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Die Geschichte des PC ist eng an einige Namen gebunden - Pioniere, Visionäre oder knallharte Geschäftsmänner. Dies ist der zweite Teil der Reihe über die Männer die den PC zu dem gemacht haben. Dies ist die Geschichte des Mannes der dabei am reichsten von allen wurde. Dieser Artikel befindet sich auch in druckbarer Form als PDF Datei zusammen mit anderen Kurzbiographien in dem Dokument "Väter des PC"
Über Bill Gates Beitrag zur Geschichte des PC gibt es auf der Website von Microsoft eine offizielle Version. Nach dieser handelt es sich bei Bill Gates um einen der größten Genies und Wohltäter der Menschheit, eine Kreuzung aus Jesus und Einstein. Doch die Wahrheit ist profaner. Bill Gates wurde groß durch Kopieren und Abkupfern, allerdings gepaart mit einem hervorragenden Geschäftsgeist.
Bill Gates wurde 1955 geboren als Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwaltes. Auf der Lakeside Highschool programmierte er auf den Rechnern. Er versuchte unter anderem auf dem Highschool Rechner BASIC - eine leicht erlernbare Sprache - für die aufkommenden Mikroprozessoren zu adaptieren. Als 1975 der Altair 8800 erschien witterte er und sein Freund Paul Allen die Chance, die schon begonnene Arbeit zu Geld zu machen. Sie versprachen innerhalb von 30 Tagen BASIC für den Altair 8800 zu adaptieren. Bis sie eine vorführbare Version erstellt hatten, vergingen allerdings vier Monate. Paul Allen führte eine Vorversion auf dem Altair vor (ohne das Allen und Gates sie vorher auf einem der Geräte getestet hatten) - und sie funktionierte. MITS der Hersteller war bereit das BASIC mit dem Computerbausatz zu verkaufen und Gates und Allen fuhren mit ein paar Highschool Freunden nach New Mexiko und machten aus der Rohversion ein Produkt.
Im Sommer 1975 gründten Paul Allen und Bill Gates Micro-Soft (später ohne Trennstrich geschrieben) mit einer Beteiligung von 60% Bill Gates (wegen der größeren arbeit an BASIC) und 40% für Paul Allen.
MITS verkaufte Speichererweiterungen von 4K und 8K mit 150 USD Aufpreis mit Microsoft BASIC. Alleine wurde es für 500 USD angeboten - ein stolzer Preis, bedenkt man die damalige Kaufkraft. Der Altair selbst kostete als Bausatz nur 397 USD. So war es nicht verwunderlich, das nach "Ausborgen" eines Lochstreifens bei einer Messe, die ersten Raubkopien von MS BASIC kursierten. Die Verkäufe gingen zurück und MITS legte kein BASIC mehr den Karten bei, denn jeder hatte eine Kopie.
Das ganze hatte zwei Konsequenzen für Microsoft. Der erste war ein offener Brief von William Gates an die noch junge Computergemeinde in der er sich bitter über das Raubkopierern beklagte. "Wenn Du eine Version 1.1 von Microsoft BASIC hast, so ist eine im März 1975 geraubte Kopie... Wie jeder von euch weis, stehlen die meisten von euch Software." Ein Verhalten das zu Ed Roberts Aussage über Bill Gates passt: "Wenn etwas nicht nach seinem Willen ging benahm er sich wie ein verwöhntes Kind, was er ja auch wirklich war.".
Das zweite war das man gegen MITS prozessierte. Man bekam zwar schließlich Recht, jedoch kosteten die Anwälte soviel das nichts von den Schadensersatzansprüchen am Schluss übrig blieb. Es prägte aber das Geschäftsgebaren von Microsoft in Zukunft. BASIC begründete nicht nur Microsofts Produktpalette an Programmiersprachen. Es ist auch ein typisches Microsoft Produkt: Nicht neu entwickelt sondern nur eine frei verfügbare Programmiersprache neu adaptiert. Es ist erstaunlich, das jemand der keinen Respekt für das geistige Eigentum anderer hat, und nur nach verlorenen Gerichtsprozessen Lizenzgebühren für verletzte Rechte oder gestohlene Ideen zahlt, sich so über das Raubkopieren aufregt. Bei einem geringeren Preis für das BASIC wäre es sicher anders gelaufen. Gelernt hat Microsoft daraus nichts, denn auch heute noch sind Microsoftprodukte hochpreisig.
Bis 1977 Microsoft offiziell gegründet wurde, verlief die Karriere von Bill Gates und Paul Allen parallel zu MITS: Sie schrieben Software, die auf diesen Rechnern lief und mit der Verbreitung der Software stieg auch ihr Gewinn. Paul Allen war in dieser Zeit Angestellter von MITS. 1976 registrierten Sie "Microsoft" als Firmennamen, 1977 kam der Bruch mit MITS und die Gründung von Microsoft als Firma. Das bedeutete keinen Einbruch für Microsoft, denn es gab neue Computer auf dem Markt, auch für diese nutzten die BASIC Interpreter von Microsoft. Auf dem Bild aus dieser Zeit ist Bill Gates unten links außen, und Paul Allen unten rechts außen. Paul Allen verlies 1985 nach schwerer Krankheit die Firma, um sich von dem schon damals eingenommenen Gewinn ein Basketball Team samt Stadium zu kaufen. Bill Gates schmiss sein Studium und blieb seitdem Präsident und hält 20 % des Aktienkapitals von Microsoft. Firmensitz wurde Seattle. Später zog Microsoft nach Remont um.
Bis 1980 verlief die Entwicklung von Microsoft eher langsam. Während Apple innerhalb von drei Jahren nach der Firmengründung auf 155 Millionen USD Umsatz kletterte, waren es bei Microsoft nur 8 Millionen. Die Firma veröffentlichte Adaptionen von alten Programmiersprachen. Es gab einen BASIC Compiler, Disketten-BASIC für verschiedene Mikroprozessoren (Ein BASIC mit Routinen um ein Disklaufwerk zu betrieben, wichtig wenn der Rechner kein eigenes Betriebssystem hat), FORTRAN und COBOL-80. Viel verdienen konnte man mit den Programmiersprachen nicht. Nicht jeder der einen Computer kaufte, nutzte ihn zum Programmieren. Damit Geld in die Kasse kam, brachte man eine Z80 Karte für den Apple heraus, zusammen mit CP/M konnte damit ein Apple auch Microsoft Programmiersprachen verarbeiten, man hoffte damit an dem riesigen Kuchen von Apple mit zu verdienen. Damit nach ein Missverständnis den Lauf, an dessen Ende Microsofts Aufstieg stand.
Als IBM 1980 einen Personalcomputer entwickelte, benötigten Sie dafür ein Betriebssystem und den damals noch obligatorischen BASIC Interpreter. Da traf es sich gut, das Microsoft offensichtlich beides hatten: Sie vertrieben diese Karte für den Apple mit Betriebssystem CP/M und BASIC. Im Oktober 1980 trafen IBMs Unterhändler bei Microsoft ein. Sie wurden mit Bill Gates schnell handelseinig was die Konditionen anging: Bill Gates akzeptierte alle, denn er hoffte auf Anschlussgeschäfte obgleich er an den Lizenzen nicht viel verdiente. Was Microsoft jedoch nicht bieten konnte war das Betriebssystem. IBM wusste nicht, das er die Rechte an CP/M nicht hatte, aber er schickte sie zu Gary Kildall ins nahe gelegene Monterey. Warum es nicht mit Digital Research klappte findet sich beim Artikel über Gary Kildall.
Auf jeden Fall witterte jedoch Bill Gates die Möglichkeit hier noch mehr zu verdienen. Paul Allen wusste, das die kleine Firma SCP (Seattle Computer Products) mit dem Programmierer Tim Paterson verschuldet war und er einen einfachen CPM-86 Klone hatte, namens Q-DOS (Quick and Dirty Operation System). Bill signierte den Kontrakt mit IBM über 186.000 USD zur Lieferung des Betriebssystems PC-DOS und kaufte zwei Tage später die Rechte an Q-DOS für 50.000 USD. Tim Paterson wurde als Programmierer eingestellt und machte eine Kopie von CP/M-86 aus Q-DOS. Bill Gates nannte das hinzu gekaufte Produkt MS-DOS. Im August 1981 erschien der IBM PC. Und mit dem Erfolg des PC kam auch der von Microsoft. Binnen eines Jahres schloss die Firma Verträge mit 50 Herstellerin von Klones, die jeder ein Betriebssystem und einen BASIC Interpreter brauchten. Bis 1983 bekamen sie es sogar hin, dass das rudimentäre DOS stabiler wurde und Festplattenunterstützung beinhaltete. An den Kopien von MS-DOS verdiente Microsoft Milliarden.
Erstaunlich war allerdings das der Branchenriese IBM, bei dem eine strenge Unternehmenskultur herrschte, mit Microsoft überhaupt Geschäfte machte. Die Beurteilung von MS-DOS und Microsoft durch den Chip Lieferanten Intel, sagte schon 1980 alles über die Firma und ihre Produkte aus : "Diese Leute sind Spinner. Sie machen nichts wirklich Neues und haben keine Ahnung von dem was Sie tun. Ihre Ansprüche sind ziemlich niedrig, und es ist nicht mal sicher ob sie selbst die eingelöst haben". Bill Gates wurde von dem Verhandlungsführer von IBM sogar zuerst für einen Büroburschen gehalten..... Als sich nach Einführung von MS-DOS bei IBM die klagen über Fehlfunktionen häuften, schickte man eine Abteilung zu Microsoft um diesen bei der Qualitätssicherung zu helfen, die offensichtlich verbesserungswürdig war. Sie kamen schockiert zurück: Es gab keine Qualitätssicherung. Niemand testete Produkte vor der Auslieferung. Wann immer ein Entwickler meinte die Version wäre fertig wurde sie als offizielles Release herausgegeben.
1983 ist das Jahr indem aber Microsoft die Grenzen seiner Macht erkennen musste. Neben dem Markt für Personalcomputer - Maschinen in einer Preisklasse von 4000 DM aufwärts gab es noch die Heimcomputer. Dieser boomte und Rechner wie der C-64 erreichten enorme Stückzahlen. Hier gab es bei einigen Rechnern lizenzierte Versionen von MS BASIC. Der Verkaufsschlager schlechthin, der C-64 arbeitete aber nicht damit. Microsoft wollte hier so etwas wie bei dem IBM PC hin zu bekommen: Einen gemeinsamen Hardwarestandard namens MSX, für den Microsoft die Software liefert. Die Rechner wurden Anfang 1983 angekündigt mit 16-32 K RAM. 14 Firmen wollten die Rechner auf Basis von Bauteilen die auch in anderen Heimcomputern stecken entwickeln. Doch es dauert bis Mitte 1984 bis die ersten Geräte in Japan, wo die meisten Firmen ihren Sitz hatten auftauchten. Bis sie in Europa auftauchten war die zweite Hälfte von 1985 angebrochen. 16+32 K Computer waren dann aber obsolet. Die meisten Rechner hatten schon 64 K und es gab mit dem Amstrad CPC 464 ein Gerät auf dem Markt, das genau das konnte was die MSX leisten konnten, aber dazu noch mehr Speicher und einen Monitor mit 80 Zeichen Darstellung hatte.
Doch mit DOS kam das Geld in die Kasse und dieses Geld ermöglichte Microsoft es sowohl bei folgenden Projekten einen sehr langen Atem zu behalten, wie auch Fehlentwicklungen zu verkraften. Viele andere Firmen wären ohne diese Reserve pleite gegangen.
Um der Verbreitung von den IBM PC' s zu begegnen entwickelte man bei Apple den Macintosh. Microsoft sollte die Anwendungsprogramme dazu entwickeln. Ein schwerer Fehler, denn dadurch kam Microsoft auf die Idee eine grafische Benutzeroberfläche zu entwickeln. Microsoft wollte ursprünglich damit eine Konkurrenz zu dem DOS Aufsatz "VisiOn" schaffen. Doch die Entwicklung dauerte extrem lange, so dass Windows 1.0 der Prototyp der "Vaporware" wurde - einer Software die angekündigt wird, aber nicht lieferbar ist. Zwischen "angekündigtem Verkaufstermin" und "Auslieferungstermin" lagen bei Windows 1.0 über 19 Monate.
Bis jedoch Windows nur halbwegs mit dem Mac Betriebssystem konkurrieren konnte, dauerte es lange. Nach 2 Jahren Entwicklung kam 1985 Version 1.0 heraus. Die Hardwareansprüche waren für die damalige Zeit gewaltig und trotzdem war es langsam, es gab nur wenige Anwendungen und es war instabil, weil es kein eigenständiges Betriebssystem war sondern ein DOS Aufsatz. DOS Programme konnte man zudem nicht unter Windows ausführen. Windows 2.0 erschien nur weil Excel bestimmte Funktionen benötigte und erst mit dem Zukauf von externem Know-How hatte man mit Windows 3.0 eine Version die stabil lief, DOS Programme unterstützte und die neueren Prozessoren unetrstützte. Immerhin : Nach 7 Jahren hatte Windows den Entwicklungsstand erreicht, den Mac OS 1984 oder die Oberfläche GEM 1985 hatten, nach weiteren 5 Jahren beherrschte Windows 95 Multitasking - selbiges hatte schon 1985 der Amiga.
Spätestens mit Windows 3.0, 1990 war jedoch der Knoten geplatzt. Die letzte Bastion des Mac - die einfachere grafische Bedienung, hatte nun auch der PC, und Microsofts Umsätze explodierten, denn jeder musste zusätzlich zur DOS Lizenz noch Windows erwerben.
Mittlerweile war Microsoft auch fest bei den PC Anwendungen etabliert. Auch dazu hatte der Mac Bill Gates Firma verholfen. Beim PC gab es allerdings schon Konkurrenz mit eingeführten Programmen. Nun machte Microsoft etwas was man von Intel sich abgeguckt hatte: Sie kündigten Produkte an, die noch lange nicht lieferbar waren. Sie versprachen aber Wunderdinge davon, um die Käufer abzuhalten Konkurrenzprodukte zu kaufen. Das klappte sehr gut bei Word und wurde auch später so gehandhabt um die Konkurrenz klein zu halten. Der absolute Höhepunkt war die Einführung von Windows 95: Schon ein Jahr vorher verging kein Monat, indem nicht in der Presse über das neue tolle Wunder-Windows geschrieben wurde.
1987 begann aber auch der Scheideweg von IBM und Microsoft. IBM bemerkte wie der eigene Marktanteil auf Kosten der Klones schrumpfte. Man wollte dies durch zwei Maßnahmen ändern: Eine neue Architektur: Der Mikrokanal sollte das Problem bei ISA mit den doppelt belegten Interrupts und Adressen lösen, gleichzeitig wäre er nicht mehr offen wie die ISA Architektur. Es gäbe also keine Hardware Klones.
Ein neues Betriebssystem namens OS/2 sollte DOS ablösen - inzwischen hatte sogar IBM die Mängel erkannt die Intel schon 1980 festgestellt hatte. OS/2 sollte DOS Programme ausführen können, aber für die neuen Maschinen mit 286 und 386 Prozessor, die Möglichkeiten von großem Adressraum und Programmschutz nutzen. Der Fehler: Man wollte es zusammen mit Microsoft entwickeln. Bill Gates hatte aber daran gar kein Interesse. Im Gegenteil: An jedem Klone verdiente er Lizenzgebühren. OS/2 wäre aber ein IBM System gewesen, hier zahlte IBM für die Programmierung behielt sich alle Rechte. Sobald es OS/2 gäbe würde der DOS Markt schrumpfen. Immerhin hatte Microsoft das Kunststück fertig gebracht, das die Benutzer 1987 - 6 Jahre nach dem PC und Verfügbarkeit von Rechnern mit 2 MB RAM und 10 facher IBM-PC Geschwindigkeit noch mit DOS und seinen max. 640 K RAM zufrieden waren.
Die Strategie von MS war nun zweigeteilt: Zum einen halte OS/2 auf durch Verzögerungen: Erst 1989 erschien die erste Version und zur Konkurrenz zu Windows wurde es erst 1993. Zum anderen: etabliere Windows als Alternative. Das gab noch mehr Probleme mit IBM bei der OS/2 Entwicklung denn die sahen Microsoft Windows natürlich als Konkurrenz zu OS/2 an. So kam es 1991 zum Bruch bei der Entwicklung zwischen beiden Firmen und IBM arbeitete alleine weiter an OS/2. Es blieb ein Nischenprodukt.
Bill Gates wusste genau, dass DOS/Windows als System prinzipielle Probleme hatten. Das Grundproblem war das Windows auf dem 16 Bit DOS und seiner archaischen Architektur aufsaß. OS/2 wollte dies ändern und es konnte damit Erfolg haben. So entwickelte man mit dem von DEC übernommenen Entwicklungsteam des VMS Betriebssystems ein neues sicheres Betriebssystem das man Windows NT (NT = New Technologie) taufte. Es war sicher, es war echt multitaskingfähig und es lief auf vielen Prozessoren. Einziges Problem: Es gab zwar gemeinsame APIs (d.h. die Aufrufe von Systemfunktionen waren weitgehend kompatibel), doch nicht alles was 16 Bit Programme dürfen, dürfen sie auch bei Windows NT. Spiele - ein inzwischen zunehmend wichtiger Aspekt weshalb Privatpersonen einen Computer kauften liefen z.B. nicht.
Doch mit zunehmender Entwicklung wurde auch Windows NT erfolgreicher. Zumindest war es zu Windows kompatibler als OS/2. Der Wendepunkt kam mit Windows NT 4.0, als man die modernere GUI von Windows 95 adaptierte. Es sah nun zumindest so wie Windows 95 aus und verarbeitete auch die meisten Programme für Windows 95. Dies war die Geburtsstunde von Windows XP. Bill Gates beschloss die verschiedenen Linien zu verschmelzen. Für Windows 95 gab es zwar noch als neue Versionen angepriesene Updates (Windows 98 und ME), doch intern arbeitete man daran die GUI von NT schicker zu machen und die fehlende Unterstützung für Spiele und Multimediaanwendungen in Windows NT einzubauen. Mit Windows 2000 hatte erstmals ein NT Derivat eine schickere und flexiblere Oberfläche als Windows 98 und mit Windows XP, das 2001 erschien hatte man beide Systeme zusammengeführt.
Doch auch der Messias des Computers Bill Gates persönlich kann irren: Obgleich sein Ruf in den Neunzigern schon legendär war, verschlief Microsoft komplett den Internet Boom. Obwohl Microsoft schon seit 1992 an einer Netzwerkarchitektur arbeitete die in die grafische Oberfläche eingebunden war, setzt führende Technologen der Firma auf Breitbandnetze hinter denen Server standen. Breitbandnetze waren z.B. über Fernsehkabel möglich, aber erst in einer ferneren Zukunft. Eine Entwicklungsgruppe die an einer Kommunikation über Modems arbeitete wurde wieder aufgelöst. Parallel zu der Einführung von Windows 95 kreierte man das MSN, ein Online Dienst welcher in Konkurrenz zu AOL und Compuserve stehen sollte. Dabei sollte dieses so eingebunden werden, das der Benutzer nicht merkt ob er im Netzwerk oder auf dem PC arbeitet. Doch die Masse ging ins Internet. Dieses war damals mit den Modems erreichbar, genau jener Architektur, welche Microsofts damaliger Cheftechnologe Nathan Myhrvold abgelehnt hatte. Das MSN war dagegen auf schnelle Netze ausgelegt und es war eine Insellösung.Doch neben dem Geschwindigkeitsproblem war es eben eine geschlossene Welt, eine Microsoftwelt, während das Internet die Benutzer nicht regulierte und Freiheit versprach. MSN wurde eingestampft und Passagen in Bill Gates Buch "Der Weg nach vorn" über die Zukunft der Welt (er sieht sich heute als visionärer Guru) stillschweigend von MSN auf Internet umgeschrieben. Heute hat das MSN, das es ja immer noch gibt nichts mehr mit dem damaligen MSN zu tun, das 1994 von Microsoft geplant wurde.
Leider war aber bei Microsoft kein Browser für das neue Medium verfügbar. So kaufte man den Mosaic Browser auf und verbreitete ihn unter dem Namen "Internet Explorer". So viel Mühe wie man sich aber auch gab: Man hinkte immer hinter Netscape hinterher. So kam man erst darauf dem Konkurrenten zu drohen und als er nicht aufgab, bekam Netscape keine Details über die Schnittstellen von Windows 95. So konnten Sie erst nach Erscheinen Windows 95 im August 95 den Browser entwickeln. Zuletzt integrierte man den Browser ins Betriebssystem um Kunden abzuhalten, noch einen Browser zu installieren. Bis man mit dem Internet Explorer 4 Netscape als Firma ruiniert hatte gab Microsoft mehrere Milliarden für den Internet Explorer und seine Entwicklung aus.
Warum diese Schlacht wegen eines Browsers ? Weil man mit dem Browser die Plattform festlegt mit der Benutzer im Internet surfen. Es ist ein gutes Beispiel wie Microsoft mit Standards umgeht. Standards haben Vorteile und Nachteile. Ein Vorteil ist z.B. dass wenn sich jeder danach richtet es egal ist welche Hard- und Software man benutzt. Wenn eine Seite in Standard HTML erstellt ist sollte sie auf unterschiedlichsten System (weitgehend) identisch aussehen. Es gibt aber auch Nachteile: Standards sind immer der kleinste gemeinsame Nenner und ändern sich nur langsam.
Microsoft übernimmt Standards und erweitert sie um eigene Erweiterungen: Frontpage und Word 2000 erweitern HTML um eigene Tags die nur der Internet Explorer versteht - im Extremfall kann ein anderer Browser die Seiten mehr darstellen. Es gibt Erweiterungen im Internet Explorer um den Internet Server von Microsoft zu unterstützen wie neue Skriptsprachen (VB Skript) oder die ActiveX Module. Das alles kann einem Entwickler das Leben erleichtern, doch damit er es ins Auge fasst muss der Internet Explorer auf vielen System laufen. Um den Absatz von anderen Microsoft Produkten zu pushen musste also der IE den Markt dominieren.
Danach entwarf man Erweiterungen wie ActiveX welche nur mit dem Internet Explorer funktionierten. Man lizenzierte Java von Sun, aber die Microsoft Programmierer veränderten den Code so, das der erstellte Java Code nur auf Windows Maschinen lief. Erst nach einem verlorenen Prozess gegen Sun stellte man eine Bibliothek zur Verfügung welche auf allen Rechnern läuft. Mit Windows XP ist Java aus dem Betriebssystem verschwunden und wenn der Benutzer muss sich für Applets eine Java Version von Sun herunterladen. Dafür propagiert MS als Konkurrenz eine eigene Architektur namens ".NET" (Sprich Dot-Net). Die eigentlichen Probleme des IE - seine umständliche Bedienung und seine Sicherheitsprobleme ging man kaum an nachdem man die Marktbeherrschung hatte. So verwundert es nicht, dass heute viele Benutzer wieder Firefox und Opera einsetzen.
Andere nette Tricks um die Konkurrenz klein zu halten findet man bei Office Produkten - mit jeder Version wird das Speicherformat geändert und Openoffice und Co müssen dem hinterherlaufen. Das hat zu Widerständen geführt. Viele Firmen empfinden das Verhalten von Microsoft als das typische Verhalten eines Monopolisten. Der Trend zu alternativen Architekturen, Produkten und Programmiersprachen wie Java hat auch seinen Ursprung darin. Das hat ab 2002 zu einer Änderung der Firmenpolitik geführt. Microsoft führt eine neue Systemarchitektur namens .NET ein die offen ist und für die es auch Entwicklungskits nicht nur von MS gibt. Man fängt an die Sicherheitslücken von Windows zu stopfen und seit 2006 werden die Entwicklungsumgebungen für .NET sogar verschenkt. Es geht darum eine neue Plattform zu etablieren und auch wieder Vertrauen zurück zugewinnen.
Das Microsoft noch immer kommerziell denkt zeigt sich aber bei der Entwicklung von Windows Vista. Geboren als gute Idee (ein sicheres System neu entwickelt und ein altes System welches kompatibel zum alten ist) wurde dieser Ansatz soweit verwässert, dass von dem sicheren System nur eines geblieben ist: Ein Digital Right Management (DRM), das verhindern soll, dass ein Anwender mit gekaufter Musik oder DVD etwas tut was der Hersteller nicht erlaubt hat.
Heute ist Bill Gates der reichste Mann der Welt. (Zumindest bis 2004, nun nur noch mit 47 Mrd. USD zweitreichster) Während dem Prozess gegen MS hat er sein Amt als Chef an seinen Freund Steve Ballmer abgetreten, der eine abgeschlossene juristische Ausbildung hat und kein abgebrochenes Studium. Seine Lieblingsbeschäftigung ist heute das Vermitteln seiner Visionen von einer heilen, schönen Softwarewelt mit "Informationen auf deinen Fingerkuppen" in Büchern. Er kann nicht verstehen das Millionen von Menschen auf der Welt sich über fehlerhafte Microsoftprodukte ärgern und nun sogar seine Firma in Gefahr war, zerschlagen zu werden. Bill Gates nutzt das viele Geld das er hat zu Einkäufen, auch außerhalb des Computerbereiches wie in Bildersammlungen oder Kabelkanäle.
Die Story von Bill Gates ist ein Paradebeispiel dafür, das nicht der erfolgreich ist, der das beste Produkt hat, sondern der welcher das beste Marketing und den besseren Riecher fürs Geschäft hat. Was mich persönlich an Gates erbost, ist nicht das er reich wurde weil er besser verhandeln, als programmieren kann. Wie der bekannte Computerjournalist Robert X. Cringley schreibt "Niemand sagt, das erfolgreiche Leute nett oder sympathisch sein müssen". Nein es ist die Art wie er heute redet. Er ist von der Wirklichkeit abgehoben. Nach eigenen Aussagen hat er schon mit 18 eine Vision was der PC für eine Revolution bringen würde. Er redet nie davon wie er ein Geschäft gemacht hat sondern, das er "IBM geholfen habe um die Zukunft des PC zu sichern". Der Deal mit DOS war also völlig uneigennützig, nur damit sein Traum von dem PC für jedermann in Erfüllung geht. Vor allem erwähnt er niemanden, der vor ihm etwas entwickelt hat, von dem er Ideen übernommen hat wie Gary Kildall , Steven Jobs. Wenn jemand erfolgreich ist und dann anderen, das einzige was Ihnen geblieben ist : Das sie die Ersten waren, die Erfinder, auch noch streitig macht, dann ist so jemand für mich ein sehr lausiger Charakter.
Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.
Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.
Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.
Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.
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© des Textes: Bernd Leitenberger. © der Bilder Microsoft. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.Sitemap | Kontakt | Impressum / Datenschutz | Neues | Hier werben / advertisment here | Buchshop | Bücher vom Autor |