Was höre ich da heute in „nano“: Das Columbus Labor ist zu groß und zu schwer um mit einer Trägerrakete ins all befördert zu werden. Die ESA zittert, ob der Start morgen Abend mit der Atlantis klappt. nun ja vielleicht zittert die ESA, aber der Rest stimmt garantiert nicht. Die Fakten:
- Columbus wiegt 12275 kg beim Start. 2 Racks sind schon eingebaut, dazu zwei externe Anschlüsse.8 weitere Racks mit maximal 998 kg Masse werden noch vollen. Die maximale Masse im Orbit beträgt 21000 kg. Der Durchmesser beträgt 4.477 m und die Länge 6.871 m, mit dem Adapter zum Space Shuttle 7.5 m.
- Das Space Shuttle kann maximal 18.3 m lange Nutzlasten von maximal 4.60 m Durchmesser im Laderaum aufnehmen. Die maximale Nutzlast beträgt für den ISS Orbit 18200 kg.
Natürlich kann das Space Shuttle mit diesen Leistungsdaten Columbus starten – es wiegt nur 2/3 der maximalen Nutzlast und nimmt nur die Hälfte des Nutzlastraumes ein. (Ursprünglich war Columbus auch doppelt so groß geplant, doch Einsparungen 1994 führten zur Reduktion derModullänge auf die Hälfte). Doch nun kommt die unbequeme Wahrheit: Es gibt mindestens vier Trägersysteme welche das Columbus Labor starten könnten: Die Atlas V, die Delta IV Heavy, die H-2A und die Ariane 5. Sie alle haben Nutzlastverkleidungen von mindestens 5 Durchmesser und der geforderten Länge. Im Gegenteil: Ariane 5 und andere Träger bieten Nutzlastverkleidungen an, die weitaus mehr Volumen zur Verfügung stellen, als das Space Shuttle. Die Nutzlast dieser Träger ist auch hoch genug um das Columbus Labor zu transportieren. Delta IV Heavy und Ariane 5 liefern sogar deutliche mehr Nutzlast zur ISS als das Space Shuttle.
- Das europäische ATV wiegt z.B. 20.75 t, ist 9.794 m lang und hat einen Durchmesser von 4.484 m – Alle Parameter übertreffen die von Columbus. Warum wartet man also jahrelang auf den Start mit dem Space Shuttle (Columbus sollte ursprünglich schon 2002/3 starten, das Modul wurde am 15.7.2000 der ESA übergeben). Anstatt es selbst zu starten?
- Nun zum einen weil sich die Amis dazu vertraglich verpflichtet haben – Und warum sollte man sie aus ihren vertraglichen Verpflichtungen entlassen?
- Zum zweiten gab es bis zur Installation der Solararrays bei der vorletzten Mission nicht genug Strom an Bord der ISS um es zu betreiben
- Den Wohnraum für die nötige größere Besatzung brachte die letzte ISS Mission mit dem Modul Harmony. Es erweiterte die Raumstation auch soweit, dass die anderen Labormodule (Columbus, Kibo, PMA-2) überhaupt installiert werden können. An Harmony wird Columbus angedockt.
- Das Space Shuttle kümmert sich um alles bei Columbus: Es transportiert das Modul zur ISS, dockt es mit dem Arm an, versorgt es mit Strom solange bis es angedockt ist. Diese Systeme hätte man sonst selbst entwickeln und installieren müssen.
Die ESA kann es – das zeigt der ATV. Er hat ein automatisches Koppelsystem, eine eigene Stromversorgung mit Solarpanels und eigene Triebwerke. Man hätte durchaus Columbus auch so konstruieren können, das es die ISS selbst anfliegt und andockt, so wie es die russischen Module machen die mit der Proton gestartet werden. Doch die Shuttle Lösung sparte Geld und deswegen blieb man bei ihr. Das es um die Beziehungen zur NASA nicht gut bestellt ist, beweist nicht zuletzt der ATV. Der erste ATV namens „Jules Verne“ ist seit fast 3 Jahren fertig gestellt: Es wurde am 20.7.2004 an die ESA übergeben. Gestartet werden sollte es im Februar dieses Jahres, doch genauso wie der Start von Columbus nach und nach sich verschob sich auch der Start des ATV – Arianespace konnte die Ariane 5 GS die man dafür nutzen wollte für den Satellitentransport nutzen und wird damit in diesem Monat zwei Kommunikationssatelliten starten. Es ist eines klar: Die ESA sagt damit unmissverständlich: „Erst startet ihr mal das Columbus Labor und kommt eurer Verpflichtung nach. Dann kommen wir unserer Verpflichtung nach und versorgen die ISS mit dem ATV“. Warum auch nicht, Wortbrüchigkeiten seitens der NASA ist die ESA ja gewöhnt….