Bernd Leitenbergers Blog

Weltraumwaffen

Heute mal ein etwas anderes Raumfahrtthema: Weltraumwaffen. Es ist nicht gerade mal mein Spezialgebiet, daher nur eine kleine Einführung in das Thema. Den Anfang macht das FOBS: Fractional Orbit bombardement System. Es ist ein Serie die Mitte der sechziger Jahre von der UdSSR erprobt wurde. Die erste Version der Zyklon schickte Satelliten auf einen Kurs rund um die Erde und die Nutzlasten bremsten noch vor Ende des ersten Umlaufs ab und landeten. Den USA war bald klar, was darunter zu verstehen war: Russland hatte eine ICBM mit einer Reichweite von über 20.000 km angekündigt. Statt eines ballistischen Profils wurde die Nutzlast aber in einen Orbit gebracht und dann vor dem ziel wieder abgebremst.

Was war der Sinn des Manövers. Nun ein Blick auf einen Globus bringt die Aufklärung. Der kürzeste Weg einer ICBM zwischen Russland und den USA führt über den Nordpol. Da am Nordpol aber alle Längengrade zusammenführen können wenige US Radarfrühwarnstationen in Nordnorwegen, Grönland und Alaska alle startenden russischen Raketen bald nach dem Start entdecken – da sie über 1000 km hoch bei ballistischen Bahnen aufsteigen entgehen sie auch nicht dem Radar. Anders sieht es aus wenn eine Rakete von Russland aus nach Süden schwenkt und einen Orbit erreicht – der Start entgeht so den US-Radarstationen und in nur 200 km Höhe reduziert sich dann auch die Vorwarnzeit beim Wiedereintritt von 20-25 auf 3-5 Minuten: Die Nutzlasten kommen zudem vom Süden auf die USA zugeflogen.

Auf der anderen Seite ist das System auch fehlerträchtig, denn die Genauigkeit mit der ein Ziel so getroffen werden konnte, entspricht dem wie Raumkapseln landeten – schlechter als bei ballistischen Bahnen. Weiterhin musste viel mehr Gewicht in einen Orbit gebracht werden und es ist aufwendiger und fehlerträchtiger.

Die USa planten lange Zeit nicht atomare Weltraumwaffen: Ein Satellit sollte Pfeile aus einem sehr schweren Metall wie Wolfram abschießen. Durch eine aerodynamische Form, die kleine Oberfläche wären sie weitgehend ungebremst auf der erde aufgeschlagen. Rechnet man mit einem Einschlag mit 7 km/s so hat ein Pfeil von 10 kg Gewicht die gleiche Sprengkraft wie 106 kg TNT. Kombiniert mit der Konzentration auf eine kleine Aufschlagsflache sollten sich solche Projektile eigenen um Bunker zu brechen – verlassen sie die Betonwand wieder, so führt der plötzlich abnehmende Druck zu einer Explosion des Geschosses.

Auch hier ist die Idee gut, aber doch aufwendig. Auf einer Leo Bahn ist es schwer ein Ziel zu treffen, da sich ein Satellit mit 7 km/s relativ zur Erdoberfläche bewegt und ein Ziel je nach Konfiguration maximal einmal pro Tag ein Ziel überfliegt. Sinnvoller wäre eine GTO Bahn und die Abtrennung im Apogäum die zudem eine höhere Aufschlagsenergie bietet. Aber diese ist energetisch noch aufwendiger. Dazu kommen die enormen Kosten für Trägerrakete, Startplattform etc. Verglichen mit dem Nutzen ist dieser nicht zu rechtfertigen. Insbesondere wenn die USAF bei den derzeitigen „Schurkenstaaten“ mit kaum einer Luftabwehr rechnen muss, weil diese technologisch weit hinter ihnen liegen.

Was wohl nicht funktionieren wird sind die in Science Fiction Filmen immer wieder postulierten Weltraumlaser so wie in James Bond „Diamantenfieber“. Es gibt Laser die stark genug sind -aber auf der Erde, wo es auch die leistungsfähige Energieversorgung dafür gibt. Selbst wenn dies auf einen Weltraumlaser transferiert wird – schon eine Wolkendecke würde ihn unbrauchbar machen. Darüber hinaus gibt es die gleiche Anfälligkeit wie bei Atombomben im All.

Das leitet mich zum letzten Punkt weiter: Atombomben im All. Auch sehr beliebt bei Filmen. Natürlich sind sie technisch möglich, aber sinnvoll? Nachdem der Träger gestartet ist, ist seine Umlaufbahn bekannt Eine einfache vom Boden abgefeuerte Antisatellitenrakete kann ihn ausschalten – und die Investitionen für eine solche ASAT Waffe liegen bei einem Bruchteil einer Weltraumwaffe. Die SM-3 die vor einigen Jahren einen Spionagesatelliten abschoss wiegt z.B. nur 1.500 kg. So sind im Prinzip alle Satelliten und Weltraumwaffen sehr anfällig. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund warum die UdSSR damals das FOBS entwickelten und nicht gleich die Atombomben auf den Satelliten im All beließen und diese erste vor dem Angriff deorbitierten.

Ansonsten bin ich ganz zufrieden. Ich habe gestern das Manuskript des Buchs über Ariane 5 und Vega zum ersten Mal korrekturgelesen und bin ganz zufrieden. Es ist ein gutes Buch geworden, das umfangreichste und detaillierteste bisher. Es war eine Heidenarbeit die ganzen Infos zusammenzubekommen, weil die Raumfahrtindustrie größtenteils nicht kooperativ war, aber schlussendlich habe ich doch einen Detailgrad erreichen können der mir wichtig war.  Ich hoffe bis Ende der Woche die 283 Seiten nochmals durchzulesen und dann kann es raus an die Korrekturleser während ich in den wohlverdienten Urlaub aufbreche.

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