Bernd Leitenbergers Blog

Die Computerbranche bescheisst!

Ja anders kann man es nicht nennen und es geht so seit mindestens 30 Jahren: Die meisten Angaben bei Computern sind falsch.

Basierend auf dem Binärsystem nachdem Computer arbeiten gibt es folgende Gesetzmäßigkeiten:

Da die Vorsilben, „giga“, Nega“ und „tera“ im normalen Leben nicht vorkommen gibt es auch keine Verwechslung mit Begriffen aus dem Alltag wo ja kilo für 1.000 steht. Eine Ausnahme sind die Funkfrequenzen, aber diese haben ja auch nichts direkt mit den Computern zu tun und wenn dann dort von GHz die Rede ist, so weis man dass es nicht 1.073 Milliarden Herz sondern nur 1 Milliarden Hertz sind.

Während nun bei Speicher in einem 1 gbyte RAM auch tatsächlich rund 1.073 Milliarden Speicherzellen drin sind, hat es sich eingebürgert in zahlreichen Produkten falsche Angaben zu machen. Eine 2 Tb Festplatte enthält eben nur 2.000.000.000.000 Bytes – und nicht 2.199.023.255.552 Bytes – das sind immerhin fast 200 gbytes oder 10% zu wenig!

Natürlich hat eine 12 Megapixelkamera auch keine 12.582.912 Pixel, sondern nur 12.000.000. Meistens aber weniger Hier wird sogar noch etwas unverschämter gelogen, denn nur die Schärfeninformation stammt aus diesen Pixeln. Die Farbinformation teilen sich jeweils 4 Pixel, weil auf dem Chip eine Bayer-Maske mit je zwei grünen und einem roten und blauen Pixel ist und aus diesen 4 Pixeln die Farbinformation gewonnen wird. Diese Schummelei gibt es selbst bei teuren SLR Kameras. So hat eine Nikon D90 12.212.224 P Pixels im Bild und wird als „12.3 Megapixelkamera“ beworben – da hat man nochmals aufgerundet und so den Benutzer um rund 685.000 Bildpunkte (immerhin fast so iel wie die noch vor 10 Jahren übliche Standardauflösung von 1024 x 768 Pixels) betrogen.

Noch schlimmer wird das wenn es um den Nutzbaren Anteil geht. Meistens wird dieser nämlich gar nicht angegeben. Bei Onboard Grafikkarten belegen diese einen Teil des Arbeitsspeichers. Nur findet man diese Angabe fast nie bei den Produktbeschreibungen. Es gibt auch heute noch Computer mit 3 oder mehr Gbyte RAM, die mit einer 32 Bit Version von Windows ausgeliefert werden und die dann nur 3 Gbyte oder etwas mehr (hängt von dem Motherboard ab) nutzen können.

Das ist ja nichts neues: Schon bei den Heimcomputern wurde immer das Gesamt-RAM angegeben, nie der freie Teil. Bei der ersten Heimcomputergeneration war die Differenz noch klein, so 1-2 kbyte z.B. beim VC-20 und Ti 99/4a. Als dann Geräte mit Bitmap Grafik kamen, belegte die je nach Gerät weitere 6 bis 16 kbyte, dazu kamen Puffer für Diskettenlaufwerke, Sprungvektoren fürs Bankswitching und zack waren von 64 kbyte noch je nach Gerät 37 bis 42 kbyte übrig, also gerade mal zwei Drittel dessen was versprochen wurde.

Das ist allerdings nicht nur eine Spezialität der Heimcomputer sondern auch die Betriebssysteme schluckten was. CP/M war sparsam und belegte nur 5,5 kbyte. MS-DOS 1.0 schon 12 kbyte. Die MS-DOS 2.0 Version schon 47 kb. Das war bei den ersten MS-DOS Rechnern mit 64 bis 256 kbyte Speicher schon mal ein Viertel des Arbeitsspeichers. Das ist bis heute so geblieben. Wenn mein Windows 7 startet sind nach dem Booten schon mal über 30%, mithin bei mir rund 1,2 gbyte Speicher weg. Okay, Windows ist nicht mit MS-DOS zu vergleichen: findet es mehr Speicher vor, so belegt es mehr Speicher für Diskcaches oder bald DLL’s die kurz vorher benötigt wurden und nun eben nicht meehr und wird er knapp wird der Speicher frei gegeben. Aber die Tendenz ist klar

Es wäre wieder mal Zeit für ehrliche Angaben wie formatierte Kapazität in gängigen Maßeinheiten (auch populär in der Computersteinzeit war es bei Floppdisklaufwerken die unformatierte Kapazität anzugeben) und bei Betriebssystemen und anderen Systemen mit variablen Anforderungen eine Liste was mindestens belegt oder gefordert wird und was zum zügigen arbeiten reicht. Wer mal die Systemanforderungen von Programmen gelesen hat weiss was ich meine: Oftmals stehen da für Programme so niedrige Werte, dass das Programm noch startbar ist, man aber damit nicht arbeiten kann.

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