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Goldrausch bei der ITU und im Orbit

Wie die ITU gerade mitteilte, werden WorldVu alias OneWorld und SpaceX nicht die einzigen Firmen die sich bei der ITU wegen der Freigabe von Frequenzen gemeldet hat. Es gab sieben Anmeldungen für erdnahe Konstellationen – in nur 6 Monaten! Das folgende ist eine gekürzte Übersetzung dieses Artikels.

Das erste auffällige ist, dass die Heimatländer der Firmen Frankreich, Norwegen, Australien, England und Liechtenstein sind, also echte Weltraummächte (vor allem Liechtenstein). Der Grund dürfte der gleiche sein wie die Tatsache dass die meisten Handelsschiffe in Liberia registriert sind: sie müssen außer der ITU-Freigabe auch nationale Bedingungen ihres Landes erfüllen z.B. dass man nicht andere Services stört. Die USA gelten da wohl als zu streng.

Es ist unwahrscheinlich dass alle Projekte umgesetzt werden, weil die Registrierung wegen der Vergabepolitik „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ oft auch den Zweck hat Frequenzen zu reservieren obwohl man noch nicht weiß ob man das Projekt letztendlich durchführen wird. Nach der Registrierung hat die Firma sieben Jahre Zeit bis sie das Spektrum nutzt. Das ist nicht der vollständige Betrieb, aber man muss einige Experimentalsatelliten gestartet haben. So hat auch Europa die beiden Galileovorläufer Giove A+B Jahre vor den ersten regulären Galilosatelliten gestartet. Doch selbst wenn es nur ein Teil wird – es wird eng werden im erdnahen Bereich und Launch Service Prodivers werden viel zu tun haben. Die Firmennamen verbergen in den meisten Fällen den echten Investor, aber das ist ja auch nichts besonderes. Hier die Anmeldungen:

Das letztere wird wohl der Name des Netzwerks von Google/SpaceX sein, da es zu der Satellitenzahl passt. Das einzige was noch passen würde wäre MCSAT, doch wird SpaceX sicher nicht den Satellitenhersteller Thales-Alenia damit beauftragen. Während die Netze ASK-1 und CANPOL-2 wohl unproblematisch sind, da sie andere Frequenzen nutzen als die anderen Netze und die geostationären Satelliten und auch jeweils spezielle Zwecke haben (militärische Kommunikation, bessere Versorgung des am Polarkreis gelegenen norwegischen Gebiete) wird es bei den anderen zwangsläufig Probleme geben.

Das Ku-Band wird von den geostationären Satelliten genutzt, die viel weiter weg sind. Da sind Störungen vorprogrammiert, wenn ein Sender nahe des Empfängers über das Firmament zieht. Natürlich können sich die neuen Satelliten unterschiedlicher Netzwerke auch gegenseitig stören. Erheblich besser sieht es im Ka-Band aus. Das wird bei Kommunikationssatelliten nur für den Uplink genutzt also die Übertragung von der Bodenstation zum Satelliten. Diese Stationen senden viel stärker als die neuen Satelliten. Allerdings nutzt man es auch vermehrt für die Übertragung von Raumsonden, weil die Datenrate um ein vielfaches höher als beim X-Band ist. Bisher nur experimentell als Backup, doch die ersten Sonden die nur Ka-Band nutzen sind in Planung. Es fällt schwer zu glauben, dass man dann noch diue schwachen Signale aus Millionen Kilometern Entfernung empfangen kann. Das Problem ist nicht neu. Früher war das S-Band breit genutzt und die Daten von Pioneer 11 bei der Saturnpassage gingen in dem Datenmüll eines Cosmos Satelliten unter.

Das Ka-Band hat dafür andere Probleme. Die Wellen werden effektiv von Wassermolekülen absorbiert (aufgrund des Phänomens nutzt man auch Mikrowellen zum Erwärmen von Speisen). Bei hoher Luftfeuchtigkeit (Tropen) oder gar Regenfall ist kein Empfang mehr möglich. Das NASA Deep Space Network hat die Sendungen des Mars Orbiters MRO untersucht und obwohl ihre Empfangsstationen in trockenen Gegenden angesiedelt sind war die mittlere Verfügbarkeit nur 70%, das wäre für ein Netzwerk wohl nicht tauglich. Das Ka-Band könnte für Intersatellitenkommunikation genutzt werden oder den Uplink, wo man stärkere Senden einsetzen kann.

Wenn alle Projekte umgesetzt werden, dann wird es zwischen 6857 und 10047 neue Satelliten geben: Die ITU wird bei 40.000 $ Registrierungskosten pro Satellit in Geld schwimmen und es fällt mir schwer vorzustellen wie man diese alle starten will. Selbst wenn jeder nur 125 kg wiegt wie bei Oneweb, dann reden wir von 1,25 Millionen Kilogramm. Eine Ariane 5 als leistungsstärkster verfügbarer Träger bräuchte rund 100 Starts um diese Nutzlast zu transportieren, weil es aber dann über 100 Satelliten pro Start wären und man pro Start nur eine Orbitalebene bedienen kann werden es wahrscheinlich viel mehr Starts kleinerer Träger sein.

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