Ich möchte heute mal ein Thema anschneiden, auf das ich gekommen bin als ich mir das mal über die Moonhoaxer angeschaut habe. Eine sehr gute Auseinandersetzung übrigens. Dort wird auch gesagt „Mathematik“ wäre eine Geheimsprache und Physiker würden sich in dieser „Geheimsprache“ unterhalten. Ich will mal das in anderer Weise aufgreifen, weil ich mir ja auch schon mal anhören musste. ich hätte das nicht studiert und würde mich daher nicht auskennen.
Braucht man, um sich mit Raumfahrt näher zu beschäftigen, ein abgeschlossenes Luft & Raumfahrtstudium? Ich sage nein und ich denke das kann ich auch ganz gut begründen. Zum einen sind die Vorlesungsmanuskripte aus deutschen Hochschulen herunterladbar und die Lehrbücher kann man kaufen und lesen. Wer dies tut wird feststellen, das es ein normales ingenieurwissenschaftliches Studium ist. Es handelt sich wie bei anderen Ingenieursstudiengängen um die Vermittlung von technischem Wissen, in diesem Falle ein Aufbaustudiengang eines Maschinenbaustudiums.
Nun habe ich ja auch ein Ingenieurstudium hinter mir in Software-Engineering. Und ich denke, dieses könnte jemand auch daheim absolvieren und viele beherrschen auch einen guten Teil der Praxis – die Kenntnis von Programmiersprachen, Betriebssystemen etc. auch ohne studiert zu haben und die theoretischen Konzepte wie z.B. Objektorientierung, UML, Software-Pattern, SA/RT etc. kann man sich durch Bücherstudium aneignen. Das gilt, denke ich, für jedes Technikstudium bei dem es ja darum geht, sich mit Technologien vertraut zu machen, diese anzuwenden und weiterzuentwickeln. Die Studiengänge haben ja auch meistens die Aufgabe Grundlagen zu vermitteln, die dann der Berufsabsolvent nutzt, um sich in konkrete Umsetzungen dessen einzuarbeiten. Nicht anders ist es bei der Raumfahrt. Dort wird ja nun nicht vermittelt wie das F-1 Triebwerk arbeitet. Welche Subsysteme das Space Shuttle hat, sondern welchen physikalischen Gesetzen die Raumfahrt gehorcht. Zum Nachschauen der konkreten Daten wird dann an Websites verweisen, oder gleich davon ganze Kapitel übernommen (nicht wahr Herr Prof. T. Esch von der FH Aachen?).
Daher denke ich, kann jemand der sich für Technik interessiert oder vielleicht in diesem Bereich zu tun hat, sich sehr gut in das Thema einarbeiten. Ich habe meine Zweifel ob es jeder kann. Immer wenn ich bei Foren mal über Betriebswirtschaftler stolpere stelle ich fest, dass die eine völlig andere Einstellung zu Zahlen haben. Also kein Verständnis, das Zahlen ja nur ein Kennwert eines physikalischen oder technischen Systems sind. Das erinnert dann so an diese „Witz-Matheaufgaben“: Wenn 2 Maler ein Zimmer in 20 Stunden streichen, wie lange brauchen 100 Maler dazu? In Realität ich habe schon solche Rechnungen gesehen, a la: Wenn man den spez. Impuls einfach von 4000 auf 8000 m/s erhöht , dann gibt es gleich so viel mehr Nutzlast. Diese Leute sind es gewohnt mit Zahlen zu rechnen die für Geld stehen, aber nicht für technische Werte. Das diese begrenzt sind, anders als finanzielle Werte (ja, man kann in der Finanzwelt einfach mal Milliarden in Lauft auflösen, aber sicher nicht mal die Orbitalgeschwindigkeit eines Raumschiffs)
Wahrscheinlich gilt das auch für andere Berufsgruppen die mit musischen Dingen zu tun haben, aber die beschäftigen sich meistens nicht mit Technik oder sind dann gleich bei den Moonhoaxern, wenn sie weder ein Interesse noch das Verständnis für Technik haben.
Etwas schwieriger wird es bei Naturwissenschaften. Physik, Chemie und Konsorten. Forschung heißt neue Wege zu beschreiten, neues entdecken, auch wenn es manchmal nur inkrementell ist und so ein bisschen an Anwendung von Technik aussieht. Auch hier sind Grundlagen wichtig, auf ihnen baut alles auf. Es ist jedoch nicht Stand der Technik der sich ändern kann, sondern Naturgesetze – mit ein paar Jahrhunderten Tradition. Wer heute Softwaretechnik studiert muss sich sicher nicht mehr mit Assembler quälen, aber in Physik und Chemie wird man noch die Gasgesetze die im 18.ten Jahrhundert entdeckt wurden vermittelt bekommen. Alleine das Grundstudium in Chemie dauert so lange wie ein komplettes Bachelorstudium. Das kann man nicht so einfach nebenher lernen. Aber gottseidank braucht man das zumeist bei der Raumfahrt nicht, auch wenn einige Chemie- und Physikgrundkenntnisse bei den Antrieben oder den Funktionsprinzipien zahlreicher Messinstrumente nicht schaden können.
Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: es ist trotzdem noch viel Materie und viel zu lernen und wie die meisten anderen Disziplinen ist es zu viel um überall Bescheid zu wissen. Doch man hat es heute einfacher wenn man an einem Selbststudium interessiert ist.