Bernd Leitenbergers Blog

Zeit für die PC-Industrie erwachsen zu werden

In der letzten Zeit schreibt die ct‘, also die Computerzeitschrift die ich lese, relativ viel über SSD, also „Laufwerken“ aus Flash-Bausteinen die sich für den PC wie eine Festplatte verhalten. Geräte mit 128 GB die zumindest fürs Betriebssystem und eine nicht zu üppige Programmsammlung ausreichen gibt es mittlerweile für rund 100 Euro.

Ich bin beim Überlegen, ob ich mir so was zulegen sollte. Mich nervt so ein bisschen der Systemstart wenn es noch einige Minuten nach der Anmeldung dauert bis man arbeiten kann. Daran ist nicht Windows schuld sondern so vieles was erst mal beim Start die Festplatte scannt – Sykdrive und Googledrive die sich synchronisieren, PSI das nach Programmen sucht und ob Updates nötig sind. Bei all diesem ist die Festplatte am Rödeln, während die Prozessbelastung nur kurzzeitig hoch ist.

Was mich davon abhält ist im Prinzip, das der PC bald drei Jahre alt ist. Lohnt sich da noch eine Aufrüstung? Nicht das ich den PC bald auswechseln will, aber die beiden letzten hielten ziemlich genau 4 Jahre. Also wäre es in einem Jahr soweit. Technisch gesehen gibt es keinen Grund zur Nachrüstung. Ich habe einen Atlon 5050e Doppelkernprozessor mit 2,4 GHz, 4 GB Speicher und eine 1 TB und eine 2TB Platte. Die letztere wurde nachgekauft. Ich schrecke etwas zurück das Betriebssystem neu zu installieren, sicher ich könnte ein Image ziehen, aber wie es dann mit Lizenzierungsschlüsseln mit Software ist? Also derzeit tendiere ich eher dazu das eine SSD in den nächsten PC rein sollte, aber derzeit ich keine brauche.

Ein neuer wäre nur wenig schneller, gut es gibt mehr Kerne, aber wie schon gesagt, die Prozessorbelastung ist nicht etwas, was ich beim Alltagsbetrieb als kritsich sehe und die 4GB RAM und Chipsatzgrafik reichen mir auch. Schaut man sich neue PC’s an, so sind sie nicht wesentlich leistungsfähiger. Bei den Festplatten ist es derzeit so, das es zwar 2GB Platten zu kaufen gibt. aber die genauso teuer wie die sind die ich vor 2 Jahren dazukaufte.

Lange Zeit war die PC-Industrie geprägt vom Mooreschen Gesetz, dass sich die Zahl der Transistoren alle 24 Monate verdoppelt. Das scheint nun langsamer zu gehen und vor allem kommt es nicht mehr beim Anwender an. Features wie „Turbo-Boost“, bei dem einige Kerne höher getaktet werden und andere sich schlafen legen zeigen es – auf dem Desktop PC lasten die meisten Anwendungen 4,6 oder 8 Kerne nicht aus. wichtiger ist dass eine Anwendung, die einen Kern belegt, schneller ist. Der Speicher bleibt auch gleich groß, wenn ich mir den aktuellen Nachfolger meines PC beim Händler ansehe würde ich auch nur 4 GB Speicher bekommen.

Nachdem wir Jahrzehntelang neue PC’s kauften weil die alten durch immer bessere Programme, immer umfangreiche Betriebssysteme zu langsam waren, oder man sich einfach doof vorkam wenn alle viel schnellere Rechner hatten mit noch höherer Grafikauflösung oder mit Sound, während der eigene das nicht bot, ist nun eine Zensur gekommen: die Branche hat nun Produkte die ich nur noch evolutionär weiterentwickeln. Sie reichen selbst im Einsteigersegment für die meisten aus. Früher gab es neue Standards für Grafik, Anschlüsse etc. die alte Hardware zu Schrott degradierten. Heute reicht die Leistung von Chipsatzgrafik für die meisten aus, die Anschlüsse USB und PCI haben ein bzw. zwei Jahrzehnte auf dem Buckel und reichen meistens auch aus.

Das ist nichts neues. Die Autoindustrie verbessert ihr Produkt auch nur evolutionär und jede andere Branche auch. Die Computerindustrie profitierte in den letzten fast 70 Jahren von der Einführung neuer Technologien  Stichwort: Relais-Vakuumröhre-Transistor-Chip oder Lochkarte-Magnetband-Festplatte-Flash Speicher oder höherer Integration (kann sich noch jemand an die Festplatten des IBM PC im doppelten 5,25 Format mit glatten 20 MB Speicher erinnern? – ja da geht sogar ein Bild der digicam drauf ….

Nun ist sie da wo andere Branchen sind: Fernseher, Stereoanlage, andere Elektronik, also nicht Dinge die sich abnutzen oder durchrosten können, Die werden eigentlich nur ersetzt, wenn sie kaputt gehen. Man sieht dies auch an schicken PCs die sich von der „Kiste“ abheben, entweder als Minibox oder schon im Monitor integriert. Dann sind die Käufer bereit dafür auch mehr zuzahlen, denn das Gerät steht dann ja auch viel länger im Wohnzimmer herum. Was auch geht,  ist ebenfalls von anderen Branchen bekannt – man bringt den Anwender dazu was neues zu kaufen, weil man was neues erfindet. Der Plattenspieler wird durch den CD-Spieler und der durch den MP3-Spieler mit Dockingstation fürs iPad ersetzt. Der Videorekorder durch den DVD-Spieler und dieser durch die Blue ray Disk. Oder man lernt von der Autoindustrie mit dem Zweitwagen, dem Cabrio, der Familienkutsche und dem e-Bike.

Worans noch hapert ist die Lebensdauer. Denn wie schon gesagt die letzten gingen nach 4 Jahren kaputt. Rechner froren beim Start oder im Betrieb ein. Vor ein paar Jahren habe ich mal gelesen, das soll an Elektrolytkondensatoren liegen. Irgendwann werden die undicht, die Elektrolytflüssigkeit läuft aus und der Rechner fällt aus. Die Hersteller wissen das und setzen sie trotzdem ein – es ist nach der Garantiezeit und selbst wenn man den -defekt bemerkt hat sich bisher es kaum gelohnt ein neues mit neuem Prozessor zu kaufen (unnötig zusagen dass alle 6 Monate ein neuer Prozessorsockel erscheint) weil die alte Hardware verglichen mit der aktuellen so viel schlechter dasteht. Doch dies wird nun anders. Es wird interessant sein zusehen ob das was an dieser eingeplanten Obsoleszenz ändert. Vielleicht brauchen wir ein Gegenstück zur ADAC Pannenstatistik, wie hoch der Prozentsatz der ausgefallenen PCs pro Jahr ist. Das könnte was ändern. zumindest bei den deutschen Automobilherstellern hat es was geändert.

Also ich braue drauf, dass mein PC pünktlich zum 4-ten Geburtstag im nächsten November das zeitlich segnet …

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