Bernd Leitenbergers Blog

Rüstungswahnsinn

Ich habe mal irgendwo gehört, das Leute tendenziell eher dumme Leute in die hohen Posten wählen wie als Kanzler oder Präsident. Daran soll die Psychologie schuld sein, da man von intelligenteren Leuten unterschwellig annimmt, dass sie einen bzw. das Volk betrügen oder austricksen würden. Das würde einiges erklären. So die Führungsspitze der CSU und AFD oder Trump.

Wir haben in der Politik ja oft den Fall, das dass sie nicht rational ist. National sieht man das an der Protektion der Autoindustrie. Obwohl klar ist, dass diese ihre Käufer und das Kraftfahrzeugbundesamt beschissen haben, werden sie nicht bestraft oder wenigstens dazu verdonnert den Zustand herzustellen, den eigentlich ihre Fahrzeuge haben sollten. Ähnliches sehen wir in Nordrhein-Westfalen mit dem sklavischen Festhalten am Braunkohletagbau, obwohl jeder weiß, dass die Kohle ein dreckiger Energieträger ist und man schon wegen der Kohlendioxidbilanz aus ihr aussteigen muss. Anstatt zukunftsorientierte Arbeitsplätze aufzubauen, schützt der Staat private Firmen, die keine Zukunft haben und auch nicht in ihre Zukunft investieren mit enormen Polizeiaufwand vor den eigenen Bürgern.

Doch die absolute Spitze sind die Kernwaffen. Da scheint regelmäßig der Verstand abzuschalten. Mir fiel das schon Anfang der Achtziger Jahre auf. Da begann die Nachrüstungsdebatte, nachdem der Beschluss zur Stationierung von Marschflugkörpern und Pershing Raketen 1979 fiel, übrigens auf Druck von Helmut Schmidt.

Obwohl ich damals noch nicht in dem politischen Lager angekommen war, in dem ich in den letzten 30 Jahren war, sondern bei der Wahl von 1983 eine Partei gewählt habe, die den Nachrüstungsbeschluss vertrat, habe ich das damals schon nicht verstanden. Damals gab es noch mehr Atomsprengköpfe bei den Supermächten. Zehntausende auf jeder Seite, in allen Größen (sprich Sprengkraft) mit dem unterschiedlichsten Einsatzzweck, vom Abwurf vom Flugzeug auf dem Schlachtfeld aus, bis zur ICBM die eine ganze Region auslöscht. Russland stellte neue Mittelstreckenraketen in Dienst und das war die berüchtigte „Lücke“. Das Wort hat schon Kubrick in seinem Film „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ auf die Schippe genommen. Es ist eines der Wörter der Militärs wo deren Verstand komplett abschaltet. Eine „Lücke (Gap)“ suggeriert, das der Gegner auf einem Gebiet weit überlegen ist und sich daraus eine Gefahr ergibt. Es wird weder hinterfragt ob es überhaupt sinnvoll ist diese Lücke aufzufüllen, noch die Konsequenzen bedacht. Denn das Füllen der Lücke bedeutet ja das man dann in diesem Gebiet besser gerüstet ist als der Gegner, was diesen wiederum zur Aufrüstung bringt – mit einer neuen Lücke. Das hat ja erst zu so vielen Atomsprengköpfen geführt. Der Sinn wurde auch nicht hinterfragt. Es gab ja schon vor der „Nachrüstung“ genügend Atomsprengköpfe in Europa. Auf älteren Mittelstreckenraketen der USA und durch Flugzeuge abwerfbare Sprengköpfe. Vor allem läuft ein atomarer Konflikt anders als ein nicht atomarer. Nehmen wir an eine der beiden Seiten würde nur eine Atombombe auf dm Gefechtsfeld einsetzen, also nicht mal gegen die Zivilbevölkerung. Dann würden so viele Soldaten auf einmal sterben, das die Gegenseite wahrscheinlich sofort mit einem weiteren atomaren Gegenschlag antworten würde, denn würde sie das nicht tun, dann würden weitere Atomschläge folgen und die eigene Armee vernichten. Das wäre dann aber wahrscheinlich mehr als eine Bombe. Das schaukelt sich dann bald auf und der Konflikt bliebe auch nicht auf Europa beschränkt, denn damals hatten die USA um die 500.000 Mann in Europa stationiert, wenn da auch nur ein Teil getötet wird, dürfte es sehr wahrscheinlich sein das man auch ICBM abfeuern würde und dann hat man einen atomaren Konflikt. Wie es in der Schlussszene von „War Games“ zu sehen war, als der Computer alle möglichen atomaren Szenarien durchspielte und zum Schluss kam, das keine Seite gewinnen kann, und der einzig gewinnbringende Zug des „Spiels“ ist es gar nicht erst zu beginnen.

Nun hat Trump angekündigt, den INF-Vertrag zu kündigen, weil Russland neue Mittelstreckenwaffen entwickelt. Die Mittelstreckenraketen waren, die ersten Atomwaffen die abgerüstet wurden. Eben aufgrund der Problematik, dass man einen Konflikt nicht auf Europa beschränken kann. Zudem haben Raketensprengköpfe eine so große Sprengkraft, das man im dicht besiedelten Europa gar keine zivilen Opfer ausschließen kann, was die Brisanz des Einsatzes noch erhöht. Ich habe in den Achtzigern „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ von Hoimar von Ditfurth gelesen. Er malte nicht nur die Folgen eines Atomkrieges aus (Stichwort: Nuklearer Winter“ sondern deckte auch die Unsinnigkeit auf. Eine Organisation wollte die Folgen bestimmen. Sie verteilte zuerst die Atomsprengköpfe auf alle militärischen Einrichtungen. Doch es waren zu viele. Dann bekamen auch noch Städte der beiden Päkte einen Sprengkopf – die meisten saßen auf Raketen und die kleinsten hatten eine Sprengkraft von 300 kt, zwanzigmal mehr als die Hiroshima Bombe mit entsprechendem Radius, wo alles zerstört ist. Die machen bei verhältnismäßig kleinen Zielen wie Kasernen sowieso keinen Sinn nur um das Militär anzugreifen. Doch auch das reichte nicht aus, um alle Sprengköpfe zu verbrauchen. Schließlich verteilten sie Sprengköpfe auf alle Städte der Welt. Das Ergebnis: Es gab damals so viele Atomsprengköpfe, dass man pro Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern mindestens einen einsetzen würde, bei mehr Einwohnern entsprechend mehr. Auf meinen Wohnort bezogen bedeutet, dass ich 5 km vom nächsten Ziel entfernt wohne und 12 km vom nächsten Ziel, auf das gleich sieben Sprengköpfe entfallen wären. Erobern kann man da dann nichts mehr. Denn man beginnt ja, wenn man nicht wahnsinnig ist und Lebensraum im Osten sucht keinen Krieg um Land zu gewinnen, das dann menschenleer ist und jegliche Infrastruktur aber auch Wohnungen und Industrie zerstört. Man will ja die Menschen, ihre Arbeitskraft und die industrielle Kapazität. Aber ich schweife ab.

Das Grundlegende ist, dass man beim Einsatz von Atomwaffen keine Gegenrechnung aufmachen kann wie bei konventioneller Rüstung. Also wie viel Militär brauche ich, um mit dem Gegner mithalten zu können. Daher streben ja viele Länder an Atommacht zu werden, die sich von den USA bedroht fühlen. Es ist ein wirksamer Schutz, mehr als jede Armee, denn selbst Nordkorea bei der ein großer Teil der Bevölkerung in der Armee ist hätte konventionell keine Chance gegen die USA. Dazu reichen aber wenige Sprengköpfe. Nach der Statistik liegen die USA und Russland mit jeweils rund 6500 Atomwaffen weit vor dem nächsten Land, China mit 300 Sprengköpfen. Diese Erkenntnis scheint sich aber nicht zu Puttin und Trump herumgesprochen zu haben. Nehmen wir mal an, beide Nationen würden auf die 300 Sprengköpfe abrüsten, die China heute hat. Jeder hat die mehrfache Sprengkraft eines Hiroshima Sprengkopfs. Der tötete in einem Kreis von 2 km Druchmesser 59 Prozent der Menschen. 70.000 waren es in Hiroshima. Ein 300 kt Sprengkopf dürfte einen Kreis von 12 km Durchmesser genauso zerstören wie der 2-km-Kreis der Hiroshimabombe. Man muss nur mal 300 Kreise mit 12 km Durchmesser über die Großstädte USA legen und man wird darauf kommen, das so ein Großteil der Bevölkerung stirbt,, schlussendlich haben die Metropolen der USA eine höhere Besiedlungsdichte als Hiroshima, wo es keine Wolkenkratzer gab. New York hat eine Bevölkerungsdichte von 10.800 Einwohner/km. Ein 300 kt Sprengkopf würde dann rund 720.000 Opfer erfordern. Aber auch die industrielle Kapazität würde auf nahezu Null sinken, von den Folgen für das System ganz zu schweigen. Gesundheitssystem, Versorgung, alles würde zusammenbrechen.

Und die Großmächte haben aber nicht 300, sondern zwanzigmal so viele Sprengköpfe. Da erneut aufzurüsten macht keinen Sinn. Doch kapieren tun dies wohl weder Trump noch Puttin. Die Antwort des Kremls war ja das Trump Russland in einen Rüstungswettlauf zwingen will, der zum Staatsbankrott führt – wie in den Achtzigern Reagan. Man muss nur so dumm sein, drauf einzugehen. Wenn Puttin schlau ist, geht er nicht drauf ein, denn schon durch die bestehenden Atomsprengköpfe ist Russland geschützt, selbst wenn sie konventionell unterlegen sein sollten, was nach der Abrüstung nach Ende des Kalten Kriegs ja auch der Fall ist. Das Spiel geht ja nicht nur in eine Richtung. Die Rüstung zur Reagan Zeit hat auch die Staatsverschuldung der USA in die Höhe getrieben. Sie hat sich in seiner Regierungszeit verdoppelt und die ist seitdem noch angestiegen. In den letzten Jahren gab es mehrere Situationen, in denen Staatsangestellte in unbezahlten Urlaub geschickt wurden, weil durch Gesetz sonst der Staatsbankrott drohte und sich Demokraten und Republikaner sich gegenseitig blockierten. Rosig stehen die USA also nicht da.

Ein intelligenter Präsident, egal auf welche Seite, würde wohl abrüsten – atomar und konventionell. Aber das führt zum Eingang zurück: Die Leute wählen keine intelligenten Menschen in Führungspositionen. Ein besonderes Misstrauen scheint da die Bevölkerung der USA zu haben, denn wenn ich mir die letzten 50 Jahre anschaue, so haben sie vier Präsidenten gewählt, die für dieses Amt völlig ungeeignet waren oder von ihm intellektuell überfordert waren: Nixon, Reagan, George W. Bush jun., Trump. Schlimmer noch: Die ersten drei wurden jeweils wiedergewählt! Trump toppt aber alles. Sein letzter Spruch, heute nach dem Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh: Man sollte bewaffnete Männer in Gottesdienste bringen. Muss ich dazu noch was sagen?

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