Bernd Leitenbergers Blog

Alptraumcomputer

Die letzten Tage habe ich viel zu tun gehabt: Mein Bruder hat (wieder mal) einen virenverseuchten Computer. Da diesmal der Scanner bei zahlreichen Systemdateien darunter userinit.exe ein Trojanisches Pferd anmahnte, und er berichtete das „jemand anders ins Internet gegangen ist“ war wohl Neuninstallation angesagt. Bis dann alle Dokumente aus dem alten Windows kopiert, alle Anwendungen installiert und Einstellungen gemacht waren, vergingen dann fast zwei Tage. Vor allem dank der Krücke die er für 399 Euro (mit Monitor, Preis 2005) gekauft hat – ellenlangsam. Alleine zwei Stunden vergingen, bis ich eine ausgemusterte 160 GB Platte von mir eingebaut hatte, weil das Gehäuse so beengt war, dass ich um eine neue Festplatte einbauen zu können erst mal alle Laufwerke und Kabel vorher ausbauen musste.

Das ist nicht das erste Malm, dass ich den Computer meines Bruders bei mir hatte oder bei einfacheren Fällen zu ihm kommen muss. Einmal pro Jahr ist das immer der Fall. Meistens wegen eingefangener Viren. Ich habe (ungelogen) noch keine Virenbefall auf meinem Rechner seit ich Internet nutze, also seit 13 Jahren. Einige Male pro Jahr gibt es eine Warnung wegen Virensignaturen in Dateien im Browsercache, aber eben keine Infektion. Aber ich besuche auch nicht gewisse Webseiten. Mein Bruder ist da ja nicht der einzige. Das Notebook seiner Freundin, dass ich letztes Jahr auf dem Tisch hatte (weil es nicht mehr sauber bootete) habe ich nach dem Prüfen von Festplatte, Partitionen und MBR auch mal von einem Virenscanner untersuchen lassen: Ergebnis rund 30 befallene Dateien mit drei unterschiedlichen Viren. Dabei sagte sie mir schon dass mein Bruder Webseiten besuchte die Viren enthalten. Komisch, woher kamen dann die auf ihrem Rechner?

Was ich nicht mehr hören kann ist die Ausrede „Ich habe ja nichts gemacht“. Letztes Mal habe ich meine hellseherischen Fähigkeiten bewiesen, indem ich meinem Bruder auf den Kopf zugesagt habe welche Seiten er vorher besucht hat (durch Konsultieren von „Verlauf“). Dieses Mal habe ich Nagel mit Köpfen gemacht: Mein Bruder ist auf seinem eigenen Rechner nur noch Benutzer. Bisher bin ich davon zurückgeschreckt, weil ich dann wahrscheinlich wegen jedem Programm dort hinlaufen muss um es zu installieren. Auf der anderen Seite war das Autostartmenü so vollgemüllt mit Extensions und Programmen die er (angeblich) nicht installiert hat. Dazu fanden sich noch Rückstände von Programmen die seine Freundin installiert hat als sie aus Brasilien da war (leicht zu erkennen an den portugiesischen Beschreibungen), dass es wohl anders nicht geht.

Bei meinem Bruder wünsche ich mir manchmal das es so was wie einen „Computerführerschein“ gibt. Also nicht jeder Trottel einen Computer kaufen und benutzen kann. Es sollte einen Kurs oder eine Einführung geben. Das würde mir eine Menge Arbeit ersparen. Es sind ja nicht nur die Viren. Beim persönlichen Email Konto kommen täglich über 100 SPAM Mails an, weil er so doof ist bei jeder Frage, wo man eine Emailadresse angeben muss, das persönliche Konto angibt. (Selbst sich ein zweites Mailkonto kann er sich offensichtlich nicht anlegen) Und wie werden die gelöscht? Auf eine Mail klicken und dann auf den Button mit dem „x“. Auf meine Anmerkung: „Du kannst mit der Shift Taste mehrere Dateien markieren kam dann die Antwort „Ich will ja nicht alle löschen“.

Ich meine das ist ja nichts neues. Das Markieren mit SHIFT und CRTL ist ja nun ein Systemelement von Windows. Ich staune immer wieder über Leute die seit Jahren Computer benutzen und die häufigsten Befehle noch über die Maus oder Kontextmenüs ausführen. Bei meinen Studenten stelle ich z.B. fest, das Ausschneiden und Kopieren über die Kontextmenüs oder Menüs durchgeführt werden, anstatt mit STRG-X und STRG-V. Dabei kann ich voraussetzen dass dank Skype, Facebook und studiVZ sie sicher seit der frühen Pubertät einen Computer benutzen.

Ich hoffe für den nächsten Computer meines Bruders gibt es noch Windows XP. Für User, die so naiv sind, dass sie ihre Mailadresse überall zum Registrieren angeben, nützt auch die Sicherheitsabfage von Windows 7 nichts – die wird dann eben dauernd abgenickt. Oder ich schaue mal ob man bei Windows 7 auch ein reines Benutzerkonto anlegen kann das niemals in den Genuss von Administratorprivilegien kommen kann.

Ich denke richtig lustig wird es dann werden, wenn er mal mit Online Banking beginnt….

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