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Indische Trägerraketen: SLV und ASLV

Ähnlich wie Japan verfolgt auch Indien ein Raumfahrtprogramm mit starken eigenen Akzenten. Dazu gehört auch die Entwicklung von eigenen Trägerraketen. Die Benennung der Raketen orientiert sich stark an den USA: Dem SLV (Satellite Launch Vehicle) folgte die ASLV (Advanced SLV), PSLV (Polar SLV) und die GSLV (gesosynchronos SLV), mit der auch Satelliten in den GTO Orbit eingeschossen werden können.

Indien unterhält sehr gute Kontakte zum Westen und zur GUS. Einen Großteil der Kommunikationssatelliten wurde von Hughes gebaut und mit amerikanischen oder europäischen Raketen gestartet, aber auch die Sowjetunion startete schon 1981 einen indischen Erderkundungssatelliten und beim GSLV will man sowjetische Technologie nutzen.

Die Daten der indischen Trägerraketen sind in verschiedenen Quellen widersprüchlich. Ich habe versucht die glaubwürdigsten Daten zu verwenden, trotz allem sind die Informationen noch recht lückenhaft.

Die SLV 3

Die ersten Startversuche von Indien fanden 1979 mit der SLV 3 statt. Die indische Weltraumorganisation ISRO würde 1969 gegründet. 1972 wurde beschlossen, ein eigenes Trägersystem zu starten.

Die SLV 3 ist eine nur mit festen Treibstoffen angetriebene Rakete. Die Nutzlastmasse von 40 kg ist im Verhältnis zur Startmasse von 17.8 t sehr gering. Daran ist vor allem die relativ hohe Leermasse der Stufen (über 20 %) schuld. Bemerkenswert ist weiterhin die extrem schlanke Form des Trägers: 24 m Höhe bei nur 1 m Durchmesser. Alle Starts fanden von der indischen Startbasis Sriharikota an der indischen Ostküste statt. Diese liegt bei 13.8 nördlicher Breite. Im Jahre 2002 wurde Sriharikota in das "Satish Dhawan Space Centre" umbenannt. Wie bei den ersten Versuchen anderer Nationen waren die Starts der SLV zuerst nicht sehr erfolgreich.

Ähnlich wie bei anderen Trägerraketen mit kurzen Brennzeiten sind auch bei der SLV 3 Freiflugphasen nötig. Eine nach Brennschluss der zweiten Stufe bis eine Höhe von 88 km erreicht ist, und eine Zweite nach Brennschluss der dritten Stufe, bis das Perigäum erreicht ist. Die erste Stufe arbeitet mit einem Brennkammerdruck von 44.2 Bar, das Expansionsverhältnis der Düse von 6.7 ist relativ klein. Bei der zweiten Stufe sind es 38.2 Bar und ein Expansionsverhältnis von 14.2. Es steigt bei der dritten Stufe auf 44.2 Bar und 25.6. Bei der letzten sind es nur 29.5 Bar, aber durch das hohe Expansionsverhältnis von 30.2 ist dort des spezifische Impuls am höchsten. Die ersten beiden Stufen nutzen Stahl als Gehäuse, die Dritte glasfaserverstärkten Kunststoff und die letzte Faserverbundwerkstoffen.

1989 wurde versucht, aus der ersten Stufe der SLV 3 eine militärische Mittelstreckenrakete zu bauen. Es ist dies der einzige Fall in der Geschichte der Raumfahrt, das aus einer zivilen Rakete eine militärische wurde. Normal ist eher der umgekehrte Fall. Die vierte Stufe entstand zuerst in einer Zusammenarbeit mit Frankreich um diese in der Diamant einzusetzen. Dieser Antrieb hätte rund 600 kg gewogen und einen Durchmesser von 0,60 m aufgewiesen. Nach der Einstellung des Diamant BP4 Programmes fand dann eine Umkonstruktion statt, da diese Stufe für die SLV3 zu groß war. Die SLV3 wird vollständig gesteuert von ihrem eigenen Inertialsteuerungssystem und ist nach dem Abheben autonom. Es gab seit 1976 suborbitale Testflüge für den Test des Trägers.

Von den vier Starts schlug der Erste fehl und der Dritte erreichte nur einen unplanmäßigen 296 x 834 km Orbit. Ein Start kostete 1985 rund 5 Millionen Dollar.

SLV 3

SLV 3

Erststart: 10.8.1979, letzter Start 17.4.1983
4 Starts, davon 2 Fehlstarts
Nutzlast: 42 kg in einen 46 Grad geneigten 400 km Orbit
Startpreis 4 Mill. USD
Startmasse 17610 kg
Höhe 24.0 m

Stufe 1:
Vollmasse 10800 kg
Leermasse 2140 kg
Schub 420 kN (Meereshöhe)
515 kN (Vakuum)
Brennzeit: 49 sec.
Spezifischer Impuls: 2246 m/s (Meereshöhe)
2481 m/s (Vakuum)
Länge 10 m, Durchmesser 1.0 m

Stufe 2:
Vollmasse 4900 kg
Leermasse 1750 kg
Schub 200 kN (Meereshöhe)
267 kN (Vakuum)
Brennzeit:40 sec.
Spezifischer Impuls: 2118 m/s (Meereshöhe)
Spezifischer Impuls: 2618 m/s (Vakuum)
Länge 6.4 m, Durchmesser 0.8 m

Stufe 3:
Vollmasse 1500 kg
Leermasse 440 kg
Schub 90,7 kN
Brennzeit: 45 sec.
Spezifischer Impuls: 1863 m/s (Meereshöhe)
Spezifischer Impuls: 2716 m/s (Vakuum)
Länge 2.3 m, Durchmesser 0.815 m

Stufe 4:
Vollmasse 360 kg
Leermasse 98 kg
Schub 26.6 kN über 33 sec.
Spezifischer Impuls: 2783 m/s (Vakuum)
Länge 1.5 m, Durchmesser 0.657 m

Erfolg Datum Nutzlast
- 10.08.1979 Rohini RS-1
x 18.07.1980 Rohini RS-1
x 31.05.1981 Rohini RS-D-1
x 17.04.1983 Rohini RS-D-2

Die ASLV

Der nächste Schritt war die Nutzlast der SLV zu erhöhen. (A = Advanced: fortgeschritten). Die Vorgehensweise war ähnlich wie in anderen Nationen: Man erweiterte die erste Stufe um zwei Booster. In diesem Falle waren die Booster aus der ersten Stufe abgeleitet und die erste Stufe wurde zur zweiten, da sie 0.3 Sekunden nach Ausbrennen der Booster gezündet wurde. Dies machte einige Modifikationen notwendig. Auch die oberen Stufen änderten sich in den Massen, vor allem die hohe Leermasse wurde in einigen Stufen gesenkt. Die dritte Stufe hatte eine höhere Zuladung an Aluminium in der Mischung (18 anstatt 12 %) und erreichte daher höhere Verbrennungstemperaturen und einen höheren spezifischen Impuls. Dafür musste die Düse mit weiterem Phenolharz als Ablativschutz versehen werden. Die vierte Stufe wurde unverändert übernommen, die fünfte erhielt eine um 45 kg höhere Treibstoffzuladung und ein neues Gehäuse aus Kevlar Fasern. Die Nutzlast stieg dadurch auf das vierfache, nämlich 150 kg an. Eine vier Booster Version wäre ebenfalls möglich gewesen. Die ASLV diente vor allem als Vorläuferversion der PSLV um bei dieser die Technologie von Feststoffboostern zu erproben.

Auch von den ASLV Starts missglückten die meisten, die Rakete wurde nur selten eingesetzt, im Mittel alle 2 Jahre. Lediglich der allerletzte Start war erfolgreich. Ein Start kostete 1985 rund 9 Millionen Dollar.

ASLV

ASLV

Erststart: 24.3.1987, letzter Start 4.5.1994
4 Starts, davon 3 Fehlstarts
Nutzlast: 150 kg in einen 400 km Orbit
Startpreis 9 Mill. USD
Startmasse 41000 kg
Höhe 23.5 m

Stufe 1:
Vollmasse 2 × 10.600 kg
Leermasse 2 × 2963 kg
Schub 455 kN (Meereshöhe)
515 kN (Vakuum)
Brennzeit: 49 sec.
Spezifischer Impuls: 2246 m/s (Meereshöhe)
2481 m/s (Vakuum)
Länge 110 m, Durchmesser 1.0 m

Stufe 2:
Vollmasse 10.800 kg
Leermasse 2900 kg
Schub 455 kN (Meereshöhe)
515 kN (Vakuum)
Brennzeit: 45 sec.
Spezifischer Impuls: 2275 m/s (Meereshöhe)
Spezifischer Impuls: 2540 m/s (Vakuum)
Länge 10 m, Durchmesser 1.0 m

Stufe 3:
Vollmasse 4400 kg
Leermasse 800 kg
Schub 267 kN über 40 sec.
Spezifischer Impuls: 2246 m/s (Meereshöhe)
Spezifischer Impuls: 2707 m/s (Vakuum)
Länge 6.4 m, Durchmesser 0.8 m

Stufe 4:
Vollmasse 1710 kg, Leermasse 650 kg
Schub 90.7 kN über 45 sec.
Spezifischer Impuls: 2727 m/s (Vakuum)
Länge 2.44 m, Durchmesser 0.815 m

Stufe 5:
Vollmasse 512 kg, Leermasse 195 kg
Schub 26.6 kN über 33 sec.
Spezifischer Impuls: 2765 m/s (Vakuum)
Länge 1.4 m, Durchmesser 0.657 m

Erfolg Datum Nutzlast
- 24.03.1987 SROSS-A
- 13.07.1988 SROSS-B
x 20.05.1992 SROSS-C
x 04.05.1994 SROSS-C2

Links

ISRO Homepage

PSLV bei der ISRO

PSLV XL bei der ISRO

GSLV bei der ISRO (frühe Version)

Vharat Rakshak : Website über das indische Weltraumprogramm

Starts indischer Trägerraketen

Artikel zuletzt geändert am 11.11.2013

Bücher des Autors über Trägerraketen

Wie man an dem Umfang der Website sieht, sind Trägerraketen eines meiner Hauptinteressen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Büchern von mir, auch weil ich in den letzten Jahren aufgrund neuer Träger oder weiterer Informationen über alte Projekte die Bücher neu aufgelegt habe. Sie finden eine Gesamtübersicht aller Bücher von mir bei Amazon und hier beim Verlag.

Ich beschränke mich in diesem Abschnitt auf die aktuellen Werke. Für die in Europa entwickelten Trägerraketen gibt es von mir zwei Werke:

Europäische Trägerraketen 1 behandelt die Vergangenheit (also bei Drucklegung): Das sind die nationalen Raketen Diamant, OTRAG und Black Arrow und die europäischen Träger Ariane 1 bis 4 und Europarakete.

Europäische Trägerraketen 2 behandelt die zur Drucklegung 2015 aktuellen Träger: Ariane 5, Vega und die damaligen Pläne für Vega C und Ariane 6.

Wer sich nur für einen der in den beiden besprochenen Träger interessiert, findet auch jeweils eine Monografie, die inhaltlich identisch mit dem Kapitel in den Sammelbänden ist, nur eben als Auskopplung.

Weiter gehend, alle Raketen die es weltweit gibt, behandelnd, gehen zwei Bände:

US-Trägerraketen

und

Internationale Trägerraketen (im Sinne von allen anderen Raketen weltweit)

Auch hier habe ich 2023 begonnen, die Bände aufzusplitten, einfach weil der Umfang für eine Aktualisierung sonst weder handelbar wäre bzw. an die Seitengrenze stößt, die der Verlag setzt. Ich habe auch bei den Einzelbänden nochmals recherchiert und den Umfang erweitert. Bisher sind erschienen:

US Trägerraketen 1 mit den frühen, kleinen Trägern (Vanguard, Juno, Scout)

US Trägerraketen 2 mit der Titan-Familie

2023 wird noch die erste Auskopplung aus den internationalen Raketen über russische Träger erscheinen. Nach und nach werden alle Raketen dann in einzelnen Monografien geordnet nach Trägerfamilien oder Nationen dann aktualisiert auf den aktuellen Stand, so besprochen.

Für die Saturns gibt es noch einen Sonderband, den ersten in der Reihe über das Apolloprogramm.

Alle bisherigen Bücher sind gerichtet an Leute, die wie ich sich nicht mit oberflächlichen Informationen oder Zusammenfassung der Wikipedia zufriedengeben. Wenn sie sich nicht für Technik interessieren, sondern nette Anekdoten hören wollen, dann sind die bisherigen Bücher nichts für Sie. Für dieses Publikum gibt es das Buch „Fotosafari durch den Raketenwald“ bei dem jeder Träger genau eine Doppelseite mit einem Foto und einer Beschreibung hat. (Also etwa ein Zehntel der Seitenzahl auf den ich ihn bei den beiden obigen Bänden abhandelte). Das Buch ist anders als die anderen Bände in Farbe. Ab und an macht BOD als Print on Demand Dienstleister Mist und verschickt es nur in Schwarz-Weiß, bitte reklamieren sie dann, ich als Autor kann dies nicht beeinflussen.

Als Autor würde ich mich freuen, wenn sie direkt beim Verlag bestellen, da ich da eine etwas größere Marge erhalte. Dank Buchpreisbindung und kostenlosem Versand ist das genauso teuer wie bei Amazon, Libri und iTunes oder im Buchhandel. Über eine ehrliche Kritik würde ich mich freuen.

Alle Bücher sind auch als E-Book erschienen, üblicherweise zu 2/3 des Preises der Printausgabe – ich würde sie gerne billiger anbieten, doch da der Gesetzgeber E-Books mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, Bücher aber mit nur 7 Prozent, geht das leider nicht. Ein Vorteil der E-Books - neben dem einfacher recherchierbaren Text ist, das alle Abbildungen, die im Originalmanuskript in Farbe, sind auch in Farbe sind, während ich sonst - um Druckkosten zu sparen - meist auf Farbe verzichte. Sie brauchen einen pdf-fähigen Reader um die Bücher zu lesen. Sofern der Verlag nicht weiter für bestimmte Geräte (Kindle) konvertiert ist das Standardformat der E-Books ein DRM-geschütztes PDF.

Mehr über meine Bücher finden sie auf der Website Raumfahrtbuecher.de und eine Liste aller Veröffentlichungen findet sich auch bei meinem Wikipediaeintrag.

 


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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