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Man unterscheidet rechtlich zwischen Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser. Die Unterscheidung orientiert sich an folgenden Kriterien:
Das Mineralstoffkriterium ist nach einer Novelle der Mineralwasserverordnung heute nicht mehr bindend (siehe unten).
Als erstes der Preis: Wasser kann sehr preiswert sein, denn es gibt es praktisch kostenlos. Bei Wasser spielen Kosten für Transport und Werbung oft eine bedeutende Rolle, so gibt es von "Ensinger" zwei Sorten: eine Kohlensäurereiche die preiswert ist und nicht beworben wird, und eine Kohlensäure arme "Sport" Variante, die beworben wird. Beide stammen aber von derselben Quelle sind also in den Inhaltsstoffen identisch!
Der Geschmack: Wasser ist durchaus nicht Wasser, je nach Gestein welches das Wasser durchquert, kann es einen eigenen Geschmack haben. Wasser mit einem größeren Anteil an Calcium und/oder Magnesium schmeckt zum Beispiel vollmundiger als mineralstoffarmes. Sind Sulfationen in größerer Menge vorhanden so resultiert ein leichter Bittergeschmack, manche Quellen sind natriumreich, manche Leute mögen das, es schmeckt dann leicht salzig. Ist viel Hydrogencarbonat vorhanden, so schmeckt das Wasser alkalisch-seifig. Kohlensäure dagegen verschiebt den Geschmack ins saure und prickelt. (Trinken Sie mal kohlensäurereiches Wasser wenn es abgestanden ist!). Dabei gilt: auch unangenehme Geschmacksrichtungen können wohlschmeckend sein, wenn sie nur leicht hervortreten, das ist wie bei Gewürzen: Wenig würzt, viel ruiniert die Speise.
Die Verpackung: Ohne auf Ökologische Aspekte einzugehen, ist zu sagen, das Plastikverpackungen den Nachteil haben, das Bakterien dort überleben können, aber sich nicht vermehren. Bei bakteriologisch einwandfreiem Wasser wie es nach den Vorschriften sein sollte, spielt dies allerdings keine Rolle. Die Bakterienzahl in Wasser ist zwar nachweisbar, man muss sie aber in Bezug auf den Bakterien setzen, die man auf Lebensmitteln findet und dann sind auch die Bakterien in Plastikflaschen vernachlässigbar, solange es sich nicht um Krankheitserreger handelt.
Kommen wir zu den Mineralstoffen. Im Getränkehandel bin ich immer der einzige, der die Flaschen sich anschaut und diese vergleicht. Prinzipiell sind bei Mineralwässern nur 3 Mineralstoffe wichtig, da die meisten essentiellen Mineralstoffe nicht wasserlöslich im Gestein vorliegen. Es sind dies: Calcium, Magnesium und Fluor. In Quellen die schon mit Grundwasser in Berührung gekommen sind, findet man auch Natrium (durch das Streusalz im Winter) in größerer Menge.
Üblicherweise aber kann man praktisch zwei Gruppen von Mineralwässern einteilen:
Mineralstoff | mg/l |
Calcium | 91,0 |
Magnesium | 19,9 |
Natrium | 7,3 |
Kalium | 5,2 |
Hydrogencarbonat | 258,0 |
Sulfat | 105,0 |
Chlorid | 3,8 |
Nitrat | <0,1 |
Nitrit | <0,01 |
1 l v* deckt also nur 11.4 % des Calcium und 5.6 % des Magnesiumbedarfs. Zum Vergleich, Ensinger Mineralwasser, zumindest im Süddeutschen Raum sehr bekannt und zeitweise mit Guido Buchwald als Webeträger beworben, hat folgende Zusammensetzung:
Mineralstoff | mg/l |
Calcium | 528,0 |
Magnesium | 124 |
Natrium | 28,8 |
Kalium | 6.9 |
Hydrogencarbonat | 403,0 |
Sulfat | 1463,0 |
Chlorid | 28.9 |
Nitrat | 2.1 |
Fluorid | 0.4 |
Im Vergleich zu v* ist es also erheblich reicher an den wichtigen Mineralstoffen Magnesium und Calcium und enthält zudem noch das für die Zahnbildung wichtige Fluor. Lediglich der Nitratgehalt von v* ist geringer. Allerdings liegt auch Ensinger Wasser weit unter dem Grenzwert von 25 mg/l. 1 l Ensinger deckt 66.0 % des Calcium und 35.4 Prozent des Magnesiumbedarfs.
Die Bezeichnung Mineralwasser alleine ist zu wenig aussagekräftig. Wenn sie - wie der Autor - ihr Wasser nach Mineralstoffgehalt und Preis selektieren, so sollten sie auch einmal eine Anfrage beim lokalen Wasserwerk starten. Leben sie in Gebieten mit Kalkgestein an der Oberfläche (Schwäbische Alb, Alpen) so ist ihr normales Trinkwasser so voll Mineralien wie Mineralwasser. Ein Anruf lohnt sich auch wegen ihrer Wäsche, denn die für den Körper so wichtigen Ionen Calcium und Magnesium sind für ihre Wäsche nicht so gut - sie müssen nach ihrem Gehalt das Waschmittel dosieren. (Siehe der Beitrag in dieser Reihe über Kalkon)
Ich bekomme auch Mails in denen die Autoren mich auf Webseiten verweisen, in denen gerade das Gegenteil behauptet wird: Mineralstoffarmes Wasser wäre gesünder. Würde dies stimmen, so wäre deionisiertes (im Volksmund "destilliertes") Wasser am gesündesten. Schon an dieser Zuspitzung kann man sehen, dass diese Behauptung so nicht stimmen kann.
Tatsache ist: Es gibt einen Mineralstoffbedarf, der gedeckt werden muss. Von den Mineralstoffen in Mineralwässern können Calcium, Magnesium und Fluorid einen Teil zur Bedarfsdeckung leisten. Der tägliche Bedarf für diese Mineralstoffe liegt bei folgenden Werten:
Mineralstoff | Tagesbedarf |
Calcium | 800 mg |
Magnesium | 350 mg |
Fluorid | 1.0 |
Wer diesen Tagesbedarf durch die Nahrung deckt, der kann jedes Wasser trinken, auch welches aus der Leitung (das übrigens strengeren Grenzwerten als Mineralwasser gehorchen muss). Ansonsten kann man mit Mineralwasser einen Teil des Tagesbedarfs decken. Die Gefahr zu viele Mineralstoffe aufzunehmen besteht beim Fluorid. Schon ab 2.0 mg/Tag fangen die toxischen Wirkungen an. Bei Calcium liegt die Schwelle mit 4000-5000 mg/Tag so hoch, dass man selbst bei calciumreichem Wasser 10 Flaschen pro Tag trinken müsste, um diese Menge zu erreichen. Bei Magnesium sind nur bei Schwangeren toxische Wirkungen bei zu hoher Zufuhr bekannt.
Die meisten Autoren die mineralstoffarmes Wasser propagieren meinen aber Wasser das arm an Calcium und Magnesium ist und messen dessen Qualität nicht im Gehalt an Mineralstoffen, sondern im elektrischen Widerstand. Eine sehr seltsame Messmethode, weil sie nur indirekt etwas mit den Mineralstoffen zu tun hat (Kleinste, nicht schmeckbare Mengen an Zitronensäure erniedrigen den elektrischen Widerstand zum Beispiel sehr gut ohne dass dies den Mineralstoffgehalt ändert). Vor allem stellt sich dann auch die Frage welches der optimale elektrische Widerstand für Fleisch, Milch und Bananen ist ?
Kurzum, dass hat nichts mit Ernährungsphysiologie zu tun sondern vielmehr mit Esoterik. Mineralwässer können Mineralien zuführen und haben anders als Nahrungsmittel keine Kalorien. Sie sind daher ideal um die Ernährung zu ergänzen. Es gibt zudem keine Flüssigkeit die fast keine Mineralstoffe enthält. Selbst wenn man Wasser meidet und auf Fruchtsäfte ausweicht nimmt man Mineralstoffe zu sich. Von Nahrungsmitteln ganz zu schweigen. Dem Körper ist es egal woher die Mineralstoffe kommen. Wenn man also mineralstoffarmes Wasser propagiert so darf man auch keine Milch zu sich nehmen (enthält Calcium), kein Obst und Gemüse essen (enthält Magnesium).
Nun das kann man nicht pauschal beantworten. Es kommt darauf an wo sie wohnen und ob es im Wasser nicht auch Belastungen gibt. Oberflächenwasser aus Gebieten mit intensiver Landwirtschaft enthält z.B. mehr Nitrat als viele Mineralwässer, auch wenn der Wert unter dem Grenzwert liegt wäre es dann zumindest nicht für Kinderernährung geeignet.
Auch der Mineralstoffgehalt ist deutschlandweit großen Schwankungen unterworfen. Ihr Wasserwerk kann ihnen da weiterhelfen, oft publiziert und als Anhaltspunkt nützlich ist auch der Härtegrad, das sind die durch Hitze fällbaren Calcium und Magnesiumsalze
1 Grad deutscher Härte entspricht: 7.14 mg/l Calcium oder 4.27/l mg Magnesium
Erfasst werden beide Salze, so dass man einen Summenwert erhält. Meist ist jedoch der Magnesiumgehalt deutlich geringer als der Calciumgehalt. Beim Autor hat das Wasser z.B. 9 Härtegrade das entspricht etwa 64 mg/l Calcium im Wasser (7.14*9 = 64.26). Das ist recht wenig, deckt also kaum den Bedarf. Wenn der Autor im Allgäu Urlaub hat, nimmt er Wasser mit 22 Härtegraden zu sich und das deckt dann schon mit 157 mg Calcium/l besser den Bedarf.
Das mit dem Mineralstoffgehalt natürlich auch physikalische Eigenschaften und der Geschmack sich verändern ist allseits bekannt. "Weiches Wasser", also mit niedrigem Härtegrad ist besser für die Zubereitung von Tee und Kaffee geeignet, dafür schäumt Seife sehr stark und es schmeckt nach nichts. "Hartes Wasser" mit hohem Härtegrad erfordert viel Waschpulver, die Kalkreste schlagen sich in Kaffeemaschinen oder Heizschlangen ab und die Geräte müssen häufig entkalkt werden und leben trotzdem nicht lange. Zudem schmeckt das Wasser so als hätte jemand Kalk darin gelöst. Es gibt also immer Vor- und Nachteile.
Es geht hier primär nicht darum welche Eigenschaften v* hat. Ob es ein Mineralwasser oder Tafelwasser ist, oder wohlschmeckend oder nicht. Es geht um die Werbung die suggeriert, das 403 mg/l Mineralstoffe viel sind. Und das ist nicht der Fall, nach deutschem Recht durfte sich lange Zeit ein Wasser mit so geringem Mineralstoffgehalt nicht einmal Mineralwasser nennen sondern nur Quell- oder Tafelwasser, außer v* kann beweisen, das es ernährungsphysiologisch wirksam ist (z.B. durch Sulfationen abführend). Inzwischen wurde durch die EU die Mineralwasserverordnung geändert und v* kann sein Wasser als Mineralwasser bei uns legal in den Handel bringen. das erfolgte weil das deutsche Gesetz nur mineralstoffreiches Wasser als Mineralwasser zuließ, aber damit Wässer aus anderen EU Staaten benachteiligte.
Wenn man mit dem v* mit 403 mg Mineralstoffen schon ein Recke ist, (zumindest nach der Werbung). Was ist man dann erst mit der Hausmarke des Autors: Mariusquelle (Aspach) mit 2667 mg Mineralstoffen bei 4.5 DM pro 8.4 l Kasten? Man bekommt hier mehr ohne die Werbung mitzufinanzieren. Noch preiswerter wird es wenn Sie in Leitungswasser Mineralstofftabletten lösen....
Einige ergänzende Angaben zu Mineralwässern, auch anderer Marken finden Sie hier.
Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:
Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).
Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.
Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.
Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.
Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.
Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.
Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.
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