Bernd Leitenbergers Blog

Kostenersparnis bei der Raumfahrt

So lange ich denken kann hat die Raumfahrt das Henne – Ei Problem. Wenn die Transportpreise sinken, so wird prognostiziert, würden sich viele andere Anwendungen lohnen. Aufgrund der angeblichen Kostenreduktion beim Space Shuttle wurden damals eine Reihe von möglichen neuen Einsatzgebieten vorgeschlagen – von der Energieproduktion im Weltraum bis hin zur sicheren Atommüllentsorgung. Ich habe da meine Zweifel. Zum einen würden selbst wiederverwendbare Raumtransporter nur die Kosten auf die Hälfte bis ein Viertel senken, was aber dann immer noch 2500 bis 5000 Dollar pro Kilogramm in einen niedrigen Erdorbit entspricht. Ich denke aber es geht wirklich billiger, und zwar bei den derzeitigen Anwendungen, den Satelliten. Es gibt hier eine Industrie, die schon weitgehend ihre Protzesse optimiert hat: Die Hersteller von Kommunikationssatelliten. Diese werden in Kleinserien gebaut. Dabei gibt es einen Bus der eine bestimmte Leistung zur Verfügung stellt, der die Lageregelung durchführt und auf diesem wird eine Kommunikationsnutzlast montiert. Jeder Hersteller wie Loral, Hughes oder Thales-Alenia bietet mehrere dieser Busse an, die nach Leistung gestaffelt sind. Also Folge kostet ein Kommunikationssatellit „nur“ das Doppelte seines Starts, bei garantierten Betriebsdauer von 12-15 Jahren – viel mehr als heute ein Forschungssatellit aufweist.

Man könnte nun darüber diskutieren, ob eine Kostenreduktion noch weiter getrieben werden kann, doch da zu dem Satellit noch der Start dazu kommt, logistischer Aufwand und die Missionsdurchführung sowie Versicherung, glaube ich dass die Einsparungen über die Betriebszeit immer kleiner werden. Würde dieses Ziel bei wissenschaftlichen Satelliten erreicht werden, also die Fertigung für den doppelten Startpreis, so wäre schon viel erreicht. Aktuelles Beispiel: Die SMOS Mission kostet rund 210 Millionen Euro, davon entfallen rund 13 Millionen auf die Trägerrakete, eine Rockot. Diese ist zugegebener weise billiger als ein westliches Muster, doch selbst wenn sie doppelt so teuer wäre, so macht dies nur ein Achtel der Gesamtsumme aus.

Wie kann man Satelliten billiger machen? Das Prinzip ist bekannt: Es ist Serienbauweise. Bei einem wissenschaftlichen Satelliten und Raumsonden ist das teuerste die Entwicklung. Ein Nachbau kommt erheblich günstiger als das erste Exemplar. Wie teuer, das ist abhängig von der Komplexität. Das Extrembeispiel ist wohl der Viking Lander, der extrem teuer in der Entwicklung war. Ein Nachbau wäre für 10-15 % der Entwicklungskosten möglich gewesen. Auf der anderen Seite kann kam Geld gespart werden, wenn die Raumsonde schon selbst ein Nachbau ist wie es z.B. bei Venus Express der Fall war. Immerhin auch hier ist die Mission deutlich günstiger als Mars Express. Üblicherweise kostet ein Nachbau etwa 30-50 % des ersten Exemplars. Auch dies war ein Grund, warum früher die Raumsonden immer im Doppelpack gestartet wurden.

Ich möchte noch weiter gehen: Warum sollte es nicht auch das gleiche möglich sein wie bei Kommunikationssatelliten: Ein Bus der verschiedene Experimente aufnehmen kann und Ressourcen bietet (Strom, Datenverarbeitung und Sendeleistung). Warum muss die ESA/ NASA spezifizieren wie das Raumfahrzeug aussehen soll? Einfacher wäre es die Experimente und ihre Bedürfnisse zu spezifizieren und wie diese ins All kommen und ihre Daten zur Erde liefern ist Sache des Satellitenherstellers. Doch davon sind wir weit entfernt. Es gibt ja noch nicht einmal einen Wettbewerb. Es gibt ja nicht so viele Firmen die Satelliten herstellen. Anstatt Projekte zumindest innerhalb der Japan, EU und USA auszuschreiben (das Russland, Indien und China aufgrund des unterschiedlichen Lohnniveaus, aber auch der niedrigen Lebensdauer ihrer Satelliten hier ausgeschlossen werden sollten, dürfte klar sein), arbeitet jeder nur auf seinem nationalen Markt. Das gleiche gilt auch für die Starts selbst.

Solange dem so, wird wohl alles teuer bleiben.

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