Bernd Leitenbergers Blog

Zeit für den nachhaltigen PC

Es musste mal so kommen, auch wenn es mehr als 30 Jahre nach dem ersten PC erst dazu kam: Die PC-Branche ist da angekommen wo andere Branchen auch sind , bei einer nur inkrementellen Verbesserung des Produktes. Wer heute einen PC neu kauft und sich die Datenblätter anschaut wird kaum Unterschiede zu vor vier Jahren sehen, da hatte mein aktueller PC z.B. folgende Ausstattung:


Schaut man sich für den Preis (499 Euro) um, so wird man in wesentlichen nicht viel leistungsfähigere Hardware bekommen. weder Prozessorgeschwindigkeit, noch Speicherdichte noch Festplattenkapazität konnten so gesteigert werden wie in den vergangenen Jahren als sie sich alle zwei Jahre verdoppelten. Zeit wäre es für die Branche nun auf Nachhaltigkeit zu setzen. Das macht sie derzeit nicht, vielmehr gibt es nun mehr Rechner in schicken Gehäusen oder Bauformen als früher, z.B. um ihn hinter dem Monitor anzubringen (früher Unsinn, wenn der PC viel schneller veraltet ist als der Monitor) oder im Design eines HiFi Bausteins (macht auch nur Sinn, wenn er lange genutzt wird, denn seine HiFi Anlage tauscht man nicht alle 3-4 Jahre aus).

Was sich aber nicht geändert hat ist das Grundkonzeption den PC billig zu bauen, und das meine ich auch so. Meine drei letzten PC haben alle nach 4-5 Jahre das zeitliche gesegnet indem es immer mehr unerklärliche Hardwareabstürze, Windows mit Blue Screen oder ganz eingefroren gab. In der ct stand vor einigen Jahren, Hauptgrund für diese ausfälle seien Elektrolytkondensatoren die man auf dem Motherboard in Masse findet um die Spannungen für Prozessor und Speicher aus den angelieferten 3,3 5 und 12 V abzuleiten. Man sollte das Konzept überdenken. Entweder Festkörperkondensatoren einsetzen oder wenn das nicht geht das Risiko senken indem man die 12 V Spannung (wird glaube ich nur noch vom Floppy benötigt) weglässt und dafür eine niedrige Spannung die der Prozessor braucht so um die 1,2 bis 1,5 V einführt.

Das zweite ist die Datensicherheit. Hier ist es sogar schlimmer geworden. eine SATA-Festplatte für einen PC hat eine Fehlerrate von 1 Bit pro 1014 Bits. Das klingt toll, doch eine 4 TB Platte, die größte momentan erhältliche hat schon 3,2×1013 Bits. Wenn man den Inhalt dreimal kopiert hat (z.B. für ein Backup) so hat man statistisch das erste fehlerhafte Bit. Abhilfe geht – es gibt ja auch SATA Platten für Server mit einem fehlerhaften Bit pro 1016 bis 1017 übertragenen Bits, nur kosten die eben mehr. Trotzdem hat eine Festplatte eine begrenzte Lebensdauer und bei einem privaten PC scheint man sich darum einen Teufel zu scheren. Früher war das noch einfach. Als man mit Disketten hantierte, konnte man die einfach kopieren – na ja einfach wenn man nicht die Reihenfolge verwechselte. Doch wenn man auch Diskjockey war, das war in 1-2 Minuten erledigt und auf eine Diskette passte eine Menge Text drauf – damals sammelte man ja nicht so viele Daten, sondern musste die noch selbst alle eingeben…

Später bei den ersten Festplatten nutzte man Disketten als Backup, was aber so ab 20 Stück zu umständlich wurde. Seitdem war jedes bezahlbare Backupmedium nicht von Dauer. Die bezahlbaren Halbzoll-Streamer hatten bald nicht genügend Kapazität, die CD und DVD erweisen sich auch bald als zu klein. Da eine Festplatte irgendwann aber mal kaputt geht muss ein Backup her (ich rede hier nur zur Absicherung gegen Hardwareausfälle, nicht gegen Viren und Fehler des Users). Derzeit kann das nur eine zweite Festplatte sein, die automatisch gespiegelt wird. Da dann viele Daten bewegt werden ist die Problematik der hohen Bitfehlerate noch größer. Gegen das hilft eine andere Kodierung der Daten, indem man Prüfsummen oder redundante Bits einführt um bei einem Fehler diese zu korrigieren, das geht aber nur wenn man das gleich beim Schreiben macht, denn sonst können ja schon die Daten verfälscht werden, also man gleicht die geschriebenen Daten mit denen im Puffer ab.

Eventuell wird die Cloud das überflüssig machen. Doch zumindest GoogleDrive und Skydrive, die ich ausprobiert habe sind keine Lösung nicht mal nur für Benutzerdaten. Beide erwarten dass man einen eigenen Ordner anlegt, anstatt dass man den schon vorhandenen Ordner benutzt soll man nun Daten alle doppelt haben. Weiterhin ist nicht beeinflussbar dass die Daten sofort in der Cloud landen, auch wenn man die Bandbreite dafür hat. Doch wenn man die Mängel abstellt kann man sicher daran denken, das man zumindest für die wichtigen Benutzerdaten die Cloud nutzt. Immerhin gibt es ja beim Betriebssystem eine gute eingebaute Sicherung. Die habe ich bei meinem Bruder, der sich die Mühe gibt alle Viren die es im Netz gibt, zu suchen beim letzten Totalausfall genutzt und so eine Menge Arbeit gespart.

Das leitet über zum nächsten Problem: Die Daten aus dem Speicher müssen natürlich auch korrekt sein. Die Lösung ist dafür schon alt – Prüfbits. So was hatten NASA Rechner in den Sechzigern, Cray Großrechner in den Siebzigern und Server haben den ECC Speicher auch – einziger unterschied: 9 anstatt 8 Chips pro Modul und eine kleine Elektronikschaltung. Er ist etwas teurer, aber das war’s schon.

Natürlich wird der PC teurer – das Motherboard etwas bisschen, der ECC Speicher kostet auch etwas mehr und die zweite Festplatte auch, aber ich denke das sind bei einem 500 Euro PC dann vielleicht 150 Euro mehr – maximal, dafür hätte er das Potenzial so lange zu leben wie andere Geräte der Unterhaltungselektronik. Dazu gehört natürlich auch ein Konzept das nachhaltiger ist, also es ermöglicht etwas auch nach Jahren auszutauschen, das geht mit Festplatten, Brennern, aber bei Speichern wechseln die Sockel dauernd ab und bei Prozessoren in noch schnellerem Tempo, selten ist ein Motherboard länger als 2 Jahre lang lieferbar.

Meiner Ansicht nach wird es dazu aber nicht kommen. Selbst teure Mediacenter-PC die über 1000 Euro kosten sind nicht anders aufgebaut als andere PC. Stattdessen hat sich die Branche einem anderen, lukrativen Markt zugewandt, den mobilen Geräten wie Smartphones oder Tabletts. Die werden in noch schnelleren Zyklen als PC’s verkauft und bringen noch mehr Geld, denn die Leute legen dafür mehr auf den Tisch.

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