Bernd Leitenbergers Blog

Das ATV, Namen und das ARV

Ich verfolge ja routinemäßig das ATV, auch weil ich ein Buch darüber geschrieben habe. Nun wurde das übernächste, das 2013 starten wird „Albert Einstein“ getauft und ich habe mich gefragt, was die ESA geritten hat diesen Namen zu wählen. Das erste ATV hieß „Jules Verne“, das war passend, denn Jules Verne hat in einem seiner Romane eine bemannte Mondlandung beschrieben, also eine gewisse Affinität zur Raumfahrt, Beim zweiten „Johannes Kepler, der gerade die ISS in eine sichere Höhe bringt, zieht dieses Argument nicht Johannes Kepler verbinde ich mit Gesetzen über die Planetenbewegung. So würde ich eine Raumsonde benennen, noch passender wäre ein Satellit welcher die Entfernungen oder Positionen von Sternen vermisst, da Kepler ja die Planetenbewegung studierte und nicht die Planeten selbst. Die Begründung war, dass bei der Benennung sich Kepler Hauptwerk 500 Jahre alt wurde (Astronomia nova). Nun ja die Begründung ist sehr lau, denn das war 2009, gestartet wurde das ATV aber 2011.

Dann kam das dritte ATV, dass die ESA nach Edoardo Amaldi benannte. Wie immer wen die ESA einen Italiener nimmt, ist es jemand den kein Schwein kennt (ich muss jedes Mal die korrekte Schreibweise nachschlagen), aber er hat immerhin mit der Raumfahrt zu tun. Nun also das vierte ATV, das 2013 starten soll. Und bei Albert Einstein gibt es nichts das sich jährt. Hat Albert Einstein irgendwas mit Raumfahrt zu tun? Meines Wissens nach nicht. Er hat sich nicht mal für praktische Astronomie interessiert, also einmal Sterne beobachtet. Er war Physiker und an fundamentalen Problemen interessiert, dabei kam eine Theorie raus, die auch wichtig für die Astronomie ist. Doch was hat er mit einem Transporter zu einer bemannten Raumstation zu tun?

Liebe ESA, sucht euch Namen aus, von Leuten die man irgendwie mit einem Transporter oder zumindest mit der bemannten Raumfahrt assoziieren kann. Warum nicht von Braun, Koroljow, Grissom oder Gagarin? (Bitte nicht Eugen Sänger, dem Visionär, der würde von eurem Raumtransporter nichts halten. Schließlich war er schon in den sechziger Jahren dafür ein wiederverwendbares Raumfahrzeug zu bauen). So ist es eben Nationenwillkühr: Je nach Beteiligung darf jeder einen ATV benennen, also zuerst dei Franzosen, dann die Deutschen, die Italiener und dann die Schweizer. Rauskommen tun dann Namen die nicht unbedingt jeder mit Raumfahrt verbindet.

Doch das ist ja nicht das einzige. Noch immer offen ist der Plan für ein ARV das ist ein ATV mit einer Rückkehrkapsel anstatt dem Frachtbehälter. Über den Bau soll bei der nächsten Ministerratskonferenz, 2012 beschlossen werden. Realistisch wird man 5 Jahre Entwicklungszeit ansetzen müssen, auch EADS geht nicht vor 2016/7 als erstes Startdatum aus. Inzwischen ist sogar von 2018 und mindestens 1,4 Milliarden Euro Entwicklungskosten die Rede. Was würde das bedeuten? Man entwickelt aus einem Transporter der viel Nutzlast transportieren kann, einen der weitaus weniger transportiert und dafür eine Rückkehrkapsel befördert. Das ganze kostet viel Geld (dafür will man die Produktion von zwei weiteren ATV streichen) und wenn er zur Verfügung steht, dann wird die ISS nach den heutigen Planungen noch 2-3 Jahre lang betrieben werden. Das lohnt sich doch wirklich!

Nun es kann sein, dass man die ISS über 2020 hinaus betreiben kann, doch würde ich die Erwartungen nicht zu hoch hängen. Die Mir wurde 15 Jahre lang betrieben und am Schluss musste dauernd repariert werden. 2020 werden die ältesten ISS Module schon 22 Jahre im All sein, die jüngsten immerhin 10 Jahre. Außerdem gibt es ja einen Transporter der Fracht zur Erde zurückbringen kann – die Dragon. Aber vielleicht ist es das gleich wie beim ATV: Wir wollen alles können. Nur einen popligen Frachttransporter? Nö, dass ist doch viel zu wenig. Es muss ja gleich was sein, das automatisch ankoppeln kann. Jede der Frachtsorten transportieren kann (nicht nur eine oder zwei) und dann noch die Station anheben kann. Auch wenn’s teuer wird. Wir müssen beweisen, dass wir es können. Und jetzt müssen wir noch beweisen dass wir eine Rückkehrkapsel bauen können (das habt ihr übrigens schon gezeigt: ARD, 1998) und dann noch dass wir ein bemanntes Raumfahrzeug bauen können. Es wird dann wahrscheinlich so kommen wie beim Spacelab – man kann dann den Betrieb nicht finanzieren oder noch besser: wenn es 2020 zur Verfügung steht, wird die ISS deorbitiert….

Mein Vorschlag: Ihr habt noch die Teile für die ATV 6+7. (Übrigens Super-Planung, die nicht rechtzeitig zu bestellen, sodass Zulieferer die Produktion wichtiger Teile eingestellt haben!) Baut die und bringt die als Beteiligung für den Betrieb bis 2020 ein (derzeit leistet die ESA ja mehr als sie muss, geplant war mal ein Flug eines ATV alle 18 Monate, nun ist es einer alle 12 Monate, auch weil sich das Programm verzögert hat und die fehlende Nutzlast des Shuttles kompensiert wird) und gut ist es. Warum viel in die Entwicklung des ATV investieren, wenn man dann nur 5 Exemplare baut?

Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Derzeit ist ziemlich offen wie es nach 2015 bei der ISS weitergehen soll, nur eben dass es weitergehen soll. Das hängt nicht nur an der ESA sondern auch der NASA, die zwar nun eine andere Transportstratgeie will, nur eben auch noch nicht weis welche. Da schon die Produktion von Raumfahrzeugen rund 3 Jahre dauert, die Entwicklung noch länger ist es höchste Zeit hier Klarheit zu gewinnen.

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