Bernd Leitenbergers Blog

Moonhoaxer und Konsorten

Ich habe heute einen Artikel über die Strahlungsbelastung von Satelliten fertiggestellt und bin beim Recherchieren auch darüber gestolpert, dass man sich in der Wikipedia damit befasst, dass die Moonhoaxer, also Personen die glauben das gesamte Apolloprogramm wäre ein Scherz (Hoax) und niemand wäre wirklich auf dem Mond gelandet behaupten, die Passage durch den Van Allen gürtel hätte die Astronauten töten müssen. In Wirklichkeit bekamen die Apollo Astronauten eine Dosis von 6.1 mS ab, etwa 1/60 dessen was man nach der deutschen Strahlenschutzverordnung während der beruflichen Laufbahn aufnehmen sollte, oder so viel wie eine Besatzung in 10 km Höhe in 3 Monaten Flug abbekommt.

Das erinnert mich erneut an meine Korrespondenz mit derartigen Anhängern und deren Auftreten im Fernsehen. Meine persönlichen Erfahrungen ist dass man meistens persönlich beleidigt wird, von manchen schon bei der ersten Mail. Das zweite ist, dass sie offensichtlich im Besitz der absoluten Wahrheit sind. Es ist erstaunlich das Menschen die fachlich keinerlei Wissen vorweisen können ein derartige Selbstüberschätzung an den Tag legen können. Aber vielleicht geht es nur in der Kombination, denn vorhandenes wissen hätte zu Nachdenken geführt.

Zurück zum Moonhoax. Es gibt tatsächlich einige Fragestellungen für die ist Detailwissen der Apollomissionen oder auch ein Wissen nötig, das man nicht in der Schule vermittelt bekommt. Beispielsweise, warum ein Raketentriebwerk bei der Landung keinen Krater verursacht. Die Erklärung ist einfach, wenn man von Raketentechnik eine Ahnung hat: Die Abgase verteilen sich im Vakuum schlicht und einfach sofort. Auf der erde prallen sie auf Luft und übertragen so die Energie. Auf dem Mond reicht es nur dazu staub in nächster Bodennähe aufzuwirbeln.

Viele Behauptungen der Moon Hoaxer sind aber so einfach zu wiederlegen, dass man dazu kein Spezialwissen braucht. Wenn zum Beispiel behauptet wird, man hätte auf den Fotos vom Mond Sterne sehen müssen, dann muss man um dies widerlegen zu können keinerlei Wissen über den Mond oder die Kamera besitzen. Es reicht völlig auf der erde in einer nachts gut beleuchteten Stadt ein Foto zu machen und dann nach den Sternen darauf zu suchen – Obwohl die Stadt sicher dunkler sein wird als der Mond (wenn die Astronauten landeten herrschte dort Vormittag) wird man keine finden, weil kein film der Erde den Kontrastumfang hat um Sterne bei hellem Vordergrund abzubilden.

auch der Van Allen Gürtel kann nicht tödlich für Astronauten sein. Wenn er es wäre, dann würden auch Satelliten bald ausfallen wenn sie ihn durchqueren. Natürlich ist die Elektronik von Satelliten robuster als der menschliche Körper, aber die Abschirmung ist auch geringer als in der Apollokapsel mit einer massiven Außenhülle und es handelt sich ja nicht um eine Passage sondern viele über Jahre hinweg. Hipparcos hat in 5 Jahren den Van Allen Gürtel über 9000 mal passiert. Man muss doch eigentlich mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, wenn man das Postulat aufstellt Menschen würden bei der Passage sterben, aber vollständig ignoriert, das z.B.. seit Jahrzehnten die GPS Navigationssatelliten in Orbits kreisen die nahe dem Intensitätsmaximums des äußeren Van Allen Gürtels liegen. Das man sich mit vielen dieser Behauptungen bei allen die etwas mehr denken entsetzlich blamiert scheint vielen Hoaxern egal zu sein.

Natürlich kann nicht alles wissen, aber ich denke es gibt einen Unterschied zwischen Mutmaßungen und Überlegungen die man begründen kann und die vielleicht trotzdem falsch sind. Dazu mal ein aktuelles Beispiel. Ich bekam vor einigen tagen eine Mail wo man mich fragte warum auf einem Startfoto einer Proton ein verlöschendes Triebwerk zu sehen ist, obwohl der Start erfolgreich war.

Die Frage die der Fragesteller hatte war: Sind die Außentanks untereinander verbunden oder nicht? Nun ich schaute in meinen Unterlagen nach und fand nichts darüber. Auch im neuesten Mission Planers Guide von ILS Launch findet man nichts darüber. Für eine Zuordnung der Tanks pro Triebwerk spricht aber neben der einfachen Konstruktion (das Verteilen von Treibstoff aus 6 Tanks in 6 Triebwerke ist nicht gerade einfach und die Gefahr das dadurch POGO Effekte übertragen werden ist groß) zeigt die einzige Schnittzeichnung die ich von der Proton habe nur eine Leitung pro Tank und die Bilder vom Heck der ersten Stufe zeigen ebenfalls abgeschirmte Leitungen pro Tank.

Fragt sich warum das Triebwerk aus ging? Vielleicht ist es ein Ausrutscher, der aufgefangen erden konnte weil die Rakete noch Reserven hatte? Doch dann wäre dies beim Start angemerkt worden. Wenn man aber Startphotos der Proton ansieht entdeckt man immer mehr Fotos bei denen man einen Braunen Schweif unter einem Triebwerk sieht. so bin ich durch Nachdenken zu dieser Erklärung gekommen. Die Proton arbeitet – das ist gesicherte Tatsache – mit einem Hauptstromverfahren, bei dem das Stickstofftetroxid mit einem Teil des Hydrazins in einem Vorbrenner verbrannt wird. Der Rest des Hydrazins wird dann in der Brennkammer zugesetzt. Die braune Fahne ist ungebranntes Stickstofftetroxid, diese besitzt braune Farbe (das weiß der Autor noch aus seinem Chemiestudium). Also liegt in diesem Triebwerk eine unvollständige Verbrennung vor. Es läuft aber noch mit reduzierter Leistung wie das Foto zeigt. Warum verzichtet man aber auf Triebwerksleistung und riskiert wertvollen Treibstoff ungenützt in den Tanks zurückzulassen ? Nun weil eine Rakete zur Seite rollen muss und die Proton hat weder schwenkbare Triebwerke noch Steuerdüsen wie die Sojus oder in den oberen Stufen. Wie also will man es bewerkstelligen? Ganz einfach indem man den Schub eines Triebwerks herunterfährt, dadurch neigt sich die Rakete zur Seite. Jede Rakete muss nach dem Start aber eine langsame 90 Grad rolle machen, weil sie vertikal startet und horizontal, parallel zur Erdoberfläche beschleunigen muss.

Dazu passen die Meldungen, das Protonstarts durch Resttreibstoff schon in der Vergangenheit größere Gebiete verseucht haben. Man fragt sich, warum man nicht den Treibstoff effizient ausnutzt – nun bei dieser Methode bleiben in dem einen Tank zwangsweise Reste übrig. Weiterhin ist der giftige Teil der Treibstoffmischung das Hydrazin. Alles in allem ist das eine gute Erklärung. Natürlich kann sie völlig falsch sein, aber ich denke der Unterschied zu einer Behauptung eines Moon Hoaxers liegt darin, dass:

Ich denke das ist eine Vorgehensweise die man vieleicht nicht wissenschaftlich, aber zumindest überlegt nennen könnte. Ich denke eine solche Vorgehensweise unterscheidet eine Spekulation von einer Hypothese. Eine Spinnerei von einem einer Möglichkeit die wahr sein könnte. Als Nebeneffekt konnte ich mich aber weiter über die Proton informieren und den Artikel ergänzen um die Optimierungen die man durchführte um die Nutzlast auf 6.3 t für einen GTO Orbit anzuheben. So gesehen habe ich etwas dazu gelernt, selbst wenn ich mich geirrt haben sollte,

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