Bernd Leitenbergers Blog

Das stärkste Bier der Welt und andere Spezialitäten

Heute wieder ein Gastbeitrag von Elendsoft, dem das Bier wohl sehr am Herzen (und auf der Leber?) liegt:

Sei Jahren findet ein Krieg statt, ohne daß die meisten Menschen überhaupt etwas davon merken:

Der Krieg ums stärkste Bier der Welt. Geführt wird er von der schottischen Brauerei BrewDog und der fränkischen Brauerei Schorschbräu.

Wobei vom Schorschbock 43% nur 500 Flaschen produziert wurden, die inzwischen offenbar ausverkauft sind. Vom Schorschbock 57 sogar nur 36 Flaschen.

Das stärkste noch erhältliche Bier ist also das „Sink The Bismarck!“. Durch die starke Nachfrage ist innerhalb von einem Jahr der Preis dafür von 40 auf 50 englische Pfund gestiegen.

Wie werden solche Rekordbiere überhaupt hergestellt? Durch Gärung alleine sind so hohe Alkoholkonzentrationen niemals erreichbar. Destilieren scheidet auch aus, weil dadurch der größte Teil des Geschmacks verloren geht. Das Ergebnis wäre dann eher ein Klarer, als ein Bier. (Selbst das gibt es inzwischen: analog zum Weinbrand heißt dieser aus Bier gebrannte Schnaps Bierbrand.)

Klar ist, daß als Ausgangsprodukt ein Bier mit möglichst hohem Alkoholgehalt her muß.

Mit Bierhefe ist aber kaum mehr als 11,5% zu erreichen. Der Ausweg sind Weinhefen. Mit speziellen auf höchste Alkoholkonzentration gezüchteten Hefen sind immerhin bis knapp 20% zu schaffen. Allerdings produzieren diese Weinhefen nur sehr wenig Aroma. Deshalb wird die Gärung mit normalen Bierhefen gestartet, damit auch ein brauchbares Aroma entsteht. Erst wenn es nicht mehr weitergeht, wird dann die Weinhefe zugesetzt. Bis hierhin kann man auch als Hobbybrauer noch mithalten.

Für Rekordversuche ist das aber immer noch zu wenig. Da Destilieren ausscheidet, macht man das Gegenteil: Einfrieren. Die dabei entstehenden Eiskristalle bestehen aus (fast) reinem Wasser. Dadurch derhöht sich die Konzentration von Alkohol und Geschmacksstoffen in der restlichen Flüssigkeit. „Sink The Bismarck!“ ist nach Herstellerangaben vierfach gefroren. Zu den anderen Rekordbieren sind leider keine Informationen erhältlich.

Natürlich ist dieses Verfahren auch verwendbar, wenn man weit unter dem Weltrekord bleibt. Seit Jahren sind Eisbiere im Handel, besonders der Eisbock. Kein Wunder, schließlich lohnt sich das nur wenn man von starken Bieren ausgeht, und da ist Bockbier ja bestens geeignet. Schorschbräu bietet „Geburtstagsbiere“ an, Eisbock mit 18, 25 oder 30% Alkohol. Für jedes Jahr ein Prozent.

Aber auch ohne Einfrosten gibt es jede Menge Bierspeizalitäten. Allein darüber könnte man ganze Bücher schreiben. Hier nur eine (sehr) kleine Auswahl:

Altbier hat seinen Namen daher, daß es im Gegensatz zu den „neuen“ meist hellen untergärigen Bieren im alten obergärigem Brauverfahren hergestellt wird. Ursprünglich ein eher dukles Bier, gibt es inzwischen vom herben Hellen bis zum würzigen Dunklen so ziemlich alles. Auch Altbiere mit Zusatz von Weizen- oder Roggenmalz werden gebraut. Zeitweise war Altbier in vielen Gegenden Deutschlands kaum noch bekannt. Erst in den letzten Jahren ist es wieder im Kommen.

Ale ist eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl englischer obergäriger Biere. Das reicht von hellen bis dunklen Bieren, von Mild bis sehr herb. Einige Ale-Sorten werden auch mit Zusatz von ungemälztem Getreide gebraut. Besonders zu erwähnen ist India Pale Ale (auch: Imperial Pale Ale) oder kurz IPA.  Ursprünglich für die Versorgung der britischen Kolonialtruppen in Indien gedacht, mußte es um den langen Seetransport zu überstehen extra stark mit hohem Hopfengehalt gebraut werden. Eigentlich sollte das dann am Zielort auf normale Stärke verdünnt werden, aber recht schnell merkte man, daß es unverdünnt viel besser schmeckt…

Rauchbier wird aus über Torf- oder Buchenholzfeuern getrocknetem Malz gebraut (oft als Whisky-Malz bezeichnet). Ein entsprechend rauchiges Aroma haben auch die  daraus hergestellten Biere, je nachdem wie hoch der Anteil von Rauchmalz ist. Da prinzipiell alle Malzarten geräuchert werden können, ist die Sortenvielfalt recht groß. Passend zu diesen Bieren ist ein deftiges Essen.

Auch aus anderen Pflanzenarten als den im Reinheitsgebot vorgeschriebenen lassen sich recht schmackhafte Biere brauen. (Leider ist das nach dem deutschen Biergesetz nur bei obergärigen Bieren erlaubt.) Zuerst einmal natürlich aus anderen Getreidearten.

Oft werden diese aber mit Gersten- oder Weizenmalz kombiniert. Ein reines Roggenbier wäre recht dickflüssig, eher sirupartig. Hafer hat einen relativ hohen Fettgehalt, was die Schaumbildung behindert. Deshalb wird er oft mit (schaumstarken) Weizen kombiniert. Weniger problematisch sind die weizenähnlichen Getreidearten wie Dinkel, Einkorn und Emmer. Hierzulande zum Brauen eher verpönt, in den Ursprungsländern aber inzwischen fester Bestandteil der lokalen Brautradition sind Mais und Reis. Eine der ältesten zum Bierbrauen verwendeten Getridearten ist Hirse. Schon seit Jahrtausenden wird Hirsebier gebraut, in vielen Gebieten Afrikas ist es auch heute noch weit verbreitet.

Buchweizen und Amaranth sind eigentlich keine Getreidearten, lassen sich aber wie Getreide verarbeiten. Ein daraus gebrautes Bier hat eine sehr würzige, nussige Note. Ein ebenfalls recht würziges Bier ist das vor allem auf Korsika gebraute Kastanienbier. Allerdings aus Eßkastanien (Maronen), nicht aus den hierzulande verbreiteten Roßkastanien.

Zum Schluß soll hier noch das Kirschbier (Kriek) erwähnt werden. Dabei wird ein Teil des zum Brauen verwendeten Wassers durch Kirschsaft ersetzt. Ein irgendwo zwischen Bier und Obstwein angesiedeltes, interessantes Produkt.

Noch eine kleine Anekdote zum Bier: Wohin die Deutschen kamen, haben sie eine Brauerei gebaut. Unterm Kaiser in Tsingtao (das dort auch heute noch gebraute Bier ist in den meisten Chinarestaurants zu haben), aber auch von der DDR in der Mongolei. Einige Jahre später kam von dort ein Dankschreiben: „Das Bier erfreut sich in unserem Land steigender Beliebtheit. Besonders seit es uns gelungen ist, den lästigen Schaum zu beseitigen.“

Nur in Afghanistan wird es wohl keine Brauerei geben. Weil unter den Moslems übereifrige Fanatiker generell den Alkohol verbieten. Dabei hat Mohamed nur den Wein verboten, nicht das schon zu seiner Zeit seit Jahrtausenden bekannte Bier! Da Wein aber viel mehr Wasser als Alkohol enthält, müßten logischerweise eher alle Getränke verboten werden, die Wasser enthalten. Woraus folgt, daß auch Abstinenzler Schnapsideen haben können.

Bleibt nur noch eins zu sagen: Prost!

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