Bernd Leitenbergers Blog

Elite 2

Der heutige Gastbeitrag stammt von Arne:

In letzter Zeit habe ich auf einem DOS-Emulator mal wieder ein Spiel gespielt, mit dem ich Anfang der 90er viel Zeit verbracht habe: Elite 2. Teil 1 ist berühmter und stammt noch aus Apple II / C64 Zeiten, das habe ich aber nie gespielt. Wer es nicht kennt: es ist ein Weltraum-Strategiespiel. Man fliegt per Raumschiff durch die Galaxis, treibt Handel zwischen verschiedenen Planetensystemen, kämpft gegen Raumpiraten oder erfüllt militärische Aufträge. Das Spiel ist, innerhalb gewisser Grenzen, auf Realismus ausgelegt. Die Planeten bewegen sich in realistischen Bahnen um die Sterne, es gibt felsige Planeten, Gasriesen und Monde. Auch die Sterne entsprechen real existierenden Sterntypen, von roten Überriesen bis zu weißen Zwergen. Die Flüge mit den Raumschiffen innerhalb der Planetensysteme gehorchen physikalischen (newtonschen) Gesetzen unter Berücksichtigung der Gravitation. Sogar Swing-by Manöver funktionieren.

Ich wollte nun einmal genauer untersuchen, inwieweit die Raumflüge überhaupt möglich wären. Natürlich nicht in Hinblick auf die Technik, das lässt sich schwer beurteilen, da das Spiel ein paar Hundert Jahre in der Zukunft spielt. Die Physik hingegen wird auch dann noch gültig sein und setzt ihre Grenzen.

Ein Flug von einem zum anderen Sonnensystem läuft in Elite 2 folgendermaßen ab: man startet mit seinem Schiff vom Raumhafen, steigt auf bis in die obere oder knapp außerhalb der Atmosphäre und aktiviert dann den Hyperraumsprung, der einen irgendwo ins Zielsystem bringt, üblicherweise einige AEs (AE = Astronomische Einheit, die mittlere Entfernung zwischen Erde und Sonne) vom gewünschten Zielplaneten entfernt. Überlässt man dann dem Autopiloten den Flug, beschleunigt das Raumschiff konstant bis zu einem gewissen Punkt und geht dann zu konstanter Verzögerung über, um am Ziel die Geschwindigkeit abgebaut zu haben.

Als Beispiel habe ich mir den ASP Explorer ausgesucht . Gehen wir die technischen Daten mal durch.

Hyperraumantrieb Klasse 2: das gibt es nicht und wird es nicht geben, nach allem, was wir heute über Physik wissen. Aber so ein Spiel kommt ohne ihn nicht aus, wie sollte man sonst innerhalb kurzer Zeit von Sonnensystem zu Sonnensystem gelangen?

Beschleunigung durch die Haupttriebwerke 22,2g: das geht auch schon mal nicht, das kann ein Mensch nicht überleben. Da nützen auch die überaus anpassungsfähigen Sitze aus Silastoplaston nichts, wenn jemand mit einer Masse von 80kg mit einer Gewalt von fast

1,8 Tonnen da reingedrückt wird.

Verzögerung (=negative Beschleunigung) durch die Retro-Triebwerke: 7,0g. Das läßt sich zumindest kurzfristig aushalten, aber durchgehend über ein paar Tage? Außerdem würde es viel mehr Sinn machen, nach halber Strecke das Raumschiff umzudrehen und mit den Haupttriebwerken Geschwindigkeit abzubauen. Das hätte den Vorteil, dass fast die gesamte Reisezeit eine künstliche Schwerkraft mit einheitlicher Richtung im Raumschiff vorherrscht. Wenn man die zusätzlich auf genau 1g begrenzt, kann das auch eine durchaus angenehme Reise werden. Und nicht zu vergessen, man spart sich die Retrotriebwerke.

Der Treibstoffverbrauch für 1 Tag volle Beschleunigung liegt beim ASP Explorer bei etwa einer Tonne Wasserstoff. Kann das möglich sein? Mitten im interplanetaren Raum erlaubt die Physik nur eine Antriebsmethode, und das ist natürlich das Rückstoßprinzip, also ein klassischer Raketenantrieb. Mit chemischem Antrieb werden wir hier aber nichts; der Wasserstoffverbrauch liegt bei ca. 11,5 Gramm pro Sekunde. Um damit unsere Schiffsmasse von 150t mit 22,2g beschleunigen können, bräuchten wir eine Art weiterentwickelten Ionenantrieb mit gigantischer Ausströmgeschwindigkeit. Wieviel genau? 22,2g bedeutet, dass die Geschwindigkeit des Raumschiffs pro Sekunde um 9,81 * 22,2 = 217,8m/s ansteigt. Setzt man nach der Impulserhaltung nun die 150t zu den 11,5 Gramm ins Verhältnis und multipliziert das mit dem sekündlichen Geschwindigkeitszuwachs, kommen wir auf einen spezifischen Impuls von etwa 2,8 Milliarden m/s. Leider ist das annähernd die zehnfache Lichtgeschwindigkeit – also ist auch das prinzipiell unmöglich.

Was bleibt, sind die schön gestalteten Planetensysteme, eine liebevoll ausgedachte Hintergrundgeschichte und eine Menge Spielspaß.

Von Science Fiction darf man eben weder bei Filmen noch bei Spielen allzuviel Realismus erwarten.


Anmerkung von mir: Ich kenne noch Elite 1 und Elite 2, nur habe ich da nichts von realer Gravitation und Physik gesehen. Ich spielte es auf dem CPC-464 und es war “berüchtigt” wegen der vielen Übersetzungsfehler. Es ist mit Sicherheit eines der Spiele die eine Menge Langzeitspielspass bieten, selbst für Grobmotoriker wie mich (ich meide normalerweise Action- Simulationen- und Echtzeitspiele, weil ich für die zu langsam bin und spiele fast nur rundenbasiertes.

Es gibt heute zwei Freewareumsetzungen des Spieleprinzips: Vegastrike – grafisch sehr gut geamcht, aber ich bin trotz modgelns bei jedem Kampf innerhalb von Sekunden vdrloren gewesen. Also ich fidne es zu schwer. Etwas übersichtlicher und vom optischen Design eher an Elite orientiert ist Ad Astra. Ich habe es aber noch nicht groß getestet. Aber in beiden Fällen muss man sich im Vergleich zum „Original“ eine Menge Tasten merken. früher kam ich mit Tab,E,J,H und D aus….

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