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N*gena und das Kupfer

Die Werbung

"Hautärzte sagen: Die Haut braucht Kupfer. Ständig verliert die Haut Kupfer. Für mehr Straffheit - geben sie Kupfer zurück...". So lautet seit einiger Zeit die Werbung für eine Hautcreme.

Die Wirklichkeit

Kupfer ist tatsächlich ein essentielles Spurenelement. Es ist Bestandteil zahlreicher Enzyme im Zellstoffwechsel. Diese Enzyme werden in jeder Zelle benötigt, es gibt keine spezielle Bedeutung für die Haut, wie man es bei einigen Vitaminen kennt. Kupfermangel kennt man seit 1928 bei Säuglingen, weil die Milch kupferarm ist. Bei Erwachsenen ist er extrem selten, und wurde daher erst 1974 bei Erwachsenen beschrieben. Kupfervergiftungen sind wesentlich häufiger, früher aus Messinggeschirr, häufig vorkommend. Zur Verhinderung einer solchen Vergiftung sind z.B. die Kupferpfannen lackiert.

In der Tat kann es zu Störungen der Pigmentbildung bei Kupfermangel kommen, doch das ist dann sicher das kleinste Problem der Betroffenen, denn vorher tritt Anämie auf, die wesentlich ernster ist. Mit Sicherheit aber wird durch eine (orale) Kupferzufuhr die Haut nicht straffer oder jünger wie es die Werbung suggeriert.

Das ganze ist nur die nächste Stufe eines Werbefeldzugs der seit Jahrzehnten läuft. Entgegen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem gesunden Menschenverstand will uns die Kosmetische Industrie weismachen, dass man die Haut "ernähren" muss, oder zumindest Stoffe nachführen, welche die Haut im Laufe der Zeit verliert.

Nichts ist falscher als dies. Die Haut hat primär die Funktion den Körper zu schützen. Der Autor ist recht froh darüber, denn in seinem Chemiestudium kamen doch einige Substanzen mit der Haut in Berührung die er nicht unbedingt gegessen hätte... Natürlich kann die Haut aus Sekretdrüsen Schweiß absondern, aber das ist eine Einbahnstraße von Innen nach Außen. Die Oberhaut aus abgestorbenen Zellen nimmt zwar Wasser und andere Stoffe auf, doch den Ursprung der Falten oder anderen Alterungsbedingten Veränderungen liegt in der Lederhaut und für die gilt dieses nicht. Die Oberhaut ist aber totes Gewebe, dass man schon deswegen nicht "ernähren" muss.

Dabei weiß jeder bis auf die kosmetische Industrie, wie gut die Haut als Schutzorgan ist. Hier zu ein Beispiel: Wäre die Haut nur für Wasser durchlässig, so würde jeder Mensch sterben der im Meer badet, da der Körper dann bestrebt wäre das Konzentrationsgefälle von viel Salz außen und wenig Salz innen auszugleichen. Dabei haben Menschen überhaupt keine Probleme im Toten Meer, also richtiger Salzlake zu baden, wo kein Wasserlebewesen überleben kann. Was Wasser nicht gelingt, gilt erst recht für größere Moleküle wie Vitamine oder Kollagen.

Alle Versuche dies zu widerlegen scheiterten bisher. So z.B. auch die Liposomen die heute überhaupt nicht mehr beworben werden und ursprünglich dazu dienten Stoffe in die Lederhaut zu transportieren. Ihre Unwirksamkeit wurde inzwischen wissenschaftlich bewiesen.

Selbst wenn man Kupfer in die Haut bringen würde - Sie braucht es nicht. Vielmehr benötigt das blutbildende System Kupfer. Ohne es kann kein Eisen in die Blutkörperchen eingelagert werden und es kommt zur Anämie. Aber vielleicht ist das die neue vornehme Blässe von Katja Flint - ein chronischer Kupfermangel?

Fazit

Sie können mit Wasser die oberste Hautschicht anquellen lassen. Kollagen in den Cremes lagert sich dazwischen ein und quillt noch besser. Damit verschwinden kleinere Unebenheiten und manches kleine Fältchen. Doch Kupfer braucht die Haut nicht. Sie braucht auch kein Panthenol oder Retinol. Es ist unsinnig die Haut mit Vitaminen oder Mineralstoffen zu behandeln, da sie diese nicht aufnimmt.

Dabei bleibt die kosmetische Industrie uns noch Beweise schuldig: Wie viel Kupfer ist in der Creme den drin (ist die Menge überhaupt relevant?), kann sie beweisen, dass das Kupfer in der Lederhaut ankommt? Es ist noch dieselbe Industrie die in 50 ml Tiegelchen für 25 Euro noch immer petrochemische Fette anstatt Pflanzenöle nimmt, obgleich diese hautverträglicher sind, um einige Cents zu sparen. Ich möchte wetten, dass man das Kupfer mit der Lupe (oder wahrscheinlich eher mit einem Massenspektrometer, einem Gerät zum Nachweis kleinster Spuren) suchen muss. Denn die Menge ist ja nicht angegeben. Wenn Silber nicht ausfällen würde, oder Gold man in Cremes in Lösung bringen würde, die kosmetische Industrie würde uns auch beibringen "Für einen samtenen Tein, nehmen Sie XX Creme mit Gold" (Selbst Gold wird billig, wenn man es nur Milligrammweise zusetzt, zumal 1 m³ Wasser in Hautcremes satte 20.000 € wert sein kann). Anders als den edlen Klang kann man sich diese Werbung nicht erklären, denn Chrom, Zink und Vanadium sind als Metalle mindestens genauso wichtig, klingen aber nicht so toll in der Werbung,

Wenn schon Hauternährung, dann richtig: Bis die kosmetische Industrie auf die Idee kam kleine Töpfchen mit billigen Fetten aus der petrolchemischen Industrie für viel Geld zu verkaufen haben die Leute ihre Haut anders "ernährt" mit Joghurt und Quarkpackungen, mit Mischungen von Bier mit Eiern. Da wird die Haut auch endlich mal satt!

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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