernden Kosten aber 1969 ein.

Saljut 1 war eine zivile Station (DOS). Sie bestand aus zwei Zylindern dem Wohnraum für die Besatzung, in der auch die Experimente waren und einem Servicemodul einer Sojus zur Steuerung am Heck und einem Kopplungsadapter am Bug. Diese beiden Sektionen enthielten auch die Solarzellen. Das Druckmodul stammte von der Almaz. Saljut 1 wurde sehr schnell aus der Almaz entwickelt und das schon fertige Druckmodul mit der existierenden Serviceeinheit der Sojus „verheiratet“. Es ging darum zum einen Skylab zuvorzukommen, zum anderen aber auch vom gescheiterten eigenen Mondprogramm abzulenken, indem man behauptete, man hätte nie eines gehabt und stattdessen eine Raumstation entwickelt.

Saljut 1 startete am 19.4.1971 als erste Raumstation. Die erste Besatzung von Sojus 10 konnte am 22.4.1971 nicht ankoppeln, da man keine mechanische und elektrische Verbindung bekam. Daraufhin modifizierte man für Sojus 11 den Kopplungsadapter und diese Besatzung koppelte am 7.6.1971 an Saljut 1 an. Während der 23 Tage an Bord gab es einige Probleme so einen Brandgeruch an Bord, Vibrationen der Station und Verlust an elektrischer Leistung. Die Bitte der Besatzung früher heimkehren zu können, wurden abgelehnt. Als sie am 29.6.1971 abkoppelte, schloss sich ein Ventil nicht und die Luft aus der Kapsel entwich und die Besatzung erstickte – aus Platzgründen hatten die Besatzungsmitglieder nicht den vollständigen Raumanzug an, mit dem sie auch das Raumschiff verlassen konnten, sondern nur einen leichten Overall ohne Helm. Fortan führte Russland alle folgenden Flüge nur noch mit zwei Astronauten durch, da die nun zur Sicherheit bei Start und Landung angelegten Schutzanzüge so sperrig waren, dass der dritte Sitz nicht belegt werden konnte, erst die Sojus T lies wieder drei Astronauten zu. Ein weiterer Besuch der Saljut 1 erfolgte daher nicht. Sie verglühte am 11.10.1971.

Die beiden nächsten zivilen Stationen Saljut 2A und Kosmos 557 wurden nicht von Besatzungen besucht. Saljut 2A ging bei einem Fehlstart am 29.7.1972 verloren. Die dritte Station wurde am 22.5.1973 gestartet, war jedoch nach Erreichen des Orbits nicht kontrollierbar und verglühte nach 11 Tagen. Sie erhielt die Tarnbezeichnung „Kosmos 557“.

Zwischenzeitlich wurde am 3.4.1973 die erste Almaz Station gestartet. Almaz unterschied sich vor allem in der Steuersektion und dem Kopplungsadapter von DOS. Almaz Adapter war für das zu entwickelnde Raumschiff TKS ausgelegt. Die Druckhülle war identisch zur zivilen DOS. Die erste Almaz bekam die Bezeichnung Saljut 2. Die dritte Stufe, der Proton die ebenfalls in die Umlaufbahn gelangte explodierte nach drei Tagen und ein Bruchstück beschädigte eine Treibstoffleitung, die nach 13 Tagen zur Explosion und dem Druckverlust an Bord führten. Die Station wurde aufgegeben ohne das Sie von einer Besatzung besucht worden wäre.

Saljut 3, die zweite Almaz startete am 25.4.1974. Die Besatzung von Sojus 14 hielt sich 15 Tage an Bord auf. Sojus 15 konnte nicht ankoppeln. Inzwischen hatte man die Almaz auf die Sojus umgerüstet, da das TKS-Raumschiff weiter hinter dem Zeitplan zurücklag. Die Besatzung konnte ihr Beobachtungsprogramm durchführen und auch die erstmals an Bord befindliche Kanone wurde erfolgreich erprobt. In Russland meinte man, sich vor feindlichen Raumschiffen schützen zu müssen. Später arbeitete die Station unbemannt weiter und eine Rückkehrkapsel mit Film wurde kurz vor dem Verglühen abgesetzt. Zentrales Instrument war ein Teleskop, das auf ein Ziel ausgerichtet werden konnte und diesem folgte, auch wenn sich die Station weiter bewegte – in diesem Falle wurde die ganze Station gedreht.

Saljut 4, die zweite nutzbare zivile Station wurde am 26.12.1975 gestartet. Drei größere Solarpaneele um den Druckkörper lieferten bei dieser Station mehr Strom. Zwei Besatzungen (Sojus 17 und 18 hielten sich 29 und 63 Tage an Bord auf – setzten also neue russische Rekorde. Danach wurde ein unbemanntes Sojus Raumschiff gestartet. Mit Sojus 20 erprobte man, wie lange man eine Raumstation nutzen konnte.

Saljut 5 war die letzte militärische Station, da man nun auch in der Sowjetunion das Kosten-/Nutzenverhältnis für nicht gegeben ansah. Von den drei Besatzungen verbrachten zwei (Sojus 21 und 24) 48 bzw. 17 Tage an Bord. Sojus 23 hatte erneut Probleme, anzukoppeln. Lediglich von ihr gibt es einige Details. So verfügte die Raumstation über eine Kanone um sich gegen "Gegner" zu wehren. Sie verfügte über eine  Shchit-1 23 mmSchnellfeuerkKanone, die auch auf sowjetischen Abfangjägern eingesetzt wurde. Ob die Kanone an Bord war ist heute umstritten. Sie ist auf Fotografien nicht zu sehen, die Besatzung hat die Nutzung der Waffe aber trainiert.

Hauptinstrument war ein Teleskop Agat-1, das eine Brennweite von 6,4 m und einen Durchmesser von fast 1 m hat. Aus einer mittleren Höhe von 250 km hat eine solche Optik eine theoretische Auflösung von 15 cm. Westliche Experten halten eine Auflösung von 50 cm erreichbar. Sie wird durch die Bewegungsunschärfe und Auflösung des Filmmaterials begrenzt. Zur Kompensation der Bewegung drehte sich die Station wenn die Besatzung in einem Visir ein Ziel ausmachte und mit einem Knopf dann den Ausschnitt festlegte. Das Teleskop soll auf allen ALMAZ Stationen eingesetzt worden sein, doch lediglich bei OPS-3, Saljut 5 entsprechende Aufnahmen der Erwartungen.  Trotzdem kam man zu dem Urteil das sich der aufwand nicht lohnte, so ging bei der zweiten Besatzung z.B. der Kurskorrekturtreibstoff aus und die Mission wurde vorzeitig beendet. Zwei verbliebene Exemplare wurden umgerüstet und unbekannt 1991 und 1992 gestartet. Von diesen Missionen kennt man auch die Auflösung: sie betrug nur4,5 bis 6 m.

Russland führte nun beide Programme zusammen und startete mit Saljut 6 eine Mischung von Almaz und Saljut. Saljut 6 hatte zwei Kopplungsadapter – einen am Bug und einen am Heck. Damit war neben einer Sojus auch die Ankopplung eines Progress-Versorgers möglich. Diese Station war von 1977 bis 1981 in Betrieb also über vier Jahre. 16 Besatzungen, davon fünf Langzeitcrews hielten sich bis zu 107 Tage an Bord der Station auf. Dies ermöglichten 12 Progresstransporter. Nach der letzten Mission koppelte ein Prototyp des nun endlich einsatzfähigen TKS-Raumschiffs zum Test an. Propagandistisch nutzte Russland die Kurzzeitmissionen, um Kosmonauten aus sozialistischen Bruderländer zur Station zu bringen: Die NASA hatte angekündigt, Astronauten anderer Länder zu transportieren. Damit kam man diesem Vorhaben zuvor.

Saljut 7 war baugleich zu Saljut 6. Sie wurde als Back-up gebaut, und nachdem Saljut 6 in die Jahre gekommen war, gestartet, da Mir als Nachfolge noch nicht fertiggestellt war. Nach einem Jahr wurde die Station durch ein TKS-Raumschiff erweitert, der in der Rückkehrkapsel 350 kg Material zur Erde brachte. 1985 folgte ein zweites TKS-Raumschiff ohne Rückkehrkapsel, dafür mit Erdbeobachtungsinstrumenten. Saljut 7 wurde während ihrer drei Betriebsjahre von 10 Besatzungen, davon fünf Langzeitbesatzungen bewohnt. Russland setzte nun den neuen Sojustyp T ein, der durch eine umgebaute Kabine wieder drei Personen als Besatzung zuließ. Der Rekord für den Aufenthalt im All stieg nun auf 236 Tage an. An Bord von Saljut 7 löste die Besatzung auch erstmals zahlreiche technische Probleme. Obwohl es weniger Besatzungen gab, verbrachten diese noch mehr Zeit auf der Station als in den 5 Jahren die Saljut 6 aktiv war.

Das TKS-Raumschiff wurde zwar niemals bemannt eingesetzt, doch sein Druckmodul wurde Basis für den FGB, den Funktionellen Cargo Block, dem zentralen Element der Mir. Auch wenn es keine militärischen Stationen mehr gab so wurden doch zahlreiche militärische Experimente an Bord der Saljut 6 und 7 eingesetzt. Bekannt ist z. B die Multispektralkamera MFK-6M die auf Saljut 6 und7 eingesetzt wurde. Sie konnte bei einer Auflösung von 10-20 m Gebiete mit 155 x 220 km Kantenlänge in sechs Spektralbändern erfassen. Neben der Nutzung für Geologie und Landwirtschaft kann man eine solche Kamera sehr gut nutzen um größere Gebiete auf Veränderungen zu untersuchen, da in jedem Spektralband andere Details besonders hervortreten. Im infraroten z.B. alles was Wärme abstrahlt.

Referenzen

Transonic aerodynamic characteristics of the Dyna-Soar glider and Titan 3 launch vehicle configuration with various fin arrangements

Gemini Spacecraft Study for MORL Ferry Missions: Untersuchungen des Einsatzes von Gemini-B für das MOL.

The Space Shuttle Decision NASA's Search for a Reusable Space Vehicle http://history.nasa.gov/SP-4221/sp4221.htm

Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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