Ich bin mir nicht sicher, ob sie es überhaupt je getan haben, aber man sollte nicht glauben, dass sich Privatsender heutzutage noch die Bohne für ihre Zuschauer interessieren. Sie interessieren sich ausschließlich für ihre geldbringenden Kunden, und das sind diejenigen, die Werbung schalten. Diese interessieren sich wiederum nur für eines, und zwar die Einschaltquoten in der werberelevanten Zielgruppe. Das hat den Effekt, dass zunehmend Mainstream produziert wird, und was Serien angeht, bedeutet das Arzt-/Krankenhausserien, Krimis, und aktuell Vampirserien. Science-Fiction Fans wie ich haben es da schwer. Fast alles, was ich in den letzten Jahren angefangen habe regelmäßig zu sehen wurde abgesetzt. Sobald die Quote den Sendern zu niedrig wird, ziehen sie gnadenlos die Reißleine. Manchmal, wie z.B. bei Eureka oder Heroes, bekamen die Autoren noch die Gelegenheit, die Geschichte zu einem halbwegs vernünftigen Ende zu bringen, andere wie Stargate Universe oder Nemesis endeten mit Cliffhanger am Staffelende oder sogar mitten in der Staffel. Bei Nemesis war ProSieben sogar so dreist, noch groß Werbung für die „Seriensensation“ zu machen, als die Serie in Amerika längst abgesetzt war. Nun ja, dafür war sie sicherlich billig einzukaufen, und wen interessiert schon der verarschte Zuschauer, so lange er die Werbepausen mitmacht? Insgesamt komme ich auf zwölf Serien, die ich angefangen habe zu sehen, und die vorzeitig abgesetzt wurden. Als Folge überlege ich mir seit einiger Zeit gründlich, ob ich eine neue Serie überhaupt ansehen werde, auch wenn sie interessant klingt. Aktuelles Beispiel ist „The Event“, das ab 26.10 auf RTL 2 läuft. Die Vorschau sah ganz interessant aus, aber Wikipedia verrät, dass auch diese Serie nach einer Staffel eingestellt wurde. Vorher im Internet zu forschen, wie eine Serie in Amerika läuft und wie die Prognose für die Produktion weiterer Staffeln ist, ist also auf jeden Fall Pflicht. Am besten wäre es wahrscheinlich, zu warten bis eine Serie zu Ende produziert wurde und dann die DVDs zu kaufen..
.
Das Phänomen des Mainstreams ist natürlich nicht nur auf SF-Serien beschränkt. Wissenschaftsmagazine sind heutzutage ja auch eine Ausnahmeerscheinung, sowie jegliche Art von bildendem Fernsehen überhaupt. Was das angeht, sind wohl die Öffentlich-Rechtlichen die einzige Hoffnung, da die sich nicht so sehr um Einschaltquoten kümmern müssen.
.
Das Ganze betrifft auch Radiosender. Gab es früher noch mal zumindest Sondersendungen über Hardrock, Independent oder sonstige eher unpopuläre Musikrichtungen, so hört man heutzutage zumindest hier im Norden immer die selbe Grütze: aktuelle Charts sowie ältere Charts, je älter desto unwahrscheinlicher. Songs, die nie in den Top 10 waren haben kaum eine Chance, Albumtitel, die keine Singleauskopplungen waren, erst recht nicht. Aber für diejenigen, die gerne unpopuläre Musik hören, gibt es immerhin heutzutage eine Lösung: die Internetradiosender. Da findet man fast alles, was man sich wünscht. Leider wird es etwas vergleichbares für Fernsehserien wohl nicht geben. Denn hier ist nicht die Ausstrahlung das Problem, sondern die Produktion. Während ein einzelner Musiker heutzutage ausschließlich am PC einen kompletten Song in guter Qualität erstellen kann, kostet die Produktion einer guten SF-Serie immer noch Millionen. Wenn es irgendwann soweit ist, dass am Rechner realistisch agierende Schauspieler erzeugt werden können und die Software sich um Details der virtuellen Welten selbst kümmern kann, wird sich das vielleicht ändern. Aber ich glaube nicht, dass ich das noch erleben werde.
Arne