Vor ein paar Wochen kam zur Klimakonferenz in Kopenhagen ein „Auslandsjournal Extra“ wo der Reporter aufdeckte dass man mit einfachsten Mitteln die Klimarelevenaten Ausstöße um rund 20 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr senken kann, was angeblich das Kopenhagen Ziel wäre. Eine Reihe von Ideen sind gut aber ich bezweifele, dass sie in der summe das 20 Gt Ziel erreichen.
Die Hauptmaßnahme, dass muss man sich auf der Zunge zergehen lassen ist es die Dächer weiß zu streichen. Beispiel – und deswegen kam man wohl auf die Schnapsidee – war Los Angeles. Da kommen tatsächlich große Reduktionen raus. Das liegt schlicht und einfach an der „Air Condition“. Ich habe einen E-Mail Kontakt in den USA, er lebt alleine und hat einen Stromverbrauch von 11.100 kWh – den größten Teil davon im Sommer dank Air Condition. Wir haben in zwei Etagen zusammen einen von 3.500 kWh, also ein Drittel. Klar ist, dass wenn die Häuer sich weniger aufheizen braucht man weniger Air Condition. Klar ist auch dass reflektierte Strahlung eine geringere Erwärmung bringt – schlussendlich ist eines der ungelösten Rätsel bei der Klimaerwärmung, wie dies die Wolkenbildung beeinflusst – mehr helle Wolken bedeuten höhere Abkühlung durch Reflexion des Lichts, weniger Wolken oder dunkle Wolken absorbieren dagegen Strahlung.
Nur: ob es so viele Häuser gibt, dass dieser Effekt (ohne Air Condition die es ja praktisch nur in den USA in größerem Maße gibt) uns vor einem Großteil der Klimaemissionen bringt. Ich wage das zu bezweifeln. Vor allem wäre es ja dann eine preiswerte Möglichkeit für Staaten – sie müssten nur alle Straßen weiß streichen, die durch den Asphalt ja eine ziemlich niedrige Albedo haben – um ihre Klimaziele zu erfüllen.
Das zweite war der vegetarische Tag. Die Logik dahinter: Rinder produzieren als Wiederkäuer viel Methan und Methan ist ein viel stärkeres klimawirksames Gas als Kohlendioxid. Das klingt auch auf den ersten Tag logisch. Nur: wenn ich von meinem persönlichen Konsumverhalten ausgehe, dann kommt recht wenig Rindfleisch auf den Tisch. Die Wurst wird aus Schweinefleisch hergestellt und es gibt mehr Schweinehals und Schnitzel als Rindersteaks. Andere Verbraucher bevorzugen Geflügel. Ich nehme aber viele Milchprodukte zu mir: Milch, Quark, Käse, Jogurt, Butter, Sahne. Man findet diese auch verarbeiteten Lebensmitteln als Milchtrockenpulver oder ähnliches. Wie ein Besuch beim statistischen Bundesamt zeigt, habe ich mich da aber geirrt: Tatsächlich sind von den 12,6 Millionen Rindern die es 2006 in Deutschland gab nur 4,1 Millionen Kühe. Eine erschreckende Zahl. 82 Millionen Bundesbürger verspeisen also rund 8 Millionen Rinder – jeder ein Zehntel Rind pro Jahr und das ist bei rund 500 kg Lebendgewicht nicht wenig.
Trotzdem, wenn man Methan reduzieren will, dann wäre es sinnvoller nicht generell einen vegetarischen Tag einzuführen sondern gezielt Rindfleisch aber auch Milchprodukte und vor allem Reis zu meiden. Reis wird in Asien vorwiegend in überfluteten Feldern angebaut. Das Verfahren verspricht höhere Ernten als die zweite Methode mit normalem Anbau ohne Überflutung. Würde man eine größere Menge der Anbaufläche umstellen, dann würden die Methanemission auch sinken, denn das sind praktisch sümpfe, bei denen durch anaerobe Gärungsprozesse Methan entstehen.
Der Rest der Vorschläge war auch skurril, aber brachte nun auch nicht die große Menge an Einsparungen ein, so isolierte Säcke für Afrika in denen das Essen weiter kocht wenn man es vom Feuer nimmt – weniger Feuerholz wird verwendet. Das Prinzip ist bei uns auch aus der Nachkriegszeit als „Kochkiste“ bekannt. Dann gab es noch die Möglichkeit für jeden hier etwas zu tun: Aufforsten. Der Reporter hat natürlich durch die Reportagen rund um die Welt einige Kilometer im Flugzeug zurückgelegt. Konkret gesagt: 40.000 km. Dafür muss er zum Ausgleich 75 Bäume pflanzen. Dabei haben die Bäume erst in 60 Jahren so viel Kohlendioxid aufgenommen wie er in wenigen Tagen emittiert hat. Vielleicht wurde es helfen wenn jeder Bäume pflanzen müsste um seine Kohlendioxidemissionen zu neutralisieren. Ich habe mal ein paar Zahlen aus dem Bericht vom Auslandsjournal und den DLR Nachrichten kombiniert. Demnach müsste jeder Bundesbürger um seine 11 t Kohlendioxid die er pro Jahr produziert rund 70 Bäume pflanzen – jedes Jahr eine Fläche von 240 m². Also pro Jahr würde die BRD rund 20.000 km² mehr Wald erhalten oder in rund 17 Jahren wie zur Zeit Christi Geburt vollständig bewaldet sein. Alternativ kann man natürlich auch in der dritten Welt aufforsten (lassen). Nur wer kontrolliert das? Und woher weiß man ob dafür nicht anderer Wald gerodet wird, oder noch perverser: Wald gerodet wird, denn man so im Auftrag wieder aufforsten kann. Damit habe ich wohl auch die Frage in einem der letzten Kommentare beantworte: Ich glaube nicht dass das Kaufen vom Amazonaswald etwas bringt – denn dort ist ja niemand der den Wald überwacht ob ihn nicht doch irgendjemand abholzt und wenn, dann bleibt eine Insel übrig die auch nichts bringt.