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Warum ist das Traumschiff so erfolgreich?

Seit 1981 gibt es das Traumschiff. Also seit über 30 Jahre. Fast alles was so alt ist, ist inzwischen in der TV-Versenkung verschwunden. Oder es kämpft mit ziemlichen Problemen wie Wetten Dass nach dem Weggang von Gottschalk. Das Traumschiff ist dahingehend eine Ausnahme, dass nicht nur das Sendeformat unverändert ist, sondern es sogar einen erfolgreichen Ableger - Kreuzfahrt ins Glück gibt. Zeit also das Format genauer zu beleuchten.

Nun der Plot ist immer dasselbe. Es sind drei Geschichten um meist je zwei Menschen. Eines ist immer ein Liebespaar. Andere haben ein Geheimnis, das sich während der Reise aufklärt, sind z.B. miteinander verwandt und wissen es nicht. das dritte Paar ist dann meist für die Action-Elemente verantwortlich. Bleibt in der Wüste verschollen, wird überfallen etc. Das ganze wird garniert durch eine Kreuzfahrt in ferne Länder mit schönen Drehs. Egal an welchen Touristenmagnet die Besucher kommen, er ist nie überlaufen und die Strände sind auch ganz leer. Vor allem entsprechen die Schauspieler so gar nicht dem typischen Kreuzfahrtpublikum. Während Kreuzfahrten vor allem bei Älteren (so ab dem Rentneralter beliebt sind, wie man auch bei den Gästen sieht die im Hintergrund mit auf dem Bild sind - denn die Statisten sind natürlich normale Urlauber) ist mindestens ein junges Pärchen dabei, oft sogar zwei. Kinder sind wegen des Niedlichkeitsfaktors auch beleiebt - Hand aufs Herz: Welche Familie kann es sich Leisten eine Kreuzfahrt zu machen und wie schnell wird Kindern auf einem Schiff langweillig?

Okay, ein paar Dinge, kann sich jeder erklären. es gibt die Sehnsucht nach fernen Ländern die auch andere Formate bedienen. Aber in Zeiten, wo jeder eine Kreuzfahrt im indischen Ozean machen kann, mehr und mehr Leute ans andere Ende der Welt z. B. nach Australien oder zu den Seychellen reisen und die ersten schon Suborbitalflüge gebucht haben, kann man damit die Beliebtheit nicht erklären. Reisen ist viel erschwinglicher geworden seit die Serie anfing und entsprechend reisen die Deutschen auch immer weiter. Damit scheidet nur die Sehnsucht andere Gestade zu sehen als einziger Erfolgsgrund aus. Aber es ist sicher mit ein Grund für den Erfolg, denn keine der Traumschifffolgen spielte dort wo man ohne größere Probleme und preiswert hinkommen kann. So fuhr das Traumschiff nie ins Mittelmeer, besuchte nie Spanien, Italien, Frankreich, England, Griechenland oder Ägypten. Das nächste Reiseziel war Marokko.

Bleiben die Liebesgeschichten. Okay, damit hat man schon mal einen Großteil des weiblichen Publikums vor dem Fernseher. Doch auch das ist schon lange nicht mehr exklusives Terrain vom Traumschiff.- Jeden Sonntag läuft im ZDF eine Geschichte von Ute Danella, Katja Fjord oder Rosamunde Pilcher (oder wie die Autorinnen auch alle heißen). Das Traumschiff tritt aber nicht nur zur Hauptsendezeit sondern an Weihnachten und am 1. Januar an, da gibt es viel Konkurrenz durch Blockbuster in den Privaten und ziemlich viele Weihnachtsromanzen wie z.B. "Tatsächlich Liebe" (ebenfalls mit mehreren Geschichten die verbunden sind und als Gemeinsamkeit haben, dass sie zur Weihnachtszeit spielen) sind dann auch zu sehen. Vor allem kommt der Ableger "Kreuzfahrt ins Glück", bei dem es dann um die Hochzeit auf hoher See kommt gleich im Anschluss. Es muss schon viel Faszination da sein, wenn man die Zuschauer so lange vor dem Bildschirm bei einem fast identischen Programm fesseln kann. Selbst wenn jahre alte Folgen während des Jahres wiederholt werden - man schaut sie nochmal an obwohl ich einige mindestens dreimal gesehen habe.

So ist das Traumschiff ist erfolgreich, muss es auch sein, denn der Drehort auf dem Kreuzfahrtschiff und im Ausland macht das Format bestimmt nicht billig. Ich denke aber die Rederei gibt einen Rabatt weil der Name des Schiffs (seit etlichen Jahren die Deutschland) ja genügend oft auftaucht und so jeder weiß wie toll es an Bord ist. Bei 60% Anteil der Handlung an Bord sind das bei 90 Minuten rund 50 Minuten kostenlose Werbung.

 Ich beneide ehrlich gesagt die Schauspieler, für ein paar Szenen dürfen sie umsonst einige Wochen Kreuzfahrt mitmachen. Noch besser hat es die Crew hinter der Kamera die ja bei jedem Dreh dabei ist. So wundert es nicht, dass etliche Schauspieler mehrere Male, (bis zu sechs mal) in einer Episode zu sehen waren. Bis auf die Antarktis wurde jede Kontinent besucht. Das ganze ist eigentlich nur beschränkt, dass man nur die Küstenregionen besuchen kann. Also eine Folge über Moskau oder Peking wird es nie geben. Doch wenn das Produzententeam schlau ist, kombiniert es die Kreuzfahrt auf den Meeren mit einer Flusskreuzfahrt und kann so die Zahl der Ziele (fast diese mal ausgehen) erweitern. Ich vermute das Reisen spielt bei Produzenten und Schauspielern eine rolle, denn das Traumschiff war noch nie in einer Gegend wo es kalt ist, das muss nicht mal die Antarktis sein, es gibt ja auch Nordmeerkreuzfahrten - keines dieser Ziele wurde je angesteuert.

Meine Theorie für den Erfolg: es ist zum einen die Gewohnheit, es läuft schließlich nur zweimal im Jahr kurz hintereinander und gehört so irgendwie zur Weihnachtszeit hinzu und das zweite: es ist absolut berechenbar. Ich weiß bei jeder Traumschifffolge nach 5 Minuten genau was die Handlung ist, auch weil (siehe oben) das Inhaltsschema so fest ist. 


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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