Bernd Leitenbergers Blog

Von der Zuverlässigkeit von Quellen

Die Kommentare von Max zum Blog "Die wichtigen Fragen stellen" haben mich mal bewogen was zu der Zuverlässigkeit von Quellen zu sagen. Der in beiden Fällen zitierte Zubrin ist ja in Raumfahrtkreisen kein Unbekannter. Er hat vor etwa 15 Jahren einen "Mars-Direct Plan" entworfen, der einen interessanten Ansatzpunkt beinhaltete (Die Treibstoffgewinnung auf dem Mars), aber auch Dinge die so nicht machbar sind, wie z.B. die ganze Reise in einem Raumschiff durchzuführen (egal ob interplanetare Mission oder Mars Oberflächenmission oder Landung). Später hat er dann noch eins drauf gelegt und diesen Plan zur Terraformierung veröffentlicht, und die Mars Society gegründet, von der ich auch Post bekommen habe, weil eine realistische Sicht der Dinge nicht ihren Paradigmen entspricht. Mein Eindruck von den Gesprächspartnern war kein guter, ich habe elementare Kenntnisse in der Naturwissenschaft und Technik vermisst.

Mein persönlicher Eindruck von Zubrin ist, der, dass er eine bestimmte Vorstellung hat wie etwas gehen sollte und basierend auf Fakten sich dann eine Hypothese überlegt die zu seinen Vorstellungen passt. Zumindest bei seinem Marsplan hat dies ja die NASA gemacht. Das Problem war nicht die Konzeption (die in einem wesentlichen Punkt in "semi-direct" also nicht direkter Landung geändert werden musste, sondern die irrealen Kostenansätze. Basierend auf den heutigen Kosten pro Kilogramm wären alleine die Startkosten mit entwickelten Trägerraketen höher als die Gesamtkosten die Zubrin ansetzt. (Damalige Berechnung rund 8 ;Milliarden Dollar für eine Marslandung – 800t in eine Erdumlaufbahn transportiert kosten heute genauso viel).

Was ist nun zu der Angabe zu sagen? Also ich schaue mir erst mal an wo es publiziert wurde – Die Webadresse ist "http://www.users.globalnet.co.uk/~mfogg/zubrin.htm" – Das sieht irgendwie nicht nach oder nach www.nnature.com oder www.nasa.gov aus. Das Seitenlayout ist nicht professionell gemacht. Das spricht schon mal nicht für eine professionelle Veröffentlichung. Dann könnte man sich mal die Links unten anschauen – keiner ist jünger als von 1993. Die Marsforschung von MGS, Pathfinder, Mars Express, Odyssey, MRO, MER und Phoenix kann also nicht mit einfließen.

Liest man genauer nach, so sieht man dasselbe Muster wie beim Mars direct Plan: Man fange mit Tatsachen an und vermische diese dann mit eigenen Annahmen die einem ins Konzept passen. In diesem Falle enormen Kohlendioxid Reservoirs die man leicht freisetzen kann. Dann noch ein paar optimistische Annehmen wie dies geschehen kann und zack ist das Ergebnis so wie man es haben will.

So, dann sollte man sich aber auch die Mühe machen die Formeln zu benutzen. Formel 1 ist das Modell des Treibhauseffektes anhand von Kohlendioxid. Nimmt man diese Formel, so braucht man um die Temperatur auf der Erde zu erreichen einen Druck von rund 3.5 Bar Kohlendioxid.(T=288 K). Das sind deutlich andere Daten – klar, dass Papier geht auch nur von so niedrigen Temperaturen aus, damit Mikroorganismen gerade noch existieren können – doch dann kann auch der Mensch nicht auf dem Mars leben (zumal dieser Sauerstoff braucht – Den können zwar Pflanzen produzieren, aber dann verbrauchen sie auch Kohlendioxid. Was dabei gerne vergessen wird: Damit die Temperatur bleibt, wird permanent eine größere Menge Kohlendioxid auf dem Mars in der Atmosphäre vorhanden sein müssen. Auf der erde bewirken 5 % CO2 Kopfschmerzen und 8 % sind tödlich. Das entspricht (wenn man 5 % als maximale Grenze nimmt) einem tolerierbaren Partialdruck von 50 mb, oder

Das nächste sind Annahmen: Annahmen über riesige unterirdische Kohlendioxidvorkommen und wie diese einfach durch eine Temperaturerhöhung von 4 Grad freigesetzt werden könnten. Nun dagegen ist einiges zu sagen. Zum einen schwankt die Temperatur des Marses schon heute um mehr als 4 Grad, bedingt durch die elliptische Umlaufbahn. So müsste der Effekt heute schon beobachtbar sein, er ist aber nicht beobachtbar. Im Gegensatz: Im sonnenfernsten Punkt fällt selbst das Kohlendioxid aus der Atmosphäre aus und die globalen Bodendrücke sinken, weil sich am Südpol eine Kohlendioxidkappe ausbildet.

Das zweite ist, dass nach Modellierungen die Marsbahn und Rotationsachse höchst instabil ist und es in der Vergangenheit schon Perioden gab in denen es global wärmer war. Aufnahmen der Marssatelliten zeigten Spuren von flüssigem Wasser die nur Tausende von Jahren oder wenige Millionen Jahre alt sind, also vor kurzer Zeit war es deutlich wärmer auf dem Mars (bedingt durch die Schwankungen er Umlaufbahn und Rotationsachse). Trotzdem hat dies offensichtlich nicht eine Freisetzung von Kohlendioxid ausgelöst Warum? Weil es keines zum Freisetzen gibt und es nicht über geologische Zeiträume stabil in der Atmosphäre verbleiben kann.

Doch das alles kann man auch einfacher haben. Man kann sich die Quelle anschauen: Aufmachung und Webadresse geben wie ich schon gesagt habe einen Hinweis. Das nächste wäre zu schauen wie alt sie ist. Der Aufsatz muss so von 1993/4 sein, denn es findet sich keine neuere Quelle darin. Das ist bei den vielen Erkenntnissen über den Mars die in den letzten 2 Jahrzehnten gewonnen wurden schon Mittelalter. Wer Google Schoolar nach Zitaten für dieses Dokument aufruft wird 17 finden – 3 davon von den Autoren selbst. Der erste Link, der angegeben wurde, ist dagegen 70 mal zitiert worden. Weiterhin scheinen alle Zitate die Arbeit nur Liste was bisher zu diesem Thema zu zitieren, keiner hat offensichtlich an dem Thema weitergearbeitet und dies obwohl CP MCKay, einer der Autoren dieses Thema seit 1982 immer wieder beharkt hat.

Es ist recht einfach heute solche Überprüfungen zu machen. Man sollte sich die Mühe auch machen. Ach ja noch was zum Abschrecken: Ich fand es kürzlich auf meinem MP3 Player und war erstaunt, das dieses Lied es in die Hitparade geschafft hat: Die wohl schlechteste Beatles-Cover Version:


Zum Vergleich das Original

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