Bernd Leitenbergers Blog

Alles Gutti?

Derzeit regen sich alle über die Doktorarbeit von Guttenberg auf, wegen der Plagiatsvorwürfe. Hallo? Wisst Ihr was der gute Mann für einen Doktor hat? Der gute Mann ist Doktor der Juristerei. In diesem Fach wird eine Doktorarbeit nicht erarbeitet. Da forscht nicht einer einige Jahre mehr oder weniger erfolgreich, um die Wissenschaft um eine kleine Erkenntnis zu bereichern oder er tüftelt nicht an einer Maschine einem Mechanismus oder einem Algorithmus um etwas zu verbessern oder zu erfinden.

Juristen schaffen – wie andere Geisteswissenschaften – nichts neues. Sie schreiben nur zusammen, was andere schon geschrieben haben oder kommentieren dies, setzen sich mit einem Thema auseinander oder bestreiten eine These. Das solche Arbeiten voller Zitate sind, sonst würde man ja eigene Meinung kundtun, ist logisch. Eigentlich bestehen solche Arbeiten nur aus Zitatstücken die mit einigen Sätzen verbunden sind um damit die eigenen Argumente zu unterstützen. So soll auch Guttenbergs Doktorarbeit bei 475 Seiten schon jetzt über 1.200 Fußnoten haben.

Ob nun einige Stellen nicht als Fußnote gekennzeichnet ist oder nicht ist völlig belanglos, weil eine solche Arbeit an und für sich nur eine Fleißarbeit und nichts schöpferisches oder eigenständig erarbeitetes ist. Nicht umsonst ist es bei Geisteswissenschaften Gang und gäbe das Berufstätige ihre Doktorarbeit von Studenten höherer Semester schreiben lassen und sie dafür bezahlen – das kommt immer noch billiger als den Arbeitsausfall hinzunehmen. Es gibt sogar Ghostwriter die das zu ihrem Beruf gemacht haben. Mit einem PC, eine Datenbank mit vielen Zitaten die man für die unterschiedlichsten Thesen brauchen kann, kann man die Dinger am Stück schreiben.

Solange eine Doktorarbeit in der Juristerei so wenig Fachkenntnis von diesem Fach erfordert, dass sie jeder schreiben könnte, der gut in Deutsch ist und eine gut sortierte Zitatensammlung hat, solange ist völlig egal ob da einige Zitate nicht als solche gekennzeichnet sind. In anderen Gebieten ist das unmöglich. In der Naturwissenschaft ist die Doktorarbeit der Ergebnisbericht einer Forschung, selbst wenn sie nichts gebracht hat, so weiß man dann wie es nicht geht und es ist ein Protokoll was man untersucht hat. In der Ingenieursarbeit ist es der Bericht einer Konstruktion – entweder in Form von Hardware oder bei Informatik eben Software. In beiden Fällen muss der Doktorand einige Jahre lang an etwas arbeiten und dann kann er darüber schreiben. Da zeigt sich dann schon was einer von diesem Gebiet versteht, was er kann, welche Einfälle er hat – und eine solche Arbeit ist nicht von jemand anderen schreibbar, weil sie ja nicht als Thema hat schon existierendes einfach neu zu betrachten, sondern neues zu schaffen.

Sorgt dafür an die Doktorarbeiten von Geisteswissenschaften vergleichbare Maßstäbe angelegt werden können, dann dürfte ihr euch über Guttis Arbeit aufregen.

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