Bernd Leitenbergers Blog

Staatsverschuldung

Stellen sie sich mal vor: Sie verdienen im Jahr rund 25.600 Euro netto, haben aber einen Schuldenstand von 128.410 Euro und machen jedes Jahr 4.970 Euro Schulden. Dabei nutzen sie 3.220 Euro um Zinsen zu bezahlen und der Rest sind neue Schulden. Würden Sie von der Bank einen Kredit bekommen?

Wohl kaum. Wenn Sie die Zahlen mit 10.000.000 multiplizieren, dann erhalten sie die Situation der BRD. Doch ein Staat bekommt das Geld, das wohl dem Privatmann verweigert würde, wenn er neue Schulden macht um alte zu begleichen und Zinsen zu bezahlen. Es ist schon komisch mit den Staatsschulden. Das eine ist, dass es unisono das Gerede gibt man durfte keine Schulden den Kindern und Enkelkindern hinterlassen, dabei haben ja schon die Eltern der Politiker die jetzt an der Macht sind Schulden gemacht. Außerdem redet zwar jeder von einer Verringerung der Neuverschuldung, aber keiner vom Zurückzahlen der Schulden. Stattdessen gibt es die EU-Schuldenbremse von 3% des BIP. Das ist das nächste. Ich würde den Schuldenstand in Bezug auf die Staatseinnahmen setzen, nicht das Bruttoinlandprodukt, schließlich müssen ja nicht die Arbeiter für die Staatsverschuldung geradestehen.

Was passiert denn wenn ein Staat nicht mehr zahlen kann? Muss er dann seine Leute entlassen, seine Beteiligungen verkaufen oder schauen einfach die Gläubiger in die Röhre? Es ist ja klar, dass die Schulden nicht weniger werden. Denn derzeit nimmt man ja Geld auf um die Zinsen zu begleichen und nimmt gleichzeitig neue Schulden auf. Ich habe mal eine Prognose angestellt. Die beiden Grafiken zeigen die Schuldenentwicklung über die nächsten 40 Jahre. Einmal unter der Annahme, der Zinssatz bleibt bei den 2,5% wie er heute ist und einmal er steigt um 1% auf 3,5 %. Deutlich wird, dass in diesem Falle die Neuverschuldung in 40 Jahren genauso hoch ist wie die Staatseinnahmen. Das ist natürlich überspitzt, denn die Staatseinnahmen werden ja auch ansteigen, alleine durch die Inflation. Doch es zeigt den Trend: Die Neuverschuldung wird immer größer und dies wird sich beschleunigen. Schon heute entfallen ja schon 2/3 der neuen Schulden nur auf die Zinsentilgung der alten Schulden (und das bei einem niedrigen Zinssatz von durchschnittlich 2,5%).

Das interessante ist, das Schuldenmachen seit Jahrzehnten bei fast allen industrialisierten Nationen üblich ist. Der Schuldenstand mag sich unterscheiden, doch alle haben Schulden. Nehmen wir diese Karte der Wikipedia. Da sieht man das mit Ausnahme von Libyen und Russland fast alle entwickelten Länder Schulden haben. Selbst arabische Ölstaaten wie Saudi-Arabien oder China das ja so boomt. Die Frage ist was passiert, wenn mal ein größeres Land bankrott geht. Ich vermute mal das gibt einen Domino-Effekt – die anderen Länder bekommen kein neues Geld mehr oder die Ängste breitet sich aus, dass Schuldner ihr Geld zurück haben wollen und alle Länder werden zahlungsunfähig.

Zeit zu sparen, richtig zu sparen. Nur will man ja keinem wehtun, noch dazu Großmacht spielen, die in Afghanistan sich engagieren muss. Die Bundeswehr kostet rund 32 Milliarden Euro – reduziert schon mal die Schuldenaufnahme auf ein Drittel. Dann wäre noch der Posten Arbeit und Soziales dran – da geht fast die Hälfte der Nettoeinnahmen hin. 12% weniger und man ist bei einem ausgeglichenen Haushalt. Aber dazu wird es nie kommen, eher werden neue Schulden gemacht – um die Konjunktur anzukurbeln, weil die Konjunktur schlecht ist, weil andere Länder Geld brauchen, weil es ausplanmäßige Ausgaben gab, weil der Winter streng war, weil Vollmond ist, weil ….

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